Wir wachten bei Sonne auf und der Gedanke war, trotz anstehender Arbeit, 'lass uns rausgehen/fahren/irgendwas draußen'. Also fuhren wir zu dem großen schwedischen Möbelhaus, einmal durch Hannovers vorgelagerte Dörfer. Die Büsche rechts und links (oder links und rechts?) der Straße, egal, hatten auf einmal dicke Knospen, in den Vorgärten blühten Krokusse, die Vögel zwitscherten (ich hatte das Autofenster ein Stückchen offen und konnte sie hören). Frühlingsstimmung.
Im Möbelhaus war ebenfalls Frühlingsaufbruch: die Techniker waren dabei, die Räume der Ausstellung neu zu gestalten, Gartenmöbel wurden entstaubt und dekorativ aufgestellt, Stoffe mit Blüten oben auf die Stoffstapel gelegt. In der 'lebendiges-und-nicht-lebendiges-Grün'-Abteilung stand palettenweise lebendiges blühendes Grün, allerdings teurer als beim Supermarkt um die Ecke. In meinem Wagen sammelte es sich trotzdem, Servietten und Papierrollen, ein Bild und - nein, keine Teelichte. Wir strebten den Kassen zu.
Es gibt dort viele Kassen, wirklich viele, theoretisch. Denn von all den Kassen waren nur zwei besetzt, die Schlangen der Bezahlwilligen gingen fast bis zur halben Halle. Es gab auch etliche SB-Kassen, aber nur zwei waren geöffnet und für das Selbstkassieren benötigte man die Möbelhaus-App auf dem Handy. Und die hatte und die wollte offenbar kaum jemand. Ich sagte 'ich lade mir doch nicht diese blöde App runter, noch mehr Datenmüll, no sir.' Ab und zu steuerte jemand mit dem Einkaufswagen den SB-Bereich an, dann kam gleich eine der Kassenfrauen, 'HEJ' auf dem Shirt-Rücken, und fragte 'Haben Sie auch die App?' Drei dieser HEJs standen wie ein Absperrzaun im SB-Bereich, waren allerdings hauptsächlich mit gegenseitigem Informationsaustausch beschäftigt. Und dann drehte sich der Kunde um und stellte sich in eine der zwei Kassenschlangen. Gut, einige wenige stellten sich vor das Wie-mache-ich-das-Info-Schild und tippten auf ihrem Handy herum, das Herunterladen der App dauerte wohl eine Weile. Und scannten dann mit dem Handy ihre Waren, ungeübt, scannten lange ihre Waren, scannten noch länger ihre Waren, sie waren nicht schneller als wir, nur beschäftigt ... bis sie zum Bezahlen an ein SB-Terminal gingen, eine der drei HEJ-Damen auf den Fersen, die guckte, ob sie auch alles gescannt hatten. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser ...
Hätten sie sich an die leeren Kassen gesetzt, hätte es keine wartenden Schlangen gegeben. 'Aber das ist Absicht um die Leute zur App zu nötigen, du verstehst das nur nicht richtig. Du kaufst und sammelst nicht nur allein, du kassierst auch allein', sagte der beste-Ehemann-forever. Wir brauchten zwanzig Minuten um unsere wenigen Teile zu bezahlen und meine Laune war nicht mehr frühlingshaft.
Wieder draußen wehte uns ein stürmischer Wind fast um. Möge der Wind die Geschäftstaktiken dieses Möbelhauses genauso umwehen.