Herrenhausen
Mo
24
Feb
2025
Nun ist gewählt. Gottseidank, endlich. Endlich enden diese endlosen Talkrunden im Fernsehen, jedes Mal schauten uns die Nazis an, unerträglich, immer dieselben Phrasen, immer dieselben Gesichtsausdrücke. Und nein, ich bin nicht der Ansicht, sie gehörten in eine Regierungskoalition, weil - damit würden sie sich über kurz oder lang selbst demaskieren, sagt mir jemand - das hat damals mit der Hitlerpartei auch nicht hingehauen und dann - schwups - war es zu spät. Nun ist die Wahl gelaufen und das Ergebnis war vorhersehbar, leider, obwohl wir auf ein französisches Wunder gehofft hatten. Immerhin haben 80 Prozent nicht die Nazis gewählt. Das immer wieder vor mir hersagen. Mantra.
Aber die übrigen 20 Prozent, 20 zu viel, so viele Junge sagen die Wahlforscher, um die müssen wir uns dringend kümmern. Vielleicht die Demos gegen Rechts mal in die östlichen Bundesländer verlagern? Am erschreckendsten für mich sind die Tabellen der Wahlforscher, die zeigen von wo die Zuwächse der Nazis kommen. Wir hatten immer geglaubt, eine hohe Wahlbeteiligung würde die Nazipartei prozentual schrumpfen lassen ... Dabei sind gerade die vorherigen Nicht-Wähler nun Wähler dieser Partei. Und dieser Grusel von einem amerikanischen Präsidenten gratuliert zum Wahlergebnis ... Ich glaube, mir wird schlecht.
Das Wetter gestern aber war fabelhaft, warm und sonnig und wie Frühling, und so war alles auf den Beinen und das Wahllokal richtig voll. Und dann auf und etwas unternehmen. Uns zog es in den Stadtpark, der war für seine Verhältnisse auch voll, aber auch mit Husten noch ganz okay.
In den Beeten blühte es fröhlich vor sich hin. Es war eine Koalition aus Gelb = Winterlinge, Lila = Krokusse, Weiß = Schneeglöckchen. In der Sonne summten die Bienen. Und eine Hummel sogar.
Vor dem Japan-Pavillon wartete eine junge Frau im Kimono auf Teilnehmer ihrer Teezeremonie, nein, wir waren das nicht, wir wollten nur schauen, ob die Kamelien schon blühen. Aber es waren nur Knospen bisher.
Mir fiel ein junges Paar auf, das einen Rollkoffer hinter sich her zog. Und ich dachte, wisst ihr nicht, dass das die Wege kaputt macht? Und den Rasen?
Und dann stiegen sie in die Staudenbeete um Fotos zu machen und ich atmete tief durch und sagte: "Ich verstehe ja, dass sie schöne Fotos machen wollen, aber bitte, man trampelt dafür nicht in die Beete. Es gibt nebenbei auch eine Gartenordnung und das ist verboten." Sie würden nicht auf Pflanzen treten und überhaupt, nur ein Foto. "Das sind mindestens zwanzig!" grummelte der beste-Ehemann-forever. Und ich sagte zu ihnen, sie wüssten ja gar nicht, wo die Stauden in der Erde seien und allein durch ihr Gewicht würden sie den Boden verdichten und das sei schädlich für die Pflanzen. Es gäbe die Regeln für den Park, im Sinne aller, die ihn genießen möchten. Das störte die beiden nicht, sie drehten uns einfach den Rücken zu. Und leider, am Sonntag war auch kein Gärtner da.
Aber ich finde wirklich, die Stadt Hannover sollte die Gartenordnung an den Eingängen aushängen und nicht nur ein paar Piktogramme. Denn mich ärgert so ein Verhalten.
So
29
Dez
2024
Die Tage zwischen den Jahren ... die Raunächte ... laut sind sie. Gestern Morgen startete der Verkauf des Silvesterknallraketenangebots in den Geschäften. Ab 7 Uhr würde verkauft stand in den Prospekten, die zuhauf bei uns ankamen. Punkt 7.32 Uhr weckte mich ein lautes "Bumms". Ich hörte Raketenzischen und ein "Plopp", als sich das Feuerwerk entfaltete. Es rumste und knallte bis 8.15 Uhr, ja, ist denn schon Silvester? Dann war es wohl zu hell. Denn, oh Wunder, die Sonne schien - Sonne hatten wir nicht mehr seit einer Woche. Und seit dem 1. Weihnachtsfeiertag hatten wir in dickem Nebel festgesteckt, so dick, dass wir die Straßenlaterne 10 Meter entfernt nicht mehr sahen.
Und nun Sonne. Die Kehrseite davon - jedes Ding hat seine Kehrseite, nicht wahr, Yin und Yang - die des Sonnenscheins am wolkenlosen Himmel war eine eiskalte Nacht und eine Eisschicht auf unserer Vogelschale. Und auch die folgende Nacht war eisig, eisiger als die davor. Aber erst einmal Sonne. Welche Sehnsucht hatten wir nach ihr gehabt.
Eigentlich hatten wir vorgehabt, in eines unserer Museen zu gehen, warfen aber alle Pläne über den Haufen und fuhren zum Stadtpark. Dort war es recht leer, die große Rasenfläche noch gefroren, die Stühle samt und sonders unbesetzt. Zwischendurch waren die Wege glatt, aufpassen, dass wir nicht rutschten. Aber die Luft war herrlich und tat uns richtig gut.
Ein Mann kam uns entgegen, der offenbar etwas in seinem Mantel versteckte, huch, dann sahen wir einen schwarzen Katzenkopf hinauslugen. Hunde sind im Stadtpark verboten, von Katzen steht dort nichts, aber hei, wer geht denn heutzutage mit einer Katze Gassi? Nun gut, diese wurde getragen, wir sahen sie auf unserem Rundgang noch mehrmals. Als wir nach Hause fuhren, lief uns dort ein neuzugezogener Nachbar über den Weg ... mit Katze auf dem Arm. War gestern vielleicht der Tag des Ich-trage-meine-Katze-Herum?
So
27
Okt
2024
Wir sind nun in den letzten Oktobertagen und es ist grau-grau.
Aber der Samstag war ein 19 Grad Celsius warmer fast-noch Sommertag und der Himmel war blau, die Sonne strahlte und ganz Hannover war draußen und saß im Strahlen der Sonne auf Bänken und Stühlen und wo es nur ging. So ein schöner Tag.
Dann bekamen wir in der Nacht auf Sonntag eine Extra-Stunde, die Stunde der Umstellung auf Winterzeit, die doch eigentlich unsere Normalzeit ist. Die Stunde zwischen 2 Uhr und 3 Uhr gab es doppelt.
Eine Stunde im luftleeren Raum, eine Stunde im NICHTS, eine Stunde ohne Basis, ohne Anker. Spooky. Eine Verabredung auf '2 Uhr 30' bedeutet was, ja, welches davon? Parallelwelten. Der beste-Ehemann-forever bemerkt dazu, in wenigen Tagen sei ja auch Halloween ...
In dieser Stunde, in beiden Stunden, hörten wir laute Musik und Gejohle am Mittellandkanal, als würde da diese Stunde/Stunden gefeiert. Und wir stopften Lärmstopp in die Ohren um Schlafen zu können.
Der Sonntag begann dunkel-trüb, neblig und nass. Es regnete den ganzen Tag über immer wieder. Und es wurde viel zu früh dunkel. Grau-grau. Wie gerne hätten wir den Samstag noch etwas weitergeführt.
Mo
08
Jul
2024
Die erste Hälfte des Jahres 2024 ist nun 'rum', viel zu schnell 'rum'. Geflogen ist sie. Und wieder einmal, so richtig toll fand ich sie nicht. Ich kann Trauerfeiern nichts abgewinnen, ich kann politischen Trauerspielen nichts abgewinnen. Von beidem gab (und gibt) es zu viel. Deprimierend. 'I really do want world peace.' Ach Gracie, ich auch.
Wir wollten einfach mal raus, vor allem um dem Baulärm vorne, hinten, um die Ecke, direkt vorm Haus, an der Straße zu entgehen. Wir sind eingekreist, manchmal kommt noch nicht einmal die Müllabfuhr wegen der Baugruben und Baufahrzeuge. Die kleinen Bagger fahren nun in der vierten Woche von morgens um 8 Uhr, manchmal 7 Uhr, an, teilweise bis abends um 8 Uhr und später. "Da macht einer Überstunden." "Ach so."
Denn jetzt kommt die htp-Glasfaser in den Boden, auch zu Leuten wie uns, die sie eigentlich gar nicht wollen. Ein Leerrohr, man wisse ja nie ob wir nicht doch noch ... Die große Holztrommel mit dem Kabel steht 2-Meter-hoch auf einem der Parkplätze.
Die Pflastersteine unserer kleinen Wege werden herausgehoben, es wird gegraben, verbuddelt, Sand geschippt, verdichtet, Steine werden wieder verlegt, es wird gerammt. Rammen ist das Schlimmste, die Vibrationen übertragen sich in die Häuser, die Gläser im Schrank klirren. Ab und zu ist es unerwartet still, dann schauen wir uns irritiert an. "Was machen die Bauarbeiter denn jetzt?" "Das was sie am besten können. Pause." Und schon geht der Lärm wieder los.
Wir brauchten Abstand von all diesen Baumaßnahmen und wollten deshalb in die Ruhe des Stadtparks - und standen vor einer gesperrten Straße. Auch hier wurde gebuddelt und Bagger gefahren. Der Stadtpark war schon in Sichtweite, wir aber machten einen Umweg durch kleine Wohnstraßen, gut wenn man sich auskennt und dann ankommt.
Im Stadtpark blühten noch die Rosen, einige Hortensien und vor allem die Taglilien. Ich suchte die Schattenpartien, die Sonne schien mit ungewohnter Kraft auf uns herunter. Wenn sie denn mal scheint, dann aber ...
Beim großen Schachspiel wurde gepicknickt. Die Stühle auf der Rasenfläche waren belegt, dort wurde gedöst und gelesen. Oder Sonnenbrand getankt. Einige Männer mit offensichtlich südeuropäischem Hintergrund hatten sich oben herum frei gemacht, der eine paradierte im Badehöschen und zeigte jedesmal, wenn Weiblichkeit in seine Nähe kam, die in 'Fitness' gestählten Muskeln und warf sich in Positur. Nach vorhergehender Politur mit ... denken wir einfach es war Sonnenmilch.
Do
18
Jan
2024
Der Deutsche Wetterdienst hatte gewarnt, es würde glatt werden, es würde Schnee geben, viel Schnee, es würde Eisregen geben - alles am Mittwoch. "Geht nicht hinaus, bleibt drinnen." sagte der Meteorologe im Fernsehen. "Wieviel Extremwetter wird Hannover treffen?" fragte die Tageszeitung. Wer die Antwort darauf lesen wollte, musste bezahlen, nein, wir wollten nicht.
Wir blieben drinnen und warteten ab - und nichts passierte. Kein Schnee, kein Regen. Es war einfach nur kalt und windig und ungemütlich dunkel und der Rasen noch immer gefroren. Etwas weiter südlich sah das schon anders aus und Richtung Harz waren Schneeketten angesagt.
Heute konnten wir in Richtung Süden die Wolkenkante zwischen Schneewolken und, ja tatsächlich, blauem Himmel sehen. Es war richtig kalt, aber es blieb trocken und sonnig. In Göttingen und Northeim fiel derweil wegen Schnee und Glätte die Schule aus.
Nur mal so nebenbei: Heute ist Welttag des Schneemanns, das passt ja irgendwie.
Weil blauer Himmel und etwas Schnee so schön sind ... noch mehr Fotos aus dem Stadtpark. Dort steht im Rosengarten ein kleiner Rosenjunge, dem bestimmt kalt war, nackt wie er ist. Ich war versucht, ihm etwas Warmes umzuwickeln ... aber dann wäre ja die Kunst futsch.
Und das darf man nicht, übrigens auch NICHT DARAUF ODER DARAN HERUMKLETTERN! Es gibt entsprechende Gartenvorschriften und das sollten sich einige Leute mal hinter die Ohren schreiben. Gerade ist wieder eine der Plastiken zur Reparatur, weil Kinder darauf herumklettern mussten und die Beine abknickten, das macht doch einfach wütend, oder?
Der Rosenjunge entstand 1963/64. Der Künstler war Ludwig Vierthaler, der von 1875 bis 1967 lebte und in Hannover begraben wurde. Von ihm sind auch die Pelikane an der Eilenriede. 1976 wurde der Rosenjunge gestiftet und im Stadtpark aufgestellt.
Wir liefen weiter bis zum großen Schachspiel. Dort waren die Kohlmeisen, aber keine Menschen. Wer mag, kann auch bei Kälte mit den großen Schachfiguren spielen, aber wer will schon beim Schachspiel frieren? Höchstens, wenn man sich etwas Warmes herumwickelt ...
So
14
Jan
2024
Nun stecken wir in Temperaturen um Null Grad, alles ist grau-grau und nur noch wenig Sonne schaut ab und zu durch Wolkenlücken. Das war in der Kälte ganz anders, wolkenloser Himmel und Sonne. Und so gingen wir am letzten Mittwoch noch auf einen Spaziergang in den Stadtpark. Sonnendefizite ausgleichen.
Und, oh ja, es war kalt. Trotz gefütterter Winterstiefel und langem Lodenmantel und Schal und Handschuhen und dem dicksten Pullover des Kleiderschranks. In diesem Mantel friere ich sonst nie, ein Erbstück von vor 35 Jahren mit Pelzfutter, als hinge man sich Gewichte auf die Schultern, aber warm. Sogar darin war mir dieses Mal kalt. Wir hatten die Kameras mitgenommen, das verlangsamt natürlich das Gehtempo, vielleicht lag es daran. Und an den kalten Fingerspitzen wegen der Kameras.
Im Stadtpark war es leer. Nicht einmal die Enten und Gänse waren da, weil sämtliche Teiche und Wasserbecken zugefroren waren. Unter einer dicken Eisschicht. Was machen die Stadtpark-Enten im Winter? Gibt es bei Frost eine Enten-Auffangstation?
Niemand saß auf den verteilten Bänken und Stühlen, aber im kleinen japanischen Teehaus, da war jemand und wärmte sich bestimmt mit Tee. Wir hörten nur die Stimmen, denn alles war fest und dicht zu. Die Besucher wussten schon warum.
Die wenigen Leute, die im Park herumliefen, waren eilig unterwegs, mit Walkingsticks oder als Grüppchen Richtung naher Sportplatz. Oder sie machten Fotos von der Schneefrau und sich selbst.
Wir sahen uns die neue Pergola im Rosengarten an, 60.000 Euronen habe sie gekostet schreibt die Zeitung. Es sind dicke feste Baumstämme, eine sehr solide aussehende Sache. Hoffen wir, dass sie wie die alte Pergola gute 60 Jahre halten wird, dann sind das pro Jahr 1.000 investierte Euronen, das scheint vertretbar. Vielleicht peppen sie dann im Frühjahr den ganzen Rosengarten auf, das wäre wünschenswert.
Die Meisen und Rotkehlchen, Amseln und Eichelhäher waren eifrig auf Futtersuche. Auch im Stadtpark gibt es Futterhäuser und Meisenringe in den Büschen. Der Eichelhäher sah uns neugierig hinterher. Hatten diese Menschen vielleicht Erdnüsse dabei?
Ich entdeckte die ersten Blüten von Viburnum (Winterschneeball) und Winterjasmin. Und Triebe der Frühlingsblüher - ein Versprechen. Und dann schnell wieder nach Hause.
Verflixt war das kalt.
Mi
25
Okt
2023
Durchs trübe Grau-Grau des Oktobers drang ein kleiner Lichtblick für Gartenfreunde. In den Zeitungsmedien lasen wir, dass das neue Berggarten-Gewächshaus, für das so viel vom Altbekannten und Schönen an Beeten im Berggarten geopfert und das alte Gewächshaus abgerissen wurde und alles durch plattplanierte Baustelle samt Zaun ersetzt, also dass das neue Haus - nun tatsächlich gebaut wird. Und nicht verschoben auf unbekannte Zeit.
Wenn das nicht eine gute Nachricht ist. Man kann doch eingelagerte Pflanzen nicht einfach "verschieben", jeder Gärtner weiß das. Nur die Stadt anscheinend nicht, sonst hätte sie gar nicht erst überlegt.
Und dann lasen wir noch, dass der Stadtpark nun eine neue Pergola bekommt. Erinnert Ihr Euch, ich hatte geschrieben, dass im Rosenbereich der schöne Laubengang gesperrt ist. Nun wollen Stadt und Stadtgrün die Renovierung angehen. Haben sie ein schlechtes Gewissen, weil von ihren Beschlüssen zur Wiederschönmachung des Stadtparks bisher nichts umgesetzt wurde? Teuer soll es werden. 80.000 Euronen, Achtzigtausend für eine Pergola. Ach, 20.000 davon sind eine Notfallreserve, falls es nicht so läuft wie geplant? So eine Reserve hätte ich mal gern für unseren Garten und Haus. Ich finde die Summen, die da für Holz (45.000 Euronen) und Kleinteile (12.000 Euronen) aufgerufen werden, unerhört hoch und ich frage mich, wer sich da die Taschen vollmacht bei diesen Preisen. Aber jaja, ich bin ja schon froh, dass die Stadt jetzt endlich etwas tut. Nur nicht das Gerüst aufbauen (3.000 Euronen übrigens) und die alte Pergola demontieren und dann überlegen, ob man den Neubau nicht verschieben sollte ...
Zwei gute Nachrichten und prompt kam die Sonne heraus. Wir hatten eine 6-Grad-Celsius-kühle Nacht und wieder nasse Fenster hinter den Vorhängen, aber dann Sonne und blauen Himmel. Da ist alles gleich viel freundlicher. Ich ging in meinen Garten. Durchatmen.
Update zum Berggarten: Der Zeitungs-Redakteur hat in einem Kommentar die Stadt angegriffen, es sei im jetzigen finanziellen Engpass der Stadt nicht angesagt, ein "Schmetterlingshaus" zu bauen. Wahrscheinlich war er noch nie im Berggarten und hat die Baugrube nicht gesehen, wahrscheinlich hat er überlesen, dass das neue Haus die Pflanzen des alten und die Victoria-Seerose beherbergen wird und die Schmetterlinge nur eine Zugabe sind. Wahrscheinlich war er bei der letzten Berggarten-Aktion mit Schmetterlingen nicht dort und hat den Besucherandrang nicht gesehen. Die Gärten sind ein Aushängeschild Hannovers, eine Touristenattraktion, die man pflegen muss, etwas für die Seele. Wie wäre es mit dem In-Frage-Stellen anderer Ausgaben der Stadt Hannover?
Do
31
Aug
2023
Der August ist mir entglitten, einfach so zerronnen, mit dem Gefühl nichts richtig fertig zu bekommen.
Im August habe ich mir endlich das Buch genommen, das seit Monaten auf meinen Nachttisch liegt: 'Das Licht in uns' von Michelle Obama. Ich schätze Frau Obama sehr, ich fand 'Becoming' sehr gut und habe es gern gelesen. Aber nun diese Ratschläge - ich weiß nicht - vielleicht bin ich auch zu alt dafür. Vielleicht sollte ich selbst Ratschläge geben ... aber nein, nein ...
Ich begann, mich durch das 'Licht' zu kämpfen. Nach Seiten irgendwo in Kapitel eins dann dieses: Freund*innen - Zeug*innen. Immer wieder. Kolleg*innen. Zuerst dachte ich, ich hätte mich verguckt, es war ja schon spät. Ich lese immer im Bett, runterkommen vor dem Einschlafen, war ich vielleicht zu müde? Aber nein. In diesem Buch, in dieser deutschen Übersetzung wird gegendert.
Weiß Frau Obama das? Wollte sie das?
Hätte ich das vorher gewusst, ich hätte mir das Buch nicht gewünscht. Vielleicht die Originalausgabe, oder vielleicht gar nicht. Gendern geht so grade noch in Zeitungsartikeln, aber nicht in Büchern. Nie, never. Dieses Buch ... so typisch August.
Fr
28
Jul
2023
Was ich noch gar nicht erzählt hatte ... Weil es traurig war ... Wir begannen den Monat mit einem Besuch im Stadtpark. Einmal eine Runde drehen, etwas Schauen.
Wir waren etwas ... erschüttert? Ist das das richtige Wort, wenn man etwas kennt und eine Erwartung mitbringt und dann enttäuscht wird?
Bereits in den letzten Jahren sind einige große Bäume gefallen, wegen der Stürme und wegen anderer Gründe. Und es wurde nicht neu gepflanzt. Bereits in den letzten Jahren war mal hier etwas vertrocknet, mal da etwas vertrocknet, der Rosenbereich war noch nie eine Zierde der hannoverschen Gärtnerkunst. Aber heuer?
Wir kamen durch den Haupteingang, rechterhand geht es zu den Wasserspielen, abgetrennt ist/war der Bereich durch eine Pflanzung mit großen, und ich meine richtig großen, Rhododendren, die im Frühjahr immer üppig blühten. Dieses Beet war jetzt nackte Erde pur, dazwischen vertrocknete Rhodo-Büsche. Daneben ein Baum im Vertrocknen. Der große Wacholderbusch - zur Hälfte vertrocknet. Die kleine entzückende Kirsche - trocken. Der Rasen - eine Berg-und-Tal-Hügellandschaft.
Die Pflanzkübel, die jedes Jahr an den Wegen entlang standen, standen heuer alle auf einem Haufen, wollte man sie nicht verteilen wegen des Gießens?
Im Rosengarten war der gesamte Laubengang gesperrt. Und der große Kranich, der zuletzt das Wehr zum Ententeich bewachte, war fort.
Eine der Gärtnerinnen lief uns über den Weg und der beste-Ehemann-forever sprach sie an. Was denn geschehen sei, ob die Trockenheit oder was?
Ja, sagte sie, alles wegen Klimawandel. Ja, da vorn die Rhododendren, da seien auch Engerlinge im Boden. Und der Laubengang sei marode, die Holzstützen morsch und in der Länge neue zu bekommen ... Schwierig, schwierig. Die Stadt würde ja immer mehr sparen, auch beim Personal, und jetzt beim Wasser. Sie wüssten gar nicht, wie das werden sollte. Sie hätten schon Nachtschichten überlegt, wegen des Wässern-Verbots. Die Besucher würden im Gegenzug immer rücksichtsloser, Partys auf dem Rasen und was da an den Wochenenden so alles abginge ... Kinder würden auf die Kunstwerke klettern, da seien dann schon die Beine abgeknickt bei der bronzenen Golfspielerin, die sei auch zur Reparatur. Wie der Kranich. Er käme wieder, aber nicht wieder aufs Wehr. Ich sagte, ich fände das schade und warum die Benutzungsregeln denn nicht prominenter im Park angebracht seien. Das würde doch bestimmt helfen. Ach, sagte die Gärtnerin, sie seien ja schon froh gewesen, als sie die großen Tafeln an den Eingangstüren bekommen hätten, auf denen aber nicht alle Regeln stünden. Wir seufzten gemeinsam etwas, dann ging sie wieder an die Arbeit und wir setzten den Rundgang fort.
Schöne Pflanzen und Blüten gab es ja doch so einige. Und inzwischen hat es auch geregnet, sogar eine ganze Menge. Ein Tag Dauerregen.
Aber der Stadtpark, der ist ein Gartendenkmal, auf das die Stadt mächtig stolz ist. Sollte da die Stadt Hannover nicht etwas mehr in den Erhalt investieren? Pflanzen sind ja immerhin lebendige Wesen, bis ein Baum groß und hoch ist, das dauert. Und die Stadt wirbt heftig mit ihrem Gartendenkmal. Dunkel erinnere ich mich an einen Ratsbeschluss, den Stadtpark zu sanieren. Nur wann? Jetzt ist das Geld knapp, sagen sie in der Stadt. Für Radwege aber ist es da.
Di
16
Mai
2023
Morgens bin ich immer müde. Besonders, wenn am Abend zuvor ESC-Finale (Eurovision Song Contest) war, denn da war ich wach bis nach Mitternacht. Und dann kam am Sonntag die Quittung fürs lange vor dem Fernsehapparat hocken und lange ausschlafen ging nicht. Denn am Sonntag war Muttertag und wir machten daraus einen Elterntag, weil, der "Vatertag" ist ja eigentlich Himmelfahrt und nur von den Männern, besonders den Nicht-Vätern, gekapert zum Saufen und nicht richtig ernst zu nehmen. Ich kenne keine Frau, die auf dem Gefeiert werden am Muttertag besteht ohne selbst Mutter zu sein. Weil Väter aber so empfindlich sind mit der Gleichberechtigung ist bei uns nun Elterntag. Und Himmelfahrt machen wir einen Ausflug.
Unsere Kinder waren da, die Sonne schien, wir saßen auf der Terrasse, wir schwelgten in Erdbeerkuchen und Gegrilltem und schauten alte Fotos an. Es war schön.
Im Radio stöhnte der Sprecher zu den Fußballergebnissen: "Meine Herren!" Und wir diskutierten, ob er nicht "Meine Herren und Damen und Sternchen!" hätte sagen müssen, und ob er nun in Schwierigkeiten käme ... Aber das nur am Rande.
Ich war müde vom ESC Schauen und mich Ärgern über den letzten Platz. Mal wieder. Obwohl selber vorhergesagt, trotzdem ärgern. Wir diskutierten auch das ausgiebig. Wacken-Fans schauen nicht den ESC. Das Genre eines Gewinnertitels lässt sich frühestens in 10 Jahren wieder erfolgreich zum ESC schicken.
Mein Favorit übrigens war Belgien, das Gustaph schickte, mit Scherenschnitt und rosa Gauchohose und schönem Soul.
Ich gehe vollkommen d'accord mit Guildo Horn. Nicht mehr teilnehmen, die Gelder sparen, mit etwas Abstand das Ganze neu bewerten und ein neues Team finden und dann - zack - kommt Deutschland und räumt ab. Mit einem richtig guten Titel, der den Zeitgeist trifft und nicht so einem Nischending oder Newcomern, die sich ihre Zukunft versauen. Deutschlands ESC-Macher brauchen dringend die Erkenntnis, dass der ESC nicht so ein Schlager-Singe-Sange und deshalb egal ist, sondern sehr ernst zu nehmender Wettbewerb und europäischer Geist und inzwischen für Deutschland nur noch peinlich, weil wir so am Geschmack aller vorbei agieren.
Ich bin NDR2-Hörer, zumindest morgens bin ich das, und da wurde der Teilnahme-Titel Deutschlands nicht einmal gespielt. Dafür an fast jeden Morgen der letzten Woche der im letzten Jahr auf dem letzten Platz gelandete "Rockstar". Insofern war mein Seufzer, das Gute am letzten Platz sei, dass ich das nun nie wieder hören müsse, verfrüht und vergebens.
Was bei unserem deutschen Vorentscheid so outstandig strange hervorstach, war im ESC-Zirkus der seltsamen Beiträge gar nicht mehr outstanding sondern schwamm so mit. Richtig, richtig strange waren dieses Mal nur wenige Beiträge, die meisten scheiterten in den Halbfinals. Aber Kroatien war im Finale, so bekloppt und auffallend, dagegen kam Lord of the Lost nicht an, trotz aller blumigen Ankündigungen. Und Finnland war dabei und wurde Zweiter, wer um Gottes willen, hat für Finnland gevotet? Ich hatte ein Deja-Gehört bei Finnland, noch mehr bei Australien, ich konnte es nicht greifen, dann war der Song schon weiter, aber war das nicht aus einem ESC-Titel? Bei der Gewinnerin (Frage: Was nimmt sie?) klang es sowieso nach Euphoria und viel, viel, viel nach Abba: The Winner takes it all. Und ganz zufällig ist im nächsten Jahr das 50-Jahre-Jubiläum des Waterloo-Gewinns und Schweden trägt nun ganz zufällig den ESC 2024 aus, denn die Länderjurys haben ganz zufällig fast alle den schwedischen Beitrag ganz, ganz hoch bewertet. Und der Oberaufseher des ESC ist heuer ganz zufällig ein Schwede.
Wie sagte Gibbs? Es gibt keine Zufälle (Regel 39).
Mo
13
Feb
2023
Jeden Morgen schaue ich nun in die Medien ob wieder so ein unbekanntes Ballon-Flugobjekt gesichtet wurde. Bislang sind es vier, denn - hallo - die chinesische Meldung nimmt doch keiner wirklich ernst, oder? Und natürlich spekulieren wir alle, wo sie denn herkommen. Aliens? Russland? Nord-Korea? Eigentlich ziemlich das Gleiche.
Einen fünften 'Flugkörper' haben wir nun beim Stadtpark-Spaziergang entdeckt. Er hing in einem großen Baum fest, weiß und groß und rund. Die Amseln fanden ihn höchst interessant. Was er wohl im Stadtpark ausspionieren sollte?
Sa
11
Feb
2023
Am liebsten keine Nachrichten mehr. Am liebsten gar nichts mehr lesen, gar nichts mehr hören. Immer noch Krieg vor unserer Haustür, immer noch "Ukraine" und "Tote" und "Russland" und "Afghanistan" und "Iran" und "Unterdrückung" und "Gewalt" und ... und ... und. Und jetzt Erdbeben. Und alles, was dem türkischen Staatschef einfällt ist, kurdische Gebiete zu bombardieren? Ich muss das alles irgendwie wegpacken, sonst werde ich irre. Hinaus. Bloß hinaus.
Der Himmel über Hannover ist blau, so blau. So friedlich. Wir fahren zum Stadtpark hinüber, mal sehen, was sich dort getan hat. Die Schattenpartien sind immer noch gefroren, die ersten Zwiebelblumen blühen.
Außer uns ist höchstens eine Handvoll Menschen dort. Und die Vögel natürlich, bevorzugt rund um die großen Futterhäuser. Aber sie holen nur schnell etwas und sind gleich wieder weg. Keine Chance auf Fotos.
Der Einzige, der stehen bleibt, dauerhaft, ist der große Kranich? Storch? Reiher? aus Kupfer. Offiziell heißt er "Storchreiher", der Künstler ist Philipp Harth. Die Plastik entstand 1951 für die Bundesgartenausstellung hier im Stadtpark, wanderte ein Jahr später aber als Deko vor eine der hannoverschen Grundschulen. Bis die Stadt sich erinnerte und sie 2014 an ihren alten Platz zurückholte.
Im letzten Jahr ist der Reiher wieder umgezogen, diesmal aber innerhalb des Stadtparks. Er steht jetzt auf dem kleinen Wehr zwischen den viereckigen Teichen und dem großen Fischteich. Das ist das Wehr, auf dem damals die kleinen Jungs balancierten und ich holte sie herunter. "Sind Sie die Stadt Hannover?" "Ja!". Offenbar hat die Stadt Hannover, die richtige, jetzt Maßnahmen ergriffen, um das Balancieren zu unterbinden. Finde ich gut.
Und der Reiher hat endlich einen guten Platz.
Mo
23
Jan
2023
Am Samstagabend kam der Winter nach Hannover. Es begann zu schneien. Erst dünn und zögerlich, dann mehr und mehr - bis dicke Flocken herabschwebten und eine weiße Decke über Häuser und Gärten und Straßen und Autos legten. Am Sonntag wurden wir früh wach, denn es war rundherum unerwartet hell. Eigentlich war es leise, denn kein Auto fuhr, kein Bötchen brummte den Mittellandkanal entlang, der Schnee schluckte die Geräusche. Es schneite noch immer auf eine unberührte Schneedecke rund um unser Haus. Märchenlandschaft. Nur ...
Dann drang zu uns das Schippgeräusch der Nachbarschaft, die die Gehwege freilegte. Und die Stimme kommandierender Väter, die ihren Kindern Anweisungen gaben. Wir lernten, dass es Schneeschieber auch in klein für Kinderhände gibt ... Und wirklich laute Menschen - schon Sonntagmorgens um Acht - noch vor dem Kirchgange, wenn sie denn gingen.
Der kleine Rodelhügel neben dem Kindergarten an der Ecke war voller Eltern und Kinder und Schlitten, Papa zog den Schlitten, darauf Söhnchen mit einem Schneeball, größer als er selbst. Schneemänner waren im Bau. Schneeballschlachten tobten und die ersten Kinder standen heulend neben dem allen. Schnee - nass - kalt. Soviel nasser und kälter als die romantischen Bilder von tobenden Kindern in weißer Natur.
Es schneite bis fast zum Mittag, schweren nassen Schnee. Ein wenig Sonne schaute zwischen den Wolken hervor. Und dann taute es wieder und der Schnee rutschte von den Bäumen und den Dächern und überall standen Pfützen. Nur ein kleiner Rest blieb und liegt auch heute noch. Die Rückenschmerzen vom Schneeschieben vorm Haus sind auch noch da.
Mo
16
Jan
2023
Di
01
Nov
2022
Das war ein seltsames Wochenende. Zuerst war Kennenlern-Tag mit dem besten Ehemann-forever, der wievielte Kennenlern-Tag es war, das erfordert inzwischen eine Rechnerei der höheren Mathematik und die Anzahl an Jahren wird deshalb einfach ignoriert. Und mit einer Erkältung sowieso.
Am Sonntag endete die Sommerzeit und die Stunde Plus für die Winterzeit musste ins Verstellen der Uhren des Haushalts investiert werden, jedes Jahr dasselbe und jedes Jahr wieder ein Ärgernis und dieses Mal verschnupft noch mehr - wann lassen wir das endlich?
Und dann kam der Reformationstag, wieder wurde Lutherkritik ausgepackt und dabei gibt es doch wirklich Wichtigeres. Und es war gleichzeitig Halloween und es war spooky, definitiv. Wir schauten in die Nachrichten und gruselten uns, soviele Tote in Südkorea, soviele Tote in Indien, soviele Tote in der Ukraine, soviel Böses und Niedertracht und Gemeinheit und Hässlichkeit in der Welt. Soviel durchgeknallte satanische Politiker. Und so ging ich wieder ins Bett und trank heißen Tee mit Zitrone, denn es war Tag Vier meines dicken Schnupfens und die Stimme sowieso im Eimer.
So ging der Oktober. Mit noch einmal herrlich warmen sonnigen Tagen und goldenem Laub, nur ohne Genussfähigkeit meinerseits. Jetzt ist November, es kann nur besser werden.
Mo
28
Feb
2022
Was für ein Wochenende! Die Sonne scheint, die Christrosen blühen, die Schneeglöckchen, die Krokusse. Es sieht aus wie Frühling. Aber die Luft ist eisig kalt. Morgens sind die Böden gefroren, bis dicht ans Haus heran. Kalte, ungemütliche Winterluft. Ich wehre mich, habe alles hereingeholt, was in Kübeln wächst und die Balkonkästen in Noppenfolie gepackt ...
An der Straßenbahnhaltestelle habe ich einen jungen Mann gesehen. Kurze Hose überm nackten Knie, Turnschuhe mit weißen Socken und türkisfarbene Pudelmütze. Hauptsache das Denken friert nicht ein ...
Mein Früchtetee hat den Namen "Russischer Winter" und ich bin der Ansicht, er muss jetzt weg. Wegen Frühling und sowieso. 2 Beutelchen habe ich noch ...
Und überhaupt ist heute Helau Rosenmontag. Nur dass danach heute in meinem Land niemand zumute ist ...
Mein Vater hätte heute seinen 100sten Geburtstag, der Opa, den unsere Kinder nie kennengelernt haben, der schon vor so vielen Jahren gestorben ist. Was würde er zu unserer Welt heute sagen ... Zu Corona und zum Klima und zu so vielen Dingen ... und zum Krieg, vor allem zum Krieg ... Das einzige, was bei mir gegen kreisende und kreisende und kreisende Gedanken und umstülpende Magenwände hilft, ist Gartenarbeit. Oder Sport, aber angesichts des mit trockenen Ästen und Blättern und Zapfen voll liegenden Gartens, doch lieber Gartenarbeit, da sieht man hinterher gleich, was man getan hat.
Mit der Familie liefen wir am Wochenende durch den Stadtpark, Sonne genießen und Seele baumeln lassen. Dort aber war Pokémon-Sammeltag, viele junge Leute waren da, Blick starr auf die Smartphones. So richtig Abschalten und Bummeln ging nicht. Ich ärgerte mich über eine Frau mit Hund, der an den Bäumen auf der Wiese das Bein hob. Obwohl an den Eingängen Piktogramme mit einem durchgestrichenen Hund hängen. Hundefreie Zone. Als wir sie darauf hinwiesen, beschimpfte sie uns als unfreundlich und noch so einiges und sagte, sie habe andere Kenntnisse. Und, bumms, wir sollten sie in Ruhe lassen. Und ich sagte, diese Kenntnisse seien falsch und zur Not könne man ja mal die Ordnungshüter holen. Da drehte sie sich um und ging langsam. Also entspannend war das nicht so recht. Doch lieber wieder nach Hause und Gartenarbeit.
So
20
Feb
2022
Der dritte Sturm in Folge ist angekündigt. Wie Perlen an der Kette rauschen diese Stürme über uns hinweg, dazwischen immer eine kleine Knotenpause. Dann gehen wir bangen Herzens hinaus, einmal rund ums Haus, schauen nach, ob noch alles da ist, ob alles steht. Die Rasenfläche liegt voll mit abgerissenen Zweigen, kleinen Ästen, den Zapfen der Bäume. Die Elfenkrokusse, die schon vorwitzig geblüht hatten, liegen platt am Boden. Ach wie schade. Und Aufräumen lohnt sich auch nicht, nicht vor Dienstag.
Am Freitag kam am späten Nachmittag das Regenband, das dem Sturm Zeynep vorauslief, in Hannover an. Und gleich danach rissen die Wolken auf und Sonnenstrahlen brachen durch und ein wunderbarer Regenbogen entstand. Hannover war entzückt. Unsere Zeitung sammelte Regenbogenfotos, fast 200 Stück kamen da zusammen, sagt die Zeitung. (Meines erspare ich euch, es ist nicht viel anders als das vom Donnerstag.)
Aber dann kamen die Sturmböen. 133 Stundenkilometer soll eine davon gehabt haben, ich weiß nicht wo und wie das gemessen wird, vielleicht am Flughafen. Aber wenn das was bei uns ankam irgendwo zwischen 80 und 100 lag - das hat auch schon gereicht.
Als wir das letzte Mal im Stadtpark waren, war es auch schon sehr windig. Die Büsche und Gräser bogen sich und mir wurde richtig kalt. Schneeglöckchen und Winterlinge aber blühten um die Wette.
Die Enten begrüßten uns begeistert und folgten uns auf unserem Weg durch den Stadtpark. Nein, wir hatten nichts zum Füttern dabei. Das darf und soll man auch nicht. Ich glaube, sie fanden das auch nicht so schlimm und wollten einfach mal etwas Abwechslung. Was sie wohl in den letzten Sturm-Tagen getan haben? Jetzt ist erst einmal alles geschlossen: Parks und Gärten, sogar die Friedhöfe. Und heute abend kommt der nächste Sturm ...
Di
15
Feb
2022
Wir haben den Valentinstag verschlafen. Einfach so, obwohl das auch unser Verlobungstag ist und wir die 'Perlenverlobung plus', also den 35ten hatten. Unsere Verlobung wurde damals von der Familie groß gefeiert, alle saßen in Wohn- und Esszimmer im Kreise mit Tellern voller Kuchen und Schnittchen und Gläsern voller Sektchen und die Kaffeekanne kreiste. Dieser Tag wirkt nach, denn damals vermissten wir ein noch-nicht-so-ganz-Familienmitglied und fanden es nach Suchen auf dem Gäste-WC, wo es den Schlüssel gedreht hatte und nicht mehr zurückgedreht bekam. Mit einem eisernen Gitter vor dem Fenster war das WC zur Falle geworden und erst nach vielen guten Ratschlägen und vielen Versuchen gaben Schloß und Schlüssel die Tür wieder frei. Das war viel Aufregung und seither hat in diesem Gäste-WC, dass inzwischen unseres ist, niemand mehr abgeschlossen. Außer Neulingen, die die Geschichte noch nicht kannten. Aber dann.
Wir haben lange und viel und schon früh wieder geschlafen, weil es war doch Superbowl.
Und wir haben geschaut und weil es uns so egal war, wer das Ding gewinnen würde, war es entspannt und spannend zugleich. Einmal im Jahr kann man das, oder?
Do
10
Feb
2022
Der Wind, der Wind. Kein Tag vergeht ohne. Immerhin hatte der starke Wind am Montag endlich einmal die Wolken fortgeweht und die Sonne schien. Hin und wieder. Wenn es nicht gerade mal eben schüttete. Eigentlich war es wie Aprilwetter. Nun ja, wir sind ja genügsam geworden. Und fuhren in den Stadtpark.
Dort waren kaum Besucher und die dort wohnende Tierwelt langweilte sich ganz offensichtlich. Eines der Eichhörnchen musterte uns - und holte dann eine - hmm - Nuss? aus dem Bodenversteck - und verspeiste sie ganz genüsslich. Na dann, guten Appetit. Und der Rest: coming soon.
Fr
13
Aug
2021
Die Familienjugend weilt auf Kreta und ich sitze im schon fast spätsommerlichen Hannover und sorge mich. Wegen der Brände, wegen Corona (ja, trotz Impfung), wegen der Hitze, wegen Erdbeben. Das ist der Fluch des Älterwerdens: wissen, was alles passieren kann. Und der Fluch der Informationsflut rund um den Globus.
Unsere Medien beschäftigen sich derzeit (mehr noch als mit dem Sch...virus) ausführlichst mit Wetter und Unwetter, Waldbränden, Überschwemmungen, dem Klimawandel. Dinge, die uns seit vielen Jahren von den Wissenschaftlern vorhergesagt wurden, ja, auch die Abschwächung des Golfstroms und was das für uns in Norddeutschland bedeuten kann. Womöglich langfristig eine neue Eiszeit. Dinge, die ich gar nicht mehr hören mag, weil ich mir Pragmatismus wünsche, Lösungen, Machen, Tun - und nicht nur darüber reden, das wir etwas tun müssten und zerreden was das wäre. Und ich schaue zu den Politikern nach Berlin und voraus zur Wahl und dann wird mir ganz übel und depressiv. Am liebsten schalte ich alles ab, was sich mit Klimawandel beschäftigt. Nur nicht darüber nachdenken. Nur nicht. Lieber was anderes ... aber was?
Wir stecken in den Sommerferien, in den Hundstagen und irgendwie im Wahlkampf. Zumindest hängen die Plakate, Köpfe schauen von den Straßenlaternen und -schilderpfosten auf die Autofahrer jeglichen Geschlechts und allerhöchstens die Beifahrer, ebenfalls jeglichen Geschlechts, nehmen sie wahr. Ich glaube nicht, dass ein zuFußgehendes oder radfahrendes Wesen einen Blick auf sie verschwendet. Eine Kandidatin sieht aus wie unsere an Corona verstorbene Nachbarin. Keine Ahnung welche Partei das ist. Zu schnell gefahren? Brauche ich eine Brille?
Wir sollen den Rat der Stadt und der Region neu wählen, leider nicht den Oberbürgermeister. Mein höchst subjektiver Beurteilungs-Zwischenstand seines Tuns ist: Verwaltung kann er nicht, Kommunizieren und Kompromisse kann er nicht, sich selbst nicht so ernst nehmen kann er nicht, einmal getroffene Entscheidungen ändern kann er nicht, eigentlich kann er nur Radfahren. Und Straßensperrungen. Damit wir Bürger uns die Straßen wieder zu eigen machen können, hat die Stadt gesagt. Ich hatte gedacht, das hätte ich als Autofahrerin schon getan ... Nur nicht darüber nachdenken. Nur nicht. Lieber was anderes ...
Olympia ist ja jetzt vorbei, ja gottlob denken wir, obwohl Tennis nicht übel war und das Dressurreiten und noch so einige Dinge auch nicht. Aber gefühlt war es ein ständiges Bedauern, dass Dinge nicht funktioniert haben und das Schicksal immer andere begünstigt hat. Gefühlt dominierten politische Schachereien und die ständige unterschwellige Doping-Unterstellung. Und nun? Fußball? Nur nicht über Hannover 96 nachdenken. Nur nicht. Lieber was anderes ...
Schade, dass diesmal keine Elfenbeauftragte in Sicht ist, eine, die die Autobahngeister günstig stimmt. Wir hatten bereits zwei Großbaustellen um Hannover, da wär das doch vorteilhaft gewesen für den Baufortschritt. Damals 2018 allerdings hat ihre Magie nicht funktioniert, die Autofahrer verunfallten weiterhin auf der Autobahn in hoher Menge.
Aber halt, da, ein einseitiger Bericht (also eine Seite, aber unsere Zeitung ist davon unabhängig auch auf dem Weg zu einseitigen Berichten und Schlagzeilen auf dem Niveau der B...zeitung) über Baumyoga. Baumyoga. Das ist Yoga im Wald, unter Bäumen, erteilt von einer Bankkauffrau und Landschaftsführerin. Ich hätte erwartet, dass sie auch zertifizierte Yoga-Lehrerin ist, aber anscheinend braucht man das unter/an/mit Bäumen nicht. Ach so, sie hat das Buch von Satya Singh gelesen. Ja dann. Eine seltsame Qualifikation. Vielleicht sollte sie sich die Elfenbeauftragte dazu holen.
Satya Singh ist Yogi, er lehrt in Hamburg Kundalini Yoga. Kundalini Yoga ist etwas anders als das übliche Hatha-Yoga, dynamischer. Ich habe in meiner ersten Schwangerschaft in Hamburg Kundalini Yoga als Teil der Geburtsvorbereitung gemacht und war begeistert. Sat Nam an Sat Hari Kaur.
Sollte ich vielleicht Gartenyoga entwickeln? Mit der Kraft der Apfelbäume? Zwischen den Horsten des Kerzenknöterich, dessen Blüten so aufrecht wachsen, wie die Energie im Yoga strömen soll? Mal darüber nachdenken. Ad Gureh Nameh Jugad Gureh Nameh Sat Gureh Nameh Siri Guru Deveh Nameh. Gründlich darüber nachdenken...
Mi
04
Aug
2021
Wir saßen auf einer Bank im Stadtpark, hinter uns blühten die Dahllien, vor uns lagen die Rosenbeete. Die meisten Rosenbeete sind pur, Rose pur. Aber bei den Kletterrosen gibt es einige Begleitstauden. Funkien zum Beispiel. Blühende Funkien machen sich gut zu der Kletterrose "New Dawn". Vielleicht probiere ich das auch einmal bei mir zu Hause aus.
Eine schöne Begleitung zu den Kletterrosen sind die Clematis. Ich schaute sehr neidisch auf diese schönen lila Blüten, denn bei mir funktionieren Clematis nicht so richtig, nicht so üppig.
Am Rand der Rosenbeete steht eine Bronzeskulptur aus dem Jahr 1963/64: der Rosenjunge von Ludwig Vierthaler. Würde er den Kopf heben, würde er auf den mit Reet gedeckten Pavillon des Rosengartens schauen. Und auf die auf dem breiten Weg drumherum flanierenden Parkbesucher. Er könnte sie fragen, ob sie ihm Kleidung bringen können. Warum hat er nichts an?
Ludwig Vierthaler wurde 1875 in München geboren, wurde Bildhauer und kam 1915 nach Hannover. 1922 wurde er Dozent am Vorläufer unserer jetzigen Universität. Er hatte ein eigenes Atelier. Bis 1936 scheint er unterrichtet zu haben, über seinen Verbleib in den Jahren bis 1945 konnte ich aber nichts im WorldWideWeb finden. Auch nichts über Familie und so. Die LeibnizUniversitätHannover führt seinen Namen mit auf beim 'Angedenken an die Hochschulmitglieder, die ab 1933 Opfer von NS-bedingten Unrechtsmaßnahmen der Universität wurden'. 1946 organisierte er eine Kunstausstellung in den Herrenhäuser Gärten, in den 1960er Jahren wurde er vielfach geehrt: Bundesverdienstkreuz, Ehrenmitgliedschaft in der Kestner Gesellschaft, Stadtplakette.
In Hannover begegnen wir ihm an vielen Ecken. Von ihm stammt der Pelikanbrunnen an der Walderseestraße am Rand der Eilenriede, ein Fabeltier in der Eilenriede (das allerdings ein Nachguß ist, weil das Original im Krieg verschwand), der Arthur-Menge-Brunnen mit Fischen in Hannovers Südstadt, der Vierthaler Teich mit dem Vierthaler Weg liegt gleich daneben. Vierthaler gestaltete unser Neues Rathaus, die Pelikan-Werke, die Norddeutsche Landesbank und das Bahlsen-Haus mit, Er entwarf auch Leuchter und Schalen, Gebrauchskunst.
Der Künstler war vielseitig. Auch bei der Ausgestaltung des großen Grabmals für den damaligen Kriegshelden General Otto von Emmich auf unserem Engesohder Friedhof war er dabei. Emmich starb 1915, das Grabmal entstand noch im Krieg 1917. Monumental, oh ja. Auf dem Engesohder Friedhof wurde dann auch Ludwig Vierthaler 1967 bestattet. (Wer suchen möchte: Abteilung 12, Grabstätte 207b)
Herr von Emmich ist inzwischen ein No-go hier in Hannover, nichts ist mehr mit Kriegsheld, Kriegsverbrechen im 1. Weltkrieg werden vorgeworfen, die nach ihm benannte Kaserne hat einen neuen Namen bekommen und der Emmichplatz heißt jetzt wieder so wie schon früher vor 1933: Neues Haus.
Sa
31
Jul
2021
Habt Ihr Lust auf einen kleinen Ausflug? Einmal einen kurzen Weg durch unsere Stadt Hannover hinüber zum Stadtpark?
Denn ich muss Abbitte leisten. Etwas zurechtrücken. Und zwar:
Vor zwei Jahren waren wir im Juni Im Stadtpark Hannovers, es war Rosenzeit, der Stadtpark hat einen großen Rosengarten ... und ich war enttäuscht von den dürftig bepflanzten Beeten, die so ungepflegt aussahen, den mickrigen Rosenstöcken und den wenigen Blüten. Der Stadtpark an sich ist toll, aber die Rosen dort waren es nicht.
Das war vor zwei Jahren. Nun waren wir wieder dort, es war schon Juli und eigentlich hatte ich so gar nicht mit blühenden Rosen gerechnet. Denn die Rosen im eigenen Garten machten Pause.
Aber im Stadtpark blühten sie. Die Beete sahen viel besser aus als vor zwei Jahren. Kaum noch Lücken, kaum noch Vertrocknetes. Vielleicht weil die Hitzewelle des Juni nur kurz war, vielleicht weil wir mehr Regen hatten, vielleicht auch weil zahlreiche Wassersprüher im Stadtpark in Aktion waren. Überall - da mussten wir schon aufpassen, nicht nass zu werden.
Wer die Rosarien der großen Rosenzüchter kennt, wird immer noch "das ist nix" sagen, aber die machen ja auch Geld mit ihren Pflanzen und die Rosarien sind ihr Werbe-/Aushängeschild. Der Stadtpark dagegen finanziert sich aus unseren städtischen Geldern, das Grünflächenamt ist für ihn verantwortlich und naja, ich glaube nicht, dass er der Touristenmagnet Hannovers ist. Die Touris laufen eher durch die Herrenhäuser Gärten. Sie wissen gar nicht, was sie verpassen. Ich jedenfalls war dieses Mal ganz glücklich mit dem Rosengarten.
Über 100 Rosensorten wachsen dort. Niedrige Beetrosen, Strauchrosen und die Kletterer an der großen Pergola. "New Dawn" und Meillands "Leonardo da Vinci" stehen übrigens auch in meinem Garten.
Wir setzten uns auf eine der weißen Bänke und entspannten.
Mi
21
Apr
2021
So
21
Mär
2021
Frühlingsanfang. Das Gefühl, jetzt könnte alles gut werden ... Wirklich?
Erst einmal eine Bestandsaufnahme: Mitte-März-Kälte, Nachtfröste bis hinunter auf Minus 6 Grad Celsius, die Antarktis hat Minus 8 Grad, nur mal so zum Vergleich, kein Sitzen im Garten, weil die Luft zu kalt ist, selbst in der Sonne. Und weil prompt das Heuschnupfen-Niesen einsetzt.
Wieder - immer noch - nur Schlagzeilen um den Sch...virus. Um Impfungen oder nicht-Impfungen. Um Inzidenz-Werte, hier in Hannover stetig über 100, die (fast) alles unmöglich machen. Bis auf Urlaub auf Mallorca natürlich. Die Kinder können nicht vernünftig in die Schule, in den Kindergarten, wir sorgen uns um sie und die Bildung und die Wirtschaft und die Kultur. Aber Malle geht - wie? - ach ja, sind ja Ferien.
Vor einer Woche ist unsere Nachbarin an Corona gestorben, allein. Besucher sind in Hannovers Krankenhäusern nicht erlaubt. Sie wäre in wenigen Wochen 99 Jahre alt geworden. Wir können uns unseren Marienburger Weg ohne sie nur schwer vorstellen. Wir hätten gern ihren 100sten Geburtstag gefeiert. Vorgestern war die Beerdigung.
Und bei uns war wieder ein Familien-März-Geburtstag. Und morgens Nebel, der angekündigte Schnee entfiel gottlob. Wieder keine Gäste, nicht einmal die Kinder, weil ja nur eine Person aus einem anderen Haushalt und so ... deshalb zu zweit am Kaffeetisch und das Telefon klingelte sich heiß. Wieder ein Ersatzfüralles-Spaziergang, dieses Mal durch den Stadtpark. Wolkig, windig, kalt. Same procedure as last year. Es ist zum Kotzen, wollten wir nicht schon längst wieder auf Normal schalten? Wir alle sind erschöpft. Nicht körperlich, aber geistig.
Bei 'geistig' fällt mir ein: Da schrieb die Zeitung gestern über Hannovers Bewertung im "Fahrradklimatest", der aber nichts zu tun hat mit Auswirkungen des Fahrradfahrens auf unser Klima, Feinstaubbelastung durch Reifenabrieb, CO2-Belastung durch pustende schnappatmende Radfahrer oder so. Sondern wohl das Wohlfühlklima eines Radfahrers (Tschuldigung *-in gerade hier) in Hannover meint. Da stand dann dieser bedeutsame Satz: "Die mieseste Bewertung ist ein Wiedergänger." und der damit die Falschparkerkontrolle auf Radwegen meint. Der Duden definiert Wiedergänger so: "ruheloser, umgehender Geist eines Verstorbenen; Geist, Gespenst". Alles verstanden?
Und weil die Stadt Hannover gerade die Friedhofsgebühren für Grab und Beisetzung um lockere 10 % erhöht hat, weil ... sie muss ja die Defizite in der Stadtkasse stopfen, wird sich kaum ein Toter die Beerdigung auf Hannovers Friedhöfen noch leisten können und deshalb wird sich die Zahl an Wiedergängern bestimmt erhöhen. Vielleicht fahren sie ja auch Fahrrad. Und suchen die Ratspolitiker heim.
Und wenn Ihr meint, da hätte ich jetzt Sachen verknüpft, ganz ohne Bezug, ja das kann sein. Das ist geistige Erschöpfung.
Mo
09
Nov
2020
Was für ein Herbst. Wir waren den ganzen Tag im Garten und kamen etwas durchfroren und erschöpft ins Haus zurück. Jetzt einen heißen Tee. Ich sagte: "Lass mal schauen, wie weit die Amis mit Stimmenauszählung sind. Vielleicht geht es ja endlich mal weiter und irgendeiner der Bundesstaaten wird fertig." Und machte CNN an.
Und CNN hatte die Schlagzeile
"Joseph R. Biden Jr. Elected 46th President"
Wir konnten es zuerst kaum fassen. So auf einmal, und obwohl ein richtiger Fortschritt im Auszählen der Stimmen nicht erkennbar war (erklär mir einer die ach so technische fortschrittliche demokratische Nation USA), eine Entscheidung. Die Erleichterung stand greifbar im Raum. Und jetzt muss nur noch der Sch...virus verschwinden, der Impfstoff einschlagen, das Weltklima wieder umschwingen ... und dann sind wir auf einem guten Weg.
Wir müssten ganz einfach nur noch kurz die Welt retten (frei nach Tim Bendzko). Ja, ja, wir - ich, die Stadt Hannover. Vor der Haustür anfangen. Bei sich selbst.
Aber wenn ich wirklich die Stadt Hannover wäre, also dann ... Ich wüsste so einiges. Das fängt an bei einem Oberbürgermeister, von dem wir Bürger eigentlich gar nicht richtig wissen, was er den
lieben langen Tag tut. Selbst sein Vorgänger war präsenter in der Wahrnehmung. Das Projekt Kulturhauptstadt ist nun passé (und stammte auch aus der Voramtszeit). Sein einziges Thema scheint das Radfahren zu sein, aber die Verwaltung hat bei den Anträgen für
Radwege geschlampt und deshalb kann die Radrennschntrecke nach Lehrte nicht gebaut werden. Was ich nicht schlimm finde, ich hasse Radfahren.
Flüchtlingspolitik macht er auch, bzw. Sprüche: "Lasst sie kommen, denn wir haben sooo viel Platz für Flüchtlinge." Aber die Obdachlosen, die seit Sch...virusbeginn in einem Naturfreundehaus untergebracht waren, stehen wieder auf der Straße, weil das Projekt ausgelaufen ist. Und ein Neues, ja, da hätte man sich kümmern müssen ... Denn eine Stadtverwaltung bei der ich drei Monate auf einen Termin für einen neuen Ausweis warten muss, was bekommt die schon hin. Eine Verbesserung liegt in weiter Ferne oder genauer in einer 7-Jahres-Zukunft. Dann erst wird wieder ein Oberbürgermeister für Hannover gewählt. Und bis dahin: Das ist alles wegen Corona ...
Do
05
Nov
2020
Der Herbst hat uns im Griff. Die Nacht war knapp-über-Null-kalt und die Blätter fallen und fallen. Aber bevor diese Abwärtsbewegung der Natur einsetzte, sind wir in den Stadtpark gefahren um die Herbstfarben noch einmal zu genießen. Windig war es dort und kühl, obwohl die Herbstsonne schien. Und einfach farbenfroh schön.
Viele Hannoveraner hatten den sonnigen Nachmittag genutzt und liefen durch den Park. Einige hatten ihr Picknick mitgebracht, Tupperdosen und kühle Getränke und Kaffee in Thermoskannen und sogar den Klapptisch samt Tischdecke ... Bänke und Stühle gibt es im Stadtpark zur Genüge, welch ein Glück.
Einige spielten Schach. Andere saßen einfach nur auf den Bänken in der Sonne. Oder fotografierten ein wenig.
Warum eigentlich, warum bleiben ältere Frauen, also älter als 70, warum bleiben sie direkt neben mir, die auch fotografiert, stehen und beginnen ihren Klönschnack, warum?
Wir wanderten zu den gemauerten Viereck-Teichen, die miteinander über einen Wasserlauf verbunden sind, der über ein ebenfalls gemauertes Wehr in einen runden Teich mit Koi-Karpfen und Enten mündet. Die Karpfen meinten, wir würden sie füttern, aber das hatten schon die Picknicker ausreichend getan.
Mehrere jüngere Schuljungen mit deutlichem Migrationshintergrund saßen hier herum und dann fingen zwei an, auf dem Wehr zu balancieren. Hinüber - herüber. Und ich stand am gegenüberliegenden 'Ufer' und sagte: "Würdet ihr das bitte lassen? Dafür ist das nicht gebaut und das könnte kaputt gehen." und der Ältere von den beiden zog seinen Kumpel herunter und sagte dann: "Der Park gehört doch der Stadt Hannover?" Und ich sagte "Ja." und dann sagte er: "Sind sie die Stadt Hannover?" Und ich schaute ihm in die Augen und sagte "JA." Er nickte und ging mit seinem Freund langsam weg.
Der beste-Ehemann-forever sagte dazu nur, ich würde zu viele Filme sehen. Ghostbusters. Darin fragt der Aliengott Gozer einen der Filmhelden: "Bist du ein Gott?" Und Dan Aykroyd sagt: "Äh äh nein ...?" "Dann stirb!" Das klappt dann nicht ganz wie gewünscht und japsend liegen die Helden am Boden und einer von ihnen, Ernie Hudson, sagt: "Wenn dich noch einmal jemand fragt ob du ein Gott bist, dann sagst du ... JA."
Ich sagte dann, ich könnte auch logisch erklären, warum ich die Stadt Hannover bin, also ein kleines Teilchen davon, aber der beste-Ehemann-forever lachte nur.
Mo
03
Aug
2020
Rumms.
Der erste Augusttag war unerträglich schwül, schon seit dem Aufstehen und über den Tag wurde das immer schlimmer und dann regnete es. Wir hörten zuerst ein lautes Rauschen und schon fielen die dicken Tropfen auf den Grill und eine Wasserwand entlud sich, die - hallo Wetterapp - auf keinem Radar sichtbar war. Aber bei uns schwamm der Garten. Und danach wurde es noch drückender. Eine Luftfeuchtigkeit zum Moos-Ansetzen. Sogar die Familie stöhnte und die ist sonst viel unempfindlicher als ich. Und ich sagte, dafür müsste sie nun die Gartenpumpe nicht anwerfen und könnte in der Küche helfen - da stöhnte sie noch mehr. Nachts kam dann das Rumms und grelle Blitze und wieder Platzregen. Gleich zweimal. Rumms - Blitze - Platzregen.
Damit kam der August und fegte den Juli beiseite.
Dabei - Eigentlich war er doch ganz gut, der Juli. Im Juli waren wir im Stadtpark - mal wieder - auch im Stadtpark - fürs Durchpusten. Die Jugend fängt dort immer noch Pokemons, ich fange Fotos. Ihr seht sie nun. Die schönen Blüten. Die schönen Taglilien.
Auf lateinisch heißen sie Hemerocallis, auf deutsch Taglilien, weil ihre Blüten immer nur einen Tag lang blühen. Dann kommt die nächste Blüte. Sie stammen aus dem Osten Asiens, was bedeutet vor allem aus China, und sie brauchen es feucht und vor allem nährstoffreich. So lange und zahlreich zu blühen kostet Kraft. Ist es warm und sonnig, dann tun sie das über den gesamten Sommer. Wenn es ihnen im Garten gefällt bilden sie Tochterrhizome und wachsen zu großen Horsten. Es darf nur nicht zu trocken sein.
Deshalb stehen im Stadtpark ganz besonders viele Taglilien rund um die eckigen Wasserbecken vor dem kleinen Café. Diese Wasserbecken sind miteinander verbunden und enden in einem kleinen Teich für große Karpfen und andere Fische und mit kleinen Schwimminseln, auf denen gerne mal die Enten brüten. Die Enten sind sowieso der Meinung, dass der ganze Stadtpark nur für sie angelegt wurde. Aber das ist in Ordnung, sie halten sich perfekt ans Social Distancing. 'Du da mit dem Fotoapparat - komm mir nur nicht zu nahe!'
Was man von den menschlichen Besuchern nur eingeschränkt sagen kann. Da gibt es die, für die die Wege nicht breit genug zum AusdemWegGehen sind. Und dann gibt es die, die einem so dicht kommen, dass ich schreien könnte. Die Egoisten und die Idioten, die die es mit Absicht tun, die Dummen, die Unbelehrbaren, die die denken alles sei schon vorbei. Es gibt die, die schreien, ihre Grundrechte würden eingeschränkt und die dabei noch nicht mal wissen, was Grundrechte eigentlich sind. Die, die schreien, wir würden von der Politik instrumentalisiert und die nicht merken, dass sie selber genau das werden von einigen Hirnis und Nazis. Manchmal sind Enten intelligenter.
Und das blüht auch noch im Stadtpark: schöne Funkien und Alant. Der wunderbare Alant mit seinen leuchtend gelben Blüten, die immer etwas fusselig aussehen, blüht mit etwas Glück bis zum Herbst. Alant ist eine Gewürz- und Heilpflanze. In der Antike wurde mit der Wurzel das Essen gewürzt oder sie wurde kandiert. Heute verwendet man sie wegen der schleimlösenden Wirkung in Hustensäften. Man kann auch Stoffe mit ihr färben, mit ihr und Urin ... Ja, es ist etwas eklig.
Mo
01
Jul
2019
Was? Hölle? Nein, ist es nicht.
Ja, es war in der letzten Woche mächtig warm geworden und kühlt sich gerade wieder etwas herunter, aber nein, es ist und war keine Hölle.
Der hannoversche Schützenausmarsch hat bei trockenen 33 Grad Celsius und einer von einem blauen Himmel strahlenden Sonne stattgefunden, es waren viele Fächer im Einsatz, Strohhüte ausverkauft und es wurde jede Menge Wasser getrunken, an die Zugteilnehmer gratis verteilt, zuletzt direkt aus dem Schlauch der Feuerwehr. Mehr als 12.000 Schwitzende (jung und alt, groß und klein, Pferde und Hunde) liefen/ritten/fuhren die 3,5 Kilometer lange Rundstrecke vom Neuen Rathaus durch die Innenstadt bis zum Schützenplatz. Und Hannover stand an dieser Strecke und fühlte sich. Bevorzugt im Schatten.
"The heat wave hell" stammt aus einem CNN-Artikel über das derzeitige europäische Wetter und darüber, wie tödlich unsere europäischen Innenstädte doch sind, wenn es richtig heiß wird. Darüber, wie viele Menschen davon sterben, wenn sich die Häuserschluchten aufheizen und noch mehr aufheizen, weil alle ihre Klimaanlagen anwerfen, die die heiße Luft nach außen pusten. CNN hat so viel darüber geschrieben, dass amerikanische Freunde beginnen, sich Sorgen um uns zu machen. 'Was denn, Ihr habt keine Aircondition?' CNN sagt, wir seien nicht vorbereitet auf die Hölle.
New York hat jährlich wiederkehrende Hitzewellen verbunden mit großer Schwüle und tropischen Nächten. 40 Grad Celsius sind nicht ungewöhnlich in den Häuserschluchten ohne ein Fitzelchen an Grün. Gerade in den USA sind Klimaanlagen erheblich verbreiteter als hier bei uns und heizen die Umgebung viel stärker auf, verbrauchen Energie, erzeugen CO2. Wie bereitet sich New York vor? Ich kenne hier kein Privathaus mit Klimaanlage, aber viele Büros in älteren Gebäuden in Hannovers Innenstadt ohne eine.
In Hannover wachsen überall Bäume, Betonschluchten gibt es nur ganz wenige. Wissenschaftler sagen, jeder große Baum leiste so viel Kühlung wie 10 Klimaanlagen. Hannover hat eine Baumschutz-Satzung, die es verbietet, einfach so Bäume zu fällen, wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben. Viele regen sich darüber auf, weil sie dann nicht mehr frei entscheiden können, was im Garten wächst. Aber ich finde es gut. Schließlich sind Bäume auch Lebewesen. Schließlich: je größer, desto mehr kühlen sie.
Und weil das Grün so schön beruhigt und die Farbe Blau so kühlt wirkt, sind hier noch einige Impressionen aus Hannovers Stadtpark, in dem es sich auch bei mehr als 30 Grad Celsius gut aushalten lässt.
Do
20
Jun
2019
Ende April 1951 besuchte der damalige Bundespräsident Heuss mit seiner Frau Hannover und eröffnete die erste Bundesgartenschau der noch jungen Bundesrepublik Deutschland. Sie dauerte vom 28. April bis zum 31. Oktober und 1,6 Millionen Besucher kamen.
Denn auf dieser Buga gab es im Nachkriegsdeutschland wunderbare Dinge zu sehen (nachdem die Hannoveraner zahllose Bombentrichter beseitigt und zerstörte Bäume gerodet hatten):
viele Stauden und Gehölze, große Bäume, Obstbäume und Nutzpflanzen, Blumen, Blumen, Blumen, einen Heidegarten (der später für das Hotel am Stadtpark platt gemacht wurde - ein bei den Bürgern sehr umstrittenes Bauvorhaben), Wassergärten und ein Tropenpflanzenhaus, Musterhausgärten für die Häuslebesitzer und Musterkleingärten für die Laubenpieper, Mustergrabbepflanzungen für den Friedhof, Gärten von bekannten Gartenarchitekten aus dem In- und Ausland. Es gab ein Rosencafé und einen Rosengarten samt Pergola mit mehr als Hundert neuen Rosenzüchtungen - davon soll Frau Heuss besonders angetan gewesen sein.
Und Kunst - von im Dritten Reich verfolgten Künstlern. Und eine mit Blumenmotiven bemalte Straßenbahn, die Blumenbahn der Linie 6. Höhepunkt der Buga war im August 1951 ein Blumenkorso durch die Stadt mit über 100 mit Blumen geschmückten Festwagen und 400.000 Zuschauern an der Strecke.
Die Kernfläche der damaligen Buga ist unser heutiger Stadtpark und da er unter Denkmalschutz steht sehen die Grünanlagen im Großen und Ganzen noch so wie vor 68 Jahren aus. Natürlich sind die Bäume und die Schattenbereiche größer geworden, die Büsche üppiger und höher und einiges wurde ersetzt oder wie die Wasserspiele verändert. Aber das Café (gottlob nicht der Kaffee), das ist eindeutig noch 50er Jahre. Und der Rosengarten mit der großen Pergola und den Stühlen darunter.
Wir waren schon so oft im Stadtpark, aber noch nie rechtzeig zur Rosenblüte. Aber heuer.
Damals zur Buga blühten 20 verschiedene Kletterrosen an der Pergola und mehr als 100 Rosensorten in den Beeten davor. Heute im Jahr 2019 blühten bei unserem Besuch immer noch die Kletterrosen und einzelne Beetrosen, aber von üppiger Pracht war besonders in den Beeten nicht viel zu sehen. Eher von Vernachlässigung, Ersatzpflanzungen mit Tagetes, viel nackter Erde. Ich war enttäuscht. Jeder Kurpark sieht besser gepflegt aus. Der Rest des Stadtparks war wunderschön, aber ausgerechnet der Rosengarten war das nicht.
In der Zeitung stand vor einiger Zeit, der Stadtpark habe eine Generalüberholung für 9 Millionen Euronen nötig und wir haben den Kopf geschüttelt und gedacht "um Himmels willen, bloß nicht kaputtsanieren." Aber für den Rosengarten, ja, da wären einige Tausender gut angelegt.
Do
23
Mai
2019
Es ist jedes Jahr dasselbe. Wenn wir zu den Pflanzentagen in den Stadtpark ziehen, dann liegt der Focus bzw. unsere Augen auf den Verkaufsständen und auf nichts anderem. Das ist schade, denn der Stadtpark ist einfach erholsam schön, die großen Rasenflächen strahlen Ruhe aus und bieten Platz zum Liegen, Sitzen, Faulenzen.
Wie gut, dass hier keine Hunde erlaubt sind. Wie gut, dass der Park denkmalgeschützt und so vor gärtnerischen Modetorheiten bewahrt ist und deshalb alles vor sich hin wachsen kann. Und nur gärtnerisch gelenkt wird.
Am Stand der Gärtnerei 'Immengarten' gab es die großen Blütenstände des Blauglockenbaumes zu bestaunen, allerdings abgeschnitten und in Wasser gestellt. Sie sind so blau wie der Name des Baumes es verspricht und ein echter Hingucker. Und entsprechend viele Pflanzenjäger standen davor und fragten sich, ob das nicht etwas für zu Hause wäre.
Was sie nicht merkten/wussten war, dass sie nur in die andere Ecke des Stadtparks zu den großen Schachfiguren hätten gehen müssen, um zwei dieser Bäume in voller Blüte zu sehen.
Dann hätten sie sich alle Überlegungen sparen können, denn diese Bäume sind groß, richtig groß. Aber prächtig. Und die Blätter sind groß, richtig groß und im Herbst ist das fallende Laub eine Aufgabe für sich. Aber prächtig.
Der Blauglockenbaum (lat. Paulownia tomentosa) kommt aus China, er siedelt sich aber da, wo ihm das Klima behagt, ungebremst an und man wird ihn nur schlecht wieder los. So lange er klein
ist, verfriert er in unseren Wintern, aber ab einer bestimmten Größe ist er winterhart und er wächst schnell. Apropos Größe: 15 Meter sind normal, 30 durchaus möglich. Aus den blauen Blüten
entwickeln sich dekorative, aber giftige Kapseln, ähnlich wie Nüsse, die die Samen in sich tragen.
In der Frühlingssonne platzen sie auf und Tausende von Samen fliegen im Wind davon.
Im 19. Jahrhundert brachte der Arzt und Naturforscher Philipp Franz von Siebold, der für die niederländische Regierung in Japan arbeitete, den Blauglockenbaum nach Europa und der Adel war entzückt von der hübschen Neuheit. In Japan gilt der Baum als Symbol für Glück und Fruchtbarkeit.
Sa
23
Jun
2018
Da war doch noch was .... Ach ja, das Teehaus im Stadtpark ... Fast wäre es in Vergessenheit geraten vor lauter Fußball. Dabei sind Teetrinken, etwas Meditation und tiefes Durchatmen im Moment nicht das Schlechteste: zur Ruhe kommen, bevor wir von neuem beginnen, uns über Politik und Fußball aufzuregen ...
1988 bekam Hannover von der japanischen Partnerstadt Hiroshima als Zeichen der gegenseitigen Freundschaft und Verbundenheit ein Teehaus (echt und groß und zum Hineingehen) geschenkt. Ein nicht ganz kleines Geschenk, das man nicht einfach verstauen und bei Bedarf mal herausholen kann. Das Wohin-damit wurde mit dem Aufbau im Stadtpark gelöst. Für das Was-damit gründete sich sogar ein eigener Verein. Nun wird im Hannover des 21. Jahrhunderts im Teehaus die originale und echte japanische Teezeremonie des 17. Jahrhunderts zelebriert. Dazu muss man sich anmelden und einige Euronen und mindestens 2 Stunden Zeit übrig haben.
Die Teezeremonie bedeutet zwar, dass man Tee trinkt, grünen japanischen Matchatee. Aber die ritualisierte Zubereitung hat meditativen Charakter, sie soll die Teilnehmer zur Ruhe und inneren Klarheit bringen, dazu gehört, dass jede Handbewegung vorgeschrieben ist und bedacht ausgeführt wird. Schnelles und Lärm verbieten sich.
Rund um das Teehaus ist ein kleiner japanischer Garten entstanden, auch er ist ein Teil der Zeremonie. Denn wer durch das Bambustor in den Garten geht und dem Trittsteine-Teeweg folgt, soll in meditativer Ruhe das Teehaus erreichen und hat - hoffentlich - den Alltag mit Hektik, Sorgen und Unruhe hinter sich gelassen. Und den Fußball.
Es beginnt mit dem äußeren Garten: einem Kiesbeet. die Trittsteine führen zu größeren Findlingen, die die Inseln im Meer (dem Kies) vor Hiroshima symbolisieren. Daneben lässt es sich in einem Wartehäuschen auspusten und ruhig werden und die Kräfte zentrieren.
Denn dann krabbelt man (rückwärts, in gebeugter Haltung und Schuhe ausgezogen) durch ein Tor/Loch im Zaun in den inneren Garten. Damit soll man zu innerer Demut gelangen - man kann auch drumherum gehen.
Im inneren Garten liegt ebenfalls Kies (der den Fluß bei Hiroshima symbolisiert und im Idealfall geharkt ist), darin eine Insel mit Kiefer und drumherum Bepflanzung. Es blüht hier nur dezent im Frühjahr: rote Kamelie, rosa Azalee, weißer Rhododendron. Die Azaleen und Gehölze werden nach japanischen Regeln beschnitten und eigentlich sollte Moos wachsen.
Auf Trittsteinen geht es zu einem kleinen Wasserbassin, hier soll man knien und sich rituell reinigen, Hände und Mund waschen. Für die Sorgen gibt es eine "symbolische" Abfallgrube. Dann ist man bereit für den Tee und darf ins Haus.
Wir sind einmal ums Teehaus herumgegangen und haben die Ruhe des Gartens auf uns wirken lassen. Ich mag japanische Gärten. Aber japanischen Tee - nein, das ist nicht mein Favorit - lieber Darjeelingtee.
Der Latenenbaum, lateinisch Crinodendrum hookerianum, sieht mit seinen Lampions zwar japanisch aus, kommt aber aus Chile. Er wächst bei uns am besten im Kübel in saurer Erde, mag keinen Wind und keine Staunässe, möchte aber viel Wasser. Dafür blüht er dann ganz entzückend bis zum Herbst.
Mo
07
Mai
2018
Der Mai ist gekommen und hat uns Sommerwetter mitgebracht. Sommer-Mai mit 20er-Celsius Graden und blitzeblauem Himmel. Der Gartenboden ist knochentrocken. Wir haben die Gartenpumpe aus dem Keller geholt, wo sie immer wegen etwaiger Frostschäden überwintern muss, und angeschlossen. Dann sind wir zur Erholung in den Stadtpark gefahren. Am Muttertagswochenende wird hier wieder alles voll sein, aber noch ist er beschauliche Ruhe.
Eigentlich wollten wir uns nur das Japanische Teehaus mit dem dazugehörenden Japangarten anschauen. Aber wenn man durch den Haupteingang des Stadtparks kommt, liegt es genau am anderen Ende des Geländes. Gelegenheit, auch alles andere anzusehen. Jetzt im Mai blühen die Rhododendren und Azaleen. Wunderschön.
Und wir haben viel mehr Zeit dort verbracht als eingeplant.
Im Stadtpark kann man bummeln, sich bequem auf einen der vielen Stühle setzen -
oder auf eine mitgebrachte Decke - und sonnen - oder auf eine Bank im Schatten. Ein großes Schachspiel lockt die Spieler - oder sie bringen sich eines mit für die Tische daneben. Was es nicht gibt, sind Hunde - die dürfen nicht hinein, gottlob - dafür umschwirren den Besucher die Vögel, die überall ihre Nester bauen und Nachwuchs füttern: in Hecken, in Bäume, in den vielen aufgehängten Nistkästen. Und die Enten paddeln durch die Teiche.
Wer glaubt, dass hier nur Ü-60iger bummeln, denen nichts Besseres einfällt, irrt. Der Park ist trotz seiner 114 Jahre ein moderner Anziehungspunkt für junge Leute. Denn hier kann man chillen - und hier hausen Pokemons.
"Na? Schon etwas gefangen?" Zwei junge U-20iger kamen uns entgegen. Ein erstaunter Blick, dann "Ja, etwas." und ein anerkennenden Grinsen zu den "Alten". Während wir mit den Kameras einmal rundherum bummelten und Fotos fingen, liefen sie uns samt gezogenem Natel/Handy/'Smartphone auf Pokemonjagd mehrmals über den Weg. Ich nehme an, es hat ihnen genauso viel Spaß gemacht wie uns.
Der Stadtpark wurde 1914 eingeweiht. Er sollte eine erholerische Ergänzung zur Stadthalle mit der großen grünen Kuppel und dem (inzwischen renovierten und restaurierten) Kuppelsaal sein. Man konnte dort etwas Alkoholisches zu sich nehmen und dabei auf ein Wasserbecken (damals mit Schwänen) und Baumreihen schauen. 1933 wurde er aufgemotzt, erweitert, Schaugärten entstanden, Kunst wurde verteilt. Dann fand die Jadega, ein Vorläufer der Bundesgartenschau, statt.
Im zweiten Weltkrieg war alles zerbombt und die hungernden Hannoveraner bauten hier ihr Gemüse und die Kartoffeln an. Als die große leibliche Not überwunden war, brauchten auch die Seelen
Nahrung. Hannover bewarb sich um die erste Bundesgartenschau. 1951. Wieder wurde das Areal erweitert, Bombentrichter beseitigt, Bäume gepflanzt, Wasserbecken und Rasenflächen angelegt,
Schaugärten, ein Rosencafé entstand (das heute noch den 50er-Look pflegt) mit den dazugehörenden Rosenbeeten, wieder wurde Kunst verteilt.
Die Bundesgartenschau war ein voller Erfolg und der Stadtpark ein "must see". Er musste in den folgenden Jahrzehnten zwar wieder Flächen hergeben (besonders große Bereiche auf der anderen Seite der Clausewitzstraße für Sport und Spiel), aber der Rest ist jetzt denkmalgeschützt und absolut erholenswert.
Und das Teehaus - Coming soon.
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