Petrus meint es heuer nicht gut mit den Karnevalisten. Es ist Rosenmontag und es stürmt. Hannover hatte am Samstag seinen Kamelle-Wurf-Umzug, da war es wettertechnisch noch ganz ok. In Braunschweig zog gestern der Schoduvel (= Teufel vertreiben bzw. Karnevalsumzug) durch die Stadt samt Live-TV-Übertragung, da war es schon ganz schön nass - aber das haben wir ihnen gegönnt, nachdem in den Fernsehinterviews mehrfach nachdrücklich darauf hingewiesen wurde, wieviel besser Braunschweig als Hannover sei. Aber heute ist es richtig ungemütlich, in Hannover wie am Rhein.
Und während es draußen stürmt und hagelt und sogar donnert sitze ich bei Lampenlicht und schaue meine Fotos vom letzten Mittwoch durch. Blauer Himmel, Sonne pur und wir waren in Herrenhausen. Der große Garten war noch nicht so toll, weil noch nichts blühte. Aber die goldenen Figuren im barocken Gartentheater glänzten in der Sonne wunderbar.
Das Gartentheater entstand in den Jahren um 1690 herum. Rechts und links stehen Linden und Hainbuchenhecken hinter denen sich Technik, gerade nicht benötigte Dekorationen und Schauspieler
verstecken lassen. Davor stehen Eibenkegel und zusammen mit den güldenen Figuren ergeben sie eine wunderbare Perspektive - denn der Boden der Bühne steigt leicht nach hinten an.
Von den 18 aufgestellten Figuren sind 17 noch original aus 1690 (ursprünglich waren es 27) - aus Blei gegossen und jetzt neu vergoldet. Im Barock war es Mode antike Statuen nachzubilden,
entweder teuer aus Bronze oder, wenn man aufs Budget achten musste, preiswert aus Blei. Die Figuren waren in schlechtem Zustand 30 Jahre lang weggepackt und durch Bronzekopien
ersetzt, dann wurden sie 5 Jahre lang restauriert und seit 2009 stehen sie wieder im Theater.
2012 wurde dann auch das Goldene Tor, der Eingang zum Orangenparterre vor dem Galeriegebäude, restauriert und neu vergoldet.
Das Theater wird auch aktuell regelmäßig für Aufführungen genutzt. Dann stehen Stühle auf den amphitheaterähnlichen Stufen.
Die Wasserspiele liefen - Februar - natürlich auch noch nicht. Und das verleitete eine Gruppe von Filmern/Fotografen/Fotomodellen dazu, mal eben alle Gartenregeln zu ignorieren und in die große Kaskade zu steigen. Und ein bisschen in der Muschelwand herumzuklettern. Ich war fassungslos. Ich besitze ein Foto, das mein Vater vor vielen Jahren gemacht hat - da stehe ich auf dem Sockel der Kaskade, in meinem viel zu kleinen Lieblingskleid, hinter mir die großen Muscheln - das habe ich versucht, mit meinen Kindern nachzustellen - wir wären fast aus dem Garten hinausgeworfen worden - Hausverbot wurde angedroht. Und nun turnten 4 Frauen in der Wand herum.
Am Eingang habe ich gefragt, ob das neuerdings erlaubt sei, mit dem Gedanken, dann wenigstens mit den Enkeln mein altes Foto nachstellen zu können. Nein, eigentlich nicht, war die Antwort, aber ... die Verwaltung habe das genehmigt und da sei auch jemand dabei gewesen (den ich nicht gesehen habe), zum Aufpassen, dass nichts passiert. Was man dafür tun müsse, habe ich gefragt, verwandt sein oder Bakschisch rüberschieben?, aber keine Antwort erhalten. Wir Hannoveraner, denn uns gehören ja die Gärten, wir sollten der Verwaltung einmal genauer auf die Finger sehen. Wir wollen die Schönheiten des Gartens noch lange genießen.
Und wisst Ihr, wozu ich in dem Moment so richtig Lust hatte? Den Wasserhahn für die Kaskade aufzudrehen.
Die Gartenordnung vom Dezember 2013 besagt übrigens in Punkt 6: "Pflanzen und Pflanzenteile dürfen nicht entnommen, beschädigt oder zerstört, Beete, Ornamente und Rabatten nicht betreten werden." Und in Punkt 7: "Statuen, Denkmäler und Brunnen dürfen nicht erklettert und beschmutzt oder beschädigt werden."
Offenbar gilt sie nicht für Alle.