Herrenhausen
Di
15
Apr
2025
Petrus hat die Wetterschalttafel auf 20 Grad Celsius eingestellt. Der Regen-Regelknopf scheint seit Ende März defekt zu sein, aus dem angekündigten Regen wurden nur wenige Tropfen.
Unsere Bäume aber brauchten dringend Wasser. Schließlich wollten wir eine Kirschblüte, mindestens so schön wie im Berggarten. So haben wir im Gartenhaus unsere Gartenpumpe an den Grundwasserbrunnen angeschlossen, wie in jedem Jahr war das tricky, bis sie gefördert hat und dann waren wir froh, sehr froh, als das Wasser lief: für unsere Bäume und Beete, für den Rasen, für die Tiere im Garten.
Wir waren früh aufgestanden und hatten gemacht und getan und nach all der Anstrengung legte ich mich auf die Gartenliege in die Sonne und machte die Augen zu.
Neben mir plätscherte der Brunnen. Es war still und friedlich.
Meine Gedanken kreisten um die blühenden Kirschbäume im Berggarten, ob die Bäume im Hiroshima Hain das auch schon täten, ob sich ein Besuch in den Rapsfeldern schon lohnen würde.
Dann begann die Taube zu gurren, ganz oben in der Tanne, erst leise, dann immer lauter, ungeduldiger. Dann meldete sich das Rotkehlchen mit dem klackernden "Ich-bin-hier". Dann riefen die Meisen. Dann die Singdrosseln, laut und durchdringend und erstaunlich nahe.
Ich machte die Augen wieder auf, Eichhörnchen Hemmi saß im Baum gegenüber und beobachtete die Szene. Stadtgeräusche drangen durch, die Straßenbahn, ein Motorrad, das Getucker eines Bootes vom nahen Kanal. Der Wind hatte wohl auf Süd gedreht.
Und dann kamen die Nachbarn in ihren Garten und deren Lärm übertönte alles.
Ich räumte meine Liege auf und holte Nüsse für die Eichhörnchen.
Fr
11
Apr
2025
Sa
05
Apr
2025
Unbeteiligte hätten meinen können, wir würden für Ostern üben. Bücken, Greifen, Ziehen, in den großen Afrika-Korb legen. Nein, keine Ostereier. Wir sammelten Berliner Lauch. In der Eilenriede, unserem Stadtwald. Bis der Korb voll war.
Die wenigen Menschen, die uns zu so früher Stunde begegneten, sahen uns zwar erstaunt zu, aber sagen, nein, sagen tat keiner etwas. Dabei hatte die Tageszeitung sogar noch einen halbseitigen Artikel zum Lauch gebracht: Zur Verwechslungsgefahr von Bärlauch und Berliner Lauch, sie nennen ihn Wunderlauch, mit Giftigem. Herbstzeitlose und Aronstab und Blaustern ... warum nicht gleich auch Märzenbecher und Schneeglöckchen? Bei meiner Methode, die ganze Pflanze herauszuziehen, lässt sich eigentlich nichts verwechseln. Denn macht das, unbedingt, der Lauch wuchert wieder alles zu. Und dann müssen die Schüler der IGS nicht in jedem Jahr zur Bekämpfung ausrücken.
Was am längsten dauert, ist das Waschen und Putzen des Lauchs von Erde und Sand und trockenen Blättern. Und dann Brötchen damit backen. Das Rezept findet ihr auf meiner Rezeptseite.
In unserem Herrenhäuser Berggarten übrigens findet sich am Staudengrund seit einigen Jahren auch der Berliner Lauch. Inzwischen sogar mit einem eigenen Schildchen "Allium Paradoxum". Wir hatten vor ein paar Jahren eine Diskussion darüber mit dem für diesen Bereich zuständigen Gärtner, der das ganz locker sah. Wenn es zuviel würde, könne 'Mann' das ja ausreißen, während wir sagten, er solle an die Eilenriede denken, wie das da als Unkraut alles überdeckt. Im Berggarten hat der Lauch seitdem mehrere Beete erreicht und den kleinen Bachlauf übersprungen. Mein Impuls war, die Pflanzen herauszureißen, aber im Berggarten darf ich das natürlich nicht. Ach, meine Finger juckten...
So
30
Mär
2025
Es ist noch März, gerade so. Aber das Wetter ist schon April. Auf einmal kalte Luft, auf einmal tiefschwarze Regenwolken, zwischen Weltuntergangsschauern auf einmal Sonne, Sturmböen wirbeln den Himmel durcheinander. Zwischen dem Regen auch Hagel, nur Blitz und Donner, obwohl von der Wetterapp vorhergesagt, fehlen dann doch.
Im Berggarten blühen jetzt die Kirschbäume auf. Wir waren kurz zum Gucken und ganz bezaubert von der beginnenden Blütenfülle. Im eigenen Garten ist es noch längst nicht soweit. Der Plan ist: Unbedingt in den nächsten Tagen noch einmal hinfahren.
Fr
14
Mär
2025
Der Große Garten in Herrenhausen macht sich in diesem Jahr extra fein, denn - tamtadatam - er hat Geburtstag. Hoch dem Jubilar. Im Jahr 1966 hat Hannover seinen 300sten Geburtstag gefeiert. Heuer feiern wir seinen 350sten Geburtstag.
Upps, werdet Ihr sagen und nachrechnen, da passt doch was nicht ... Wir könnten nun vermuten, dass Hannover im Jahr 2016 einfach etwas verpasst hat. Aber nein, sagt die Stadt, nicht doch. Sie haben eine Historikerin forschen lassen, so richtig gründlich, und dabei ist herausgekommen, dass der Große Garten eben noch nicht 1666, sondern erst 1675 gegründet wurde. Und deshalb feiern wir nun im Jahre 2025 die 350 Jahre.
Im Fokus der ersten Monate stehen die Zitrusbäumchen der Herrenhäuser Gärten. Noch sind sie im Winterquartier, später sollen sie wie immer vor dem Galeriegebäude rund um den Neptunbrunnen stehen, allerdings wieder so präsentiert wie damals - vor 350 Jahren. Dafür wird derzeit noch gebaggert und gegraben und abgesperrt. Wir sind sehr gespannt, wann das fertig wird.
Bis Anfang April gibt es nun erst einmal eine Ausstellung in der Orangerie: "Gärten aus Meisterhand", in der die Atmosphäre des Hauses während der Überwinterung der Zitrusbäumchen im 17ten Jahrhundert eingefangen und dem geneigten Herrenhausen-Fan nahe gebracht werden soll. Der Eintritt ist im Gartenobolus enthalten, was heißt, dass ich mit meiner Jahreskarte hinein gehen kann, heraus gehen kann, wieder rein, wieder raus. Security-Leute passen auf und sind manchmal etwas übereifrig mit der Eintrittskarte ... Hei, im Ernst? Ich habe eine Jahreskarte und sie haben sie nun schon dreimal gesehen!
Mit der Ausstellung hat sich jemand viel, viel Mühe gemacht: Texte zusammengesucht und geschrieben, alte Stiche und Zeichnungen und Fotos - und auch moderne - ausgesucht und wunderbare Informationstafeln zusammengestellt. Die Ausstellung besteht aus vielen Stellwänden und viel zu Lesen über die Geschichte der Orangerie und der Kübelpflanzenpflege, es gibt einen alten Wagen, alte Beförderungsmittel für Kübelpflanzen, alte und neue Kübel, eine Handvoll große Zitrusbäumchen mit Fruchtbesatz, ein paar große Pflanzen und zwei, drei große Palmen. Also richtig groß. Bis zur Decke. (Meine Palme reicht mittlerweile auch bis zu Decke, aber wir müssen noch an der Deckenhöhe arbeiten.)
Mein Problem war die Fülle der Stellwände. Um alles genau durchzulesen, hätte ich viel mehr Zeit vor ihnen zubringen müssen als ich hatte. Auch die Überwinterungsquartier-Atmosphäre kam bei mir nicht so recht an, wegen der vielen Stellwände und weil Bühne und Bestuhlung für die geplanten Vorträge zuviel Platz einnahm, und weil es zuwenig Pflanzen und Anfassbares gab.
Wer in die Orangerie hinein geht steht als erstes im Shop, in den Shop zu gehen ist noch umsonst. Dort gibt es alles rund um Zitronen und Orangen, Limetten und Pomeranzen, es gibt Bücher, Geschirrtücher, Seife. Was es nicht gibt ist eine Begleitschrift zur Ausstellung. Ich hätte so gerne zu Hause auf dem Sofa noch einmal Texte gelesen und Bilder geschaut. Warum nicht?
Und es gibt Zitrusbäumchen zu kaufen, kleine Pflanzen und etwas größere Hochstämmchen. Das Gute: die Sorten sind ganz genau beschildert und beschrieben, das Schlechte: 50 Euronen pro Topf, 70 Euronen pro kleines Hochstämmchen. Ein Schnäppchen ist das nicht.
Typisch Hannover. Gerade ist der Eintrittspreis für das Sprengel-Museum verdoppelt worden, gerade haben wir die Jahresrechnung der Friedhofsgärtner bekommen. Plus 15 Prozent.
Di
04
Mär
2025
Wir sind noch müde. Gestern Abend ist ein Flugzeug über uns gekreist und die Motoren waren verflixt laut, als wohnten wir im Flughafen-Einfluggebiet. Zwei Stunden lang ging das bis nach Mitternacht und an Schlaf war nicht zu denken. Vor allem weil wir rätselten, was und warum. Heute erschien auf der Internetseite der Tageszeitung ein Artikel dazu, mal wieder zum Bezahlen, also keine Erklärung von dieser Seite.
Der Beste-Ehemann-Forever befragte seine KI-App. Und siehe da, dort kam der Inhalt des Zeitungsartikels. Ganz ohne Bezahlen. Ein Flugzeug habe die Fernwärmeleitungen fotografiert um nach Lecks zu suchen, in engen Kreisen über Hannover bis halb Eins. Ich glaube, ich muss meine Einstellung zur künstlichen Intelligenz noch einmal überdenken, wenigstens dann, wenn sie die Bezahlschranke der Zeitung aushebelt.
Davon abgesehen - das war schon die zweite richtig kalte Nacht mit sternenklarem Himmel. Als wir aufwachten waren die Dächer weiß gefroren und der Rasen ebenso bis knapp an die Terrasse. Aber die Sonne lockte und der Große Garten in Herrenhausen hat auch im Winter seinen Reiz. Und wir haben ja Jahreskarten, da kann man schon mal für ein, zwei Stündchen ...
So
02
Mär
2025
Morgens Nebel, mittags Sonne. In Braunschweig läuft der Karnevalsumzug, der Schoduvel, die freuen sich über die Sonne. Allerdings, die Luft ist kalt, so kalt. Wir haben etliche Pflanztöpfe wieder zurückgeholt in Haus und Gewächshaus, die Nachtfröste lassen uns vorsichtig sein. Igel Isidor war zwei Tage lang zum Essen erschienen, jetzt scheint er sich zum Fortsetzen seines Schlafs entschieden zu haben. Wir hoffen, es geht ihm gut.
Es wird Zeit für die zweite Hälfte meiner Fotos aus dem Berggarten. In den Schauhäusern lässt es sich auch gut bei kalter Luft aushalten. Und die Orchideen blühen so schön.
Bei einigen sieht die Blüte so aus, als säße ein kleines Männchen drinnen. Schaut nur genau hin.
Es gibt auch die Affengesicht-Orchideen, bei denen die Blüte einem Affengesicht ähnelt. Mit mehr oder weniger Phantasie, denn wenn man sich erst einmal sagt, dass dort ein Gesicht ist, dann bekommt man das aus der Vorstellung nicht mehr hinaus. Die Gattung dieser Orchideen heißt auf lateinisch "Dracula", sie sind sehr speziell in der Pflege und nichts für das geheizte Haus: dunkel aber nicht zu dunkel, recht kühl, aber nicht zu kühl, feucht, aber nicht zu feucht, Luftbewegung, aber nicht zu viel ...
Und natürlich blühen die Frauenschuhe. Ist dieses feuerrote Exemplar mit dem gelben Hüllblatt nicht sehr dekorativ?
Neben den Orchideen mit den großen dekorativen Einzelblüten hängen die Töpfe mit den kleinblütigeren Pflanzen. Ja, meistens hängen sie. Und jede einzelne Blüte ist ein Kunstwerk. Manche sind sehr filigran.
Und manche Blütenrispen sind recht kompakt.
Mit Bedauern gingen wir wieder nach Hause. Bis zum nächsten Besuch. Mit wieder anderen Blüten, denn es gibt ja so viele in den kleinen Gewächshäusern im Berggarten, die sich dann für einige Zeit im Schauhaus zeigen dürfen.
Sa
22
Feb
2025
An uns geht derzeit einiges vorbei. Die kalten Tage, die 8 Grad-Minus-Temperaturen in der Nacht, der gefrorene Garten, Eichhörnchen, die sich an die Hauswand verkriechen. Und dann Tauwetter und auf einmal warm und sonnig. Für uns ist es die Zeit, in der Sofaecke liegend den Fotobestand zu sichten. Und darum nun ...
Vor zwei Wochen. Wir wollten einfach mal raus. Für den Vormittag war Sonne angekündigt, ein klein wenig Sonne, so nahmen wir uns frei und fuhren in den Berggarten. Es gab milde zweistellige Temperaturen, es regnete NICHT, die Sonne versteckte sich hinter hohen Wolken. So gingen wir in die Gewächshäuser.
Es sind drei Schauhäuser, miteinander verbunden, unterschiedlich warm und unterschiedlich feucht. Sie sind so alt wie ich, im letzten Jahrzehnt aber wurden sie grundlegend renoviert, neue Scheiben, neue Dichtungen, neu ... Es ist beruhigend, dass mich niemand energetisch sanieren und überhaupt darf.
Ich finde das Orchideenhaus am schönsten. Früher flogen hier Vögel, nach der Renovierung leider nicht mehr. Wie vorher sprudelt Wasser und überall sind Blüten. Zweimal pro Woche werden die verblühenden Orchideen erneuert. Manche sagen, sie mögen Orchideen nicht. Aber das ist vor allem eine Altersfrage, glaubt mir.
Die Frauenschuhe, die schon einmal eine eigene Aktion hatten und die wir seitdem so sehr mögen, sind etwas ganz Besonderes und zu Hause nicht einfach zu pflegen. Es gibt auch Freilandsorten, die funktionieren sogar bei uns.
Mo
21
Okt
2024
Wir waren nun schon zweimal da und es war schön, die Blumen, die Pflanzen, die Herbststimmung, das alles war schön. Im Berggarten Hannovers.
Ja und dann gab es auch noch eine Kunstausstellung: "Preziosen". Wir erinnerten uns an die "Florale" aus 2018, die hatte gefallen und Spaß gemacht. Wir waren neugierig.
Am 18ten September war Ausstellungseröffnung, wir standen am 22sten an der Berggarten-Kasse. Ich fragte nach einer Info, einem Übersichtsplan, Erläuterungen zu den Exponaten, wenigstens ein Übersichtsplan ... Nein, den gäbe es nicht, Erläuterungen stünden 'dran'. Ich sagte: "Das ist aber Scheiße!" und der Berggarten-Kassierer zuckte die Achseln.
Also ließen wir uns treiben und verließen uns auf unser Glück. Gleich vorweg, nein, wir haben nicht alle Exponate gefunden, auch heuer, beim zweiten Besuch, nicht. Da allerdings war unser Desinteresse Schuld daran, denn es gab inzwischen einen Faltplan. Das Ende der Ausstellung ist übrigens am 27sten Oktober. Wer noch hin und schauen möchte muss sich beeilen.
Was wir gleich als erstes fanden, auf der großen Rasenfläche: Einen Schlagbaum (oder zwei) mit Tisch, 6 Stühlen, 2 Flaschen Wasser und 2 Gläsern, Papier und Bonboniere. Die Erläuterung sagte etwas von toxischen Geschenken und Verhandlungen, vom Gift der Preziosen. Ah so.
Gleich daneben hatten sich Maulwürfe ausgelebt. Ach, das waren keine Maulwürfe? Das war 'Kunst'? "Der Reigen der Maulwürfe", die "eigenwillige Natur in einem von Menschen konstruierten barocken Garten" stand auf der Erläuterung. Die Künstlerin hatte sorgsam künstliche Maulwurfshügel aufgeschüttet. Als wir das zweite Mal kamen, hatte die eigenwillige Natur für Hügel-Vermehrung gesorgt und die künstlerische Form zerstört.
Bei uns, denen die nachbargärtlichen Maulwürfe näher rücken, hat das allerdings zu allerlei Gedankengängen geführt, wie wir aus dem Ärgernis auf der Rasenfläche ein Kunsthappening machen könnten ....
Ein Stückchen weiter lag im Gras die gehäkelte Decke "108 Blüten", die gefiel mir wegen Handarbeiten und so. "Der Vergänglichkeit preisgegeben" sagt der Text und ich kann bestätigen, das hat funktioniert. Bestens. Beim zweiten Besuch war immer noch das Schild da.
In den Bäumen - und im Teich - fanden wir große goldfarbene Hula-Hoop-Reifen. Auf dem Moorweiher schwammen die Dream-Bubbles. Die sahen nett aus, hatten aber natürlich/wahrscheinlich einen tieferen Sinn. Im Laubengang der Süntelbuche hing ein Schild mit dem Wort 'Traum' darauf, sonst nix. Das war sehr Documenta-like. Nett waren die türkis angemalten Baumwurzeln, die in die Heide im 'Paradies' gesteckt waren und durch ihre Menge wirkten. Auf der Rasenfläche flogen Schmetterlinge, auf einen Stab gesteckt - Ähnliches habe ich vor Jahren auf einem Gartenevent erworben, allerdings nur einen Schmetterling, nicht so viele.
Der Kritiker unserer hannoverschen Zeitung schrieb zu der Ausstellung. "...nicht alle ausgestellten Werke vermögen zu überzeugen, aber als Gesamtheit ist es eine großartige Inszenierung. ..." Ich fand das sehr geschmeichelt. Wir wandten uns den blühenden Rabatten zu, den schönen Blüten - da mussten wir keinen tieferen Sinn suchen, einfach nur schauen.
Mi
11
Sep
2024
Gerade hatte der September angefangen, schon tauchte ein Tiefdruckgebiet auf und schaufelte Dauerregen zu uns. Es war die zweite Nacht mit Nur-Regen, alles tropfte, die Schnecken schleimten über den Rasen und sogar über die Terrasse.
Es war Zeit für Drinnen sitzen und für die Fotos vom Sommer.
Denn Ende August waren wir noch einmal in Herrenhausen, im Großen Garten hinter der Schlossattrappe. Nun im September planen sie dort Umbauarbeiten, da wollten wir noch schnell hin.
Denn der Eingang zum Großen Garten soll verlegt werden und dann dort sein, wo jetzt noch Museumsstücke hängen und stehen. Und dann würde das Museum auch umgestaltet, hieß es. Dann kämen die Welfen-Kutschen ins Museum. Dann sei der Museumseintritt im Garteneintritt mit drin und wir befürchten, dann wird die Jahreskarte noch einmal teurer. Gerade ist der Preis von 25 Euronen auf 35 Euronen geklettert, das ist prozentual gerechnet ganz schön happig. Wieviel kosten uns die Kutschen dann extra?
In Zukunft jedenfalls geht man fast mittig in den Großen Garten und hat gleich den Wow-Effekt und nicht erst um drei Ecken.
Zum besseren Verständnis: Wer in den Großen Garten möchte, geht über das Kopfsteinpflaster zwischen Galerie und Orangeriegebäude zum Schloss, über eine große Seitentür hinein in den angebauten östlichen Trakt des Schlosses mit WC und Kasse und den Leuten mit den Scannern und dann gleich links wieder hinaus. Dann landet man im kleinen Fürstlichen Blumengarten, umgrenzt von Hecken, der Rückseite der Kaskade und dem Gang des Arne-Jacobsen-Foyers. Wer hier geradeaus geht kommt zum Orangenparterre mit dem Goldenen Tor vor der Orangerie, nur wer rechts herum geht, der kommt zum Großen Parterre des Großen Gartens.
Wenn man bisher hinter der Kasse im Osttrakt geradeaus ging, lief man durch den Shop und landete im Museumsteil mit den Leuten mit den Scannern, denn bisher kostete Museum extra. Von dort aus konnte man durchs Museum mit dem unterirdischen Gang und dem zweiten, westlichen Anbautrakt mit Artefakten laufen und wieder zurück, aber Türen zum Garten öffneten sich nicht. Das soll sich ändern, im nächsten Jahr. Erstmal ist das Museum jetzt komplett ZU. Und iIn Zukunft müssen alle Großer-Garten-Besucher zuerst durch Kasse und Shop und dann hinaus, ohne Umwege - plopp - liegt das Große Parterre des Gartens vor ihnen. Vielleicht verirrt sich ja jemand in den Fürstlichen Blumengarten. Wert wäre er das. Hinter der Kaskade links!
Uns strahlten dort schon herbstliche Töne an: Rot und Orange, viel Grün, etwas Gelb. Und ganz viel Lampenputzergras. Ich guckte neidisch.
So
11
Aug
2024
Wie machen die das? Vor dem Mausoleum im Berggarten blühen die Dahlien. Also bei mir blüht keine Dahlie mehr. Bei mir sind die Dahlien samt und sonders abgefressen. Schnecken! Ich weiß ja inzwischen, wo sie sich gerne verstecken, wo sie ihre Eier ablegen, das sind in jedem Jahr dieselben Plätze und da kann ich gezielt absammeln. Und trotzdem ...
Was sich bei uns im Garten tummelt wurde mir erst richtig bewusst, als wir jetzt wieder einmal Starkregen hatten. Die Regenwolken kamen von Westen und das Wasser prasselte an den Westgiebel des Hauses, Wasserfälle liefen herunter und über die Terrassentür und die Stufen davor. Wir fühlten uns wie bei der Sintflut. Als ich hinterher hinaus schaute, da krochen braune Nacktschnecken die Hauswand hinauf. Riesige Nacktschnecken, die vorneweg war bestimmt 10 Zentimeter lang, hinter ihr versuchten kleinere Anschluss zu halten. (Falls sich jemand an die HarryPotter-Folge mit den Spinnen erinnert, wie sie über die Wand gezielt zum Fenster laufen, so war das mit den Schnecken.) Über dem Türgriff der Terrassentür saß noch eine Monsterschnecke auf dem Weg nach oben. Ich holte meine Gartenschere ...
Mi
31
Jul
2024
Wir waren auf der Flucht. Flucht vor den Bauarbeiten auf der Straße und dem damit verbundenen Bagger-, Kompressor-, sonstigem Lärm. Flucht vor der ferienbedingten Nutzung des nachbarlichen Gartens und dem Planschbecken- und Fußballspiellärm der Kinder und - immer herauszuhören - des Vaters. Unser Fluchtziel war der Berggarten in Herrenhausen.
Ach was waren wir doch dumm. Im Berggarten wird ebenfalls gebaut, ein neues Schauhaus für die Victoria-Seerose und für Schmetterlinge, weil die doch so ein Erfolg gewesen sind im Jahr 2018. Im Winter 2025/26 soll es fertig werden, noch ist es ein riesiges Bauloch. Und ein großer Kran steht daneben.
Zusätzlich drang Baulärm aus dem Schmuckhof gleich vorn am Eingang, das Tor, sonst immer abgeschlossen, stand offen, ein Schild "hier Eingang zu den Toiletten und zum Schmuckhof, der übliche Weg ist wegen Bauarbeiten gesperrt." Die Kasse war nicht besetzt, die Schranke daneben abgesperrt, einige Besucherinnen warteten davor. Ich sagte "Dann lass uns erst aufs Klo und in den Schmuckhof gehen, danach wird ja wohl jemand die Schranke öffnen." Eine der Angestellten kam uns am Tor entgegen. "Wollen Sie aufs Klo?" "Eigentlich in den Schmuckhof."
Dort gibt es eine Fotoausstellung zu allen Schmetterlingsblütlern zu denen auch Erbsen und Bohnen gehören. Die Angestellte zog die Augenbrauen hoch. Ich sagte "Haben Sie ein Problem? Wir haben Jahreskarten." "Ach ja?" Dann ging sie beiseite. Eine Stunde später standen wir vor ihr an der Kasse und zückten unsere Jahreskarten. Und ich sagte "Sie hätten Ihre Augenbrauen auch unten lassen können."
Zu Hause wartete eine Info-Mail der Herrenhäuser Gärten im Mail-Postfach: "Wegen Sanierungsarbeiten im Schmuckhof, die die technische Infrastruktur unter der Wegedecke betreffen, müssen der Zugang zum Schmuckhof und die südlichen Eingänge zu den Schauhäusern bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Das Tor neben dem Berggartenhaus, vor der Berggartenkasse, bleibt aber (...) geöffnet - der Besuch des Schmuckhofes und der Ausstellung ist kostenlos." Das wussten die hochgezogenen Brauen offenbar nicht.
Meine Dahlien im Garten hinter unserem Haus übrigens wurden von den Nacktschnecken abgefressen. Ratzeputz. Es gibt gigantische braune Nacktschnecken in diesem Sommer ...
So
12
Mai
2024
Das war eine anstrengende Woche. Zwei Tage Tagung in Berlin, ein Christi Himmelfahrt = Vatertag mit Waffelbacken auf dem Rasen mit der Familie, ein Let's Dance beim Privatsender, erstes Halbfinale vom Eurovision Song Contest, zweites Halbfinale vom Eurovision Song Contest, Finale vom Eurovision Song Contest im Öffentlich-Rechtlichen, nebenbei noch Polarlichter über Hannover, nebenbei noch Fußball, nebenbei noch Pflanztage im Stadtpark ... irgendwie schaffte ich es, Sommerblumen für den Garten und den Balkon zu kaufen, aber gepflanzt wurde noch nichts. Dafür war ich zu müde und ... es war mir zu warm. Die 20 Grad Grenze ist überschritten. Zeit für die Gartenliege.
Natürlich haben wir ESC geschaut. Schließlich hatten wir für Deutschland Isaak dabei, der wirklich gut war, der Platz 12 bekam und uns Selbstbewusstsein zurückgab, das Gefühl dazu zu gehören. Und tatsächlich, die Radiosender haben den Titel vorher gespielt und er war so gut, dass ich mir jedes Mal erst klarmachen musste, dass das unser ESC-Beitrag war. Lena haben sie in letzter Zeit auch viel gespielt und Euphoria und Snap ...
Dieses Mal haben es tatsächlich auch ganz, ganz strange Acts ins ESC-Finale geschafft, an denen sich dann Europa erfreuen durfte. Irlands Hexe zum Beispiel, Musik würde ich das nicht nennen, was sie machte, vielleicht eher Bewerbung für die nächste Walpurgisnacht auf dem Brocken. Aber gut, davon lebt ja der ESC, das ist ja der Grund fürs Schauen, dieses ... Seltsame zum Kopfschütteln. Oder das finnische Ei. Oder der Niederländer, der dann aber disqualifiziert wurde, aus Gründen die schwerwiegend sein müssen, aber nicht so genau verraten werden ...
Es war der ESC der fallenden Hüllen. Sex sells, auch dort, aber doch nicht bei spanischen Männern in Miedern und dann der Titel mit der zweideutigen Bedeutung, oder beim Finnen im hautfarbenen Tanga, der so tat als hätte er nichts an. Bei den slowenischen Frauen schon eher. Isaak durfte das Wort 'shit' nicht singen, ausziehen hätte er sich dürfen. "Wir wissen sicher nichts über diese Drogen." sang Estland. Mir wären da etliche eingefallen, die gefragt hätten werden können. Uups.
Gewonnen hat jemand Non-binäres und sein Balancierteller, dafür dass er-sie-es nicht heruntergefallen ist und weil eben Non-binär, die Musik war so gar nicht meins und Radiotauglich ist sie auch nicht, also in Punkto Nachhaltigkeit lieber doch Isaak. Aber meine Meinung ist subjektiv. Ich fand auch Armenien (Platz 8) gut, Israel (Platz 5), Zypern (Platz 15) und Kroatien (Platz 2), Estland (Platz 20) und Lettland (Platz 16). Und, solange ich nicht hingeschaut habe und nur gehört, selbst die Niederlande. Ja, und dann habe ich mich satt aufgeregt.
Es hält sich hartnäckig in EBU-Kreisen (EBU ist die European Broadcasting Union und Veranstalter des Ganzen) das Gerücht, die ganze Sache sei unpolitisch. Israel musste deshalb zweimal den Text ändern ... mir fällt die Ukrainerin ein, vor ein paar Jahren, die das Schicksal ihrer Großeltern bejammerte, die als Krimtartaren verschleppt wurden, war das unpolitisch? Sie gewann das Ding übrigens. Ganz unpolitisch wurde vor den Türen demonstriert, die Polizei nahm die völlig unpolitische Frau Thunberg fest, das Publikum im Saal buhte und pfiff so unpolitisch, dass es in der Übertragung herausgefiltert wurde, alles für die schöne Show. (Und ich fühlte mich manipuliert.) Ganz unpolitisch mobbten andere Auftretende, ja das waren der aus den Niederlanden, die Hexe aus Irland, die so unschuldig aussehende junge Frau aus Griechenland, ganz unpolitisch. Das alles wegen einer 20jährigen, die für Israel sang. Geht's noch?
Sie dürfe nicht auftreten, war die ganz unpolitische Forderung. Da stellte sich keiner hin, nicht die EBU und nicht die schwedischen Moderatorinnen, und sagte den ach-so-Unpolitischen, dass es ein Unterschied ist, ob ein Land wie Russland ein anderes Land einfach so im Bombenhagel verwüstet, ob Staatsmedien ihrem Putin folgen und das Land deshalb ausgeschlossen wird. (Und Belarus genauso, wisst ihr noch, wie sie vor zwei Jahren die supergeheimen Halbfinal-Ergebnisse ausplauderten und deshalb gesperrt wurden?) Oder ob ein Land von Terroristen und ihrem Gefolge angegriffen wird, die morden und unbeschreibliche Dinge tun und das Land wehrt sich. Vielleicht übertreibt es gerade mit dem sich-Wehren, aber wenn man bedenkt, dass jedes Haus einen Schutzraum vor Raketenangriffen haben muss und jedes Smartphone eine Warnapp und das seit vielen Jahren und dass jeder jederzeit mit einem Angriff auf sein Leben rechnen muss und liebe Nachbarn Israel eliminieren wollen, erklärt sich vielleicht die Übertreibung. Die Medien in Israel übrigens sind frei und sehr kritisch mit den Regierenden, eine Demokratie eben, die auch der queeren Community ihren Raum lässt. Versucht das mal bei Hamas und Co.
Die EBU meinte, wegen ganz unpolitisch, alles unter den Tisch kehren zu können. Antisemitismus kann man nicht unter den Tisch kehren. Wenn das einer weiß, dann wir in Deutschland. Die deutsche Jury gab dem Lied Israels 8 Punkte, die deutschen Anrufer setzten es auf Platz 1 (12 Punkte). Völlig unpolitisch. Weil es gut war.
Do
02
Mai
2024
Und so wurde es Mai. Warm und sonnig, wir tanzten hinein und fühlten uns großartig. Im Mai ist richtig viel los: Tag der Arbeit, an dem wir so gut es geht versuchen der Arbeit aus dem Weg zu gehen - Himmelfahrt, von den vor allem Nicht-Vätern als Vatertag in Besitz genommen für Ausflüge mit Alkohol - Eurovision Song Contest, ach vergessen wir lieber - Muttertag kombiniert mit den Pflanztagen im Stadtpark - Pfingsten in Kombi mit dem Gartenevent im Georgengarten in Herrenhausen und dem CSD auf den Straßen der Stadt - puh.
Wir waren am letzten Apriltag in Herrenhausen, wir wollten uns die Tulpenbeete ansehen, ehe sie verblüht sind wie die Narzissen verblüht sind. Und ehe sie durch die Sommerbepflanzung ersetzt werden. Nach den Eisheiligen spätestens sagen die Herrenhäuser Gärtner. Darum hin. Gerade noch so.
Wenn der geneigte Besucher den Großen Garten betreten will, muss er durch die großen Seitentüren des nachgemachten Schlosses in den Eingangs-Shop-Bereich ;-) treten und nach Zahlung des (gerade verteuerten) Eintrittspreises wieder durch die nächste Tür hinaus. Dann gelangt er zunächst in den Fürstlichen Blumengarten.
Es war noch früh am Morgen. Ein junger Mann kam auf uns zu. Er habe da seine Kamera aufgebaut, er würde einen Film drehen, für die Versicherung XYZ, über den Klimawandel, ob wir Lust hätten, darin mitzuspielen, einfach das zu tun, was wir tun, nämlich Fotografieren ...? Ich schaute ihn an und überlegte, was Blumenfotografieren, Klimawandel und Versicherung miteinander zu tun haben könnten und sagte "Nein, eigentlich nicht." In einem Film auftauchen ist ja ganz schön, aber ohne vorher zu wissen, welche Aussage er macht? Einer der Gärtner mit Schubkarre und Harke erschien, der junge Mann sagte "Schade", drehte sich um und ging auf ihn zu. "Hätten Sie Lust?"
Die Beete waren im Verblühen, trotzdem noch sehr schön. Wir fotografierten und gingen dann weiter zum Großen Parterre. Das hatte in der Sonnenwärme sehr gelitten, besonders die vielen Narzissen, und war nicht so fotogen.
Einige Brunnen liefen, die große Kaskade und die große Fontäne, umrahmt von Bauzäunen. Und dann tauchten die Gärtner auf und einer von ihnen trug einen Ganzkörperschutzanzug und eine große Flasche auf dem Rücken und sprühte zwischen all die Buchsbaumreihen. Es war offensichtlich kein Pflanzenstärkungsmittel sondern ein Gift, wozu sonst der Schutzanzug, wir vermuteten gegen die Buchsbaumzünslerraupen. Die flanierenden Besucher waren schon ziemlich dicht an ihm dran und waren nicht geschützt. So gingen wir lieber hinüber in den Berggarten.
Ja, die Eintrittspreise in die Herrenhäuser Gärten haben sich verteuert. Unsere Jahreskarten für Großen Garten und Berggarten kosten nun statt 25 Euronen gleich satte 35 Euronen - das ist eine Erhöhung auf 140 Prozent. Uff. Dafür ist - neu - der Eintritt für unter 17jährige Personen umsonst - diese Altersgrenze haben wir nur schon seit einigen Jahren überschritten und es hilft NICHTS. Gäbe es eine Altersgrenze nach oben, Rentner und so, ja, das wäre was. Aber nein. Allerdings gibt es ermäßigten Eintritt für alle möglichen Personengruppen, unter anderem für ADAC-Mitglieder, das wäre so das Einzige. Wieviel erfordert weitere Nachforschungen.
Do
11
Apr
2024
So
07
Apr
2024
Es ist warm geworden. Saharasand-Warm. Die Obstbäume im Garten werten das als Startschuss für das Knospen-Aufplatzen. Während andere schon lange in voller Blüte stehen. Und die Frühjahrsblüher erschöpft von soviel Sonnenkraft die Köpfchen hängen lassen. 24 Grad immerhin, plus minus, über zwei Tage. Und dabei ist doch erst April. April - April - der macht was er will.
In der Vorosterwoche - und das war ja nun wirklich grade erst - waren wir noch schnell in Herrenhausen um die Osterglockenpracht zu bewundern (und die Kirschbaumpracht, aber das kommt erst noch). Inzwischen dürften die wunderbaren Narzissen verblüht sein, aber vor und zu Ostern - herrlich.
Wenn irgendwo so wunderbare viele Blüten auf kleinem Platz blühen, was passiert dann? Genau, Selfies. Narzissen ohne Menschen dazwischen aufs Foto zu bekommen war gar nicht so einfach.
Wir wanderten durch den Berggarten, es war noch ziemlich frisch und windig, Kein Saharasand zum Glück. Nur wenig Sonne. Etwas mehr wäre schon schön gewesen, aber - kein Regen. Man kann nicht alles haben.
Di
19
Mär
2024
Vor zehn Tagen. Wir bummelten durch den Berggarten. "Schau mal, da ist etwas Rosafarbenes hinter den Bäumen." Wir ließen das Paradies links liegen, liefen Richtung Moorteich ... und da war das Rosafarbene. Die ersten Azaleen blühten.
Wir setzten uns auf eine der nigelnagelneuen Bänke, wir waren bestimmt die Ersten auf den nach frischem Holz duftenden Latten, so frisch, so neu, so samtig, so sauber waren sie. Und wir die Erstbesetzer. Oder Erstbesitzenden?
Die Luft war kalt, aber das war egal. Die Blüten waren einfach zu schön. Und danach probierten wir alle die anderen neuen Bänke im Berggarten aus.
Do
14
Mär
2024
Der Dreizehnte. März. Vor vier Jahren. Wisst Ihr noch?
Da hat die Tageszeitung doch glatt verpasst daran zu erinnern. Dafür passiert das in den Blogs. Und - oh ja, ich erinnere mich: Keine Schule, keine Kita, dafür Kinderspielplatz im Nebengarten, rund um die Uhr. Kein Klopapier, keine Konservendosen, Hamsterkäufe in den Geschäften, die noch öffnen durften. Keine Parks geöffnet, nicht einmal die Friedhöfe, kein Scillablütenfest, kein Herrenhausen, kein Zoo, keine Museen, kein Fußball. Kein Fußball!
Ich erinnere mich an all das. Und an den Streit um die MuNaSchus, bis sie sich durchgesetzt hatten und es sie in den Geschäften gab und ich nicht mehr selber nähen musste - mit Ostermotiven. Familien-Ostern fiel aus, Geburtstagsfeier fiel aus. Wir durften uns nur im Freien treffen und nur begrenzt in der Anzahl. Und uns wurde gleichzeitig berichtet, wie schlimm China die Bevölkerung ein- und wegsperrte - da konnten wir ja noch von Glück sagen, dass wir nicht ... Die Schwurbler ploppten auf, die Seltsamen, die Nazis.
Und ich erinnere mich an die Erleichterung als es Impfungen gab, an den Kampf um die Impfung, etwas abzubekommen. Und obwohl ich Impfungen recht kritisch gegenüberstehe habe ich mich impfen lassen. Hinterher hörten wir von LongCovid, denen, die trotz Impfungen zweimal Covid durchlitten, hier bei uns im Weg. Wir hörten von Impfnebenwirkungen, recht schlimmen, Gesichtslähmungen zum Beispiel, hier im Bekanntenkreis, und Ärzten, die deshalb nicht mehr impfen wollten.
Und nun ist es, nein, nicht vorbei, aber zu einer Art Grippe geworden und wir haben es erfolgreich verdrängt und benehmen uns "normal", dabei ist die Frage, was ist "normal"?
Normal ist für mich, mit meiner Jahreskarte in den Herrenhäuser Berggarten zu gehen. Und deshalb seht ihr hier einige Fotos von dort.
Mi
28
Feb
2024
Unbemerkt hat sich die Grünlandtemperatursumme auf Vegetationsbeginn geschoben. Ich bin mir nicht sicher, wann die Sonne dafür geschienen hat, gefühlt hat sie das kaum. Aber die Messgeräte der verantwortlichen Stationen werden schon funktionieren, oder?
Bei den Wetterapp-Messgeräten wurde uns nun bestätigt, dass die das nicht immer zuverlässig tun. Nämlich im NTV-Artikel über die berüchtigte Jahrhundert-Dürre des letzten Jahres, der das UFZ (Zentrum für Umweltforschung) zitiert: "Nach Auflösung der Dürre seien einzelne Fehlerquellen offenbar geworden ... Zum Beispiel habe eine Station in Hannover-Langenhagen die Niederschlagsmenge systematisch als zu niedrig erfasst. Die Folge war, dass dort fälschlich weiterhin eine Dürresituation angezeigt wurde."
Ach was. Wirklich?
Und die Folge war, dass die Stadt eine 'Wassersparverordnung' erlassen hat, die übrigens immer noch gilt, wenn sie nicht bald jemand einstampft, dass die Landwirte ihre Felder nicht versorgen durften, dass wir in Hannover unsere Gärten nicht wässern durften... Der von der UFZ herausgegebene Dürremonitor zeigte noch für Dezember Dürre in Hannover an, dann kam das Hochwasser und dann fiel das wohl jemandem auf.
Aber zurück zur Grünlandtemperatursumme. In Hannover-Garbsen beträgt sie 218,3, in Schwülblingsen östlich von Hannover 201,6, in Obershagen bei Burgdorf 197,7.
Höchste Zeit, meine Fotos vom letzten Berggarten-Ausflug zu zeigen, da waren noch alle Bäume ohne Blätter und es gab nur wenige Blüten. Die der Zaubernuss zuverlässig, Winterlinge und Schneeglöckchen, aber sonst war es noch mau. Die Eichhörnchen waren da, im Berggarten sind sie immer da und neugierig. Es könnte ja sein, dass eine Nuss ...
Es gibt seit einigen Jahren ein Fütterverbot, es gibt aber Besucher und vor allem die Leute, die gegen Geld Führungen durch den Garten anbieten (Thema "Tipps zum Fotografieren von Tieren"), wär ja blöd wenn dann kein Tier da wäre, die füttern trotzdem. Und deshalb betteln die Hörnchen, sobald sie eine Kamera sehen. Sie wissen ja nicht, dass unsere Nüsse nur im eigenen Garten an Familie Hemmi Eichhorn verfüttert werden ...
Mo
19
Feb
2024
Am Wochenende - Die Temperaturen waren zweistellig geworden, die Luft fast herbstlich, es fehlten nur die Pilze, ich bildete mir ein, sie zu riechen. Wir hatten Karten fürs Varieté und ich wusste ganz lange nicht, was ich anziehen sollte, so ungewohnt waren die Temperaturen. Und dann Langarm-TShirt und Strickjacke. Für gut zwei Stunden tauchten wir ab in die magische Welt des 'Multiversums', ich brauchte etwas Zeit, den Alltag loszulassen und die übrigen Besucher wohl auch, aber dann. Es war schön und wer bis zum 3. März Zeit und Geld übrig hat und den Dauerregen satt, sollte schnell noch ins hannoversche GOP gehen.
Denn prompt am Sonntag regnete es wieder. Was waren blauer Himmel und Sonne schön, bevor die Regenwolken zurückkamen.
Die Bäume sind noch blätterfrei, mein Flieder jedoch hat schon dicke Knospen und in den Beeten stehen jetzt die Krokusse. Aber nach dem Dauerregen vom Sonntag liegen sie platt am Boden. Ach die schönen Blütenkelche. Nur das Moos fühlt sich wohl.
Hannovers Grünlandtemperatursumme beträgt roundabout 160, ab 200 geht es dann richtig los im Garten. Kommt Zeit, kommt Frühling.
Sa
03
Feb
2024
So schnell ist der Januar vergangen und hat das erste Zwölftel des Jahres verbraucht. Ich hatte das Kalenderblatt abgerissen und vor mir auf dem Tisch gelegt und dachte nur, eigentlich zu schade für Altpapier, eigentlich noch gar nicht richtig gewürdigt. Ist das eine Altersfrage, wie man das Vergehen der Tage empfindet?
Das letzte Januar-Wochenende hatte uns Sonne und klaren Himmel gebracht, allerdings auch nächtlichen Bodenfrost und kalten Wind, richtig kalten Wind. Ich hatte ganz vergessen, wie meine Ohren davon schmerzen können. Und das Ergebnis waren Ohrenschmerzen, Kopfschmerzen, Kieferschmerzen .. und ich vergrub mich im Haus und wollte nichts sehen und hören. Und so ging der Januar.
An diesem Wochenende liefen wir ein wenig durch Herrenhausens Berggarten. In der Ferne konnten wir lautes Gehupe hören, wir dachten an die Trecker der Bauern, aber es waren Speditions-Lkws dieses Mal und gottlob kreuzten sie nicht unseren Weg, denn eigentlich waren es nur die Nazis, die da den Ton machten.
Im Berggarten wurde heftigst gearbeitet. Gegraben, gebuddelt, der Hausbau war in vollem Gang. Die Maulwürfe bauten aus und beseitigten, wahrscheinlich, die Hoch-/Grundwasserschäden in ihren Bauten.
Auch in unserer Nachbarschaft wohnen Maulwürfe und eigentlich sind sie nette Nachbarn, die still und unsichtbar Wühlmäuse und andere Gartenschädlinge vertreiben und aufessen, die aber die Pflanzen nicht schädigen. Maulwürfe sind konsequente Fleischesser. Wären da nicht ihre Hügel - obwohl die Erde, gut durchlüftet und locker, ideal fürs Pflanzen ist. Aber für sorgfältige Rasen und Rabatten sind sie Gift und deshalb sind alle Nachbarn im Angriffsmodus gegen Maulwürfe. Nur angreifen dürfen sie nicht, denn die Tiere stehen unter strengem Naturschutz.
Wir sind noch Maulwurfsfrei, also fast, denn Maxi wohnt bei uns. Wir haben unseren schönen Brunnen mit gegossener Betonplatte, in dem in der frostfreien Zeit eine Pumpe mit Sprudel das Wasser sprudelt und plätschert. Und wir glauben, dass sich dieses Geräusch so in den Erdboden überträgt, dass Maulwürfe sich gestört fühlen. Aber wer weiß, eines Tages ...
Fr
10
Nov
2023
Ein schöner Tag mit Sonne und einem Hauch von 'Goldenem Oktober November', wir rannten gleich mit den Kameras los - und
schwupp, schon war es wieder vorbei und regnete. Die Eichhörnchen tauchten auf, erschreckend nass, aber sie ließen sich nicht schrecken (ist das nicht ein schönes Wortspiel?) und sammelten beharrlich
für die kalten, nusslosen Monate. Obwohl es bei uns täglich Nüsse gibt und ein erfahrenes Eichhörnchen von Welt das eigentlich wissen müsste. Egal.
Im Berggarten aber sind inzwischen alle Hickory-Nüsse vom Baum gefallen. Wir waren bei Sonnenschein dort und es war so schön. Die Eichhörnchen des Berggartens suchten noch die Reste zusammen, vergruben, lagerten bereits Vergrabenes um, ab und zu wurde auch gegessen. Aber selten. Keine Zeit. Fertig werden bevor es wieder regnet.
Eichhörnchen arbeiten nicht als Gruppe zusammen, da wird durchaus der Schatz des Konkurrenten gehoben und im eigenen Versteck eingegraben. Eingraben - Ausgraben - Eingraben ... Noch einmal zusätzliche Arbeit für kleine Hemmis.
Di
07
Nov
2023
Herbststimmung pur. Noch schnell ein Foto, bevor das Laub zum Boden fällt.
Das Fallen geht jetzt schnell, Blätterberge liegen auf Herrenhausens Wegen und die ersten Laubpuster, die ich so verabscheue weil Krach und Tornado-Tod für die Insekten, beginnen ihr Werk. Dabei können wir doch so schön durchs Laubgebirge stapfen, es aufwirbeln, damit rascheln ... wie früher als Kind.
Schnell, schnell bevor die Laubpuster kommen.
Sa
04
Nov
2023
Marroni, Maronen, Chestene, Edelkastanien, essbare Schätze, Bestandteil des Spätherbstes und der Vorweihnachtszeit. Wir haben die ersten im Supermarkt-Frischeangebot gesehen, sie waren so klein, dass sie liegenblieben.
Dann waren wir in Herrenhausen, dort war Winterzauber-Weihnachtsmarkt. Mit Eintritt, 2 Euronen mehr als noch im letzten Jahr. Wir dachten, dass es letztes Jahr ja ganz nett war, warum also nicht, Stimmung tanken. Weihnachten bereits Anfang November.
Das Galeriegebäude ist ja immer ein Hingucker, aber mit weihnachtlichen Lichtern noch viel mehr. Im Außenbereich schöne weiße Zelte, mit Stern und Lichtern. Dass die weihnachtlichen Angebote zumeist nicht kaufbar weil viel zu kitschig und viel zu teuer waren ... egal ... das spart ungemein.
Definition kitschig: rosafarbene glitzernde Eichhörnchen mit Federchen-Schweif. Uuh.
Am Ausgang war dann ein Obst- und Gemüsestand, Philina aus Diedorf: riesige rote Zwiebeln, Tomaten, Äpfel, Mandarinen, Marroni. Marroni, sie waren teuer, aber sahen gut aus, dick und prall und glänzend. So kauften wir ein Pfund.
Ach, hätten wir es doch gelassen. Wir bereiteten sie zu Hause im Backofen zu, gewaschen, eingeritzt, 20 Minuten bei 200 Grad Celsius Hitze. Die Marroni, die essbar waren, waren lecker. Die Hälfte aber war innen schwarz und hart oder schimmelig oder die innere Schale löste sich nur mit Hilfe eines Messers. Noch nie habe ich so schlechte Marroni gekauft.
Ich habe über die heurige Ernte nachgelesen. Die Schweizer sind da immer sehr informativ, dort ist das eine Frage des nationalen Interesses. Die Marroni-Händler der Schweiz kaufen ihre Marroni zum größten Teil in Italien, sie sprechen von einem Debakel. Die Monate September und Oktober seien viel zu warm gewesen. Die Marroni seien verdorrt von den Bäumen gefallen. Die Ernte in ganz Europa sei schlecht und die Preise deshalb hoch. Konsumenten von gegarten Marroni an den Marroniständen in den Schweizer Innenstädten wurden interviewt und berichteten davon, dass sie die Hälfte der Früchte in ihrer erworbenen Tüte wegwerfen mussten, weil sich die innere Schale nicht lösen ließ. "Zudem haben die Marroni 'mehr Pilze als ein Hobbitfuß'." (zueritoday.ch)
Genau wie bei uns.
Do
02
Nov
2023
Mi
25
Okt
2023
Durchs trübe Grau-Grau des Oktobers drang ein kleiner Lichtblick für Gartenfreunde. In den Zeitungsmedien lasen wir, dass das neue Berggarten-Gewächshaus, für das so viel vom Altbekannten und Schönen an Beeten im Berggarten geopfert und das alte Gewächshaus abgerissen wurde und alles durch plattplanierte Baustelle samt Zaun ersetzt, also dass das neue Haus - nun tatsächlich gebaut wird. Und nicht verschoben auf unbekannte Zeit.
Wenn das nicht eine gute Nachricht ist. Man kann doch eingelagerte Pflanzen nicht einfach "verschieben", jeder Gärtner weiß das. Nur die Stadt anscheinend nicht, sonst hätte sie gar nicht erst überlegt.
Und dann lasen wir noch, dass der Stadtpark nun eine neue Pergola bekommt. Erinnert Ihr Euch, ich hatte geschrieben, dass im Rosenbereich der schöne Laubengang gesperrt ist. Nun wollen Stadt und Stadtgrün die Renovierung angehen. Haben sie ein schlechtes Gewissen, weil von ihren Beschlüssen zur Wiederschönmachung des Stadtparks bisher nichts umgesetzt wurde? Teuer soll es werden. 80.000 Euronen, Achtzigtausend für eine Pergola. Ach, 20.000 davon sind eine Notfallreserve, falls es nicht so läuft wie geplant? So eine Reserve hätte ich mal gern für unseren Garten und Haus. Ich finde die Summen, die da für Holz (45.000 Euronen) und Kleinteile (12.000 Euronen) aufgerufen werden, unerhört hoch und ich frage mich, wer sich da die Taschen vollmacht bei diesen Preisen. Aber jaja, ich bin ja schon froh, dass die Stadt jetzt endlich etwas tut. Nur nicht das Gerüst aufbauen (3.000 Euronen übrigens) und die alte Pergola demontieren und dann überlegen, ob man den Neubau nicht verschieben sollte ...
Zwei gute Nachrichten und prompt kam die Sonne heraus. Wir hatten eine 6-Grad-Celsius-kühle Nacht und wieder nasse Fenster hinter den Vorhängen, aber dann Sonne und blauen Himmel. Da ist alles gleich viel freundlicher. Ich ging in meinen Garten. Durchatmen.
Update zum Berggarten: Der Zeitungs-Redakteur hat in einem Kommentar die Stadt angegriffen, es sei im jetzigen finanziellen Engpass der Stadt nicht angesagt, ein "Schmetterlingshaus" zu bauen. Wahrscheinlich war er noch nie im Berggarten und hat die Baugrube nicht gesehen, wahrscheinlich hat er überlesen, dass das neue Haus die Pflanzen des alten und die Victoria-Seerose beherbergen wird und die Schmetterlinge nur eine Zugabe sind. Wahrscheinlich war er bei der letzten Berggarten-Aktion mit Schmetterlingen nicht dort und hat den Besucherandrang nicht gesehen. Die Gärten sind ein Aushängeschild Hannovers, eine Touristenattraktion, die man pflegen muss, etwas für die Seele. Wie wäre es mit dem In-Frage-Stellen anderer Ausgaben der Stadt Hannover?
Di
06
Jun
2023
Sa
20
Mai
2023
An Himmelfahrt hatten wir frei, also frei von familiären Aktivitäten. Gefeiert hatten wir schon Elterntag am Sonntag davor, wie berichtet. Die weibliche Familienjugend bestand auf ihrem Recht auf Ausruhen und eigene Wohnung, die männliche auf dem Recht auf Vatertag. Wir hatten Himmelfahrt ganz für uns - und wussten nicht so recht.
Was tun? Die Nacht war kalt gewesen, richtig kalt, angeblich mit Bodenfrost, aber nicht in unserem Garten. Verspätete Eisheilige, sagten die Medien. Der Himmel war blitzeblau. Wir standen früh auf und fuhren nach Herrenhausen hinaus. 9 Uhr, wir wollten in den Berggarten bevor die Massen strömten. Und wirklich, bis gegen halb zwölf war es nur ein wenig voller als sonst, aber dann ... besonders im Eingangsbereich. Zu dem Zeitpunkt hatten wir das meiste schon gesehen, flanierten noch durch den Staudengrund und dann fuhren wir zum Mittagessen nach Hause. Da war es bereits 17 Grad warm, in der Sonne einiges mehr. Die Gartenliegen lockten.
Wir waren vor Ostern im Berggarten gewesen, da waren die Gärtner gerade beim Bepflanzen des Innenhofs mit der Sonnenuhr im Zentrum. Die Kaiserkronen, Fritillaria in allen Sorten, dominierten zu diesem Zeitpunkt und blühten herrlich, die Stiefmütterchen kamen gerade in die Erde, die Tulpen zeigten die ersten Blätter.
Der nächste Besuch war Anfang Mai. Fritillaria war im Samenkapselstadium, dafür standen die Tulpen in voller Blüte, die Stiefmütterchen, die Lunaria (Silberblätter). Es war ein Traum in Weiß-Orange-Rot.
Zu Himmelfahrt nun waren die meisten Tulpen verblüht, nur im Schattenbereich der Gebäude blühte es noch üppig. Im Sonnenbereich reckten sich die Samenstände zum blauen Himmel und das passte auch wunderbar und betonte die Sonnenuhr im Zentrum. Mir gefiel das. Allerdings - per Mail informierte die Gartenleitung bereits, dass die Beete nun alle neu angelegt würden, für den Sommer. Pfingsten wollen sie fertig sein.
Garten im Wandel.
Do
11
Mai
2023
Ja, ich weiß, es ist schon etwas vorbei. Letzten Samstag. Aber die Tage rennen. Deshalb - habt Ihr geschaut? Wir haben. Schließlich sind wir hier in Hannover fast so etwas wie verwandt mit dem König und flanieren regelmäßig durch die ehemals königlichen Gärten in Herrenhausen. Mit Sophie fing alles an, die Gärten und die Windsors, auch wenn die sich daran nicht mehr so gern erinnern, wegen Hitler und so. Und die Besuche der Queen und des Kronprinzen Charles in Hannover wurden hier besonders gefeiert, weil sie so selten waren. Gut, im letzteren Fall galten Feiern und Begeisterung mehr seiner Ex-Frau Diana, damals noch schlechtgelaunte Ehefrau, aber das vergessen wir schnell. Und nun ist er König Charles III.
Ich finde es ja blöd, wenn erst der königliche Amtsinhaber, in diesem Fall Queen Elisabeth, sterben muss, bevor der nächste auf den Thron darf. Wie soll der sich denn da so richtig freuen? Trauer vermischt sich mit Anspannung, mit vielleicht Freude, in die Feiern. Die Niederländer haben es meiner ganz unmaßgeblichen Meinung nach da viel besser gemacht.
Prächtig war die Krönung, so schöne Kutschen, so schöne Menschen, so schöne Kronen, die Diamanten funkelten. Was hätte man damit bei "Bares für Rares" an Aufsehen erregen können. Natürlich haben wir geschaut, die letzte Krönung, die von Elisabeth II. war vor unserer Zeit, aber unsere Eltern haben damals geschaut, meine bei den Nachbarn, die hatten schon ein Schwarz-Weiß-Fernsehgerät. Danach wurde auf ein eigenes gespart. Man wusste ja nie, ob nicht bald wieder ... Mir fiel ein Buch aus dem Regal meiner Schwiegermutter ins Auge: Paul Gallico. Herr Gallico hat viel geschrieben, über eine Mrs. Harris, die ein Kleid von Dior haben will und das gekenterte Schiff Poseidon, deren Passagiere verzweifelt versuchen sich zu retten. Er starb übrigens bereits 1976 mit Ende 70 und hat mehr oder weniger, schließlich war er US-Bürger, die Krönungen von Edward VII. (1902), Georg V. (1911), Georg VI. (1937) und Elisabeth II. (1953) miterlebt. So entstanden die zwei Kurzgeschichten in meinem Buch, eine zur Krönung Georg VI., eine zur Krönung Elisabeth II. Besonders die erste schildert die Krönungsgeschehnisse aus Sicht einer jungen Amerikanerin und ihrer Freundin, als sei es Samstag gewesen ...
Lesen wir auf Seite 20: "In meinem ganzen Leben hat mich nichts so beeindruckt wie die Art und Weise, in der das Lamm von einem König ... all die Dinge tat, die sie ihn zu tun zwangen. Ich meine, dauernd nahmen sie ihm Kleider ab und legten ihm andere an, beteten über ihm, gaben ihm Gegenstände zu halten und nahmen sie ihm wieder weg, ehe er noch einen richtigen Blick darauf werfen konnte; und vermutlich muss er zum Juwelen-Tower gehen, wenn er sich die Kronjuwelen einmal richtig ansehen will, denn hier hatte er sie kaum in der Hand, da stürzte schon irgendein freundlicher alter Erzbischof herbei, nahm sie ihm ab und gab sie einem andern, und ganz plötzlich reichten sie ihm eine ganze Menge von Dingen auf einmal, und ehrlich, noch nie im Leben hat mir jemand so leid getan: in der einen Hand einen goldenen Ball mit einem Kreuz darauf, in der anderen Hand ein Zepter und auch noch etwas im Schoß. ...wie ein Collegeboy bei einer Teeparty ...
Dann griff der Erzbischof nach einer Art goldenen Ente und drehte ihr den Hals ab - vielleicht war das auch schon vorher geschehen - ich meine, da passierte so viel - und goss etwas Öl auf einen goldenen Löffel, und einen Moment dachte ich schon, das wolle er dem armen König eingeben, weil der aussah, als würde er sich einfach alles gefallen lassen, doch statt dessen tauchte er nur seinen Finger hinein und machte seine Zeichen auf dem König. Ach beinah hätte ich den Teil vergessen, in dem der Erzbischof den König allen Leuten in der Abbey nach allen vier Seiten hin vorstellte, und alle schrien: "Es lebe der König!" Und Trompeten schmetterten..." EinsA aktuell, nicht wahr?
Aus dem rororo Taschenbuch Nr. 1097 von 1968 "Waren Sie auch bei der Krönung" - Paul Gallico, Originaltitel der Geschichte: "Did you see the Coronation?", erschienen 1961 in London
In der Kurzgeschichte dreht sich viel um den Hunger, den die an der Krönung beteiligten Offiziellen hatten und um belegte Brote, die die jungen Amerikanerinnen, praktisch denkend, in ihre Kleidung genäht hereingeschmuggelt hatten. Als am Samstag die Wandschirme um König Charles gestellt wurden hatten wir sofort die Vision von Tee und Toast - und habt Ihr es bemerkt? Hinterher sah er viel entspannter aus.
Fr
21
Apr
2023
Der Berggarten in Hannover-Herrenhausen: Wir waren kurz vor Ostern dort, die Gärtner waren mächtig im Druck noch alles zu pflanzen und hübsch zu bekommen. Es war so lange kalt und knapp vor Bodenfrost in den Nächten, wir Gartenbesitzer sind alle enorm im Verzug und haben noch gar nicht richtig auf den Frühling vorbereitet.
Ach ja, der Frühling ist schon da ... In Herrenhausen haben sie das Management der Beete besser im Griff als ich und haben tüchtig gewerkelt. Ach könnte ich sie doch für unseren Garten engagieren ...
Gleich hinter dem Eingang liegt der Innenhof, eingerahmt von den Gewächshäusern und dem Bibliothekspavillon. In der Mitte der formal gestalteten Beete steht die alte Sonnenuhr.
Der Innenhof bleibt immer gleich und sieht doch immer wieder anders aus. Dieses Frühjahr dominieren, zumindest jetzt zu Beginn, die Kaiserkronen. Fritillaria. Es gibt sie in mehreren Sorten und Farben, für diejenigen, denen das Orange zu dominant ist.
So
16
Apr
2023
Fr
24
Mär
2023
Es heißt, ja, wir hätten eine ganze Menge Regen gehabt, aber es würde nicht reichen, um die Grundwasserpegel wieder aufzufüllen. Und wir müssten uns wappnen gegen die Trockenheitsphasen, die würden kommen, sicher würden die kommen und dann hätten wir wieder zu wenig Wasser. Aber ganz ehrlich, mir reicht es derzeit mit dem Regen und mit der geschlossenen Wolkendecke.
Ich hätte gerne mal wieder Sonne und Trocken und würde dann hinauslaufen in Eilenriede und Gärten und zu den Scillas nach Linden. Die Zeitung hat schon geschrieben, in Linden seien die Scillawochen. Nur, ob die Pflänzchen auch blühen, haben sie nicht geschrieben. Also müssen wir uns wieder an den Scillas im eigenen Garten orientieren und wenn die ... dann.
Die Zeitung hat auch schon vor vierzehn Tagen geschrieben, in der Eilenriede treibe der Berliner Lauch und man solle doch ernten. Die Förster hätten nichts dagegen, nähme man haushaltsübliche Mengen mit. Und ich bin mir sicher, sie hätten auch nichts gegen größere Mengen und wenn man sie mit Stumpf und Stiel mitnimmt.
Diese Artikel sind ... Ich vermute, auf dem Terminkalender ist für jedes Frühjahr ein Eintrag "über den Berliner Lauch schreiben" und dann werden irgendwelche selbsternannten Fachleute interviewt und jeder erzählt das, von dem er meint, es sei ...
Ich habe auch gelesen, dass nahe bei Hannover im Deister der Bärlauch wächst und dass Diebe ihn stehlen, als ganze Pflanze, ganze Wagenladungen voll, nicht nur heimlich in der Dämmerung, nein, am hellichten Tag. Diesen Dieben könnte man den Tipp geben, doch mal in der Eilenriede ... und den Deister in Ruhe lassen ... so viel können sie gar nicht ernten, wie wir Berliner Lauch haben.
Grundsätzliches: In der Natur darf man sich durchaus etwas pflücken, die "Handstraußregel" gilt dafür. Also nur soviel man in einer Hand halten kann, nicht mehr. In Naturschutzgebieten darf man gar nichts pflücken und mitnehmen. Null - Never.
Der Berliner Lauch in unserem Stadtwald Eilenriede ist allerdings ein unerwünschter Einwanderer, der die heimischen Pflanzen verdrängt und die Eilenriede ist kein Naturschutzgebiet und deshalb wird niemand etwas dagegen haben, wenn wir Hannoveraner tüchtig mitnehmen.
Also, ich war noch nicht da, es war mir zu kalt, es war zu mir zu nass. coming soon. Bis dahin zeige ich Euch die kleinen entzückenden Irisblüten, eine Irissorte, die bereits ganz früh im Jahr blüht. Im Berggarten in Herrenhausen. Und dort, nur mal erwähnt, darf man sich nichts pflücken. Null - Never.
Sa
18
Mär
2023
Wir wachten bei Sonne auf und der Gedanke war, trotz anstehender Arbeit, 'lass uns rausgehen/fahren/irgendwas draußen'. Also fuhren wir zu dem großen schwedischen Möbelhaus, einmal durch Hannovers vorgelagerte Dörfer. Die Büsche rechts und links (oder links und rechts?) der Straße, egal, hatten auf einmal dicke Knospen, in den Vorgärten blühten Krokusse, die Vögel zwitscherten (ich hatte das Autofenster ein Stückchen offen und konnte sie hören). Frühlingsstimmung.
Im Möbelhaus war ebenfalls Frühlingsaufbruch: die Techniker waren dabei, die Räume der Ausstellung neu zu gestalten, Gartenmöbel wurden entstaubt und dekorativ aufgestellt, Stoffe mit Blüten oben auf die Stoffstapel gelegt. In der 'lebendiges-und-nicht-lebendiges-Grün'-Abteilung stand palettenweise lebendiges blühendes Grün, allerdings teurer als beim Supermarkt um die Ecke. In meinem Wagen sammelte es sich trotzdem, Servietten und Papierrollen, ein Bild und - nein, keine Teelichte. Wir strebten den Kassen zu.
Es gibt dort viele Kassen, wirklich viele, theoretisch. Denn von all den Kassen waren nur zwei besetzt, die Schlangen der Bezahlwilligen gingen fast bis zur halben Halle. Es gab auch etliche SB-Kassen, aber nur zwei waren geöffnet und für das Selbstkassieren benötigte man die Möbelhaus-App auf dem Handy. Und die hatte und die wollte offenbar kaum jemand. Ich sagte 'ich lade mir doch nicht diese blöde App runter, noch mehr Datenmüll, no sir.' Ab und zu steuerte jemand mit dem Einkaufswagen den SB-Bereich an, dann kam gleich eine der Kassenfrauen, 'HEJ' auf dem Shirt-Rücken, und fragte 'Haben Sie auch die App?' Drei dieser HEJs standen wie ein Absperrzaun im SB-Bereich, waren allerdings hauptsächlich mit gegenseitigem Informationsaustausch beschäftigt. Und dann drehte sich der Kunde um und stellte sich in eine der zwei Kassenschlangen. Gut, einige wenige stellten sich vor das Wie-mache-ich-das-Info-Schild und tippten auf ihrem Handy herum, das Herunterladen der App dauerte wohl eine Weile. Und scannten dann mit dem Handy ihre Waren, ungeübt, scannten lange ihre Waren, scannten noch länger ihre Waren, sie waren nicht schneller als wir, nur beschäftigt ... bis sie zum Bezahlen an ein SB-Terminal gingen, eine der drei HEJ-Damen auf den Fersen, die guckte, ob sie auch alles gescannt hatten. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser ...
Hätten sie sich an die leeren Kassen gesetzt, hätte es keine wartenden Schlangen gegeben. 'Aber das ist Absicht um die Leute zur App zu nötigen, du verstehst das nur nicht richtig. Du kaufst und sammelst nicht nur allein, du kassierst auch allein', sagte der beste-Ehemann-forever. Wir brauchten zwanzig Minuten um unsere wenigen Teile zu bezahlen und meine Laune war nicht mehr frühlingshaft.
Wieder draußen wehte uns ein stürmischer Wind fast um. Möge der Wind die Geschäftstaktiken dieses Möbelhauses genauso umwehen.
Fr
04
Nov
2022
Da habe ich doch "Indianersommer" geschrieben, was aus dem Nordamerikanischen übersetzt ist von "Indiansummer". Und dann kam die Frage: Darf man das? Ach du je.
Die Bezeichnung "Indianer" sei noch relativ unbelastet, lese ich bei der Sprachwissenschaftlerin im Netz. Auch die Völker selbst würden sie verwenden. Aber das könne sich ruckzuck ändern, Zeitgeist und so.
Während "Mohr" ... Als Kind habe ich "Mohrenköpfe" geliebt, die heute Schaumküsse heißen und ich weiß nicht, ob sie unter der Bezeichnung auch so geliebt hätte. Oder wärs egal gewesen? ... Ich habe mich als Indianer mit Tomahawk und dem vom 10 Jahre älteren Kuno geliehenen Feder-Kopfschmuck verkleidet, die Häuptlingskette war aus Holzperlen und dem Deckel einer Kaba-Dose gebastelt. Im Keller ruht das Indianerzelt unserer Kinder. Und niemand hat von kultureller Aneignung geschwafelt.
Wir überholen uns mal wieder selbst im Drang, nicht ein Seelchen unserer Welt zu beschädigen, dabei geschieht hinter unserem Rücken so viel Unfassbareres. Und dieses "Wir" ... wer ist das eigentlich und wie relevant? Ach je.
Eigentlich wollte ich nur berichten, dass im Berggarten in Herrenhausen die Früchte des großen Schuppenrinden-Hickorynussbaums reif zu Boden fallen. Hickory klingt in meinen Ohren nach Trappern mit Waschbärmütze, nach tiefen Wäldern und Wildnis. Und aus Nordmerika kommt dieser Baum auch.
Hickorybäume gehören zur Familie der Walnussgewächse. Es gibt verschiedene Hickorys, manche mit bitteren Früchten, manche mit weniger bitteren, eine der Hickoryarten versorgt uns mit Pekanüssen.
Die Eichhörnchen sind begeistert und sammeln ... sammeln ... sammeln. Viel Arbeit für die Eichhörnchen-Familie. Und das Knacken der Schale auch, denn Hickory ist richtig hart. Ich habe eine Frucht mitgenommen und zu Hause versucht, sie aufzubekommen. Das hat erst nach einigen Fehlversuchen funktioniert. Und es war sinnlos. Unsere Eichhörnchen schauten und rümpften die Nase. Was ist das denn? Das ist ja so wenig. Und es riecht seltsam. Gib uns lieber eine Walnuss. Aber den Hemmis im Berggarten gefallen die Hickorys offenbar.
Do
27
Okt
2022
Der Oktober ist golden geworden. Wir haben die T-Shirts und kurzärmlige Hemden wieder hervorgeholt und uns mit einem Eis in den Garten gesetzt.
Aber die Sonne steht bereits tief und müht sich grade so über die Baumgipfel. Morgens glänzt der Rasen von der Feuchtigkeit. Gummistiefelzeit. Den Blässhühnern im Berggarten gefällt das Wetter.
Fr
23
Sep
2022
Heute Nacht um 3:03 Uhr war Tag-und-Nach-Gleiche und der Herbst begann endgültig. Blätter fallen und in der Rasenecke sprießen die Pilze. Ja, wir haben wieder Rasen. Wir hatten am letzten Wochenende endlich soviel Regen, dass der Rasen wieder grünt und die Böden nachhaltig feucht sind. Wochenende bedeutet in diesem Fall Samstag, Sonntag, Montag.
Am Samstag war der letzte Abend des Feuerwerkwettbewerbs im Großen Garten in Herrenhausen. Der Dauerregen hatte die Wege in Matschflächen verwandelt, es war 10 Grad Celsius kalt, wir trugen Winterjacken und dicke Pullover, es machte nicht so richtig Spaß. Die Karten aber waren bereits 2019 gekauft, 2020 und 2021 war Corona-Pause, jetzt war es endlich soweit. "Der Wettbewerb findet unabhängig von der Witterung statt." Kurz vor dem Feuerwerk hatte Petrus dann ein Einsehen und es regnete mal eine halbe Stunde nicht. Team Europa, aus Polen übrigens, böllerte was das Zeug hielt (Stichwort Polenböller) und gewann so auch den Wettbewerb. Die Preisverkündung fand dann wieder im Regen statt. Wir hängten zu Hause Jacke und Hose zum Trocknen auf, stopften Zeitungspapier in die Schuhe und stellten die Heizung an.
Am Sonntag regnete es nur unerheblich weniger. Das Thermometer zeigte 13 Grad. Ich holte meine dänische Schurwolljacke und dicke Wollsocken aus dem Schrank und kochte einen heißen Tee. Nur nicht krank werden. Unsere Heizung lief. Übrigens mit Heizöl und das ist leider auch nicht günstig. Darüber spricht nur kein Politiker.
Am Montag war das sich fortsetzende Regenwetter nicht weiter störend, den ganzen Tag über lief der Fernsehapparat, Trauerfeier und Beisetzung der Queen in London und Windsor auf mindestens fünf Kanälen. Wenn uns die Kommentatoren zu sehr nervten schalteten wir weiter zu den nächsten, die Bilder kamen von der BBC und waren sowieso überall gleich. Das berüchtigte englische Regenwetter machte Pause - nur in England, gefühlt alle Untertanen waren an der Strecke, die der Sarg mit der Flagge in gelb-rot-blau und den Löwen drauf und der schicken Krone mit dem Cullinan nahm. Und die Entsandten der deutschen Fernsehanstalten waren dort und schickten uns tiefsinnige Interviews mit der Kernfrage "Warum sind Sie hier?" in die Wohnzimmer. Wenn Ihr den Film "Sterben für Anfänger" kennt und den absolut unverzichtbaren Vorspann - genau so war es. Mein Montag war nicht sehr produktiv.
Dann fing sich das Wetter wieder, der Regen hörte auf, die Sonne kam heraus. Die Nachttemperaturen aber rutschten auf erst 3 Grad Celsius, dann auf 4 Grad Celsius, dann auf 5 Grad Celsius ... Ich wachte morgens um 5 durch den Temperaturalarm unseres Gewächshauses auf und sah erschrocken hinaus. Nein, kein Frost, aber quietschekalt. So werden meine letzten Tomaten jedenfalls nicht reif.
Die Stadt Hannover erlaubt den Schulen ausnahmsweise bereits vor dem 1. Oktober zu heizen. Bei 30 Grad im Schatten lässt es sich leicht vornehmen, die Temperatur in den Häusern auf 18 Grad zu
begrenzen und dann mit klammen Händen am Schreibtisch zu sitzen. Es lässt sich leicht vornehmen, die Heizung so lange wie möglich kalt zu lassen. Aber wenn es dann soweit ist ...
Fr
02
Sep
2022
Hallo September. Hallo kalendarischer Herbstanfang. Hallo frische Nächte. Hallo nicht zu warme Sonnentage. Hallo Früchte an Bäumen und Büschen und ein Hallo an die Astern, Herbstanemonen und Dahlien. Und nächste Woche soll es tatsächlich Regen geben.
Mich macht der Wetterumschwung müde. Dauermüde. Das Aufstehen fällt schwer, dabei schlafe ich viel besser als in den heißen Hochsommerwochen. Aber ich würde noch besser schlafen, wenn mit der Abkühlung nicht auch die Sorge vor dem Heizen und den Kosten käme. Die Kaminofen besitzenden Nachbarn bevorraten schon mal jede Menge Kaminholz - Ökologie und Umweltschutz ade.
So
21
Aug
2022
Ntv titelte im Webauftritt: "... weiterer Regen droht" und meinte damit die bayrischen Flüsse und Landschaften und wahrscheinlich das Helene-Konzert in München. Wir sind so ein wenig neidisch. Nicht auf das Konzert. Aber eine Drohung mit Regen würde uns hier im Norden nicht schrecken. Eher würde er jubelnd begrüßt. Selbst die Lüneburger Heide, die doch trockene Sandböden gewohnt ist, blüht nicht so richtig, wie sie sonst blüht, weil es ihr dieses Jahr zu trocken ist.
Unser Rasen ist, wie bereits berichtet, zu einer braunen Steppe geworden und das, obwohl wir ab und zu mit unserem Brunnenwasser wässern. Allerdings mit der Intention, die Wurzeln unserer großen Bäume zu versorgen, die sich unter die Rasenfläche ausgebreitet haben.
Auch das funktioniert nur so halb, der Rasen ist weiterhin nicht grün und die Scheinzypressen haben viel Trockenes in sich und sind licht geworden. Und eine der großen Tannen wird wohl gefällt werden müssen.
Wir überlegen, ob die Steppenbeete des Berggartens etwas für uns wären. Die Bepflanzung auf den abschüssigen Flächen zum Sea-Life-Gebäude finden wir sehr attraktiv und die sind in unerbittlich praller Sonne. Aber dazu müssten wir den Boden neu bereiten, herausreißen, neu pflanzen. Hm.
Vom Regen, der gestern übers Land zog, haben wir dann tatsächlich einen Hauch abbekommen. Einen Hauch.
Mi
20
Jul
2022
Schon am Vormittag um 10 Uhr zeigt unser Thermometer an der Terrassenwand 30 Grad an und zuerst denke ich, naja, wenn die Sonne auf unser geschmiedetes analoges Thermometer fällt, dann probt die blaue Flüssigkeit im Steigröhrchen schon mal den Überschlag. Dann fällt mir auf, dass die Sonne noch gar nicht weit genug ist und das Thermometer im Schatten hängt. Sommerhitze.
In diesen heißen Tagen haben Gärtner mächtig zu tun, auf 39 Grad hat sich am Nachmittag das Thermometer hochgeschraubt. Mein Garten ruft nach Wasser. Der beste-Ehemann-forever hat gelesen, dass die beste Zeit zum Gießen nachts zwischen 4 und 6 Uhr sei, aber ich ignoriere das und wähle 7 Uhr. Die beste Zeit zum Schlafen ist schließlich auch zwischen 4 und 6 Uhr.
Mein großer Gartenhibiskus bekommt eine Extraportion Wasser, denn er versinkt Jahr für Jahr immer mehr im Schatten von Flieder und Scheinzypresse. Deren Wurzeln saugen ihm das Wasser fort. Es braucht immer eine Weile ehe seine Blüten erscheinen. In dieser Weile ist der Busch im Nachbargarten schon 'voll da', aber dann schnell verblüht, während sich bei uns die Hummeln in die Blüten stürzen.
Im Berggarten sind die vielen Töpfe an den Gewächshäusern mit Hibiskus-Hochstämmchen (die wie die Stockrosen und der Eibisch zu den Malvengewächsen gehören) bepflanzt - und mit Pelargonien unterpflanzt, so üppig, dass ich neidisch gucke - und die blühen und blühen von Juni bis September und verblühen scheinbar auch nicht, das ist Gärtnerkunst, die ich auch gern beherrschen würde. Die Töpfe stehen in praller Sonne, vielleicht deshalb und weil diese Sorten nicht winterhart sind, aber gießen muss der Gärtner da ... und gießen.
Vor einigen Jahren war der beste-Ehemann-forever der Ansicht, unsere Bäume würden alle zu groß werden, zuviel wachsen, zuviel Schatten werfen. Und ich sagte, ich fände es gut, auch wenn das den Platz für sonnenhungrige Stauden arg beschränkt. Wir könnten die Gartenliegen doch einfach umplatzieren und den Sonnenbereichen hinterher. Inzwischen - und angesichts von 39 Grad Celsius im Schatten - finden wir beide eben diesen Schatten unserer 'Großen' so richtig praktisch, der Tisch wandert von der Terrasse unter die Bäume und es ist viel angenehmer, dort zu sitzen und nicht im Wärmestau unter einer Markise. Und so schauen wir mitleidig in die sonnendurchfluteten Gärten mit dem verbrannten Rasen und den abgesägten Bäumen.
Mo
18
Jul
2022
Hannover ist keine Großstadt, Hannover ist kein Dorf, aber auch kein kleines Städtchen. Hannover ist irgendwie dazwischen. Hauptstadt von Niedersachsen, Stadt der Welfen und ihres Schlosses bzw. Gartens, Wurzel des Hauses Windsor, das mal das Haus Hannover war. Belächelt von Rest-Deutschland, das aus welchem Grund auch immer jede Ansammlung an Wohn-Geschäfts-und-sonstwie-Häusern wichtiger, schöner und besuchenswerter findet als Hannover. Provinz sei Hannover, heißt es mit diesem Unterton als sei das das allerallerletzte. Uns, die wir hier leben, ärgert das manchmal, im Grunde aber akzeptieren wir es und es ist uns recht. Bleibt alle weg und wir haben unsere Ruhe. Wir genießen alleine die Gärten und Parks und kulturellen Angebote, jetzt gerade die Klassik hinterm Rathaus im Maschpark. Ganz umsonst, einfach so. Allerdings, wenn man die Zeitung dazu liest, war das mitgebrachte Picknick viel wichtiger als die Musik. Selbst die Hitze ist nicht soo schlimm, weil wir ja überall Bäume stehen haben. Und Grünes. Das schönste Grün ist, ganz subjektiv, der Berggarten.
Im Berggarten gibt es einen verwunschenen Teich. Mit Libellen. Und Fröschen. Und Schatten. Herrlich an Sommertagen. Allerdings war die Corona-Warn-App hinterher wieder Rot. Kein Wunder, bei einer Inzidenz von über 900.
Das Provinzielle übrigens bricht sich immer wieder mal Bahn, besonders in Hannovers Politik und Verwaltung. Manchmal aber auch in ... ja, in der Zeitung. Davon gibt es zwei, aber nur einen Verlag, also ist es eigentlich egal, die eine hat mehr Fußball, die andere versucht es seriöser, hat aber einen gelegentlichen Hang zum Vorverurteilen und 'Bildzeitung'süberschriften. Und Grammatikfehlern. Und Rechtschreibfehlern. Naja. Ich jedenfalls habe sie seit der Steinzeit abonniert und erwarte sie an den Werktagen morgens zum Frühstück und erstem Kaffee im Briefkasten. Seit einer Woche ist Frühstücken ohne Zeitung, stattdessen mit Anruf bei der Service-Hotline. "Haben Sie die Zeitung nicht erhalten? Dann wählen Sie die EINS." "Dürfen wir zur Qualitätskontrolle das Gespräch aufzeichnen? Dann wählen Sie die EINS." Warteschleife, Musik, Bandansage, Warteschleife, Musik ...
Dann erklärt mir eine junge Dame, unsere Zustellung sei für die nächsten zwei Wochen auf Postzustellung geändert worden, weil die Zustellerin erkrankt sei und kein Ersatz in Sicht. Sie wissen schon, alles wegen Corona, alles wegen Fachkräftemangel. Sie wissen das doch, oder? Vielleicht, mit Glück, dann würden sie jemand finden, vor Ablauf der zwei Wochen, aber vielleicht auch nicht. Und ich sage, die Post käme bei uns immer erst nachmittags und dann sei die Zeitung schon alt und dafür hätte ich nicht abonniert und außerdem wohnten wir ja nicht auf einem Dorf jotwehdeh sondern in Hannover, um die Ecke vom Verlag sozusagen. Da sollten sie doch das Abo unterbrechen und ich würde selbst am Kiosk kaufen bis die Zustellung wieder klappt und wir könnten uns die Post sparen. Ja, das ginge, aber Geld gäbe es da nicht wieder. Nicht in den ersten 8 Tagen der Unterbrechung. Und ich sage, hallo, das ist ja nicht, weil ich in Urlaub fahre sondern weil sie nicht vernünftig zustellen können, also ihre Schuld und da geben sie mir mein Geld nicht wieder? Nein. Das ginge nur, wenn ich morgens die fehlende Zustellung reklamiere, also jeden Tag morgens, immer wieder.
Ich telefoniere jetzt jeden Tag morgens um Acht mit der Zeitung. Der Vorteil ist, dass ich meine morgendliche schlechte Laune gleich an richtiger Stellung loswerden kann. Und ich wähle immer die EINS. Zweimal.
Di
05
Jul
2022
Fr
08
Apr
2022
Der Tag ist mal wieder überstanden. Gestern schickte uns Petrus gegen Mittag einen satten Sturm, angeblich Windstärke 6, aber die Böen fühlten sich mehr nach 8 an. Und Regen, jede Menge Regen, soviel Regen, dass die Regenrinne überlief. Ja, der Garten braucht das nach dem trockenen März, aber ich war nass bis auf die Unterhose, der Regenschirm klappte - zack - um und die vorher schön geföhnten Haare waren klatschnass - und das brauchte ich nicht. Und dann schien wieder die Sonne. Und ich tropfte.
Gestern war der siebte April, ein Tag, den ich jedes Jahr von neuem fürchte. Im Kopf ist der Gedanke, schon beim Aufwachen, was wohl Schlimmes passieren könnte. Die Familie bekommt die Anweisung, schön vorsichtig mit Allem und überhaupt zu sein, obwohl das natürlich Quatsch ist, wenn das Schicksal zuschlägt, hilft das gar nichts. Wenn wir dann unbeschadet ins Bett gehen und der Tag vorbei ist, atme ich erleichtert auf. Am siebten Apriltag sind vor vielen Jahren mein Vater und Jahre später meine Schwiegermutter gestorben, das war vielleicht Zufall, aber das verzeihe ich diesem Tag nicht.
Wenn ich dann so ein schönes Herz finde, ist das wie ein Trost aus einer anderen Welt.
So
09
Jan
2022
Und das neue Jahr ist schon gar nicht mehr so neu und rennt einfach davon.
Sogar Heilige Drei Könige ist bereits vorbei, in einem grau-trüben Schmuddelwettertag einfach untergegangen und nur so nebenbei habe ich an meine Großmutter gedacht, die Omi, die Geburtstag gehabt hätte und nun schon so viele Jahre nicht mehr, dass ich Schwierigkeiten mit dem Erinnern an sie habe.
Wenn ich dann so auf andere Blogs schaue - da ist entweder alles schon geräumt und geputzt und frisch fürs Neue und voller Schwung - oder es ist dunkel und trüb gestimmt voller Unlust gegen den Sch...virus - und ich bin keins von beiden, also kein Schwung, aber watmuttdatmutt, die Buchhaltung zum Beispiel, und kein Jammern, denn das hilft ja nun auch nichts.
Wir wurschteln also so weiter, wie wir im letzten Jahr schon gewurschtelt haben, nur das richtige 2022er-Feeling, das habe ich noch nicht.
Vielleicht wenn wir Schnee hätten. Aber ich habe das Gefühl, dass alle Schnee haben, nur wir nicht. Also Seiffen und Bayern und Odenwald, sogar der Harz und an der Ostsee - Bloggerfotos voller Schnee. Nur in Hannover schmilzt jede Flocke ehe sie den Erdboden erreicht hat. Vielleicht kommt ja noch was, unerschrocken hoffen wir. Und machen einen Spaziergang durch den Berggarten. Auch hier kein Schnee. Aber Schneebälle.
Fr
05
Nov
2021
Mo
06
Sep
2021
Dieser September ist nicht ohne. Für die Schüler hat das neue Schuljahr begonnen und am Samstag war Einschulung, das verlangte den Eltern der Nachbarschaft einiges ab und sie bauten Bierzeltgarnituren in die Gärten, bestellten warme und kalte Buffets und pusteten Luftballons auf und sorgten dann für eine unbeschreibliche Geräuschkulisse. Für uns war es Gartenarbeitssamstag und der Rasenmäher tat sein Werk und der Baumsäger auch, aber das war alles nix gegen um uns rum. Schade eigentlich, dass wir den Rasenkantentrimmer nicht mehr haben ... der war uns damals zu laut, hätte gestern aber gut gepasst.
Der September verlangt von uns Entscheidungsfreudigkeit, denn er ist Wahlmonat. Deutschland wählt sich eine neue politische Führung, also einen neuen Bundestag mit neuem Bundeskanzler oder -kanzlerin, neuen Ministern und -innen und hoffentlich nicht zu vielen Leuten der Nazipartei, hoffen dürfen wir ja. Warum schafft es Deutschland nicht, diese Denke loszuwerden? Und darum ist es wichtig, dass die 'Normalen' zur Wahl gehen. Aber es ist heuer nicht einfach.
Wir in Hannover sind richtig im Wahlstress, denn wir haben zwei Wahltermine. Noch vor der Bundestagswahl am 26sten vorher unsere Kommunalwahl am 12ten. Da wählen wir den Rat der Stadt neu, den Rat unseres Stadtteils neu und den Rat der Region Hannover neu - und den Regionspräsidenten in einer Direktwahl neu. Eventuell mit Stichwahl. Bis zu 12 Wahlmöglichkeiten je Wahl und bis zu 3 Kreuzchen auf den Wahlscheinen. Puh. Der älteste zur-Wahl-Steher ist Jahrgang 1933, der jüngste 2003, manche kandidieren gleich auf allen Wahlscheinen.
Ich gestehe ja, dass ich ein Fan der Briefwahl bin. Briefwahl gibt mir die Möglichkeit, mein Kreuzchen gründlich zu überlegen und alles, wirklich alles, auch durchzulesen und nicht nur schnellschnell in die Wahlkabine und Kreuz machen, zack, und wieder raus, wo schon eine MuNaSchu-Schlange wartet und bei den Wahlhelfern der Nazi-Fuzzi des Viertels sitzt und tönt, er müsse ja aufpassen, dass auch alles korrekt abläuft. Da krieg ich doch das ..., ja genau das.
Sehr vielen Wahlberechtigten scheint das genauso zu gehen, außerdem gibt es ja Corona und Urlaube und Krankheiten und überhaupt. Und deshalb - am meisten im Wahlstress ist die Verwaltung der Stadt Hannover. Es kam ja auch so plötzlich und unerwartet: Tausende wollen die Briefwahl. Angeblich soll die Briefwahlstelle Überstunden machen, am Wochenende arbeiten, Aushilfen aus anderen Verwaltungsteilen abgezogen haben ... Unglaublich.
Am 11.8. kam die Karte mit der Wahlbenachrichtigung zur Kommunalwahl, am 13.8. beantragte ich online die Briefwahlunterlagen. (Ich wollte auch gleich die für die Bundestagswahl beantragen, das ging aber erst ab dem 16.) Der Versand würde ab Mitte August stattfinden, stand da. Warten.
Am 16.8. wollte ich dann die Unterlagen für die Bundestagswahl beantragen, jedoch, das Online-Formular verlangte die Angabe von Wahlbezirk (hätte ich gewusst) und Wählerverzeichnisnummer (wusste ich nicht). Also wartete ich auf meine Karte mit der Wahlbenachrichtigung. Die kam am 24.8. und ich rief das Online-Formular auf. Und die Abfrage nach Wahlbezirk und Nummer war verschwunden. Ernsthaft? Warten.
Am 31.8. lautete der Artikel in unserer hannoverschen Tageszeitung "Warten fürs Wählen". Darin stand: 'Wer seine Briefwahlunterlagen trotz eines Antrags noch nicht erhalten hat, den bittet der Stadtsprecher noch um etwas Geduld. "Die Briefwahlstelle musste erst mal Fahrt aufnehmen." (offenbar ein wörtliches Zitat).' Noch 12 Tage bis zur Wahl.
Am 1.9. kamen die Briefwahlunterlagen für die Kommunalwahl, auf dem Umschlag steht "Eilige Wahlsache" und im Brief als letzter Hinweis von vielen (persönlich und unbeobachtet! die Kreuzchen machen und unbeobachtet! den Stimmzettel in die Briefumschläge legen und ich weiß nicht, ob das Eichhörnchen, das neugierig neben mir auf der Stuhllehne sitzt, als Beobachter mitzählt oder nicht), also als letzter Satz steht da: "...sorgen Sie für eine frühzeitige Absendung des Wahlbriefs, um die Gültigkeit der brieflichen Stimmabgabe nicht in Frage zu stellen!" Hallo ... wer hat hier gebummelt?
Aber immerhin, am 3.9. kamen die Unterlagen für die Bundestagswahl. Offenbar war die Briefwahlstelle in Fahrt gekommen.
Oder doch nicht, Sohn und Schwiegersohn warten immer noch auf die Kommunalwahlunterlagen. Noch 6 Tage bis zur Wahl.
Di
31
Aug
2021
Beim Blick aus dem Fenster ... trübsinnig ist wohl das richtige Wort dafür. Die Büsche, die Bäume, die Rosen, sie alle tropfen vom unablässig fallenden Regen. Eigentlich wollten wir das Auto fit und sauber machen für einen Kurztrip und kommen nicht dazu, weil es keine trockenen Phasen gibt.
Die Stimmung leidet gerade beträchtlich.
Morgens, als das Trübe-Graue draußen etwas aufhellte, kamen die Hemmis auf den Balkon geturnt. Gotterbärmlich nass waren sie. Und schauten mich bittend an. 'Frühstück?' Ich legte Handtücher auf die Balkonstühle und da saßen sie dann und knackten Haselnüsse.
'Nein, Hemmi, du kannst das Handtuch nicht für den Kobel mitnehmen.'
Ganz so verwöhnt waren die Eichhörnchen im Berggarten noch nie, aber seit die Herrenhäuser-Gärten-Leitung das Fütterungsverbot durchsetzt, da leiden sie richtig. Wir waren Anfang August im Berggarten und es war ... Verfolgung und Belagerung. Schon beim großen Mammutbaum tauchte das hungrige Hörnchen auf. 'Hast du was für mich?' Wir hatten Nichts-Null-GarNichts.
Hörnchen umrundete den Baum, tauchte auf der anderen Seite wieder auf. 'Hast du nicht doch etwas für mich?' 'Nein, wirklich nicht.' Sie grub im Beet tatsächlich eine Haselnuss aus. Anschauungsmaterial für uns? Und dann sahen wir die große Ratte. Wegen der Ratten soll nicht mehr gefüttert werden. Die Ratte saß unerschrocken unter einem Busch und knabberte eine Erdnuss. Wir glauben, dass es eine Erdnuss war. Und das Hörnchen flitzte schnell mit seiner Haselnuss auf den Baum.
Die Meisen schauten auch vorbei. 'Könnte es nicht doch sein, dass du ...?' Sie waren mit ein paar Brotkrumen zufrieden, die mir beim Brotabbeissen herunterfielen.
Bei der großen Eiche tauchte das Eichhörnchen wieder auf. 'Aber jetzt hast du doch was ... ?' Ach Hörnchen. Andere Berggarten-Gäste reagierten entzückt auf das so schön nahe herankommende Eichhörnchen, aber auch sie waren Nuss-los. So eine Enttäuschung.
Do
26
Aug
2021
'Duftsafari' und 'Pelargonien im Berggarten' und 'bis 3.10.2021' stand auf dem großen Plakat, das ich so im Vorbeifahren wahrnahm. Aber im Berggarten sind doch immer, jedes Jahr im Sommer, die Pelargonien ... Unterpflanzung der großen Hibiskusstämme in den riesigen Kübeln ...
In diesem Jahr haben sie sie zu den Stars gemacht und ganz besonders Wert auf die Duftpelargonien gelegt. Reibt man an den Blättern duftet es nach Zitrone, Orange, Zedern, Minze, Balsam. Und in diesem Jahr soll der Besucher an den Blättern reiben. Was sonst i-bäh ist und überhaupt nicht erwünscht. Jetzt darf er. Und dann kann er auf dem Schildchen im Kübel nachschauen, was er hätte erriechen sollen.
Ja natürlich sind wir hin, schon mehrfach. Berggarten ist eben immer schön und anders und im Normalfall ruhig und entspannend. Was ich damit meine? Normalfall ist, wenn keine großen Besuchergruppen einfallen und sich laut, laut, laut unterhalten müssen. Immer die Frauen vorneweg, die Männer brummelnd hinterher, Tasche tragend. Wenn keine Kleinkindspielgruppen riesige Kinderwagen schieben, in denen lockere 6 Kinder Platz hätten, die Kinder aber durch die Wege laufen und das Ganze als Spielplatz betrachten und ihnen niemand die Regeln erklärt. Wenn keine kreischenden Halbwüchsigen unter den Beregnungsanlagen durchlaufen, hinfallen und zu unserer Freude so richtig nass werden. Manchmal ist dann kein Vogel mehr zu hören. Aber meistens ist es beschaulich ruhig und dann setzen wir uns auf eine der Bänke und essen einen Keks.
Und bevor wir wieder nach Hause fahren, schnell ein Abstecher über die Straße hinüber, auf die Straßenbahnen und Radfahrer und überhaupt aufpassen und zum Herrenhäuser Gärten-Shop laufen. Da gibt es viele schöne teure Kleinigkeiten, die eigentlich keiner braucht, die aber Touristen zu 'Oh look, how nice'-Rufen bringen. Es gibt auch eine Wackelfigur der Queen, solarbetrieben. Und eine eines Corgis.
Und es gibt auf der Terrassen-Verkaufsfläche vor dem Shop Pflanzen aus den Berggarten-Gewächshäusern. Rosen, Sonnenhüte, Stauden. Auch Pelargonien, mit Duft und ohne. Mein Problem dabei war: Maskenpflicht. Wie rieche ich an den Blättern, wenn ich eine Maske über der Nase habe? Wir waren die einzigen Kunden, die Verkäuferin war drinnen an der Kasse, da habe ich meine Maske gelüpft, meine Güte, wie schnell sie draußen war. "Sie müssen ihre Maske aufsetzen." "Bevor Sie herausgekommen sind, war hier niemand außer uns und ich habe nur kurz geschnuppert." Sie sprach von Regeln und einem Hinweis-Schild und wie die Pflanzen röchen, ja da sei irgendwo eine Beschreibung, ach nicht? Trotzdem, Regel sei Regel. Wir haben ihr dann draußen auf der Terrasse das Geld in die Hand gedrückt und ich habe nun vier neue Pflanzen. Eine riecht nach Zitrone, eine nach Minze, zwei gar nicht. Ich bin trotzdem hochzufrieden. How nice.
Fr
20
Aug
2021
Die Verwandtschaft ist da. An die Stelle der vielen blühenden Irispflanzen sind im Berggarten die Gladiolen gerückt. Gladiolen und Iris gehören zu einer Pflanzenfamilie, beide wachsen straff aufrecht und haben wunderbare Blütenstände.
Es gibt fast 300 verschiedene Gladiolenarten, aber was in den Gärten so prächtig blüht, das sind die Garten-Gladiolen. Wie schon bei den Iris haben sich die Züchter ausgelebt und so gibt es weiße und gelbe, rosafarbene und rote bis hin zu lila. Es gibt zweifarbige, dreifarbige, pastellige und kräftig gefärbte, kleine und große, die locker anderthalb Meter, aber auch mal zwei Meter hoch werden können.
Die Krux mit den Gladiolen ist .... sie sind nicht winterhart. Nach der Blüte muss im Oktober/November die Knolle aus dem Boden gegraben und zunächst einmal getrocknet werden. Luftig aufhängen. Dann schlägt man eine Kiste mit Zeitungspapier aus, legt die Knollen nebeneinander hinein und bedeckt sie locker mit trockenem Sand. Und die Kiste geht in den trockenen, 10 Grad Celsius kühlen Keller und wird bis Ende April vergessen. Dann holt man die Knollen heraus und pflanzt sie ein.
Wenn man inzwischen nicht vergessen hat, dass man sie überhaupt hat ... "Sag mal, Schatz, was ist das eigentlich hier in der Ecke?" Das war Mitte Juli. Ach du jemine.
Mo
12
Jul
2021
Die Eichhörnchen-Connection des Herrenhäuser Berggartens leidet. Denn die Führung der Herrenhäuser Gärten hat sich auf die Gartenordnung besonnen, wohl bei der Neukonzeption der Städtischen Webseiten, da hat bestimmt irgendjemand darauf hingewiesen, dass alle Herrenhäuser Gärten einer Ordnung bedürfen und nicht nur der Große Garten. Eigentlich haben sie nur die Gartenordnung des Großen Gartens auf den Berggarten ausgeweitet, ach egal.
Auch der Georgengarten, noch ein Teil des Gartenensembles, hat eine ganz eigene Ordnung bekommen, sechssprachig sogar, aber was für Sprachen sind das und nach welchen Kriterien wurde ausgewählt ...
Deutsch ist dabei und Englisch und Türkisch (wegen unseres Oberbürgermeisters?) und Polnisch, zumindest habe ich einzelne Worte erkannt, und der Rest sieht aus wie die Schrift auf dem Goldenen Brief.
Was denn, kein Französisch-Spanisch-Italienisch-Russisch? Wo ist die Zeit der DeutscheBahn-Schrifttafeln meiner Schulzeit geblieben, die sich unauslöschlich eingeprägt haben: 'Nicht
Hinauslehnen - Do not lean out - Ne pas se pencher au dehors - E pericoloso sporgersi'. So ändert sich die Welt.
Aber wir waren ja beim Berggarten. Eigentlich erschließt sich die Gartenordnung jedem mit vernünftigem Denken und Rücksichtnahme ausgestatten Besucher als Selbstverständlichkeit des Verhaltens, aber es gibt ja auch die Anderen. Die - Naja - Jeder fordert für sich Rücksichtnahme ein, aber selbst auf andere Rücksicht zu nehmen, ist dann etwas ganz anderes. Also her mit den Regeln: keine Picknickdecke auf den Rasen legen und sonnen, nicht grillen, nichts abpflücken oder gar ausgraben, nicht in die Wasserflächen hüpfen, nicht auf Kunstwerke, Bauten usw. steigen und nicht in die Bäume klettern. Und keine Tiere füttern. Keine Tauben, keine Vögel, keine Fische - UND KEINE EICHHÖRNCHEN. An der Eichhörnchen-Connection-Bank steht ein entsprechendes Schild, das um Verständnis bittet und das Verbot konkret mit Rattenbefall begründet.
Das erklärte uns einiges, denn seit langer, langer Zeit konnten wir das erste Mal auf dieser Bank sitzen und uns ausruhen. Und es waren keine Eichhörnchen-Fotografen weit und breit. Allerdings auch keine Eichhörnchen. Die Tiere sind ja nicht doof und kommen nicht für nix. Wo kein Futter, da kein Hörnchen.
Uns war es recht. Uns war es in den letzten Jahren, vor allem im letzten, zuviel an aggressiver Hörnchenbelagerung geworden - von menschlicher und tierischer Seite. Wir kommen wegen der Flora, nicht wegen der Eichhörnchen in den Berggarten. Denn - Familie Hemmi wohnt bei uns im Garten.
Di
15
Jun
2021
Die Ankunft des Sommers verlangte einiges an Gartenarbeit. Nachdem ich mich dabei so richtig alle gemacht hatte, wollte ich raus.
Einfach mal Pause.
Einfach mal sehen, wie Garten aussehen kann, wenn die Profis das machen. Pause von zuhause.
Pause geht am besten in Herrenhausen und so fuhren wir früh morgens schon hinaus zum Berggarten.
Der Berggarten wird gerade schick gemacht, die Bauarbeiten an der Einfassungsmauer und dem neuen Berggartenhaus sind im Endstadium, die Mauer wird bereits gestrichen und das Beet vor dem Haus bepflanzt. Ist alles fertig, dann gibt es endlich auch vernünftige Toiletten und nicht mehr diesen schrecklichen Klocontainer.
"Sind Sie Frau Ohenlohe? Ich bin der Workshop." sagte eine Stimme hinter mir, als ich die ersten Einübungsfotos schoss. (Die ersten Fotos gelingen mir nie, darum übe ich meistens vor dem Eingang.) Ich sagte, das käme auf den Workshop an und drehte mich um. Ein jüngerer Mann stand vor mir und zeigte auf meine Kamera. "Foto-Workshop." Dann sah er den besten-Ehemann-forever und schüttelte den Kopf. Nein, da sei ich doch nicht die richtige, der Workshop sei nur mit ihm und Frau O. "Ja, dann." Wir sahen die beiden auf diversen Bänken sitzen, er redete und sie nickte ab und zu mit dem Kopf. Ein seltsamer Workshop.
Die Iris im Berggarten blühen gerade wunderbar. Meine Mutter liebte sie, pflanzte sie in den Garten meiner Kindheit und nannte sie Schwertlilien. Ich fand sie langweilig. Gelb und Blau. Ich wusste ja nicht, wie viele verschiedene Irisarten es noch gibt. Es ist Wahnsinn, wie viele. Mehr als 200.
Sie leben in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel der Erde, bilden als Speicherorgan Rhizome, das sind verdickte Knollen oder Wurzeln. Eine ganz früh im Jahr blühende Art hat sogar eine Zwiebel.
Jedes Gebiet hat 'seine' Iris, jede Iris hat ganz bestimmte Anforderungen an den Boden, die Sonnígkeit des Standortes und die Feuchtigkeit. Das bedeutet aber auch, dass jeder für seinen Garten die passende Irissorte finden kann.
Die kleinen Netzblatt- und Zwerg-Iris blühen früh, zusammen mit den Krokussen. Die übrigen - so ab April, Mai. In diesem Jahr mit dem lange kalten Wetter ehe später. Gärtner haben die Regel, je größer die Iris ist, desto später blüht sie.
Neben den allesamt eleganten Wiesen-Iris (Iris sibirica) und den Steppen-Iris (Iris spuria) und einigen Wildformen gibt es die große Familie der Bartiris (Iris barbata) in unzähligen Züchtungen und Farben. Weil es so viele sind, werden sie in Niedrige Bartiris, Mittelhohe Bartiris und Hohe Bartiris unterteilt. Etwas simpel vielleicht, aber effektiv.
Bartiris sind aus der Kreuzung mehrerer Irisarten entstanden, ihren Namen hat ihnen das Kämmchen bzw. der Bart im hinteren Teil der Blüte gegeben. Die Züchter bieten auch Sorten an, die ein zweites Mal im Herbst blühen. In weiß, zartgelb, zartlila, lila.
Eigentlich wollten wir gar nicht so lange im Irisgarten bleiben ...
Mo
12
Apr
2021
"Bald lacht der Himmel blau und rein, bald schaun die Wolken düster drein, bald Regen und bald Sonnenschein! ... Nun kommt er gar mit Schnee und schneit mir in den Blütenbaum, in all den Frühlingswiegentraum! ... Und treibt der raue Wintersmann auch seinen Freund, den Nordwind, an und wehrt er sich so gut er kann - es soll ihm nicht gelingen: Denn alle Knospen springen und alle Vögel singen. ..."
Diese Verse hat Heinrich Seidel geschrieben, der von 1842 bis 1906 lebte. Ihr kennt sie nicht? Aber die erste Zeile, die kennt jeder: "April, April, der weiß nicht, was er will."
Heinrich Seidel war Ingenieur und hat trara hier in Hannover Maschinenbau studiert trara. Er hatte Hobbies. Eines war, auf seinen Reisen Pflanzen und deren Samen zu sammeln und sie zu Hause anzusiedeln. Ein anderes war das Schreiben: Märchen, Erzählungen, Gedichte. Wie den 'April'.
In diese Anfangs-Apriltage des Jahres 2021 passen die Seidelschen Verse wie die Faust aufs ... Für die nächsten vier Nächte sind Minusgrade avisiert. Dabei hatten wir doch schon einen-zwei-drei fast-Sommertage und haben draußen gesessen und gegessen. Und dann futsch und Frost und Schnee. Mit Sorge schauen wir auf unsere Obstbäume, denn die Blütenknospen sind prall, kurz vorm großen Auftritt. Der Regen, ja fast schon Dauerregen, tut das seine dazu und alles sprießt und grünt. So wohltuend für die Augen und die Gewissheit, dass nach jedem Winter wieder der Frühling das Leben bringt.
Wir waren an den warmen Tagen der Karwoche im Herrenhäuser Berggarten und sind gebummelt. Da war noch kein Grün auf den Bäumen, aber die Magnolien blühten was sie konnten. Ich mag gar nicht denken, was Nachtfrost und Schnee angerichtet haben mögen. Kein weißer Blütentraum mehr, dafür braune Blüten?
Magnolien kamen aus Ostasien zu uns und aus Amerika, Süd, Mittel und teilweise Nord, der US-Bundesstaat Mississippi nennt sich Magnolienstaat, weil sie dort wild wachsen. Als Büsche oder Bäume, es gibt mehr als 200 verschiedene Arten. Manche werden in China in der Heilkunde verwendet, manche werden gegessen, die Blütenblätter frittiert oder gebraten, lecker soll das sein, na ja, aber eigentlich schmücken sie - Tempel oder Paläste. Magnolien gibt es seit 100 Millionen Jahren auf der Erde. Ob die Dinosaurier Sinn für ihre Blütenschönheit hatten oder einfach nur Happs machten?
Für europäische Gärten und Pflanzenliebhaber wurden die Magnolien von Charles Plumier entdeckt. Der lebte von 1646 bis 1704, war Mönch und Botaniker und reiste für seinen König Ludwig XIV. in die Karibik und nach Mexiko und Brasilien. Auftrag: Neue Pflanzen finden. Er fand Mengen, darunter die Begonien, Fuchsien und Lobelien. Und wahrscheinlich auf Martinique stieß er auf eine Magnolie. Mit der Namensgebung ehrte er den französischen Botaniker und Arzt Pierre Magnol, der von 1638 bis 1715 lebte und die Pflanzensystematik mit Pflanzenfamilien einführte.
In unseren Gärten stehen vor allem Tulpenmagnolien, die eine Kreuzung aus zwei Magnolienarten sind und im 19. Jahrhundert entstanden, und Sternmagnolien. Es gibt hauptsächlich weiße Magnolienblüten und rosafarbene, zweifarbige, aber auch rote und sogar gelbe.
Magnolien mögen einen feuchten, nährstoffreichen Boden, Sonne, aber nicht pralle Sonne und nicht zuviel Frost, weil die Blütenknospen bereits im Herbst entstehen, und keinen Wind. Sie brauchen ausreichend Platz für ihren Auftritt. Der aber ist dann fulminant.
Sa
06
Mär
2021
Die Nächte kalt, die Tage sonnig. Aber nun sind wieder Wolken gekommen und mit ihnen Regen und tatsächlich sogar etwas Schnee, den wollen wir jetzt so gar nicht mehr. Noch halten sich meine Elfchen tapfer, aber Regen in aufgeblühte Kelche, das mögen sie so gar nicht. Daumen drücken, dass sie noch einige Tage blühen, es sieht einfach zu schön aus.
Die Schneeglöckchen sind da viel robuster. Im Berggarten blühen sie in Massen, gefüllte und ungefüllte, in kleinen Tuffs und in großen Teppichen. Bei mir im Garten nur in kleinen Grüppchen. Und kleinsten Grüppchen. Man kann eben nicht alles haben. Aber schade ist das schon.
Immer wenn ich den eigenen Garten als doch sehr begrenzt empfinde, schnappe ich mir meine Jahreskarte für die Herrenhäuser Gärten und hole mir dort eine Portion Blüten-Üppigkeit. So eine Jahreskarte kostet übrigens 25 Euro, gilt ab dem Tag ihres ersten Benutzens genau 12 Monate lang und ist eine feine Sache, wenn man öfter mal in den Gärten vorbeischauen möchte. Oder einfach auf einer Bank sitzen und in Ruhe Garten genießen. Außerdem enthebt sie jeder Diskussion um ein kurzfristiges Verlassen der Gärten, um auf das Klo zu gehen zum Beispiel oder weil man etwas im Auto vergessen hat. Ich weiß wovon ich schreibe ... Die Familienjugend findet, dass diese Karte ein wunderbares Geburtstagsgeschenk ist. Und das ist sie auch.
Und ja, das ist jetzt mal Werbung, unbezahlt, für etwas, das ich gut finde.
Mo
01
Mär
2021
Nicht zu fassen: Es ist schon März. Dabei war doch gerade noch Februar. Und der hatte es in sich.
Rückblick: Wieder war ein warmer Tag angekündigt, wolkenlos blauer Himmel und Sonne pur: 19 Grad Celsius. PLUS. T-Shirt-Wetter, zumindest in der Sonne. (Update: eine Kalt-Regen-Front ist mittlerweile über uns hinweggezogen, der Bodenfrost zurück und jetzt ist Schluss mit Ärmellos.) Kurz entschlossen machten wir frei und fuhren nach Herrenhausen.
Das Durchschnittsalter der Berggarten-Besucher (und das waren einige mehr als von uns erwartet) lag bei geschätzt 70 Jahren. Und das nur, weil eine Familie mit mehreren kleinen Kindern da war. Und ein Liebespaar in den Zwanzigern. Der Rest: Frauen im Rentenalter, in bequemen Schuhen, in Windjacken, mit kleinem Rucksack - und Regenschirm .... häh? - , mit Rollator, teils mit Ehemann und Picknickkorb und beides wurde dann auf der Sonnenbank abgesetzt und Frau ging fotografieren. Ich fragte meinen besten-Ehemann-forever ob ich ihn auch auf einer Bank parken solle, wenn wir so in 20 Jahren in den Berggarten ... Er meinte, das käme auf den Inhalt des Picknickkorbs an.
Die meisten hatten eine größere Kamera mit, mit großen, langen Objektiven, Profiobjektiven und sie hatten es gleich hinterm Eingang schon eilig. Schnellen Schrittes marschierten sie Richtung Moorweiher und Mammutbaum, dahin, wo die Eichhörnchen leben. Wir hatten unsere Eichhörnchenration bereits in der Morgendämmerung auf unserem Balkon genossen (Merke: Wenn das Eichhörnchen morgens an der Schlafzimmertür lärmt bevor der Wecker klingelt, dann ist Frühling.) und schlugen die entgegengesetzte Richtung ein: Staudengrund.
Teppiche von Krokussen und Schneeglöckchen breiteten sich vor uns aus. Es war so schön. Balsam für die Seele. Tief durchatmen und nicht an die Pollenallergie denken. Die Narzissen zeigten schon ihre Knospen und überall steckten Pflanzen erste Blätter aus der Erde. Ein Versprechen für die nächsten warmen Tage, für Sonne, für den März, der heute begonnen hat. Denn es war ja noch Februar und Schnee und so. Der kleine Libellenteich trug tatsächlich noch Eis. Und der Moorweiher auch.
Do
14
Jan
2021
Fr
18
Sep
2020
Die Tage zerrinnen. Nicht nur gefühlt, nein auch ganz konkret.
Während wir noch beim Abendessen am Terrassentisch sitzen, geht schon die Sonne unter. Ja, wir sitzen recht lange, ich weiß das. Aber das Abendessen war schon immer, und ist es noch, die geheiligte Stunde, in der wir alles mögliche besprechen und erzählen und planen. Das dauert.
Und dann ist es noch nicht einmal 20 Uhr und schon dunkel. Igel Isidor kommt um die Ecke um seine Sonnenblumenkernportion zu schnabulieren. Und das Rotkehlchen fliegt in die große Olive und beobachtet uns, trinkt noch schnell aus dem Schalenbrunnen - und fliegt dann weiter zum Schlafen.
Die Tage sind noch sommerlich warm. Schäfchenwolken am blauen Himmel und die Sommerstauden haben noch einmal einen großen Auftritt. Aber die Nächte sind kalt, einstellig kalt. 4 Grad Celsius. Das werden die schönen Dahlien nicht lange aushalten.
Ja, es ist Spätspätsommer geworden.
Mi
16
Sep
2020
Noch mehr zu den Wasserspielen in Herrenhausens Großem Garten? Aber ja doch. Schließlich gibt es etwas zu feiern ...
Das Wasser für die vielen Teiche und Fontänen (und bestimmt zumindest teilweise für die durstigen Pflanzen) kam im 17ten und 18ten Jahrhundert in langen Leitungen vom Lindener Berg und vom Benther Berg im Südwesten Hannovers (dort sammeln heute noch die Harzwasserwerke Wasser). Es wurde in zwei Hochbehältern gesammelt, es gab auch schon Pumpen, aber wenn es in die Leitungen des Gartens floss ... plätscherte es so vor sich hin. Erst als Kurfürst Georg von Hannover zu King George I. geworden war, war die technische Entwicklung 1718 so weit gediehen, dass ordentlich (Wasser-)Druck in die Leitungen kommen konnte.
Ohne diese Technik gäbe es das Highlight der Große-Garten-Wasserspiele nicht: die Große Fontäne. Zu ihr gibt es ganz aktuell im Schlossmuseum eine Ausstellung: "recht was Königliches 300 Jahre Fontäne".
Vor 300 Jahren, im Zeitalter des Barock, gehörte es für die Herrscher dazu zu zeigen, dass sie die Elemente beherrschten. Das Wasser. Das war damals eine komplizierte Sache, Wasser mittels Pumpwerken in den Städten in Leitungen zu transportieren, zum Brunnen auf dem Marktplatz und zu Häusern einiger Reicher.
Aber was da aus den Hähnen kam - kein Vergleich zu heute.
Und dann verschwenderische Wasserspiele im Garten zu haben, (der übrigens etwa so groß war wie die ganze damalige Altstadt Hannovers) welch ein Luxus, damit ließ sich Eindruck schinden. Hannovers Herrscher waren auf dem Weg zu etwas Großem. Erst Herzog, dann Kurfürst, dann gar König. Der Welt und der Herrscher-Konkurrenz sollte gezeigt werden, dass man jetzt jemand war. Die Macht. Hannover war nicht London oder Paris, der Garten zwar exquisit - dank der Mama - aber nicht so groß wie Versailles. Versailles - in Versailles gab es eine Fontäne - 27 Meter hoch stieg dort das Wasser ...
Georg ließ bauen. Im südlichen Gartenteil, der so ab 1695 angelegt wurde, entstand 1700 das Wasserbecken, 50 Meter im Durchmesser, aber erst 1718 konnten (s. o.) die Arbeiten für die Große
Fontäne beginnen. Sie musste höher werden als die französische. Es dauerte zwei Jahre und fast so viele Reichstaler, wie einige Jahre später der Bau der Dresdner Frauenkirche
verbrauchte, bis Georg zufrieden war. Im September vor 300 Jahren sprudelte die Große Fontäne auf eine Höhe von 35 Metern. Er hatte den die größte.
Inzwischen ist an der Fontänentechnik immer wieder verbessert worden. Zwischenzeitlich überholten andere Sprudler unsere hannoversche Große Fontäne, aber dann holte sie wieder auf und setzte sich an die Spitze. Wenn heute das Wetter und die Umstände und alles andere günstig sind, schießt der Strahl mit 140 Stundenkilometern aus feinen Düsen auf 81 Meter. An normalen Tagen auf gute 70 Meter. Wenn man vom Schloss aus die Hauptachse des Großen Gartens entlang blickt, dann sieht man sie zwischen den Bäumen - und sie ist imposant. (Wie gesagt, wenn sie für zwei Stunden am Vormittag und am Nachmittag noch einmal angestellt ist.) Je näher man ihr kommt - und das dauert länger als vorher gedacht, der Weg ist lang - desto höher wird sie. Anders als bei Herrn Turtur auf Michael Endes Lummerland.
Sie steht im Zentrum strahlenförmig abgehender Wege, die wiederum auch je ein Zentrum mit kleiner Fontäne und strahlenförmig abgehenden Wegen haben. Die Wege sind durch hohe Hecken gesäumt, hinter denen inzwischen dichte Büsche und Bäume wachsen. Das sind die 32 Triangeln. Bis ins 20igste Jahrhundert standen in ihnen Obstbäume. Dann wurde das zu arbeitsintensiv und angeblich war es der Stadt Hannover nicht parkähnlich genug und so pflanzten sie Grünes.
* Die alten Stiche stammen aus: Alt-Hannover Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern 1600-1900, Hrsg. Kunstverein Hannover, die Jahresgabe 1951, ein Geschenk an meinen Schwiegerpapa
Mo
07
Sep
2020
Und jetzt sitzen wir auf der Terrasse und die Regentropfen tropfen von der Markise. Der Garten saugt das Wasser begierig auf, die Böden sind trocken, daran hat auch das viele Beregnen mittels eigenen Brunnenwassers nicht viel ändern können. Schließlich haben wir hohe Bäume im Garten, so richtig hohe Bäume, und die haben viel Durst.
Und deshalb bin ich gar nicht so böse über die Pfützen, die sich jetzt auf den Terrassenplatten bilden. Nur - musste es sich gleich so abkühlen?
Verrückt. Noch vor einem Monat haben wir jeder Abkühlung hinterhergehechelt und das Planschbecken war das Beste überhaupt.
Vor einem Monat waren wir im Großen Garten in Herrenhausen, während der zwei Stunden am späten Vormittag innert derer die Wasserspiele angestellt sind. Das sind eine ganze Menge kleine und große Fontänen und Sprudel und Wasserbecken, denn ein Garten mit Wasser, das war schon immer klar, hat ganz besonderen Reiz. Deshalb haben auch wir eine kleine Wasserfontäne in unserem Garten - für das besondere Wohlfühlen - und alle Besucher sagen dann 'Ooh, wie schön und so beruhigend'. Natürlich ist das kein Vergleich mit dem Großen Garten ... dafür muss ich auch kein Heer von Gärtnern beschäftigen. Kurfürstin Sophie dachte und baute eben in ganz anderen Dimensionen als unsereiner in der Jetztzeit. Sie hatte dafür ein fürstliches (in doppelter Bedeutung) Budget und finanzierte zusätzlich mit eigenen Geld ihre Gartenprojekte. Und darum ist das, auch wenn ihr Schwager bereits mit dem Gärtnern begonnen hatte bevor sie ins Schloss einzog, ein sehr weiblicher Großer Garten geworden. Finde ich.
Sehr hübsch sind die Schwanenteiche. Hinter dem Großen Parterre mit der noch gar nicht so alten Glockenfontäne in der Mitte liegen sie. Ursprünglich gab es an dieser Stelle Fischteiche und dann wurden Enten und - eben - Schwäne gezüchtet. Um jeden Teich wuchs eine Hecke. Die gibt es nun nicht mehr und auch keine Schwäne. Dafür plätschern kleine Fontänen und rundherum stehen fabelhafte Agapanthus in großen Kübeln. Mit weißen Blüten.
Nie gebaut hätte ich die Kaskaden. Kaskaden, bei denen das Wasser über mehrere Stufen von oben auf ein niedrigeres Niveau hinunterplätschert, waren in Italiens Adelsgärten im Barock sehr beliebt. Ihre Gärten hatten oft eine Hanglage, plätscherndes Wasser zu haben war easy und - in Mode. Bei einem Garten auf dem platten Land Hannovers (wo die höchste Erhebung die Sanddüne des Berggartens war) waren Wasserfälle gar nicht so leicht umzusetzen. Also wurde aus Sandstein gemauert.
Es gibt eine Große Kaskade, gleich wenn man hineingeht, durch den Fürstlichen Blumengarten hindurch und rechts halten, dort, wo der östliche Schlossflügel endet. Gebaut übrigens noch vom Schwager, zusammen mit seiner Schloßrenovierung und der Grotte am westlichen Schlossflügel. Grotte und Kaskade mit ganz viel Reparaturbedarf, also eigentlich nie völlig fertig. Von der Dachterrasse aus konnten damals Fürstens der Kaskade aufs Dach steigen und über eine beidseitige Treppe hinab in den Garten. Das Wasser läuft über mehrere Treppchen aus Bronzemuscheln eine Wand hinab. Dazwischen stehen Statuen, kleben Muscheln. Und Flussgötter passen auf. Die Wände waren ursprünglich recht glatt, bei einer 'Restaurierung' Mitte des19ten Jahrhunderts bekamen sie dann die rauhe Oberfläche mit der "grottigen" Anmutung. Wer heute die Treppe hinaufklettert kann oberhalb der Wasserwand stehen und schöne Fotos vom Gartenparterre machen. Und von den Touristen.
Die Kleine Kaskade entstand später ,1692. Sie befindet sich an der Rückseite des Gartentheaters, links und rechts führen Treppen zur Bühne hinauf, und sie ist vergleichsweise wirklich klein. Aber schön plätschernd. An den Seiten liegen zwei Flussgötter, die sich Trompeten oder ähnliches an die Münder halten. Und sie trompeteten wirklich. Damals. "Die Kleine Kaskade an der Südwand des Gartentheaters in Herrenhausen schuf 1692 I.F. Münter, Hofarchitekt in Celle. Die Hörner der Tritonen waren einst mit den Zuleitungsrohren zur Großen Fontaine verbunden. Die vor dem Wasser entweichende Luft ließ damals die Hörner erklingen, und kündete damit das Springen der Wasserkunst an." (*) Das hätte ich gerne gehört.
* das Zitat und die Kupferstiche stammen aus: Alt-Hannover Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern 1600-1900, Hrsg. Kunstverein Hannover, die Jahresgabe 1951, ein Geschenk an meinen Schwiegerpapa
Sa
15
Aug
2020
Sämtliche Newskanäle liefern sich gerade einen Wettkampf um die besten Hitzetipps. Denn - oh, wie warm.
Tipps wie: Verdunkeln Sie Haus und Wohnung. Lüften erst wenn es draußen kühler ist. Bettwäsche und Nachtzeug im Kühlschrank aufbewahren - aber wer hat da schon genug Platz? Nicht zu kalt duschen, nicht zu kalt essen, weil der Körper sonst gegensteuert - aber was ist zu kalt?
Allerdings - meine Küche bleibt kalt. Zum einen mag ich bei Hitze sowieso nie viel essen und angesichts der Corona-Frustpfunde sollte ich auch nicht viel essen, zum anderen finde ich Salate und Antipasti mit Ciabatta sehr lecker - und nein, das backe ich nicht selbst. Dazu gibt es kalte Puten- oder Hähnchenbrust, gegart im Crockpot/Slowcooker. Der wird sowieso nicht so heiß wie ein Backofen und vor allem braucht er nur eine Steckdose. Die kann auch auf Balkon oder Terrasse sein. Da entsteht dann (im Schatten und bitte nicht in praller Sonne) das Abendessen fast ganz von allein, während Frau mit den Füßen im Planschbecken hängt ...
Ob unsere Kurfürstin Sophie wohl auch ihre Füße in kühlende Wasserbecken gehalten hat? Oder sich unter die große Fontäne gestellt hat? Wie hat sie sich abgekühlt, noch dazu in einer Zeit, die nicht gerade für legere Kleidung bekannt war? Oder für das eifrige Nutzen von Wasser? Sophie, das ist die 'Mutter' unseres Großen Gartens in Herrenhausen, das ist die, die aus den ersten zarten Gartenanfängen des Schwagers etwas machte, die die mit Leibniz ..., die ...
Sophie wurde 1630 in den Niederlanden geboren. Ihre Mama war eine Tochter des englischen Königs Jakob I. Der Papa war Kurfürst der Pfalz (gewesen) und einige Monate lang König von Böhmen, bis der 30jährige Krieg ... Die Familie wohnte dann in den Niederlanden. Sophie wurde zum Aufwachsen in eine Adelsfamilie nach Leiden gegeben. Als sie zwei Jahre alt war starb der Papa. Es gab Pläne sie mit dem späteren Karl II. von England zu verheiraten, dass das nichts wurde, war meiner Ansicht nach ihr Glück. Soo viele Liebschaften und uneheliche Kinder Karls ... Mit 20 zog sie als babysittende Tante zu einem der älteren Brüder nach Heidelberg, mit 28 heiratete sie unseren hannoverschen Ernst August. Da galt sie schon als 'alte' Frau. Sophie hatte übrigens 12 Geschwister, von denen die meisten durchaus älter wurden und Gräfinnen oder Äbtissinnen oder britischer Admiral oder Reiteroberst oder Kurfürst oder Pirat ...
Ernst August war damals gar noch nicht so hannoversch, seine älteren Brüder regierten (nacheinander) das Fürstentum Calenberg mit dem Mittelpunkt Hannover vom alten Leineschloss aus. 1662 wurde Ernst August Fürstbischof von Osnabrück, was heißt er war gleichzeitig protestantischer Bischof (ja das ist etwas seltsam) und Regent des Osnabrücker Landes und hatte so sein Einkommen. Sophie zog von Hannover erst auf die Burg Iburg um und dann 1673 ins neu gebaute Osnabrücker Schloss. Dort legte sie den Garten an, offenbar mit viel Freude und einem Wasserbecken in der Mitte. Sie hatte so schöne Gärten gesehen, in den Niederlanden, auf Reise in Italien 1664/65, und dann, kurz bevor sie Osnabrück wieder verlassen musste, in Versailles. 1679 erbte Ernst August das Fürstentum Calenberg und es ging zurück nach Hannover. Sophie hatte inzwischen 7 Kinder, ihr Mann eine feste Mätresse und sie stürzte sich auf den nächsten Garten.
Und während der Osnabrücker Schlossgarten zerbombt, zerstört und völlig umgekrempelt wurde, versucht Hannover in Herrenhausen einen möglichst Sophie-originalen Garten zu erhalten/ wieder herzustellen. Dazu gehört das Gartentheater, in dem Veränderungen der letzten Jahrzehnte zurückgebaut wurden, dazu gehört die Wasserkunst, ein Gebäude von 1860 mit Wasserrädern und Pumpen, die gerade restauriert werden, und die Wasser in den Garten pumpt und die vielen Fontänen und Wasserspiele antreibt. Also - Gelegenheit für ein kühles Fußbad hätte Sophie schon gehabt.
Di
28
Jul
2020
'Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer ...' war ein Sprichwort meiner Oma. Was übersetzt hieß: Freu dich bloß nicht zu früh. Ja, und viele Schwalben? Oma, was machen die?
Wir sehen jetzt immer viele Schwalben über unserem Garten kreisen, richtig hoch oben in der Luft, was mein bäuerlicher Familienteil als Zeichen für schönes Wetter gedeutet hätte. Und abgesehen von bis zu einstellig kalten Nächten ist tatsächlich die Sonne zurück und scheint vom klaren blauen Himmel. Meistens.
Und so verbrachten wir einen sonnigen Vormittag in Herrenhausens Großem Garten.
Das Problem war das 'Hinein', Jahreskarte hin, Jahreskarte her. Wir haben schließlich Sch...viruszeiten. Denn um in den Garten zu kommen muss der geneigte Besucher durchs nachgemachte Schlossgebäude, also durch den Kassen- und Shopbereich hindurch. Mit MuNaSchu selbstverständlich. Die Toiletten bzw. die Treppe dorthin und zu den Schließfächern im Untergeschoß rechts liegen lassen, aber ein Schild warnt: 'Hierher kommen Sie nicht wieder zurück, gehen Sie jetzt oder gar nicht. Oder auf die Toiletten im Garten.' Die in meiner Erinnerung nur so lala sind. Und riechen. Also vorsichtshalber ... Und das bedeutet auch, dass der geneigte Besucher nichts in den Schließfächern einschließen sollte, denn 'hierher kommen Sie nicht wieder zurück.' Aber das wird nicht explizit erwähnt.
Wir waren fast alleine im Eingangsbereich des Gebäudes, dem Flaschenhals sozusagen, und konnten flott durch die offene Tür zum Garten wieder hinaus, Jahreskarte scannen lassen und ein paar Schritte weiter den MuNaSchu abnehmen. Allerdings Mittags, als wir gingen, wartete eine Schlange von gut 20 Leuten auf Einlass. Hinaus ging es übrigens neben dem Gebäude, schwupp standen wir vor den Absperrungen. Die Wartenden guckten neidisch und so mancher überlegte wohl, ob er dort nicht abkürzen könnte.
Und da waren sie dann: viele, viele Schwalben. Am Himmel über dem Orangenparterre zwischen Galeriegebäude und Goldenem Tor und tief über dem Boden und dem Neptunbrunnen in der Mitte des Parterres. Um zu trinken stürzten sich die Schwalben auf die Wasseroberfläche, denn Schwalben trinken im Fliegen, so schnell, dass Fotografieren unmöglich war, aber gerade noch den Kopf einziehen, das klappte.
Sie rasteten am Galeriegebäude: an den Brüstungen, auf dem Dach. Und schauten auf uns herab und ich könnte schwören, sie grinsten, als eine von ihnen dicht an mir vorbei sauste und ich zusammenzuckte.
Kurfürstin Sophie ließ das Galeriegebäude zwischen 1694 und 1698 bauen. Der Grund dafür war die Notwendigkeit ihre kostbaren Pflanzen sicher zu überwintern, aber dann kam die Idee, dass man dort doch fabelhafte Feste und Empfänge feiern könnte. (In meinem Gewächshaus stehen auch Stühle und ein Tischchen für den Tee zwischendurch, ich kann sie also gut verstehen.) Für die Pflanzen entstand die Orangerie, der große Saal in der Galerie erhielt seine prächtige Dekoration und Bemalung. Und alles das ist noch original erhalten bzw. restauriert. Gut, zugegeben, die großen Kronleuchter sind inzwischen elektrisch und die überall verteilten Feuerlöscher sind auch nicht so sehr .... alt. Und ich weiß nicht, ob ich sie als dekorativ bezeichnen würde. Die Innendekoration zeigt die Sage um Aeneas, griechisch und mit vielen Bildallegorien versetzt, Ikonografie nannte man das. Um sie zu verstehen muss man sich gut auskennen oder eine Führung mitmachen.
Im letzten Sommer war die große Eingangstür offen und wir konnten uns - einfach so - den Saal anschauen, in dem auch in der Jetzt-Zeit Empfänge und Konzerte gegeben werden, also theoretisch, in dem aber damals beim Besuch Präsident Obamas in Hannover die Journalisten ihre Schreibtische hatten. Die hat das mächtig beeindruckt, wenigstens das, und schöne Fotos aus Hannover gingen in die Welt. Wir jedenfalls waren nicht minder beeindruckt. Leider war die Tür dieses Mal zu. Sch...virus.
Aber das Wasser im Neptunbrunnen sprudelte und die Orangenbäumchen standen an ihren Plätzen. Und die Sonne schien erbarmungslos auf uns herab.
Die Fürstenfamilie soll von Italien begeistert gewesen sein, von Festen in Venedig mit viel Wasser und Prunk. Deshalb: Einen Brunnen vor der Galerie gab es bereits 1696/97, in der Mitte soll ein Junge auf einem wasserspeienden Delphin geritten sein. Dann wurde mehrfach umgestaltet. Zuletzt gab es eine Gruppe von Fontänen. Der Neptunbrunnen entstand erst 2008, 8 Putten, die auf Schildkröten und Delphinen reiten und Neptun piekst nach ihnen, alles etwas durcheinander, das Wasser sprüht in alle Richtungen. Ein Kontrast zur barocken Strenge - wie ein geplatzter Gartenschlauch. Die Figuren waren 'über', noch aus dem 17. Jahrhundert erhalten, standen sie seit 1849 auf dem Dach der Grotte. Diese Grotte, die dann Niki de Saint Phalle ... Recycling. Wie praktisch.
Und dann gingen wir durchs Goldene Tor in den übrigen Garten.
Wer mag und rund 200 Euronen übrig hat, kann übrigens im Galeriegebäude heiraten. Nicht im Saal, aber im Frühlingszimmer, einem der ehemaligen Privaträume Sophies, fast genauso
prunkvoll.
Mo
20
Jul
2020
Ist Euch das aufgefallen? Nein? Mir auch nicht.
Nein, ich meine nicht den Bienenschwarm, der sich über die Zistrosenblüten hergemacht hat. Was ich meine ist ...
Die Viertel-nach-Acht und Zwanzig-nach-Sieben Sondersendungen zum Sch...Virus, in denen sich Inhalte und Journalistenfragen wieder und wieder wiederholten - sie sind verschwunden.
Die Zahlen, mit denen wir anfangs stündlich gefüttert wurden, die in Größenbereiche abhoben, die sich unserem Vorstellungsvermögen entzogen - sie finden sich nur noch versteckt. Kein Newsletter des Landes Niedersachsen mehr, die tägliche Veröffentlichung des Coronastatus der Stadt, in der wir leben - versteckt im städtischen Internetauftritt zum Suchen.
Die kleinen nervigen Einblendungen der Fernsehprogramme, denn wir sahen nicht mehr Erstes, Zweites, RTL, Sat. Wir sahen #zuhausebleiben #zuhause #alonetogether #daheimbleiben #bleibtzuhause #zusammenhalten #wirBleibenZuhause #miteinanderstark. Nur wenn wir uns jetzt einen der im Frühjahr archivierten Filme anschauen, dann ist immer dieser Zusatz am oberen Rand und geht nicht weg. Aber jetzt im aktuellen Programm - nicht mehr da.
Die Beiträge zu 'den Helden des Alltags', die mir nach kurzer Zeit aber so was von aus dem Hals heraus gehangen haben, weil einfach jeder, jeder, jeder so betitelt wurde, nur Mütter nicht. Und Steuerberater nicht. Teddybärenmacher schon gar nicht. (Es sei denn sie nähten Mund-Nasen-Masken - dann vielleicht.) Auch die 'Systemrelevanten Tätigkeiten' blieben undefiniert. Wann ist Mann/Frau systemrelevant, wann verdient man Anerkennung, wann extra Geld statt Applaus? - vorbei gottlob.
All das fehlt mir überhaupt nicht.
Und damit es nicht zurückkommt, damit wir keine zweite Welle oder Zustände wie in Amerika oder Peru oder Luxemburg ... Luxemburg? bekommen: Nicht jammern und über Einschränkungen stöhnen, sondern brav Abstand halten und Maske tragen. Und, fast vergessen, gründlich und oft die Hände waschen. Alle im medizinischen Bereich tun das Tag für Tag.
Insekten haben es da, zumindest was Abstand und Mundschutz und Waschen angeht, gut und können sich ganz auf das für sie Wichtige konzentrieren: Pollensammeln.
Ein absoluter Magnet für Bienen und Co. sind die blühenden Zistrosen. Zistrosen kennen eigentlich alle, die schon einmal im frühen Sommer am Mittelmeer waren. Sie sind typisch für die Garrigue, diese trockene steinige Landschaft mit Lavendel, Rosmarin, Salbei und Thymian. Sie lieben pralle Sonne und blühen ab Mai und dann bis in den Juli. Jede Blüte blühe nur einen Tag, heißt es, ja tatsächlich? Nachgeprüft habe ich es nicht. Die Blüten sehen immer etwas knitterig aus, wie grad aus dem Koffer geholt, und es gibt sie auch in zartrosa, in pink oder mit Auge am Blütengrund. Diese weiße Zistrose wächst im Steingarten des Berggartens. Zuviel Nässe ist ganz schlecht für sie, zu starker Winterfrost auch, aber Herrenhausens Gärtner scheinen das gut im Griff zu haben. Sie blüht wunderbar.
Do
30
Apr
2020
Was für Zeiten. Der Mai steht vor der Tür und wir tanzen nicht hinein. Also wir tanzen schon, aber nur zu zweit und ganz leise bei einem Glas Wein. Schließlich beginnt der Wonnemonat.
Was für Zeiten. Das Sch...virus ist immer noch da und immer noch ansteckend und immer noch lebensbedrohlich. Wir haben die Ansteckungen derzeit einigermaßen im Griff, aber immer noch keine Medikamente oder ein Serum dagegen. Trotzdem benehmen sich jetzt alle so, als sei die Pandemie vorüber - oder das 'vorüber' in Sicht. Und klopfen sich auf die Schulter, wie gut wir in Deutschland das hinbekommen haben. Haben wir aber noch nicht und das Diskutieren um Sommerurlaube und Öffnen von Spielplätzen und Theatern und Schulen und Shoppingmalls und Möbelhäusern und Freibädern .... und ... ist gerade so das allerletzte. Und so nebenbei wird unser alter Oberbürgermeister vom Vorwurf der Veruntreuung unserer Steuergelder freigesprochen und man kann sich vor lauter Sch...virus darüber noch nicht mal richtig aufregen.
Was für Zeiten. Wir alle tragen jetzt Maske, industriell
gefertigte und handgenähte mit Osterhasen drauf und eierlegenden Hennen. Ich hätte aber auch noch Teddybären, Weihnachtsmänner und Tannenbäume, Sterne, Blumen, Hexen und Totenköpfe (ach nein,
vielleicht besser doch nicht) im Stoffefundus. Damit also zum Einkaufen fahren, auf dem Parkplatz noch im Auto antüdeln, in Geschäft eins (Supermarkt) gehen, also Schlangestehen bis einer der
abgezählten Einkaufswagen frei wird, allerdings fehlt der Securitymitarbeiter, der letzte Woche noch die Griffe desinfizierte. Dann um die Ecke in Geschäft zwei (Drogerie) gehen, auch da einen
abgezählten Einkaufswagen ergattern und mit Abstand hinein, aber hei, warum drängelt sich da ein Mann ohne Wagen an allen vorbei und hinein? Ach so, der Markt spart sich jetzt die Security,
deshalb. Wieder ins Auto und zum Biomarkt fahren, aber damit eigentlich bewegen wir uns autofahrend mit Maske im Gesicht im rechtsfreien Raum, denn die Straßenverkehrsverordnung kennt kein
Sch...virus und Maskenpflicht. Aber Maske ab und mit kontaminierten Fingern auf Parkplatz zwei eine neue aufziehen? Nein, lieber der Willkür der Entscheidungsfreiheit unserer Polizei vertrauen (darauf beruft sich die niedersächsische Landesregierung). Bei Pech, bzw. polizeilichem Misstrauen werden 60 Euronen
Bußgeld fällig. Aber das ist uns die Gesundheit doch wert, oder?
Was für Zeiten. Wir dürfen wieder in die Herrenhäuser Gärten. Nicht in die Gewächshäuser, nicht in die Grotte, nicht in den Irrgarten. Warum eigentlich nicht in den Irrgarten? Da geht doch sowieso keiner freiwillig rein. Und in den Eingangs-, Kassen- und Shopbereich nur mit Maske. Ich weiß noch nicht, wie ich das mache, das Auf-Ab-der-Maske beim Rein- und Rausgehen, denn wer will schon damit durch den Garten schlendern, mal sehen. Aber ich freue mich schon auf die Blütenpracht. Und habe deshalb in alten Fotos gestöbert und mir die Frühlings-Tulpen-Fotos des vorletzten Jahres herausgesucht. Da müsst Ihr nun durch.
Was jetzt auch offen ist, das sind Stadtpark und Tiergarten. Stadtpark, weil, da blüht es auch wie verrückt, da war es noch nie so richtig voll und Mindestabstand überhaupt kein Thema, nicht einmal auf der großen Wiese, aber ohne Toilettenmöglichkeit. Und jetzt fragt bitte nicht, wie das in Herrenhausen ist mit den Klos. Der Tiergarten hat sowieso keine. Zur allergrößten Not gibt es genügend Bäume. Dort und hier.
Was für Zeiten. Wir lesen Zeitung, die amerikanischen Zeitungen und CNN und reiben uns verwundert die Augen. Denn Amerika, damit ist die USA gemeint, hat Deutschland entdeckt. Als Vorbild! War nicht immer US-Amerika unser Vorbild? Der amerikanische Traum? Und jetzt träumen sie dort von Deutschland, von unserem Gesundheitssystem und niedrigen Sterberaten. Und von unserer Bundeskanzlerin, die sie jetzt gern im Weißen Haus hätten statt dieser Witzfigur mit den Reinigungsmitteln. Aber jedes Land muss die Suppe, die es sich eingebrockt hat, selber auslöffeln. Wir Deutschen haben das schmerzlich lernen müssen ...
Fr
17
Apr
2020
Es hat sich vieles verändert. Die Freitage zum Beispiel. Schülerstreiks und Freitagsdemos für das Klima? Nichts. Es wäre ja auch albern, aus Protest nicht zur Schule zu gehen, wenn alle Schulen sowieso dicht sind. Und dem Klima geht es doch besser als seit langem.
Aber auch sonst. Ich habe mir einmal angesehen, worüber ich in den letzten Jahren auf meinem Blog so geschrieben habe... das Scillablütenfest - abgesagt, das Kirschblütenfest Hanami - abgesagt, aber die Kirschbäume auf der Alten Bult blühen herrlich, die Museen - geschlossen, der Zoo mit dem kleinen Eisbärenkind - geschlossen, der Tierpark - geschlossen, der Stadtpark - geschlossen und die Pflanzentage - abgesagt, das Frühlingsfest - abgesagt, das Schützenfest - abgesagt, die Expo-Plaza-Konzerte - abgesagt, der Feuerwerkswettbewerb - auf nächstes Jahr verschoben, das Kleine Fest - ach ja, da meint der Herr Böhlmann, er könne eine Extrawurst bekommen, weil das doch so besonders sei, aber ich glaube, er überschätzt sich maßlos.
Auch die Herrenhäuser Gärten sind noch geschlossen. Die Gärtner haben im Herbst alles vorbereitet für den Frühlingsauftritt und Zwiebeln gesetzt. Pflänzchen vorgezogen. Jedes Jahr gibt es ein Farbkonzept das neu ist, etwas anders als im Vorjahr, Überraschungen birgt. Und jetzt blüht es bestimmt wunderbar, aber wir dürfen es nicht sehen.
Diese schönen roten Tulpen haben vor zwei Jahren am Weg vor den Gewächshäusern des Berggartens gestanden. Ein farblich feuriges WOW.
Ach - Sehnsucht.
Mi
19
Feb
2020
Es ist ihre Zeit im Jahr, es sind ihre Monate, der Januar und der Februar. Da haben sie ihren großen Auftritt, mitten im Winter. Die Hamamelis.
Wir nennen sie Zaubernuss. (Die englischsprechende Welt sagt 'witch hazel', wie passend.) Zaubernüsse sind kleine Bäumchen oder Sträucher, die im Sommer grüne Blätter tragen, die mich an Haselnussblätter erinnern. Mit einer schönen Herbstfärbung. Bevor sie im Frühjahr die Blätter austreiben, blühen sie. Manche gelb, manche orange, manche rosa, manche rot. Und sie duften. Mal mehr, mal weniger, aber herrlich.
Ich habe leider keine im eigenen Garten, denn die Winterschönheiten sind mäkelig. Sie wollen eine humusreiche, lockere Erde, sie wollen keine Trockenheit und keine Staunässe, keinen Lehmboden - und keine Wurzelkonkurrenz. Sie mögen Schutz gegen frostige Winde, vielleicht eine Hauswand, sonst rollen sich die Blütenblätter ein und das sieht dann nicht mehr so hübsch aus.
Hat man ein passendes Fleckchen im Garten gefunden und gepflanzt - nicht zu tief, dann lässt man die Zaubernuss am besten einfach in Ruhe. Sie braucht Zeit, bis sie sich eingewöhnt hat. Sie mag auch nicht umgepflanzt werden. Mäkelig.
Die Gärtner in den Herrenhäuser Gärten können 'Hamamelis', dort blühen sie ganz wunderbar, besonders im Berggarten sind sie besonders wunderbar.
Ich bin neidisch.
So
02
Feb
2020
Kaum hat das Jahr begonnen ist sein erster Monat schon vorbei. Ich bin geneigt 'macht nichts' zu sagen, denn was war schon im Januar: Kriegsängste, Virusängste, Klimaängste, kein Schnee und auch kaum Sonne, Hexenschuss. Verzichtbar. Alles. Und Trump ist noch immer da, sein Impeachment geht den Bach hinunter, und die Briten sind weg und viel zu viele feiern sich dafür.
Ich mag mir nicht ständig Angst machen lassen und mag mir auch nicht ständig ein schlechtes Gewissen machen lassen. Jetzt schon vermiesen die Angstschürer mir den Sommer, denn dann würden Waldbrände drohen, sagen sie. Nur Erdbeben und Vulkanausbrüche haben sie noch nicht für uns in Niedersachsen prognostiziert ...
Und jetzt ist schon Februar, schon der zweite Februartag. Der hat es in sich.
Das Datum ist ein Palindrom, etwas höchst Seltenes im Datumsbereich, das letzte Mal am 11. November 1111 nach Chr. Und das nächste Mal am 12. Dezember des Jahres 2121. Man braucht also eine gute Portion Glück um so etwas überhaupt mitzuerleben.
Buchstabenpalindrome dagegen sind durchaus gängig. 'Otto' zum Beispiel ist eines. Oder 'Eierbreie'. Oder die denkwürdigen Worte: 'Eins sie weiss: Sie weiss nie.'
Ach ja, ein Palindrom ist etwas, das man von vorn und genauso von hinten lesen kann. Das kann ein einziges Wort sein, mein Liebling übrigens: 'Gnudung', ein Satz, der kürzeste: 'sei es', oder sogar ein ganzes Gedicht, entweder zeilenweise oder komplett vom letzten Buchstaben zum ersten rückwärts lesbar.
Wunderbare Palindrome (und meine Beispiele) finden sich in dem Buch 'Spiegelgedichte' von Anton Bruhin aus dem Verlag Engeler, ich will es nicht gehobenen Blödsinn nennen, nein, aber es ist schon recht 'speziell'.
Außerdem ist heute Murmeltiertag, was bedeutet: In Punxsutawney wurde Murmeler Phil rüde geweckt, woraufhin er seinem Aufwecker und Betreuer offensichtlich rachsüchtig das schicke schwarze Jackett und die Handschuhe vollschiss, zumindest sah das so aus, die Kleidung war ziemlich dreckig. Phil war sehr bemüht, wieder in seine Höhle zu kommen, von der Lethargie der letzten Jahre jedenfalls war er weit entfernt. Dann wurde er auf einen Baumstamm gesetzt, etwas dichter an der linken Schriftrolle als an der rechten, beide interessierten ihn offenbar nicht die Bohne, er schüttelte sich und eine Bewegung von Phil wurde als Auswahl der linken Rolle gedeutet. Und so haben wir aus Punxsutawney bei US-amerikanischem Schneeregen folgende Vorhersage: 'There is no shadow of me, a beautiful spring it shall be.' (Und das ist leider kein Palindrom.)
Die Schneeglöckchen würden der Vorhersage zustimmen, sie blühen bereits prächtig. Kurz gesagt (und genauso sinnfrei):
O Tropenhoelle ohne Porto!
Di
28
Jan
2020
Hatte ich geschrieben, dass wir nicht die einzigen Besucher im Berggarten waren? Also - nicht, dass Ihr denkt, es waren außer uns nur Graugänse und Raben dort - nein, nein. Es gab auch die Eichhörnchen-Connection. Womit ich nicht die Eichhörnchen selbst meine - obwohl es dort von den Hörnchen auch eine ganze Menge gibt. Nein, ich meine die Eichhörnchen-Fotografen. Für Fotos von Eichhörnchen in weiß-gefrorenen Beeten wird früh aufgestanden.
Man könnte glatt meinen, es gäbe nur im Berggarten diese Tiere. Das stimmt natürlich nicht, es gibt sie in der Eilenriede, im Tiergarten, in unserem Garten ... Aber im Berggarten werden sie umhätschelt, jeder bringt Nüsse mit, lockt sie - und sie kommen deshalb zutraulich nahe. Wer nicht aufpasst, dem klettern sie die Beine hoch, fassen in die Jackentaschen, turnen auf die Rückenlehne der Bank und schauen, was man in der Handtasche hat. Uuh - wie süß. Eine ganz bestimmte Bank ist das, dicht am Moorweiher, fest in den Fotografenhänden, die hier mit ihren Rucksäcken so etwas wie Handtuch-am-Pool-Strategie betreiben. (Wir haben es mal gewagt, uns auf die leere Bank zu setzen und prompt kam ein Fotografen-Paar und guckte böse. Sie stellte sich dann einen Meter entfernt vor mir hin und drehte mir den Rücken zu. Das war so unverschämt dreist, da hat unsere Pause gleich noch länger gedauert.)
Fotografen-Schlaraffenland. Wilde Tiere, die gar nicht so wild sind, aber man kann so tun als ob. Am Frostmorgen im November standen tatsächlich 6 Männer und Frauen um diese Bank herum, ausgerüstet mit allem, was ein Eichhörnchen-Fotograf so brauchen könnte. Und die Hörnchen bettelten.
Als wir am Dienstag vor einer Woche durch das Berggartentor gingen und als erstes die wunderbar blühende Winterkirsche bewunderten, hörte ich hinter mir schon eine männliche Stimme, die "Hörnchen ... Hörnchen" rief. (Ab und zu kommen sie den Besuchern hier schon entgegen, aber derzeit wird die Umfassungsmauer saniert, mit viel Lärm, da kommt niemand.)
Ein Mann, 70plus, ausgerüstet mit diversen Fototaschen, ging an mir vorbei.
5 Meter dahinter kam die offenbar dazugehörige Ehefrau 70plus, sie schleppte das große Stativ. Ich sah meinen besten-Ehemann-forever an und sagte: "Denk so etwas gar nicht erst." Er grinste nur.
Die Eichhörnchenbank war wieder einmal belegt mit Rucksack und Taschen und Jacken, daneben stand ein Mann in Bundeswehr-Tarnanzug. Ich blickte mich suchend nach seinem Zelt um, aber das war wohl zu gut getarnt. Mitten im Weg stand ein Stativ mit kopfüber hängender Kamera, knapp zwei Meter davon entfernt stand ein Kinderspielzeug-Unimog, die Ladefläche voll mit Nüssen. Darauf saß ein Hörnchen und fraß. Ab und zu machte es Klickediklick, dann hatte der im Tarnanzug auf den Fernauslöser gedrückt. 40 Kilometer sei er gefahren, um mal ein Hörnchen zu sehen, oh ja. Bei ihm gäbe es keine Hörnchen und keine Vögel. Oh ja. Unser Mitleid war soo bei ihm. Ob wir, der Blick fiel auf unsere Kameras, auch Eichhörnchenfotos machen wollten. Ach nein, sagte ich, bei uns wohnen mehrere im Garten, das reicht uns. Sie ignorieren uns. Aber handzahm sind sie nicht und wollen wir sie nicht. Und auf Kinderspielzeug würden wir sie nie locken. Dann drehten wir um und suchten uns eine schöne sonnige Bank - ohne Fotografen.
Fr
24
Jan
2020
So sehr viele frostige Nächte hatten wir in diesem Winter noch nicht. Deshalb freuen wir uns, wenn es dann endlich einmal so kalt ist.
Und weil weiß-gefrorene Beete so reizvoll sind, sind wir kurzentschlossen nach Herrenhausen gefahren. In den Berggarten. Und obwohl es eigentlich ein normaler Wochenarbeitstag war, waren wir beileibe nicht die einzigen Besucher.
Diese Graugans zum Beispiel. Sie betrachtete mit Expertenblick die große Wiese und nahm ein paar Häppchen gefrorenes Gras. Graseis - ob das schmeckt? Die Raben waren zu zweit unterwegs. Sie hatten offenbar Lust auf Gansärgern und pirschten sich immer weiter an. Und die Graugans nahm etwas pikiert und würdevoll Reißaus.
Wir wunderten uns, wie diese drei die Geräuschkulisse um sie herum so komplett ignorieren konnten. Denn die Gärtner waren busy. Die Bäume der Lindenallee mussten zurückgeschnitten werden. Krach, viel Krach, die Wege abgesperrt. Vertrocknete Blütenstände im Staudengrund mussten zurückgeschnitten werden. Zwar lautlos, aber: Wege abgesperrt. Die Wege rund um den Moortümpel mussten eine neue Deckschicht erhalten. Auch hier: Wege abgesperrt. Es war gar nicht so einfach, sich durch den Berggarten zu bewegen.
Nur im 'Paradies' war niemand. Das 'Paradies' ist der verwunschene Ort in der Mitte des hinteren Gartenbereichs, so dichtgewachsen, dass man meint, der einzige Mensch im Garten zu sein. Es wurde 1834 angelegt und ist mit all seinen Heidepflanzen und Azaleen sehr prächtig. Nur richtig ruhig war es auch hier nicht.
Fr
17
Jan
2020
Wenn uns in trüben Januarwochen die Decke auf den Kopf fällt und wir dringend etwas Sommer-Wärme-Gefühl benötigen ... Wir fahren dann hinaus nach Herrenhausen und gehen in den Berggarten.
Im Berggarten gibt es nicht nur die wunderbaren großen Schauhäuser für alles rund um Orchidee und Kaktus. Es gibt links und rechts neben dem Schmuckhof (das ist der Bereich zwischen Bibliotheksgebäude und Schauhäusern) auch kleine, tief in die Erde gebaute Gewächshäuser, nur die Dächer schauen heraus: die Erdgewächshäuser. Als Kind habe ich mir die Nase an den Fensterscheiben plattgedrückt. Denn drinnen standen Kakteentöpfe, groß und stattlich, klein und zierlich, aber immer prächtig. Mit Blüten. Ich weiß nicht warum, aber Kinder sind von Kakteen fasziniert. Auch meine Kinder hatten ihre Kaktus-Phase und ihre Fensterbänke konnten nicht groß genug dafür sein.
Seit einigen Jahren sind zwei der Erdgewächshäuser für Besucher offen.
Hier ist Wüste, hier ist es entsprechend warm und trocken.
Aber erst einmal muss Frau/Mann die Stufen hinab steigen. (Nein, das ist nicht barrierefrei, aber drinnen ist es das auch nicht und muss es auch nicht.) Dann steht man mit den Augen auf einer Höhe mit dem Erdboden, eine ganz neue Perspektive auf den Schmuckhof. Auch nicht schlecht.
Aber wir wollten ja in die Häuser. Der Eingang ist an der kurzen Seite, ganz hinten, versteckt.
Sie sind so gestaltet, dass man meint, durch ein trockenes Flussbett zu gehen. Und zu beiden Seiten stehen die Pflanzen.
Im ersten Haus wachsen die Sukkulenten, Agaven und Kakteen Amerikas. Und Yuccas - Autsch. Man muss schon ziemlich aufpassen, sich nicht zu stechen.
Im zweiten Haus ist Afrika, die Kanaren, etwas Südeuropa. Aloen stehen hier und auch wunderbare Sukkulenten, Wolfsmilchgewächse und - Autsch. Wer sich für ein gutes Foto bückt oder in die Hocke geht muss aufpassen - Autsch autsch.
Sie sind etwas für Entdecker, denn in diesen Wüstenhäusern verstecken sich blühende Schönheiten. Und wir hatten sie exklusiv für uns, denn während sich in den großen Gewächshäusern die Besucher auf die Zehen traten, war hier ... außer uns ... niemand. Ich hätte stundenlang bleiben können.
Sa
11
Jan
2020
Die Januartage sind bisher trüb und dunkel. Grau - grau - grau. So ein nasses Grau. Matschgrau. Depri-Grau. Von Frost oder gar Schnee keine Spur.
Farbtupfer - und sind sie auch noch so klein - wärmen unsere Seele.
Ich weiß nicht, wie diese Sukkulente heißt, aber sie blüht phantastisch im Gewächshaus des Berggartens Herrenhausen. Orange. Meine Lieblingswohnfarbe.
Mi
04
Dez
2019
Ein eisiger Wind weht durch Hannover. Die Dächer und Autoscheiben sind am Morgen weiß, Eiskratzgeräusche dringen herüber. Und die letzten Apfelbaumblätter entschließen sich zum Fallen.
Wir frösteln. Und die morgendliche Zeitungslektüre macht es auch nicht besser, auch da - Frost und Eisluft.
Da streitet sich der Konzern, der unsere Gilde-Brauerei geschluckt hat, unschön mit ihren Angestellten und vermiest den heimischen Biergenuss, da entpuppt sich der Arzt (nein, nicht unserer) um die Ecke als Nazi, und der Chef einer großen hannoverschen Wohnungsbaugesellschaft als ..., ja eigentlich als untragbar. Über die poppenden Schafe als Aushängeschild seiner Firma haben die Fernsehsatiremacher bisher großzügig hinweggesehen (eines dieser Schilder steht um die Ecke, da wo die Grundschüler jeden Tag vorbeigehen), aber die von ihm nach einem Streit mit Mietern in rosa angestrichenen Fensterrahmen in der Wohnung des Männer-Ehepaares werden es bestimmt zu xtra3 oder Welke schaffen.
Und die Nachrichten aus der übrigen Welt sind auch nicht besser. Sie drehen sich um Hitze, die unseres Planeten und die der Regierenden und der Bevölkerung, überall. Und lassen uns beim Lesen frösteln. Das nennt man wohl paradox.
Di
10
Sep
2019
Und während im großen Marmeladeneinmachtopf unsere Äpfel, kleingeschnitten und in Apfelwein und Gelierzucker gebadet, durchziehen und darauf warten, zu Frühstücksgenuss gekocht zu werden ...
Äpfel - die Bäume haben in diesem Jahr geblüht als gäbe es kein Morgen - dann saßen sie voller Früchte - dann fielen viele, viele Früchte einfach ab - dann mutierten die noch an den Bäumen sitzenden zu braun-schrumpelig-matschigen Klumpen, das ging ruckzuck über Nacht - dann wurden doch etliche reif, aber klein-klein-klein - dann mussten wir schnell ernten bevor die Wespen und Vögel sie anfraßen - sehr kompakte unsaftige aber süße Äpfel - und dabei haben wir unsere Gartenpumpe im Akkord laufen lassen. Für Marmelade sind sie phantastisch.
... habe ich Zeit für meine Sommerfotos.
Fotos aus dem Großen Garten in Herrenhausen warten darauf, gezeigt zu werden.
Das Blütenprächtigste am Großen Garten wartet gleich hinter dem Eingang: der Fürstliche Blumengarten. Die Fülle an Blüten überwältigt mich jedesmal. Im Frühling, wenn hier die vielen Tulpen blühen, und im Sommer, wenn die Sonne durch die Blüten flirrt und die Insekten sich gar nicht entscheiden können, wohin sie zuerst fliegen sollen.
Elegant sieht es immer aus. Jedes Jahr anders. Mal bleu-weiß, mal rosa, mal mutig blutrot-grün. In diesem Sommer sind die Beete grün-pink-weiß.
Besonders auffällig sind die hohen grünen Muschelblumen. Sie heißen so, weil ... Ja, seht euch nur die Blütenstände an. Die eigentliche Blüte sitzt in den kleinen Kelchen und fällt gar nicht so auf. Ihr lateinischer Name ist Moluccela laevis, sie sind einjährig und Samen gibt es in guten Gärtnereien. Ich glaube, ich werde sie in meinem Garten ausprobieren. Und sehen, ob sie den Schnecken trotzen. Meine Sonnenblumen sind den Schnecken in diesem Jahr vollständig zum Opfer gefallen.
In den Beeten stehen außerdem die Polster von Heuchera, Süßkartoffelpflanzen, Buntnesseln und Sedum, weiße Gaura und Zauberschnee. Nein, das ist nicht das ... Zauberschnee ist eine weißblühende zarte Euphorbiensorte: Chamaesyke diamond frost.
Für das Pink sorgen der Ziersalbei 'Wendys Wish', den ich seit den Hannoverschen Pflanzentagen auch auf meiner Terrasse stehen habe, und Verbenen. Vor allem aber die Zinniensorte 'Exquisite' und die später dazu kommenden Dahlien namens 'Purple'. Die Zinnien sind ein Magnet für die Schmetterlinge. Und für meine Kamera.
Ein kleines Taubenschwänzchen war da. Und natürlich die Distelfalter. Jede Menge Distelfalter. Und ein Admiral. Der übrigens auch ein Wanderfalter ist und im Sommer bis nach Skandinavien fliegt. Allerdings macht er nicht den weiten Weg bis Afrika wie der Distelfalter, er überwintert 'um die Ecke' - in Süddeutschland und Frankreich. Inzwischen ist er schon wieder auf dem Weg dorthin.
Do
05
Sep
2019
Es ist Zeit für einen kleinen Sommerrückblick ehe wir endgültig in den Herbst schlittern.
In diesem Sommer gab es eine ganze Menge Schmetterlinge. Zu uns in den Garten kamen Zitronenfalter und Kohlweißlinge, umkurvten elegant die Kohlmeisen und landeten auf ihren Lieblingsblüten. Kaum blühte die große Buddleia kamen die Distelfalter und ich dachte: Wow, das sind aber viele diesmal.
Dann fuhren wir nach Herrenhausen in den Großen Garten und bummelten durch die kleinen Themengärten, die gleich hinter den Schwanenteichen liegen. Diese Sondergärten sind recht jung, sie wurden erst 1937 angelegt, nachdem die Stadt Hannover den Garten vom Welfenhaus gekauft hatte. Begrenzung und Struktur der Sondergärten geben Hainbuchenhecken. Der bunteste und blumigste der Themengärten ist der "Niederdeutsche Blumengarten". Und der gepflegteste. Dort waren Distelfalter. Richtig viele Distelfalter. Und ich dachte: Vergiss deinen Garten. Das hier sind sehr viele.
Im Zentrum des Blumengartens steht die Figur "Veritas" (auf Deutsch "Wahrheit") aus dem Jahr 1730. Veritas hat ganz gut zu tun, mit dem Fuß drückt sie die Erdkugel etwas platt, in den Händen hält sie die Sonnenscheibe, außerdem einen Palmzweig als Symbol für den Frieden und ein Buch als Symbol für die Erkenntnis. Veritas kam erst 1915 in den Großen Garten und noch später erst an ihren Platz inmitten von bunten Blumen.
Die Bepflanzung der Beete ändert sich ständig. Als wir beim Kleinen Fest im Großen Garten waren blühten noch die Sonnenblumen rund um die Veritas. Als wir nun dort waren, waren sie verschwunden, dafür gab es riesige Artischockenpflanzen und kleine Buddleias, viele, viele Staticen, Dahlien und Zinnien, Astern und gelbe Rudbeckien und Sonnenhüte. Die Distelfalter waren wie im Rausch.
Distelfalter sind Nomaden. Sie vertragen unsere winterliche Kälte nicht und sind deshalb in den kalten Monaten in Afrika. Dann fliegen sie über die Sahara in den Mittelmeerraum und von dort Richtung Norden. Bis nach Deutschland, bis nach Skandinavien und bis nach England. Das kann mehrere Faltergenerationen dauern - manchmal aber nur eine. Wie sie das machen, wie die Kenntnisse über die Flugrouten an die Eier, die Raupen, die Nachwuchsschmetterlinge weitergegeben werden - das ist noch nicht erforscht.
In diesem Jahr sind besonders viele Distelfalter bis Deutschland gekommen und anders als sonst über eine 'Naher Osten - Iran - Israel - Nordwestroute' zu uns. Warum, das ist ebenfalls noch nicht erforscht. Aber der NABU arbeitet dran.
Auch auf den amerikanischen Kontinenten fliegen die Distelfalter im Frühjahr nordwärts. Auch das ist nicht erforscht.
Und nun im Herbst fliegen sie wieder zurück bis nach Äthiopien, manche bis zu den Kanarischen Inseln. Das sind mal eben 4000 Kilometer. 4000 Kilometer Flug eines kleinen Schmetterlings.
Sie können so viel mehr als wir Menschen.
Wer in diesem Sommer nicht da war, das waren die Tagpfauenaugen, das waren der Kleine und der Große Fuchs. Warum?
So
04
Aug
2019
In der Zeitung stand am Morgen danach, nun sei es für dieses Jahr vorbei, 63.000 Besucher seien heuer beim Kleinen Fest in Hannovers Großem Garten gewesen, 15 Vorstellungen habe es gegeben (weil einmal wegen Regens abgesagt werden musste). Und damit begannen meine Rechenprobleme.
Aber von vorn:
Kleines Fest im Großen Garten. Nach einigen Jahren Pause waren wir mal wieder da. NICHT am heißesten Julitag aller Zeiten mit 38 Grad Celsius, aber am letzten Abend bei 31 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit wie Sauna und Null Wind zwischen den hohen Hecken des Gartens.
Ich fächelte und fächelte und fächelte bis die Hand wehtat. (Bereits Tutanchamun besaß einen Fächer, die Reste davon wurden in seinem Grab gefunden, gegen Ägyptens Hitze. Ich besitze seit meinen ersten Besuchen im Roncalli-Zirkuszelt mehrere, klein, faltbar, praktisch, gegen Hannovers Hitze. Kurfürstin Sophie und ihre Damen hatten bestimmt auch Fächer.) Die Quellwolken türmten sich über uns, die Kleines-Fest-Vorhersage kündigte Regentropfen an, aber es blieb doch trocken. Erst nach Mitternacht entlud sich die Schwüle in einem heftigen Regenguss. Glück gehabt.
Die Hälfte des Reizes am Kleinen Fest teilt sich ins Anschauen der Programme auf den kleinen Bühnen, die man sich im Garten erlaufen muss (fächern, fächern, fächern) ...
Alle zu sehen ist an einem Abend unmöglich, denn 36 Darbietungen verteilten sich auf 8 eng getaktete Termine. Das verlangt Frusttoleranz. Die Qual der Wahl, wen will man unbedingt sehen, wer reizt und wer entspricht so gar nicht dem Geschmack ... Um von einer Bühne zur nächsten zu kommen hatten wir jeweils etwa 5 Minuten, da war ein vorab ausgeklügelter Wegeplan unbedingt nötig. Mit einer eingeplanten Pause bei den 16 Walking-Acts, den Dodovögeln, den Pinguinen oder Frans mit seiner Gurke. Nicht zu vergessen den Toilettenbesuch, mit schön kaltem Wasser und sauber! Floppte ein Programm in der persönlichen Bestenliste, gingen wir einfach. (Wir waren zu sechst. "Ja, ihr vier da, geht ruhig, wenn ihr wüsstet, was ihr verpasst." Ja nun, wer einmal beim Kleinen Fest den Magier Hans Klok gesehen hat, stellt Zaubereiansprüche. Und man sollte bis Sechs zählen können.),
... in den Besuch im Orient beim Moccamaker mit geeistem Mango-Maracujatee und Dattelfingern, Walnusskuchen, etwas türkischem Mokka, Knusperwaffeln, noch einem Eistee ...
Und während man da so sitzt, sieht man schon die Bänke, die gerade noch vor den Bühnen standen, an sich vorbeischweben, zu 90 Prozent getragen von Ü60ern, sie vorn, er hinten, Richtung Großes Parterre und Festende.
... und in das fabelhafte Feuerwerk der Firma Rohr zu klassischer Musik.
Das nur noch an einigen Abenden vollwertig auch mit hohen Raketen abgebrannt werden darf (wegen der Anwohner), an den anderen nur am Boden stattfindet, aber am letzten Abend sehr prächtig war.
Die andere Hälfte besteht im Schauen von Leuten.
Manche sind kaum von den Künstlern zu unterscheiden, so extravagant die Frauen, so vollbärtig die Männer, viele mit Kindern, einige mit viel zu kleinen Kindern für so einen langen Abend, mit Picknickdecken und Bollerwagen und manche mit viel zu viel Alkohol. Macht das Spaß einen ganzen Rucksack voller Bierflaschen, erst voll, dann offenbar ziemlich schnell leer, herumzutragen? Mit einem Bollerwagen dagegen kann man Essen, Trinken, Klappstühle transportieren, vor allem aber fabelhaft beim Einlass allen Umstehenden über die Füße fahren und sie gegen sich aufbringen - und kommt auch nicht schneller hinein. Außerdem scheint das Kleine Fest bei den Besuchern eine temporäre Unfähigkeit zum Stehen zu verursachen (s. o.) und mindestens die Hälfte von ihnen muss über Kenntnisse über Abkürzungen verfügen, denn auch mit zügigem Gehen waren alle Bänke schon besetzt, mitgebrachte Stühle aufgestellt und die Decken ganz vorn ausgebreitet wenn wir zur nächsten Bühne kamen. (Sascha Korf erzählte, bei einer Vorstellung habe sich die hohe Hainbuchenhecke neben ihm geteilt und aus der 'Triangel' sei ein älteres Ehepaar samt Bollerwagen aufgetaucht. 'Wir haben uns verlaufen', sei die Begründung gewesen. Ob's stimmt?)
Zurück zu den Rechenproblemen:
Es hält sich hartnäckig das Gerücht, pro Fest-Abend kämen höchstens 3.300 Besucher in den Großen Garten. Jeder erzählt das. Rechne ich aber nach, 63.000 geteilt durch 15 Abende, komme ich auf 4.200 Besucher. Warum?
Als das Kleine Fest 1986 begann, gab es 10 Bühnen und vier Spieltage und entsprechend wenige Besucher. Zum 20jährigen im Jahr 2005 hatte es sich auf 14 Spieltage und 33 Bühnen gesteigert, die Besucherzahl pro Abend stieg von bis dahin 2.200 (2.000 im Vorverkauf, 200 an der Abendkasse) auf 2.950 (2.750 plus 200), weil "es mehr Bühnen als im Vorjahr gab".
In den Jahren danach blieb die Bühnenzahl konstant bei über 30, die Spieltage schraubten sich auf 15, dann auf 16 hoch. Die Besucherzahl wurde auf 3.300 (3.000 plus 300) erhöht. 2013, bei 37 Bühnen, hieß es vom Verantwortlichen "Mehr als 3.300 Besucher pro Abend passen nicht zum besonderen Charakter dieses Festes."
Jetzt, 2019, gab es 3500 Eintrittskarten im Vorverkauf und 300 an der Abendkasse. Und weniger Bühnen als 2013. Uups.
Seit 2018 werden 'Förderkarten' mit einem Preisaufschlag von 200 Euro pro Karte verkauft, 2018 begrenzt auf insgesamt 600 Stück.
Früher spendeten die Sponsoren ihr Geld und erhielten dafür Karten für die Generalprobe des Kleinen Festes, jetzt ist die Generalprobe 3.500 Vereinsmitgliedern der "Freunde der Herrenhäuser Gärten" exklusiv vorbehalten (zu den normalen Kartenpreisen) und die Sponsoren kommen mit den Förderkarten an den regulären Abenden zusätzlich hinein.
Uups.
Ich rechne: Ziehe ich die 3.500 Vereinstickets von der Besucherzahl ab, komme ich auf 59.500 Besucher gesamt, auf fast 4.000 pro Abend (und auf 2.500 verkaufte Fördertickets und nicht nur 600). Oder verrechne ich mich? Nur, wie war das mit dem Besonderen Charakter des Festes (siehe 2013)?
Ich empfand es als voll. Voll in den Gängen, voll vor den Bühnen, voll beim Feuerwerk. Ja, es war schön, lustig, interessant, aber der spezielle Charme der Abende vergangener Jahren mit dem Gefühl von etwas Exklusivität und entspanntem Bummeln und der Gedanke, wie Kurfürstin Sophie zu feiern, war fort.
Di
30
Jul
2019
Bereits Ende Juni waren wir im Berggarten in Herrenhausen. Die Herrenhäuser Gärten hatten Infos geschickt, eine Ausstellung gäbe es im vorderen Bereich des Berggartens und die ginge nur bis Anfang Juli, eine Ausstellung mit dem Titel "Forscher-Sammler-Pflanzenjäger - Unterwegs mit Humboldt und Co."
Ich war mega interessiert. Es gibt ein wunderbares Buch über Humboldts Leben und seine Reisen und ich habe jedes Wort darin gelesen: 'Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur' von Andrea Wulf.
Herr von Humboldt könnte am 14. September seinen 250sten Geburtstag feiern - wenn er denn könnte - und vielleicht deshalb wurde die Ausstellung nun bis Ende September verlängert. (Und deshalb kommt jetzt doch noch dieser Post.) Eigentlich hätten sich die Verantwortlichen das auch gleich überlegen können ... Und ich überlege, ob ich noch einmal gehen soll, am 14. September natürlich.
Die Ausstellung besteht aus großen Tafeln, auf denen in Schrift und Bild die Pflanzensammler und -sammlerinnen, ja es gab tatsächlich einige wenige, vergangener Zeiten vorgestellt werden. Historisch begann die Pflanzenjagd mit Ägyptens Pharaonen, die sich Gärten anlegten (das MAK hatte vor einigen Jahren eine hübsche Ausstellung dazu) und mit den Chinesen.
Dann kamen die Europäer, die im Zuge der Entdeckung neuer Welten und Kolonialisierung weite Reisen unternahmen und hofften, noch unbekannte Gewächse zu entdecken. Manche für Ruhm und Ehre (und manche wie Humboldt gaben dafür ihr Vermögen aus), viele - natürlich - vor allem - für kommerziellen Erfolg. Gewürze aus fernen Ländern wurden hoch bezahlt. Und das alte Europa war verrückt danach und nach neuen Pflanzen und brachte so manchen zu Reichtum. Aber das Risiko war hoch.
Und natürlich, aus heutiger Sicht bestohlen sie die anderen Kontinente und plünderten die Länder aus. Und das Schlimme ist, damals dachte sich niemand etwas dabei.
Die Tafeln sind im Berggarten in den Schauhäusern und dem Schmuckhof davor angebracht, in räumlicher Nähe zu Pflanzen, die die beschriebenen Pflanzensammler entdeckt haben. Ihr könnt lesen und dann suchen. Erst im Text den Hinweis auf die Pflanze und dann die Pflanze selber. Oder ihr gönnt euch, so wie ich, für 7 Euronen das Begleitbüchlein mit allen Texten der Tafeln, auch denen, die ihr nicht gefunden habt, und lest bequem in der Sofaecke.
Über Herrn Forster, der den Neuseelandflachs entdeckte. Über Herrn Kaempfer, der Gingko und Maulbeerbäume beschrieb. Über Herrn Thunberg, der über Fächer-Ahorn, Mahonie und Spindelstrauch schrieb. Über Monsieur Plumier, der Begonien, Fuchsien und Magnolien mitbrachte. Über eine Frau, Jeanne Baret, die die Bougainvillea entdeckte. Oder über Herrn von Martius, den "Vater der Palmen".
Und vor allem und wichtig-wichtig-wichtig über Hermann Wendland aus Hannover. Schon Papa Wendland und Opa Wendland waren Botaniker und Hofgärtner in Herrenhausen und er wurde das auch und holte Palmen ("der Meister der Palmen"), Orchideen und die Flamingoblume in die Gewächshäuser und beschrieb und kultivierte als erster die Usambaraveilchen. Sie sind etwas aus der Mode gekommen, aber meine Mutter hatte sie noch auf der Fensterbank.
Und ich denke, eigentlich könnte ich mir eines gönnen. Alle Moden kommen irgendwann wieder.
Mo
04
Mär
2019
Petrus meint es heuer nicht gut mit den Karnevalisten. Es ist Rosenmontag und es stürmt. Hannover hatte am Samstag seinen Kamelle-Wurf-Umzug, da war es wettertechnisch noch ganz ok. In Braunschweig zog gestern der Schoduvel (= Teufel vertreiben bzw. Karnevalsumzug) durch die Stadt samt Live-TV-Übertragung, da war es schon ganz schön nass - aber das haben wir ihnen gegönnt, nachdem in den Fernsehinterviews mehrfach nachdrücklich darauf hingewiesen wurde, wieviel besser Braunschweig als Hannover sei. Aber heute ist es richtig ungemütlich, in Hannover wie am Rhein.
Und während es draußen stürmt und hagelt und sogar donnert sitze ich bei Lampenlicht und schaue meine Fotos vom letzten Mittwoch durch. Blauer Himmel, Sonne pur und wir waren in Herrenhausen. Der große Garten war noch nicht so toll, weil noch nichts blühte. Aber die goldenen Figuren im barocken Gartentheater glänzten in der Sonne wunderbar.
Das Gartentheater entstand in den Jahren um 1690 herum. Rechts und links stehen Linden und Hainbuchenhecken hinter denen sich Technik, gerade nicht benötigte Dekorationen und Schauspieler
verstecken lassen. Davor stehen Eibenkegel und zusammen mit den güldenen Figuren ergeben sie eine wunderbare Perspektive - denn der Boden der Bühne steigt leicht nach hinten an.
Von den 18 aufgestellten Figuren sind 17 noch original aus 1690 (ursprünglich waren es 27) - aus Blei gegossen und jetzt neu vergoldet. Im Barock war es Mode antike Statuen nachzubilden,
entweder teuer aus Bronze oder, wenn man aufs Budget achten musste, preiswert aus Blei. Die Figuren waren in schlechtem Zustand 30 Jahre lang weggepackt und durch Bronzekopien
ersetzt, dann wurden sie 5 Jahre lang restauriert und seit 2009 stehen sie wieder im Theater.
2012 wurde dann auch das Goldene Tor, der Eingang zum Orangenparterre vor dem Galeriegebäude, restauriert und neu vergoldet.
Das Theater wird auch aktuell regelmäßig für Aufführungen genutzt. Dann stehen Stühle auf den amphitheaterähnlichen Stufen.
Die Wasserspiele liefen - Februar - natürlich auch noch nicht. Und das verleitete eine Gruppe von Filmern/Fotografen/Fotomodellen dazu, mal eben alle Gartenregeln zu ignorieren und in die große Kaskade zu steigen. Und ein bisschen in der Muschelwand herumzuklettern. Ich war fassungslos. Ich besitze ein Foto, das mein Vater vor vielen Jahren gemacht hat - da stehe ich auf dem Sockel der Kaskade, in meinem viel zu kleinen Lieblingskleid, hinter mir die großen Muscheln - das habe ich versucht, mit meinen Kindern nachzustellen - wir wären fast aus dem Garten hinausgeworfen worden - Hausverbot wurde angedroht. Und nun turnten 4 Frauen in der Wand herum.
Am Eingang habe ich gefragt, ob das neuerdings erlaubt sei, mit dem Gedanken, dann wenigstens mit den Enkeln mein altes Foto nachstellen zu können. Nein, eigentlich nicht, war die Antwort, aber ... die Verwaltung habe das genehmigt und da sei auch jemand dabei gewesen (den ich nicht gesehen habe), zum Aufpassen, dass nichts passiert. Was man dafür tun müsse, habe ich gefragt, verwandt sein oder Bakschisch rüberschieben?, aber keine Antwort erhalten. Wir Hannoveraner, denn uns gehören ja die Gärten, wir sollten der Verwaltung einmal genauer auf die Finger sehen. Wir wollen die Schönheiten des Gartens noch lange genießen.
Und wisst Ihr, wozu ich in dem Moment so richtig Lust hatte? Den Wasserhahn für die Kaskade aufzudrehen.
Die Gartenordnung vom Dezember 2013 besagt übrigens in Punkt 6: "Pflanzen und Pflanzenteile dürfen nicht entnommen, beschädigt oder zerstört, Beete, Ornamente und Rabatten nicht betreten werden." Und in Punkt 7: "Statuen, Denkmäler und Brunnen dürfen nicht erklettert und beschmutzt oder beschädigt werden."
Offenbar gilt sie nicht für Alle.
Do
28
Feb
2019
Morgens um Neun, vor einem Café in Hannovers List: Socken in Turnschuhen, nackte Beine in Shorts, T-Shirt, Sonnenbrille - und ein Vollbart. Die Zeichen sind eindeutig. Ein Hauch von Sommer hat uns gestreift.
Ja gut, die junge Frau in Vollbarts Begleitung trug Stiefel und dicke Jacke. Schließlich kamen wir aus einer Bodenfrostnacht, der Rasen war noch gefroren, aber die Sonne strahlte wolkenlos mit aller Februarkraft, die sie aufbieten konnte und schaffte es auf 18 Grad Celsius.
Wir nahmen eine Auszeit und fuhren in die Herrenhäuser Gärten.
Im Berggarten blühte es in (fast) allen Bereichen. Die Osterglocken trauten sich noch nicht so recht, die Knospen waren zwar prall, aber nur die ganz wagemutigen waren schon offen. Die ersten Winterlinge waren dagegen bereits ins Samenbildungsstadium gegangen.
Kein Wunder, denn es summte und brummte überall von Bienen und Hummeln. Und darum sind viele der Fotos bereits vor 10 Tagen entstanden, als auch schon die Sonne schien und alles noch frisch war. Die Farbe Gelb dominierte, dazu gemischt das Lila der Krokusse.
Wir waren völlig überwältigt, als schon Zitronenfalter an uns vorbei flatterten. Als wir auf einer der vielen Bänke Päuschen machten, kam ein Tagpfauenauge und setzte sich auf unsere gelbe Kekspackung. Und wie das so ist ... es war schneller wieder weg als ich "Foto" auch nur denken konnte.
Völlig undenkbar als wir so in der Sonne blinzelten und es uns fast schon zu warm war (jedenfalls wäre etwas Sonnencreme gut gewesen): der Gedanke an Frost, Schnee, Eis. Obwohl Eis ... Spaghettieis ... ein guter Gedanke.
Sa
16
Feb
2019
In der letzten Woche: Mein Herz sagte "Garten", mein Kopf sagte "Vertrocknetes wegräumen, bevor die ersten Blumen blühen", meine Füße und Hände und überhaupt der Körper sagten "Sturm, fröstelige Kühle, Regenschauer, Drinnen bleiben." Was macht eine sehnsüchtig auf blühende Beete wartende Hannoveranerin in diesem Fall?
Richtig. Sie nimmt die Familie, fährt nach Herrenhausen und wandert durch die drei aneinander gereihten Berggarten-Gewächshäuser: Kakteenland, Tropen, Orchideenparadies. In den letzten Jahren wurden sie alle renoviert, generalüberholt, denn etwas marode seien sie gewesen und nicht auf dem neuesten Stand, sagte die Gartenleitung. Sie wurden übrigens in meinem Geburtsjahr gebaut und stehen unter Denkmalschutz. (Und ich fühle mich gerade sehr alt.)
Im Tropenhaus ist noch bis zum 24. Februar der "Farbenrausch der Tropen" ausgestellt, genau das Richtige für mich. Vielleicht lag es daran, dass die Gärtner gerade gegossen hatten ... eine feuchtschwüle Wärme umhüllte uns und beschlug innert einer Sekunde Brillengläser und Objektive. (Und als wir später wieder hinaus gingen wurde mir richtig kalt.)
Früher gab es einmal eine kleine Windmaschine, mit der man Gläser wieder freipusten konnte, aber die ist wohl dem Renovieren zum Opfer gefallen. Es dauerte, bis wir wieder Sicht hatten. Aber dann war es atemberaubend prächtig.
Der Traum wohl eines jeden Orchideenfreundes, zumindest ich kenne keinen der sie nicht haben möchte: die Vanda. Sie gibt es im Tropenhaus in nicht mehr zählbarer Menge und jede einzelne Blüte ist wunderschön. In Lila, in Rot, in Blau, in Rosa, in Weiß. Prächtig. In Orange. Noch prächtiger.
Dazu blühen andere Schönheiten Südostasiens, Dendrobien in Fülle, Hibiskus.
Und dazu ist das Typische dieser Länder dekoriert, bzw. das was wir dafür halten: bunte Bambusschirme hängen als Mobile von der Gewächshausdecke, eine Rikscha transportiert Orchideen, Messingschalen beherbergen große Blüten, kleine Statuetten stehen auffällig-unauffällig dazwischen. Sam Nok lässt grüßen.
Sam Nok ist in Hannover ein omnipräsentes Geschäft für asiatische Wohnkultur und sehr gefährlich für mein Portemonnaie.
Im großen Wasserbecken schwimmt der riesige Wels seine Kreise und schnappt nur ab und zu an die Wasseroberfläche. Ein Schild warnt davor, die Finger ins Wasser zu stecken, Wels könnte denken, es sei Futter. Und irgendwie warte ich jedesmal darauf, dass es jemand tut. Eins dieser lauten, überaktiven und unbeaufsichtigten Kindergartenkinder, die den feinen geharkten Sand zertrampeln ... Ich habe inzwischen eine sehr schlechte Meinung von den Erzieherinnen der Jetzt-Zeit.
Ich weiß noch genau, was ich meinen Kindern vor 20 Jahren alles gesagt habe: Du darfst nicht auf die Pflanzen treten, du darfst keine Blätter abreißen und keine Blüten, das Wasserspiel ist nicht zum Plantschen da und in den Gängen wird nicht fangen gespielt. Aber da gab es auch noch keine Smartphones, die meine Aufmerksamkeit gefangen genommen hätten. Und wisst Ihr was? Meine Kinder haben sich dran gehalten.
Mo
22
Okt
2018
Das schöne Oktoberwetter hatte uns nach Herrenhausen in den Berggarten gebracht. Der schmückt sich noch bis zum 28igsten mit der "Florale", mit Kunstobjekten, die im ganzen Garten verteilt stehen/liegen/hängen. Und verleitet Hannovers Familien zu einer Art Schatzsuche. Oder schlicht gesagt, obwohl es ein ganz normaler Arbeitstagdienstag war, war es für Berggartenverhältnisse voll. Na ja, nicht so, dass wir uns gedrängelt hätten, es verläuft sich halt. Der Garten ist ja groß.
Und so begann für uns die Suche nach Kunst.
Wir stolperten als Erstes über Malerpinsel, angebliche 1.600 Stück, die im Rasen steckten, das war das "Cox Kocks Orange". Und wir überlegten lange, ob das nicht auch etwas für unseren
Garten sein könnte. Vielleicht in Lila-Blau-Tönen. Vielleicht im Vorgarten, statt Tulpen. Die Blicke unserer Nachbarn wären eine Herausforderung.
Am Eingang hatten wir einen kleinen Faltplan bekommen, auf dem die Fundstellen der Objekte eingezeichnet sind, mit Kunst- und Künstlernamen. Dass die Erklärungen zu den einzelnen Dingen auf der Rückseite stehen, fanden wir erst später heraus (denn wer faltet einen Flyer beim Bummeln schon komplett auf). Zunächst blieb es daher uns überlassen, zu rätseln ...
Ist das Sperrmüll? Nein, es war "die Farbe als florale Essenz" von Doris Hahlweg. "Einzelne Bildstücke, Farbhäute fügen sich zu einem farbigen Ganzen, eine in den spezifischen Umraum gebaute Malerei", so die Info dazu.
Sehr hübsch und, in kleiner eine Option für den heimischen Garten, die "Stielblüte" in der Heide am Moor von Klaus Madlowski. Und auch der "Schmarotzer" von Frank Brinkmann gefiel uns. Einzige Erklärung dazu: "Kreislauf-Symbol", das nenne ich mal kurz und knapp. Die goldenen Kieselsteine im "Weg zum Paradies" fanden wir nicht, die Künstlerinnen waren davon ausgegangen, dass die Besucher die Steine nach und nach aus dem Kiesweg sammeln würden - Entsorgungsproblem gelöst - und das war wohl schon geschehen.
Vor dem Welfenhaus-Mausoleum ballte sich die Kunst. Da standen "Dinge, die nicht zu sehen sind" (deshalb hier auch nicht) und ein Bilderrahmen von insgesamt Fünfen mit dem Namen "Absichten" (die ähnliches bewirken wie mein Blick durchs Kameraobjektiv), eine schwarze Farnblüte und auch ein ... hmm Dings ... eine kleiner Koffer mit präparierten Eicheln und Tannenzapfen, kleinen Väschen und eine Art zweiarmiger Leuchter mit Stecknadeln besteckt. Stand gar nicht im Faltblatt, war das also Kunst? Oder hatte eine Hexe ihre Zaubertrank-Ausrüstung vergessen? Sah aber gut aus.
Dann standen wir vor etwas, das aussah wie aufgehängte Wäsche. Es heißt "Nightmare" und darüber steht in der Pressemitteilung: "Der öffentliche Garten wird zu einem Nutzgarten mit privatem
Interieur umfunktioniert, das in künstliches Licht getaucht und in einem schwarzen Umfeld auf eine nächtliche Situation weist. Nachts, wenn die Ablenkungen des Tages wegfallen, kann sich ein
alltägliches Kleidungsstück in einen blutigen Torso verwandeln, der auf Leid und Tod verweist und dem geschützten privaten Raum gefährlich nahe rückt." Alles klar? Sowohl mein Mann als auch ich
haben beruflich Frauen mit dem Namen der Künstlerin kennengelernt und wir haben überlegt, ob vielleicht eine von ihnen ... Aber nein.
Das Spannende an moderner Kunst sind die Gedankengänge, die sie auslöst.
Di
12
Jun
2018
Ich weiß nicht, wieso es so ist, wie es ist. Karma?
Es ist nämlich so, dass wir ausgerechnet an Extrem-Wettertagen immer irgendwelche Termine haben. Solche Dinge wie: eine Tagung im platten Nordfriesland beim heftigsten Schneesturm des Jahres und satten Minustemperaturen, der Beginn einer Urlaubsfahrt nachdem in der Nacht noch ein Sturm gewütet und Bäume und Äste auf die Straßen geworfen hat, Karten für das Kleine Fest in Herrenhausen am heißesten Tag des Jahres (37 Grad Celsius) oder fürs Roncalli-Zirkuszelt, oder für Winter-Roncalli bei Glatteisregen ... ich könnte noch einiges aufzählen.
Am Samstag war auch so ein Tag, bereits am Morgen war es drückend und schwül, fast windstill, das Thermometer kletterte auf 32 Grad Celsius, die Sonne brannte und die Devise war eigentlich: drinnen bleiben, alles verdunkeln und nicht bewegen. Aber wir hatten Eintrittskarten für den Feuerwerkswettbewerb in Herrenhausens Großem Garten, für den Beitrag Norwegens. In der größten Hitze mussten wir raus, denn um 18.00 Uhr begann der Einlass, einen Parkplatz fürs Auto brauchten wir auch ... wer fährt bei solchen Temperaturen schon freiwillig stickige Straßenbahn? Ich hatte das knappste vertretbare Kleid aus meinem Kleiderschrank an und war ausgerüstet mit 1,5 Liter Wasser, einem Baguette, Weintrauben, Käsewürfeln, Keksen, Fächer, Sonnencreme und einem Sonnen(eigentlichRegen)schirm.
Was wir nicht hatten: Picknickdecke, Campingstühle, Bollerwagen und Kühltasche (beides eigentlich sowieso verboten) voll Essen und Trinken.
(Fast) alle übrigen hatten das aber und bauten in Windeseile im Großen Parterre des Gartens ihre Wagenburgen, wo sie dann saßen und sich nicht mehr fortbewegten, um ja die beste Sicht aufs Feuerwerk nicht zu verlieren. Wen erinnert das nicht an das Urlaubs-Handtuch bereits Morgens auf dem Pool-Liegestuhl? Und wir hatten leider kein Mückenspray ...
Während wir noch schattensuchend in der Eingangsschlange standen fielen die ersten Tropfen, wurden immer dicker, Gewitterwolken türmten sich aus dem Nichts. Aus meinem Sonnen- wurde wieder ein Regenschirm und wir suchten uns eine Bank zwischen Hainbuchenhecken, Hibiskushochstämmchen und Linden. Und im Großen Parterre wurden alle Burgenbauer mächtig nass. Schadenfreude.
Wir wanderten im Regen bis zur Großen Fontäne, dort waren die sonst immer verschlossenen kleinen dreieckigen Gärtlein, die Triangeln, offen. Jedes Gärtlein ist von einer Hainbuchenhecke umschlossen, innen wachsen Gehölze und stehen Bänke unter einem dicken Blätterdach. Wir waren dort allein, wie in einer anderen Welt, hörten gedämpftes Gewittergrollen, die übrigen 10.998 Besucher waren wie weit entfernt und Vögel und Verwandtschaft von Hemmi Hermine Eichhorn hüpften um uns durch die Zweige.
Nach zwei Stunden hörte der Regen ganz auf, schwül war es noch immer. Das wurde erst besser als die Sonne unterging und sich die Wolken verzogen. Walking Akts tauchten auf, Musik spielte, die Getränkestände machten ihr Geschäft, wir versuchten, uns zwischen den Picknickdecken durchzuschlängeln und machten "Leute gucken".
Dann kam endlich das Feuerwerk. Ein sehr norwegisches Feuerwerk, bunt und sehr laut und sehr viel. Nicht Kleckern - Klotzen. Ein phantastisches Feuerwerk, passgenau zur Musik, mit detailverliebten tollen Effekten. Ein Feuerwerk, das so viele Höhenelemente hatte, dass auch unsere Tochter von ihrem Balkon aus eine ganze Menge sehen konnte.
Wir waren mächtig begeistert. Der hintere Gartenteil tauchte in dichtem Feuerwerksnebel ab, die Feinstaubbelastung war gigantisch und eigentlich dürften deswegen jetzt tagelang keine Autos durch Herrenhausen fahren. Egal. Es war toll.
Anschließend war Illumination des Gartens, noch etwas bummeln und dann verschwitzt und sehr zufrieden nach Hause fahren.
Dort war übrigens nicht ein Tropfen Regen gefallen.
Und jetzt ist sie da, die Schafskälte. Verschnaufpause von Hitze und Schwüle. Wir sind dankbar.
Fr
11
Mai
2018
Hannovers Tulpen haben es in diesem Frühjahr schwer. Für Tulpen ist es viel zu warm, die Sonne brennt viel zu unerbittlich auf die Beete und es ist viel zu trocken. Tulpen mögen niedrigere Temperaturen und frische Luft und die Feuchtigkeit des beginnenden Blütenjahres. Dann strahlen sie und halten lange.
Aber sogar die ersten Tulpen mussten Temperaturen über 20 Grad standhalten - zumindest bei mir im Garten waren sie schnell verblüht. Dann kamen die späteren Sorten, ihre Blütenblätter wurden von den Sonnenstrahlen regelrecht gebleicht und getrocknet. Dann drehen sie sich auf wie eine Spirale und dann fallen sie ab, ach wie schade.
Oder sie werden von Regengüssen abgeschlagen.
Wir hatten Glück und die Himmelfahrtstags-Unwetter zogen an Hannover vorbei, diesmal erwischte es Hamburg ganz böse. Und Oststeinbek. Freunde von uns haben dort vor Jahren gewohnt. Oh je. Hier also blieb es trocken und mir ist es allemal lieber mit dem Gartenschlauch die Beete zu sprengen als dass wieder alles unter Wasser steht. Wie vor einem Jahr.
Das große Parterre des Großen Gartens hat (wie auch der Schlosshof) keinen Schatten, wer dort flaniert braucht dringend einen Sonnenschutz und die Bepflanzung Wasser. Die Herrenhäuser Gärtner müssen mit dem Gießen hübsch viel Arbeit haben. Jetzt Mitte Mai werden die Tulpen der Sommerbepflanzung weichen, aber vor zwei Wochen waren sie noch sehr prächtig und farbenfroh.
Sa
21
Apr
2018
Die ersten Schmetterlinge erwachen aus der Winterstarre. Dieses Tagpfauenauge war im Berggarten unterwegs und naschte ersten Nektar.
Ich finde es mindestens genauso schön - nein, schöner als seine tropischen Verwandten, die so lange durch das Tropenhaus geflattert
und gekrabbelt sind. Wie gut, dass die Orangenbäumchen wieder austreiben.
Die Leitung der Herrenhäuser Gärten ist mächtig stolz auf den Erfolg der "tropischen Gaukler", mit Recht. Angeblich waren in der Zeit vom 26. Januar bis zum 2. April (das sind 9 1/2 Wochen) roundabout 90.000 Besucher im Tropenhaus, obwohl ich nicht weiß, wie sie gezählt wurden, denn wir zum Beispiel haben Jahreskarten, die nur kurz vorgezeigt werden (und ich habe die Neigung zwischendurch mal raus an die frische Luft und wieder hinein zu gehen), Kinder bis 12 Jahre gehen umsonst in die Gärten (und es waren ganze Schulklassen und Kindergartengruppen dort). Aber voll genug für die 90.000 war es bei jedem unserer Besuche.
Und was in unserer marktwirtschaftlichen Zeit absolut nicht selbstverständlich ist: der Eintrittspreis wurde nicht erhöht, es wurde kein Extra-Bakschisch für die Tropenhäuser verlangt, und das hat alles noch sympathischer gemacht.
Bei diesen Erfolgszahlen ist es kein Wunder, dass der Stadtrat unserer schönen Stadt jetzt sein OK für ein in Herrenhausen schon länger gewünschtes neues Schauhaus gegeben hat. Das renovierungs-bedürftige alte Kanarenhaus soll abgerissen und ein größeres, höheres Haus mit Platz für die Kanarenpflanzen, die Orangenbäume, die große Seerose und - trara - Schmetterlinge gebaut werden. 2022 soll es fertig sein, Baukosten 5 Mio Euronen.
Aber schließlich sind die Herrenhäuser Gärten das Aushängeschild unserer schönen unterschätzten Stadt. Was Schmetterlinge doch alles bewirken können ...
Mi
18
Apr
2018
Bevor nun der AprilSommerFrühling auf fast 30 Grad Celsius (ist das nicht verrückt?) und Sonne pur aufdreht und mit Wärme so manche Frühlingsblüte zum schnellen Verblühen bringt ...
und bevor ich nun endgültig alle Hasen und Ostereier wieder in ihre Kästen und Schachteln einräume ...
und bevor ich meine vielen, wie jedes Jahr viel zu vielen, Scillafotos durchsehe ...
will ich sie Euch doch noch zeigen: die Osterglocken.
Die Herrenhäuser Gärtner hatten am Eingang zu den Gärten wieder für überbordende Fülle gesorgt. Und in diesem Jahr blühten die Narzissen auch pünktlich. Wir waren in der Nachosterwoche dort und es leuchtete uns schon von weitem entgegen.
Das Gelb dieser vielen Blüten hat eine enorme psychologische Wirkung, es stimmt fröhlich. Selbst beim Durchsehen der Fotos besserte sich meine, durch eine Primeln ausgrabende Amsel angesäuerte, Stimmungslage. Wer am Morgen an den Gärten vorbei fährt, ob mit Straßenbahn, Fahrrad oder Auto, startet doch gleich ganz anders in den Tag. Beschwingter. Und es ist ein Einladung, doch mal hereinzukommen in den Berggarten.
Denn drinnen blühen sie auch. Drinnen gibt es sie in noch anderen Farben und Formen. Es gibt so viele verschiedene. Die Blüte kann riesig sein, oder klein und zart. Das Glöckchen in der Mitte kann so gross sein, dass die Blütenblätter daneben völlig zurücktreten, oder verhältnismäßig klein, es kann einen roten Saum haben, oder (sehr edel) Apricotfarben sein. Oder Orange. Oder es ist gefüllt und zweifarbig (weiß und gelb - auch sehr edel, aber für Insekten als Nektarlieferant nutzlos). Endlose Möglichkeiten.
Ich habe Züchtungen gesehen, die in blasslila daherkamen. Und in Pink und Rottönen. Aber das käme bei mir nie in den Garten.
Fr
13
Apr
2018
Jedes Jahr wieder ... Denn auf sie ist Verlaß ...
Jedes Jahr wieder blüht Hannover blau auf. Überall. Blaue Teppiche legen sich über den alten Stadtfriedhof am Klagesmarkt, der jetzt Grünfläche ist. Blau blüht es auf dem Weg zum Zoo durch die Eilenriede. Blau schiebt sich in die Herrenhäuser Allee.
Diese Allee wurde 1727 im Auftrag von König Georg I. angelegt: damals 1.312 Linden in vier Reihen gepflanzt. In der Mitte fuhren die Kutschen, auf einer Seite war der Reitweg, auf der anderen
die Promenade für Fußgänger. Denn die Allee war die Verbindung zwischen der Stadt Hannover und dem Herrenhäuser Sommerschloss. Und es war ordentlich was los, nicht nur die Welfen fuhren gern in
die Oper, in die Kirche - zum Shoppen? Die Hofbeamten und Angestellten pendelten hin und zurück, es mussten Waren geliefert, Akten transportiert werden. So etwas wie Regionalverkehr entstand,
eine regelmäßige BusKutschenlinie fuhr, die einfache Fahrt kostete zwei Groschen.
An ihrem Beginn (oder Ende - wie man's nimmt) am Königsworther Platz stehen heute noch Reste der alten Toranlage, die damals jeden Abend geschlossen wurde..
Als 1807 Hannover von französischen Truppen besetzt wurde, sollten die Bäume abgeholzt werden, um mit dem Holz Geld zu verdienen. Der hannoveraner Kaufmann Helmcke kaufte sie auf, ließ die Allee stehen und verdiente sich damit einen Gedenkstein mit seinem Porträt.
Inzwischen hat die Allee etwas an Länge eingebüßt, der Aus- und Umbau des Königsworther Platzes forderte Raum. 1972 bis 1976 wurde die Allee komplett neu gepflanzt und ist heute ein herrlicher Spazierweg.
Die ersten Scillablüten tauchen regelmäßig im Berggarten auf. An der geschützten Gewächshausmauer. Und dann in den Beeten.
So beginnt der Frühling: Ganz viel vom Gelb der Narzissen - ein Hauch Orange - dazu etwas Weiß von den Buschwindröschen und den Dichternarzissen - rosa-rote Farbtupfer von Tulpen und Lerchensporn - beruhigend das Blau der Scilla.
Was ich am Berggarten so liebe, ist, er verändert sich, zeigt sich immer wieder anders. Gerade werden die Knospen der Magnolien immer dicker, die ersten Triebe der vielen Stauden zeigen sich, die Frühlingsblüher weben bunte Teppiche.
Und so beginnt alles wieder neu: Frühling - Sommer - Herbst - Winter.
Di
10
Apr
2018
Die Sonne scheint. Und jetzt muss wieder alles auf einmal passieren.
Die Fenster wollen von den Staubschichten befreit werden, der Rasen gemäht, die Büsche und Rosen im Garten beschnitten und überhaupt der Garten hergerichtet für Sonnenliegen und abendliches Grillen. Wir schauen uns im Haus um und denken, etwas frische Farbe hier und da ... Das Finanzamt will die Steuererklärung. Und in Münster geht die Teddybär Total in den Startbereich.
Münster. Wer schützt uns vor den Durchgeknallten auf dieser Welt? Ich bin schon lange davon überzeugt, dass es böse Tage im Jahreslauf gibt. Vielleicht individuell für jeden ein anderer, aber es gibt sie. Mein böser Tag ist der 7. April. In jedem Jahr bin ich froh, wenn er vorbei ist. Und meine Lieben gesund und munter sind.
Um nicht den ganzen Tag in trüben Erinnerungen an geliebte verlorene Menschen zu treiben, hilft bei mir nur Ablenken. Wir sind also hinaus in die hannoversche Sonne. Zum Lindener Berg, in die Herrenhäuser Gärten, Eisessen. Bis die Füße platt waren. Halb Hannover war unterwegs.
Eigentlich war es ein richtig netter fastschonSommerTag, die Luft noch etwas frisch und kühl, der Himmel blau-blau-blau. Und dann kamen am Abend die Nachrichten und machten es kaputt ...
Wie gesagt, der 7. April ist ein böser Tag.
Mo
02
Apr
2018
Ein kalter Ostersonntag war das in diesem Jahr. Aber es war trocken und die Hasen konnten die Ostereier im Garten verstecken. Das war nicht immer so. Wenn es regnete oder gar schneite waren sie im Haus unterwegs. Und darum mache ich in der Vorosterwoche immer einen kleinen Hausputz, der sich besonders den staubigen Ecken widmet. Für den Fall des Falles ...
Mit dem Schnee hat es in diesem Jahr den Nordosten Deutschlands erwischt. Perfekt zum Verstecken weißer Eier. Aber wer möchte zu Ostern schon weiße Eier?
Ostern ist, das wusste bereits Herr Goethe, perfekt für einen kleinen Spaziergang.
Vielleicht in den Berggarten, aber bitte warm angezogen und Handschuhe wären auch nicht schlecht. Dieses Mal nicht in den Staudengrund, nicht in die Gewächshäuser, sondern ganz nach hinten. Durch die Allee der alten Linden und neuen Stützpfeiler hindurch, leise, damit die Juchtenkäfer nicht gestört werden. Links am Welfenmausoleum vorbei und durch die Heide, dem Weg nach rechts folgen. Dann steht man im Moor.
Der Boden um den Moortümpel federt bei jedem Schritt, im Schatten liegen noch Schneereste, in der Sonne leuchten gelbe Grasbüschel. Versteckt unter Büschen blühen die ersten Scilla.
Und an der Wegbiegung noch eine Zaubernuss, eine, die den Nachtfrösten getrotzt hat und deren Blüten nicht verfroren sind. Und ein kleiner rosafarbener Winter-Schneeball. Wenn es nicht so kühl wäre, könnte man seinen Duft erschnuppern.
Entlang an den großen Rhododendronbüschen und dem noch schlafenden Präriegarten geht es zum Ausgang. Gegenüber lockt der Große Garten mit versteckten Ostereiern, aber zu Hause wartet ein heißer Tee.
Das Moor im Berggarten wurde 1961 von den Gärtnern künstlich angelegt. Über den kleinen Moorweiher führen 2 Knüppeldämme und eine große rote Tafel gibt Anweisungen für den Fall, dass jemand hineinfiele.
So
11
Mär
2018
Als wir Anfang Februar im Berggarten waren, war es zwar kühl, aber die Frühlingsblüher standen bereits in den Startlöchern und warteten nur aufs Loslegen. Wir alle wollten schon Frühling, die Menschen, die Tiere, die Pflanzen.
Dann kam die Kälte und es wurde noch einmal Winter. Und in den Gewächshäusern war es so angenehm warm und die Schmetterlinge so schön, dass inzwischen mehr als 45.000 Besucher bei ihnen waren, aber wahrscheinlich kein einziger im frostigen Freigelände hinter den Häusern.
Und - ganz wichtig für alle Schmetterlingsfreunde - die neueste Nachricht aus dem Berggarten sagt, dass die "Gaukler der Tropen"- Schmetterlinge im Tropenhaus nun doch bis zum 2.04.2018, d. h. Ostermontag, in Verlängerung gehen.
Und darum zeige ich Euch jetzt die Fotos vom zögerlich beginnenden Vorfrühling im Berggarten. Wer sich hinter den Gewächshäusern links hält, kommt an der Sealife-Rückseite vorbei, kreuzt die Lindenallee mit den Juchtenkäfern im Winterschlaf und steht dann im Staudengrund.
Er zieht sich an der Westgrenze des Berggartens bis etwa in die Höhe des Welfenmausoleums entlang. Hier gibt es einen kleinen Bachlauf, mehrere Teiche (mit Fröschen), jede Menge Farne, eine große alte Süntelbuche und viele schöne Bäume und vor allem viele, viele Wildstauden und -blumen. Jetzt im Frühjahr sieht man natürlich durch die kahlen Büsche bis zur umgebenden Mauer und den Häusern dahinter, aber wenn die Bäume ihr Laub tragen verschwimmen die Berggartengrenzen. Und obwohl alles hier sorgfältig geplant und von Gärtnern gelenkt und gehegt wird, sieht es aus, als sei es zufällig so gewachsen und schon immer so gewesen, Natur pur.
Der Bereich westlich der Lindenallee wurde 1841 nach dem Tod Königin Friederikes (und dem daraufhin beginnenden Bau des Mausoleums am Ende der bereits bestehenden Allee) zum Berggartengelände dazugekauft. Danach wurden dort Bäume gepflanzt, auch ein Baum, der heute noch steht: der amerikanische Tulpenbaum "Liriodendron tulipifera", sein Stamm hat inzwischen einen Durchmesser von mehr als 4 Metern. Fast genauso alt sind ein Gingko und eine Sumpfzypresse, um das Alter der großen Magnolie "magnolia acuminata" (auf deutsch heißt sie langweilig "Gurkenmagnolie", weil die Früchte den kleinen Einlegegurken aus dem Gemüsegarten ähneln) rätselt man noch. Es gab bis in die 1960er Jahre wohl noch eine zweite, ältere .... Gartenforschung ist eine schwierige Spurensuche und verlangt detektivische Akribie.
Mit der Anlage des Staudengrunds, so wie er heute ist, wurde vor gut 70 Jahren begonnen. Die Pflanzen dort prunken nicht, spielen sich nicht in den Vordergrund. Aber wer genau hinsieht, merkt, er ist zu allen Jahreszeiten schön.
Mo
26
Feb
2018
Habt Ihr noch Lust auf Schmetterlinge? Sie flattern noch bis zum 18.März durch das Tropenhaus im Berggarten. Mittlerweile waren mehr als 20.000 Schmetterlings-bewunderer dort, mittlerweile gibt es einen Sicherheitsdienst, der immer nur eine bestimmte Anzahl Besucher hineinlässt, mittlerweile platzt der Zoo Hannover vor Neid.
Denn der Zoo hat sich eine überdimensionale Blechdose gebaut und keiner will rein, genau gesagt: nicht genügend Leute, damit sich das Ding rechnet, wollen rein.
In der Blechdose kann man bis auf 12 Meter Höhe auf mehrere Besucherplattformen klettern, um sich ein Rundum-Panorama, derzeit einen gemalten südamerikanischen Tropenwald, anzuschauen.
Solche Panoramen gibt es auch in anderen Städten. Sie vermitteln den Eindruck mitten im Geschehen zu sein und die ersten entstanden zu einer Zeit, die noch kein Kino, Fernsehen und IMAX-Kinos hatte.
Ich kenne so etwas aus Luzern: das Bourbaki-Panorama. Es wurde 1881 gemalt, bezog einige Jahre später einen steinernen Rundbau und zeigt ein winterliches Alpental im Jahr 1871 mit der französischen Armee General Bourbakis, die gerade den deutsch-französischen Krieg verloren hat und in der Schweiz interniert wird, bis die Soldaten nach Frankreich zurück dürfen.
Es wurde inzwischen restauriert, es gibt einen Begleitfilm zur Historie und immer eine lange Schlange von Touristen aus anderen Erdteilen vor dem Eingang, die klaglos ihre Fränkli für ein Schneebild mit Soldaten hinlegen.
Ich gehe lieber ins IMAX.
In Hannover kostet der Blechdosenspaß jetzt im Winter fast 13 Euronen, wenn man aber sowieso in den Zoo geht (jetzt in der Wintersaison für gute 15 Euronen, im Sommer deutlich teurer) und auch mal ins Panorama schauen will, wird es billiger. Wenn man eine Jahres-Zookarte hat, auch. Und wenn man Online kauft auch.
Allerdings gibt es im Zoo sowieso so viel sehen, dass die Füße davon platt sind - und die Besuchszeit ist knapp, wenn man etwas essen will, Sambesi fahren, Gold schürfen und alles, bevor die Speicherkarte in der Kamera voll ist, die Kinder anfangen keine Lust mehr zu haben und müde werden und gemalte Bilder sowieso langweilig finden.
Wenn es kalt ist oder regnet und der Hannoveraner etwas Nettes Drinnen machen möchte und die Wahl hat zwischen Blechdose und Schmetterlingen - wo geht er wohl hin? Richtig.
Es gibt jetzt Überlegungen die Panorama-Preise zu senken.
Einige der Schmetterlinge wurden von meiner Tochter fotografiert.
Do
08
Feb
2018
Passend zu den am Freitag beginnenden Olympischen Winterspielen in Südkoreas Eis und Schnee und Wind sind die hannoverschen Nächte frostig geworden. Morgens glitzern die Straßen und die Autofahrer stehen eiskratzend in der Kälte. Eigentlich hatten wir alle ja schon auf Frühlingsmodus umgeschaltet, die Pflanzen und leider auch die Mücken, ich hatte tatsächlich einen Stich nach der letzten Gartenarbeit. Und - bah - ist das jetzt auf einmal kalt! Aber ein blauer Himmel und Sonne pur versöhnen uns mit dem Winter. In der Sonne lässt es sich gut aushalten.
Wir sind durch den Berggarten in Herrenhausen gebummelt. Haben die Gewächshäuser links liegen gelassen, bei den Schmetterlingen war es immer noch übervoll, und sind einfach mal draußen geblieben. Da war es schön leer. Die trockenen Gräser und Samenstände in Steppen- und Präriegarten sind auch im Winter ein Blickfang und passen gut zum Winterfrost. Lange werden sie nicht mehr zu sehen sein, denn die Gärtner waren busy damit beschäftigt, alle Beete für den großen Frühjahrsauftritt vorzubereiten und trockene Stengel abzuschneiden.
Jeder, der schon einmal die Serie M.A.S.H. gesehen hat, weiß, wie kalt es in Korea im Winter wird, besonders der kalte Winterwind muss scheußlich sein, und wie warm im Sommer. Warum sind denn jetzt alle so überrascht vom koreanischen Klima? Diese Serie übrigens sollte Pflicht für alle Politiker und Militärs sein. Am besten alle Folgen hintereinander non-stop.
Mo
05
Feb
2018
Hannover hat eine neue Attraktion:
Tropische Schmetterlinge flattern durch das mittlere Berggarten-Gewächshaus.
Und alle pilgern hin.
Gut, vielleicht nicht alle im Sinne von "alle Hannoveraner". Aber doch eine erstaunliche Menge von ihnen. Schulklassen. Kindergartengruppen. Und alle, die gerne fotografieren. Der gesamte Senioren-Fotoclub zum Beispiel. Und wir. Und es war, obwohl vormittags und mitten in der Woche und sonst vielleicht von 5 Menschen besucht, voll. Gerade noch erträglich voll.
Denn der Winter hat wieder Einzug gehalten - ab und zu liegen unsere Wetterfrösche doch richtig - und es liegt Schnee und es ist kalt. Und dann sind Wärme (24 Grad Celsius) und eine Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent eine gute Alternative. Das mögen dann nicht nur Schmetterlinge und fabelhafte Orchideen. Das mögen dann auch die Hannoveraner.
Was wohl die Schmetterlinge von den vielen Menschen gedacht haben? Sie umschwirrten uns und flatterten zu Dutzenden durch die Luft und um die Pflanzen und setzten sich auch schon mal auf einen Kopf oder eine Hand. Dabei waren einige Hände sehr neugierig - zu neugierig. Einige Falter hatten schon Defekte an den Flügeln.
An den Kopfseiten des Hauses stehen Tafeln mit darauf befestigten Schmetterlingspuppen. Sie stammen alle aus Zuchten und wer Geduld hat, kann das Schlüpfen eines Schmetterlings beobachten. Oder Paarung und Eiablage und bei genauem Hinsehen auch die kleinen Räupchen an ihren Futterpflanzen.
Einfach schauen, wo Blätter angefressen sind, dann sind die Raupen nicht weit. Die Bepflanzung des Tropenhauses wurde extra an die Essgewohnheiten der neuen Bewohner angepasst.
Die Leitung der Herrenhäuser Gärten hatte diese Aktion mit den Schmetterlingen bereits im Winter 2016/2017 geplant. Das Gewächshaus war frisch renoviert worden und sollte zur Neueröffnung prunken. Und dann starben alle Schmetterlinge schon nach wenigen Tagen. Es stellte sich heraus, dass schwache Reste eines Giftes im Haus waren. So schnell sterben Insekten ... Alle waren sehr betroffen. Und haben dieses Mal sehr darauf geachtet, dass sich das Desaster nicht wiederholt. Nur biologischer Pflanzenschutz, Florfliegen und Marienkäfer.
Aber in ihren Gärten benutzen die Hannoveraner weiterhin locker vom Hocker Pflanzenschutzmittel, ist ja so easy, vernichten alles was "Unkraut" ist. Das Wasser- und Schiffahrtsamt lässt wieder einmal allen Bewuchs am Mittellandkanal roden und wilde Möhre, Brennessel, Lichtnelke, Rotklee, Distel und Labkraut sind nicht mehr da, um die Raupen zu ernähren. Und dann stöhnen sie, dass die Insekten weniger werden, dass sie keine Schmetterlinge mehr sehen. Durch die Medien läuft ein Aufschrei, aber ändern tut sich gar nichts, denn ändern müsste ja jeder sein eigenes Verhalten.
Und so rennen sie in Scharen in den Berggarten und finden dort die Schmetterlinge "sooo schön".
Die Schmetterlinge flattern noch bis zum 18. März 2018 durch das Tropenhaus des Berggartens in Hannover-Herrenhausen. Auch wenn auf den Plakaten am Berggartenzaun als Datum der 31.3.2018
steht - Das ist nicht richtig. Sagt die Verwaltung der Gärten.
Der Eintritt in den Berggarten und die Schauhäuser kostet jetzt im Winter 3,50 Euro. Dazu gibt es ein Faltblatt zum Raten bei der Schmetterlingsbestimmung.
Mi
08
Feb
2017
Der russische Kaltlufttropfen ist da. Die Temperaturen rutschen wieder in den Keller und um uns herum schnupft und hustet und niest es. Bloß nicht anstecken...
Am besten vorbeugen. Dem Körper die Stoffe zur Verfügung stellen, die er zur optimalen Infektabwehr braucht: zunächst einmal Zink. Das geht mit einer Zinkbrausetablette, besser noch mit einem schönen Käsebrot, Gemüse-roteLinseneintopf oder Haferflocken im Müsli.
Und dann Vitamin C. Am Leckersten schmeckt es als frische Frucht oder Salat mit Babyspinat, rohem Brokkoli, Paprika. Oder als Smoothie, vielleicht mit Grünkohl, selbst frisch gemacht. Oder Sanddorn im Müsli. Oder Orangensaft.
"Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn,
im dunklen Lauf die Goldorangen glühn,
ein sanfter Wind vom blauen Himel weht,
die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst Du es wohl?"
(Johann Wolfgang von Goethe)
Goethe sprach von Italien und das ist ja nicht grad um die Ecke, zu weit um schnell mal hinzufahren. Aber es geht auch näher. Ich habe dieses Land im Kanaren-Gewächshaus des Berggartens in den Herrenhäuser Gärten gefunden. 20 Minuten Autofahrt durch den hannoverschen Stadtverkehr.
Jetzt ist die beste Zeit, um einen Blick in dieses Schauhaus zu werfen, denn jetzt ist die Hauptblütezeit der Pflanzen Madeiras, des Mittelmeerraums und der Kanaren. Die vielen Citrusbäume (ja, Bäume, nicht Bäumchen) sind besonders prächtig.
Für die übrigen Blüten und wunderbaren Blattstände muss man schon genauer hinsehen. Sie drängeln sich nicht in den Vordergrund, aber sind sie nicht schön?
Und die ätherischen Öle dieser Pflanzen sind auch nicht grad schlecht, um mal tief Luft zu holen und einem Infekt vorzubeugen.
Fr
23
Sep
2016
Wenn sich jetzt das Laub verfärbt, Morgennebel aufsteigen und Kastanien und Eicheln von den Bäumen fallen, dann mit Berechtigung. Denn der kalendarische Herbst hat begonnen.
Übrigens - wenn mich jemand fragen würde, welcher Baum der norddeutscheste für mich ist... Die Eiche natürlich.
"Fest wie unsre Eichen halten alle Zeit wir stand..." steht schon im Niedersachsenlied, das allerdings politisch, gesellschaftlich und geschichtlich alles andere als korrekt ist. Im Mittelalter wurde unter Eichen Gericht gehalten. Und schon Druide Miraculix erntete am 6ten Tag nach Vollmond mit einer goldenen Sichel seine Misteln bevorzugt auf einer Eiche.
Als der hannoversche Stararchitekt Laves 1842 bis 1847 das Welfenmausoleum im Berggarten baute, pflanzte der ebenso berühmte Gartenmeister Wendland noch während des Baus rund um das Mausoleum 36 Stieleichen. Und nicht etwa kleine, junge Bäumchen sondern große stattliche Bäume. Sie waren schon 60 Jahre alt, etwa 12 Meter groß und standen im Wald bei Kananohe, das ist nicht weit vom heutigen Flughafen Langenhagen, von den Orten Resse und Kaltenweide und inzwischen ein Naturschutzgebiet. Zuerst mussten die Wurzelballen umstochen werden und im Jahr darauf wurden die Bäume ausgegraben. Für den Transport gab es speziell angefertigte Wagen. 16 Pferde zogen sie, Hindernisse an der Fahrstrecke wurden beseitigt, Straßen gesperrt - das Ganze vergleichbar mit einem Schwertransport heutiger Zeit.
Und so kam eine Eiche nach der anderen im Berggarten an. Alle Bäume wuchsen an. Mehr als zwei Drittel von ihnen stehen heute noch.
Eichen gibt es schon seit 12 Millionen Jahren. Sie sind Symbole in vielen Religionen, stehen für Ewigkeit, sind Bestandteil von Wappen und Ehrenzeichen und unseres schönen alten ein-Pfennig-Stücks. Mein Vater mochte sie nicht, denn unser Nachbar hatte eine Reihe von ihnen im Garten stehen (die Grundstücke waren einmal Wald gewesen) und sie machten keinen Unterschied zwischen Mein und Dein bei Laub und Blüten und Eicheln und ganz schlicht "Dreck". Eine Menge Dreck.
Linden sind da auch nicht so viel besser. Nie das Auto unter Linden parken. Außer im Winter vielleicht. Aber in der Lindenallee im Berggarten darf ja sowieso niemand parken. Diese Allee ist schon 1727 angelegt worden, das Mausoleum gab den Endpunkt erst über hundert Jahre später. Die Linden sind nun schon fast 300 Jahre alt, teilweise innen hohl und nicht mehr so recht standfest. Eigentlich sollten sie gefällt und neu gepflanzt werden, dafür gab es ein extra Zucht-Forschungsprogramm mit den Samen der alten Bäume. Das morsche Holz hat aber den strengstens! allerstrengstens! geschützten Juchtenkäfer (das ist der, der auch Stuttgart 21 lahmgelegt hat) angezogen. Und er ist eingezogen. Blöd.
Nun werden die Linden zurückgeschnitten und mit Pfosten und Seilen aufwendig vorm Umkippen gesichert, aber das auch nur in den wenigen Sommerwochen zwischen Balz und Verpuppen der Käfer. Und dabei wird von wissenschaftlichen Käferbeauftragten mit Endoskopen im Holz nach Käfern gesucht, wie bei einer Operation.
Nicht, dass einer zu Schaden kommt oder seine Wohnung verliert. Also - die Käfer....
Das dauert. Aber 2017 wollen sie nun fertig werden, dann können die Bäume vielleicht wieder austreiben und die Gärtner mal wieder rasenmähen. Und die Touristengruppen stehen nicht mehr kopfschüttelnd vor dem Elend.
Mi
21
Sep
2016
Hinter dem Berggarten-Pavillon liegt ein "Schmuckhof", üppig bepflanzte Geometrie. An ihm kann man sehen kann, wie stark Großer Garten und Berggarten trotz aller Unterschiedlichkeit zusammen gehören. In der Mitte steht eine Sonnenuhr, drum herum große, wirklich große Kübelpflanzen. In die schönen Hibiskuspflanzen habe ich mich gleich verliebt. In die großen Kakteen weniger.
Autsch!
Zwischendrin - Grünkohl und Mangold.
Ich dachte: das ist Gärtnerhumor.
Schließlich war der Berggarten ursprünglich ein Nutzgarten, der die Hofküche auch mit dem Luxus von leckeren Ananas, Orangen, Melonen, Wein, Pfirsichen und Erdbeeren versorgte. Dinge, die für uns heute so selbstverständlich sind, aber damals...
Ananas wurde bis 1922 angebaut, so erfolgreich, dass auch verkauft wurde. Um 1850 betrug die jährliche Erntemenge 500 bis 600 Früchte. Hättet Ihr das gedacht?
Die Sonnenuhr im Schmuckhof habe ich übrigens gar nicht so gewürdigt, wie sie das verdient gehabt hätte. Mir war es einfach zu sonnig und heiß. Aber um sie herum rankt sich ein Krimi, der es locker mit dem Bahlsen-Keks-Thriller 2013 aufnehmen kann.
Die Sonnenuhr, die jetzt hier steht, ist eine Replik, die 1986 das Original ersetzte. Das wurde 1719 von John Rowley, Meister der Mechanik am Hof von König Georg I., für den Berggarten angefertigt und genauestens auf den Hannoverschen Sonnenlauf eingestellt. Nach ihr wurden die hannoverschen Uhren gestellt, denn die mechanischen Uhren waren damals noch lange nicht so ganggenau wie die Sonne. Und da stand sie im Berggarten und verwitterte vor sich hin. Den heutigen Standort im Schmuckhof bekam sie allerdings erst nach dem letzten Krieg.
Und dann, im Dezember 1984, war sie weg. Den Sockel ließen die Diebe da. Hannover war entsetzt, die Zeitungen berichteten seitenweise und hätte es damals schon Social Media gegeben...
Dann meldete sich jemand bei der Zeitung HAZ, ein Bekannter habe auf dem Flohmarkt eine Uhr gekauft und jetzt, bei Betrachtung der Zeitungsartikel, dächte er, es könne sein, dass... aber er wolle das bezahlte Geld wieder haben... An einem geheimen Treffpunkt wurden "Lösegeld" (weniger als heutige 500 Euro) und eine Plastiktüte mit der Sonnenuhr darin ausgetauscht. Die Polizei erfuhr erst nach zwei Tagen vom Deal, die HAZ spricht selbst davon, es sei am Rande der Legalität gewesen. Und sie feierte sich als Retter...
Über den Täter - ob er gefasst wurde - warum ohne Polizei - Nichts.
4 Wochen war die Sonnenuhr verschwunden gewesen, dann kehrte sie wieder auf ihren Sockel zurück.
Aber in Hannover war man zu der Erkenntnis gelangt, dass sie vielleicht doch zu wertvoll sein könnte, um einfach so draußen herumzustehen. So kam die Replik in den Garten und das Original gut geschützt in den Pavillon.
Wer sich für Sonnenuhren interessiert und die Zeitungsausschnitte rund um den Diebstahl nachlesen möchte, dem empfehle ich die Webseite von Reinhold Kriegler ta-dip.de.
Mo
19
Sep
2016
Ich habe gedacht, ich zeige Euch noch mehr vom Berggarten in Herrenhausen.
Das erste, was man von ihm sieht, wenn man aus der Straßenbahn steigt, ist der Pavillon, den Georg Ludwig Friedrich Laves entworfen und 1820 fertiggestellt hat. Laves war damals der Architekt in Hannover - Hofbaumeister, Oberhofbaudirektor, Stadtplaner. Von ihm sind u. a. das hannoversche Opernhaus, das Welfenmausoleum, die klassizistische Schlossfassade, das Leineschloss (in dessen Wiederaufbau nach dem Krieg heute der niedersächsische Landtag seinen Sitz hat), die Orangerie und eben der Pavillon, in dem früher der oberste Gärtner der Gärten wohnte und in dem die Gartenbibliothek und das Herbarium untergebracht waren.
Vor dem Pavillon ist ein großes langgestrecktes Beet angelegt, in diesem Jahr in kräftigen Herbstfarben, das sagt: "Komm in den Garten...".
Darin wachsen derzeit Zierbananen, Keulenlilien und Dattelpalmen, prächtige orangefarbene Canna, wunderschöner dunkelroter Fuchsschwanz mit dem botanischen Namen Amaranthus caudatus 'Red Octopus' passend zum Sea-Life nebenan, weiße Spinnenblumen, blauer Agapanthus und Wunderbäumchen. Wunderbäume heißen korrekt Ricinus communis, sie sind nicht winterhart und gehören zu den Wolfsmilchgewächsen. Also Achtung vor Kontaktallergien! Und - ja - sie versorgen uns mit - bah - Rizinusöl. Die wunderschönen roten Stachelbällchen sind ihre Früchte, drinnen stecken die ölhaltigen Samen. Aber sie enthalten auch Ricin, in allen Teilen der Pflanze übrigens, und sind sehr, sehr giftig. Ricin ist eines der stärksten Gifte im Pflanzenreich, es gibt kein Gegenmittel, außer schnellstmöglichst zu erbrechen. Im Öl wird es entfernt und durch die Wärme bei der Herstellung inaktiviert.
Eine gefährliche Schönheit und nichts für meinen Garten. Und eigentlich auch nichts für eine öffentliche Rabatte - oder?
Ein Vorläufer des Berggartens entstand wohl schon ab 1666, aber sicher gab es den Garten auf dem heutigen Gelände Anfang des 18. Jahrhunderts. 1774 wurde er zu einem Landschaftspark mit
Schaubeeten, Gewächshäuser wurden gebaut, der Pavillon kam dazu, um 1850 war der Garten ganz oben in der internationalen Wertschätzung und berühmt. 1866 endete das Königreich Hannover, die
Finanzierung des Gartens wurde schwierig und schwieriger mit Krieg und Inflation. Bis 1936 die Stadt Hannover dem Welfenhaus den Garten abkaufte und aufpäppelte. Und Berggarten heißt er, weil er
auf einer eiszeitlichen Sanddüne liegt, die allerdings bis heute auf die 3 Treppenstufen hoch zum Pavillon geschrumpft ist.
Fr
16
Sep
2016
Spätsommerwetter. Es hat uns nach Herrenhausen gelockt, diesmal in den Berggarten, der an der Nordseite der Herrenhäuser Straße dem Großen Garten mit den schönen Barockbeeten genau gegenüberliegt.
Er kommt daher wie der Gegenentwurf zu der genau gestalteten gelenkten Gartenpracht auf der anderen Straßenseite: ein Landschaftsgarten mit Themengärten. Aber er ist mehr: Er hat große - und kleine - Gewächshäuser und einen barocken Hof im vorderen Teil, einen Moortümpel, ein Mausoleum und eine Lindenallee. Wer alles sehen will - und nicht nur durchhuschen - braucht schon einen halben Tag dafür.
Wir haben auf den Besuch der Gewächshäuser verzichtet, es war einfach zu warm dafür. Dafür haben wir uns etwas zum Knabbern und viel zu Trinken in die Tasche gepackt. Viele schattige Bänke im Garten laden zum Päuschen ein. Ach, und dann überlegt man sich, ob man wieder aufstehen mag. Die Bienen sumseln, die Blätter rascheln im Wind, ein Schmetterling kommt vorbei... Und dann leider die 20köpfige Busgruppe aus Schwaben auf Gartenerkundung. Also weiter.
Direkt neben dem Eingang zum Berggarten liegt das zur Expo 2000 als Regenwaldhaus gebaute Sea-Life-Gebäude. Es sollte Nachfolger des großen, im Krieg zerstörten und später abgerissenen Palmenhauses sein. Der Regenwald im Inneren war ein Erlebnis, aber offenbar nicht spektakulär genug für die Besuchermassen. Und dann wurde es schlichtweg zu teuer, das Insolvenzverfahren sprach von 1 Million Miesen, und die Sealife-Fische zogen ein. Irgendwie passt das auch, denn das Haus wurde so in den Berggartenboden hineingebaut, dass es wie eine leicht geöffnete Herzmuschel am Strand daliegt. Es fällt dadurch gar nicht so sehr auf. Das Dach ist im abfallenden Teil wunderbar mit Gräsern und Steppenpflanzen bepflanzt, die Trockenheit und Hitze mögen.
Genau das jetzige Wetter.
Di
25
Feb
2014
Uns Frauen wird nachgesagt, wir hätten einen Schuhtick. Ob das der Grund dafür ist, dass es eine große Vielfalt verschiedenster Schuhe für Frauen gibt und für Männer eigentlich nur Langweiliges?
Nun, ich habe auch einen Schuhtick. Den Frauenschuhtick. Ich finde Frauenschuhe einfach schön.
Und darum war ich mit der Familie im Hannoverschen Berggarten und wir haben uns die großen Schauhäuser angesehen.
Dort läuft zur Zeit die Ausstellung "Die schönsten Schuhe der Welt" und das ist nicht übertrieben.
Deshalb wurde sie gerade bis zum 9. März verlängert.
Die Schauhäuser, das sind 3 miteinander verbundene große Gewächshäuser mit den Pflanzen der Kanaren, der Tropen und mit Orchideen. Wir stolperten über ein Hochzeitspaar mit seinem Fotografen, das die Frauenschuhe als Kulisse nutzte. (Dafür gibt es übrigens freien Eintritt in die Herrenhäuser Gärten und privates Fotografieren ist selbstverständlich erlaubt.)
Und auch die übrigen Besucher, eine ganze Menge Besucher, konnten dem Fotografieren nicht widerstehen - und wenn es mit dem Smartphone war.
Auch wir haben uns durch die drei Häuser hindurchfotografiert bis es uns dafür zu dunkel wurde und die Orchideen haben brav für uns posiert. Ganz anders die kleinen Zebrafinken, die im letzten Schauhaus frei herumfliegen und nisten dürfen...
Und das sind sie, die Objekte der Begierde