Kaum ist Weihnachten da - ist es auch schon wieder vorbei.
Die Kinder sind in ihre eigenen Wohnungen zurückgekehrt und es ist stiller geworden im Haus. Aber natürlich steht der Weihnachtsbaum noch, natürlich ist trotz etwas Räumen und Ordnen noch nicht wieder Alltag eingezogen, natürlich findet Job nur ein ganz ganz ganz klein wenig statt, natürlich sind noch nicht alle Kekse gegessen.
Weihnachten ohne Kekse - das geht gar nicht. Hannover ohne Bahlsen - das geht ebenso wenig. Seit 30 Jahren veranstaltet Bahlsen in der Vorweihnachtszeit einen Keksverkauf, dessen Erlös für einen gemeinnützigen Zweck bestimmt ist. Und obwohl ich selber backe, geht es bei uns nicht ohne deren Spekulatius und ohne deren gefüllte Lebkuchen. Und ratet, worin ich meine selbstgebackenen Kekse aufbewahre ... Natürlich in alten Bahlsen-Keksdosen.
In diesem Advent fand der Keksverkauf nicht wie sonst auf dem Opernplatz sondern im Bahlsenhaus an der Podbielskistraße statt. Das ist dort, wo der berühmte Leibnizkeks zwischen den Brezelmännern am Hause hängt. Er ist aber auch ans Haus gemalt, eine Keramik von ihm hängt in der Eingangshalle, er ist everywhere. Wir gingen zuerst auf den Hof. Da hieß es Schlange stehen für das Glücksrad, einmal Drehen ein Euro für den guten Zweck, eins der Gewinnfelder brachte den Pickup-Adventskalender in die Tasche und die junge Generation war wild entschlossen ... Drei Euronen wurden investiert und ein Schokonikolaus, eine Tüte Kekse und eine Brotdose erspielt - und ein langes Gesicht. Dann kam ich, drehte einmal und erhielt den Adventskalender. Und da Pickups die bösen Allergie-Haselnüsse enthalten kam er in die Tochtertüte und der Tag war gerettet.
Aber ich wollte ja ins Gebäude. Ich fahre jedesmal auf dem Weg in die City daran vorbei, aber ich war bisher noch nie drinnen. Es wurde 1911 gebaut und ist wunderbarer Jugendstil. Drinnen wurde 3D-gedruckt: Schoko- und Marzipanverzierungen für frisch gebackene Kekse. Wir durften in die Kantine, da saßen Kinder und verzierten Kekshäuschen. Wir konnten durch eine Glasscheibe in die Versuchsbäckerei schauen und bekamen frische Kekse, noch warm und superlecker und gegen eine Spende zum Mitnehmen. Und wir durften in den ersten Stock, in den beeindruckenden historischen Saal mit den Fresken und den engen Fensternischen mit Bank und Tisch unter bunten Fenstern, in dem in der Jetzt-Zeit die Assessmentcenter für neue Bahlsenmitarbeiter abgehalten werden.
Im Foyer war eine kleine Ausstellung alter weihnachtlicher Bahlsen-Keksdosen aufgebaut. Sie wurden früher konsequent von Künstlern gestaltet, man sieht an ihnen wie sich Kunststile und -geschmack über mehr als 100 Jahre verändert haben. Sie sind kleine Kunststücke. Seit Designagenturen die Dosen gestalten, ist es nicht mehr dasselbe. Ich liebe diese alten Dosen und benutze meine "Museumsstücke" für mein unzähliges Teddybären-Material-Sammelsurium.
Manchmal auch für Kekse.
Museumswürdiges Bahlsen: 2014 gab es in Berlin die Ausstellung "Kunst und Keksdose" und 2016/2017 standen Dosen im MAK Hannover.