Mai 2019
Fr
31
Mai
2019
Gestern war frei - Feiertag: Christi Himmelfahrt, besser bekannt als Vatertag. Es war wieder wärmer geworden, das Terrassenthermometer knackte die 20-Grad-Marke, und wir konnten den Nachmittagskaffee/-kuchen nach draußen verlagern. Der Geräuschpegel war allerdings hoch. Von der etwas weiter entfernten Kreuzung kamen Ramm-Bohr-Baugeräusche, weil die Weichen der Straßenbahnstrecke erneuert werden. Übrigens auch nachts um Vier und am Feiertag. Wir sind dankbar, dass wir anständig weit weg wohnen. Vom nahen Mittellandkanal trieben Gesprächsfetzen und Musik heran, beides ließ auf reichlich Alkoholgenuss feiernder noch-nicht-Väter schließen. Im Garten piepsten die Jungmeisen laut um Futter.
Als es dann ruhiger wurde und die Dämmerung anbrach, kam Besuch. Zuerst ein kleines Igelchen, von uns Dorle genannt, die sich über die Igel-Futterschale mit den Sonnenblumenkernen hermachte. Dann eine größere Igeldame: Dora. Sie schubste Dorle beiseite und machte deutlich klar, wer hier das Sagen hat. Aber dann fraßen sie friedlich gemeinsam. Und dann kam der dritte Igel, ein Igelmann, groß, mit grauen Gesichtshaaren: Isi. Er schnupperte herum und - oh was roch besser, das Futter oder Dora? Er entschied sich erst fürs Essen und verschwand dann mit Dora in den Büschen. Dorle fraß den Igel leer, ratzekahl, und ging dann auch auf nächtliche Tour. Und wir gingen hinein.
Ostersonntag plus 39 Tage, dann ist Christi Himmelfahrt. Und immer Donnerstags. Zur Erinnerung noch einmal der Ablauf: Am Karfreitag wurde Jesus gekreuzigt und starb. Drei
Tage später, am Ostersonntag war seine Wiederauferstehung und noch einmal 40 Tage später entschwand er endgültig zu Gott, seinem Vater in den Himmel. Vielleicht liegt in diesem Bezug der Anspruch
der Männer auf ein Pendant zum Muttertag ausgerechnet an diesem Datum.
So
26
Mai
2019
Wir wohnten im Ginsterweg. Aber niemand im ganzen Weg hatte Ginster im Garten, niemand. Mein Vater fand, dass das gar nicht ginge und pflanzte in unseren Vorgarten Ginsterbüsche: Zartgelbe Blüten, kräftiggelbe-weiße Blüten, zartrosarote Blüten, weiße Blüten.
So ist Ginster ein Stück Kindheit - aber ich mag den Geruch nicht. Damals nicht und heute nicht. Und nach der Blüte sind die Büsche nicht so richtig .... toll ... grün eben.
Ginster will volle Sonne, dafür reicht ihm ein trockener Boden, sandig ist gut. Aber man darf ihn nicht komplett austrocknen lassen, besonders wenn er im Kübel gepflanzt ist, sonst ist auch Ginster tot. Er hat eine Pfahlwurzel wie Löwenzahn, größer und länger als Löwenzahn, die sich von unten her das nötige Wasser holt. Und bitte keinen Dünger, sonst gibt es nur Blätter und keine Blüten. Die verschiedenen Sorten blühen von April bis August. Giftig ist er auch - aber wer kaut schon auf Ginster herum?
Da wir hier nahe an der Norddeutschen Heidelandschaft mit ihren trockenen Sandböden sind, müssen wir nicht weit fahren, um große Ginsterbüsche zu sehen. Nur etwas aus dem Wohngebiet heraus an den Stadtrand. Wer mit der Straßenbahn bis nach Altwarmbüchen fährt braucht nur links und rechts aus dem Fenster schauen. Auf der Laher Heide blüht der Ginster direkt neben der Straße.
Im Garten der Erinnerung meiner Kindheit waren die Ginsterbüsche riesig und ihre Blüten formten ganze Wolken hinter dem Zaun. Eine Blütenfülle in der es summte und brummte, ein Fest für Insekten.
Und alles nur wegen eines Straßennamens.
Do
23
Mai
2019
Es ist jedes Jahr dasselbe. Wenn wir zu den Pflanzentagen in den Stadtpark ziehen, dann liegt der Focus bzw. unsere Augen auf den Verkaufsständen und auf nichts anderem. Das ist schade, denn der Stadtpark ist einfach erholsam schön, die großen Rasenflächen strahlen Ruhe aus und bieten Platz zum Liegen, Sitzen, Faulenzen.
Wie gut, dass hier keine Hunde erlaubt sind. Wie gut, dass der Park denkmalgeschützt und so vor gärtnerischen Modetorheiten bewahrt ist und deshalb alles vor sich hin wachsen kann. Und nur gärtnerisch gelenkt wird.
Am Stand der Gärtnerei 'Immengarten' gab es die großen Blütenstände des Blauglockenbaumes zu bestaunen, allerdings abgeschnitten und in Wasser gestellt. Sie sind so blau wie der Name des Baumes es verspricht und ein echter Hingucker. Und entsprechend viele Pflanzenjäger standen davor und fragten sich, ob das nicht etwas für zu Hause wäre.
Was sie nicht merkten/wussten war, dass sie nur in die andere Ecke des Stadtparks zu den großen Schachfiguren hätten gehen müssen, um zwei dieser Bäume in voller Blüte zu sehen.
Dann hätten sie sich alle Überlegungen sparen können, denn diese Bäume sind groß, richtig groß. Aber prächtig. Und die Blätter sind groß, richtig groß und im Herbst ist das fallende Laub eine Aufgabe für sich. Aber prächtig.
Der Blauglockenbaum (lat. Paulownia tomentosa) kommt aus China, er siedelt sich aber da, wo ihm das Klima behagt, ungebremst an und man wird ihn nur schlecht wieder los. So lange er klein
ist, verfriert er in unseren Wintern, aber ab einer bestimmten Größe ist er winterhart und er wächst schnell. Apropos Größe: 15 Meter sind normal, 30 durchaus möglich. Aus den blauen Blüten
entwickeln sich dekorative, aber giftige Kapseln, ähnlich wie Nüsse, die die Samen in sich tragen.
In der Frühlingssonne platzen sie auf und Tausende von Samen fliegen im Wind davon.
Im 19. Jahrhundert brachte der Arzt und Naturforscher Philipp Franz von Siebold, der für die niederländische Regierung in Japan arbeitete, den Blauglockenbaum nach Europa und der Adel war entzückt von der hübschen Neuheit. In Japan gilt der Baum als Symbol für Glück und Fruchtbarkeit.
Mo
20
Mai
2019
Am Wochenende war es warm geworden, richtig warm. Die Gartenliegen lockten, aber die Beete drumherum und vor allem Balkon und Terrassen schauten mich vorwurfsvoll an: Was ist mit uns? Bisher hatten wir Nachttemperaturen, die an ein Bepflanzen mit Sommerblumen nicht einmal denken ließen. Und deshalb fehlte mir noch der Antrieb zum Neugestalten. Ach ja, müde waren wir auch noch. Und ich musste erst einmal lesen. Alles über Samstag.
Denn Samstag war ESC oder, für nicht-Eingeweihte, Eurovision Song Contest. In Tel Aviv. Wenn die Zeit es erlaubt schaue ich den ESC, gefühlt seit es ihn gibt, aber da war ich noch nicht geboren, also schon ziemlich lange.
Der ESC ist eigentlich ein Wettbewerb zwischen Komponisten und Songschreibern und lange, lange bekamen auch diese die Siegtrophäe in die Hand gedrückt. Und die Sänger waren Mittel zum Zweck und standen daneben. Das hat sich mittlerweile gründlich geändert. Veranstaltet wird der ESC von der EBU, der Europäischen Rundfunkunion, und mitmachen dürfen die der Eurovision (so eine Art hauseigene Firma) angeschlossenen Mitgliedsrundfunkanstalten, die in 56 Staaten Europas, Nordafrikas und Westasiens sitzen. Wobei die simple Formel gilt: Rundfunkanstalt gleich Staat. Deshalb macht auch Israel mit und eine Zeitlang die Türkei. Es gibt weltweit Rundfunkanstalten, die aus praktischen Gründen mit der EBU zusammenarbeiten, z. B. in Australien und deshalb darf Australien ausnahmsweise auch beim Wettbewerb dabei sein (eigentlich war das eine einmalige Ausnahme, aber hei, was interessiert das Geschwätz vom Vorjahr?), ihn aber im Falle eines Gewinns nicht als Gastgeberland ausrichten.
Den ESC gibt es seit 1956. Damals mit 7 Teilnehmerländern und je zwei Songs. Eine Jury verkündete nach geheimen Beratungen den Sieger. Fertig. Simpel.
Samstag vergaben Jurys der Teilnehmerländer (bis auf die Jury aus Weißrussland, die wurde wegen Ausplauderns des streng geheimen Halbfinalvotings disqualifiziert) und die Zuschauer per Anruf die Punkte, es war kompliziert, zeitintensiv und nicht wirklich befriedigend. Es wurde nur noch die Maximalpunktezahl aus dem zugeschalteten Landesstudio angesagt, der Rest erschien sekundenschnell per Klick. Wollten sie verhindern dass wir merken, welche Länder (Griechenland - Zypern zum Beispiel) sich ungeachtet von Leistungen die Punkte rüberschieben? Es gab kein Übersetzen der Punktevergabe in drei Sprachen, kein: Netherlands twelve points - Pays Bas douze points - die Niederlande zwölf Punkte. Können die das nicht mehr? Nur noch Englisch? Daumen runter.
Samstag war der ESC fast so schwarzweiß wie in den Fernseh-Anfangsjahren. Nicht nur das deutsche Duo - haartechnisch und so. Schwarze Klamotten - weiße Klamotten, die meisten vom Mittelaltermarkt, Graf Dracula oder aus Fantasyserien und dazu Anregungen für alle Dominas der Reeperbahn. Wenigstens beschränkte sich die Augenklappenmode auf den Telefonpausenakt Madonna. "Ich sehe dich nicht, du siehst mich nicht, du siehst mich ein bisschen, du siehst mich gar nicht. Jetzt siehst du mich." (frei nach Asterix und Obelix) Nach so vielen so schön schrillen bunten Jahren war Farbe out. Daumen runter.
Samstag gab es so viele Teilnehmer, dass vorher zwei Halbfinals ausgetragen wurden, in denen 15 ausschieden. Da konnte man schon mal die Teilnehmer ansehen, vor allem die schrägen, die dann rausflogen, Einspielfilmchen gucken und sich beim Finale ärgern, dass dieselben Filmchen und, besonders ärgerlich, dieselben Urban-Kommentare noch einmal kamen, samt aller Versprecher und Wortspiele. Daumen runter.
Deutschland, Italien, England, Frankreich und Spanien und der Gastgeber sind immer im Finale. Weil - wie sähe das denn sonst aus, wenn ein Gastgeber im Bemühen, das Spektakel nicht noch einmal finanzieren zu müssen, in Runde 1 ausschiede. Oder die Hauptgeldgeber, die dann ihre Gelder einfrieren würden ... So gesehen, könnte Deutschland doch ruhig mal etwas wagen, mal Rock, mal deutschen Songwriter, mal wieder jemand mit Ausstrahlung, vielleicht mal schauen, wer bei SingmeinenSong auf dem Sofa sitzt, auch wenn das der Konkurrenzsender ist ... Denn Letzter-werden, das können wir inzwischen. Null Punkte in der Zuschauerwertung. Tiefer fallen kann man nicht.
Außer man heißt Madonna. Was hatte sie vor ihrem Auftritt beim ESC genommen?
Ich wüsste das wirklich gern, denn ich würde das dann konsequent meiden. ('I took a pill ... i took a sip ... i took a trip ... ayayay chachacha') Und dann der O'Ton der Moderatorin: "Darauf haben wir den ganzen Abend gewartet." Nein, auf den Sieger und das Ergebnis des Votings haben wir gewartet und nicht auf einen alternden Popstar, der kaum noch die Treppe runterkommt. Beide Daumen runter.
Anmerkung: 1. Alle haben live gesungen, bis auf Madonna bei ihrem zweiten Stück.
2. ESC-Teilnehmer aus Hannover waren bisher Winfried Lüssenhop (Wyn Hoop), 1960 auf dem vierten Platz, und Lena Meyer-Landrut, 2010 auf dem ersten Platz. Carlotta Trumann kommt aus Garbsen.
Jamie-Lee Kriewitz kommt aus Springe. Nicht aus Hannover!
Fr
17
Mai
2019
Mein absolutes Lieblings-Lieblings-Lieblingsfoto des Blaumeisennachwuchses. Sie sehen so lieb aus, beste Geschwister. Großer Bruder, kleine Schwester - oder umgekehrt.
Und hinterher haben sie sich gezankt.
Di
14
Mai
2019
Er war schon etwas anstrengend, dieser Tag. Bitte versteht das nicht falsch, ich liebe es, wenn meine Kinder nach Hause kommen, wenn ich bekocht werde, wenn ich schöne Blumen geschenkt bekomme. Aber andererseits muss ich auch den Muttertagserwartungen entsprechen, nämlich nichts tun, absolut nichts tun und nur dasitzen und genießen. Und wehe, ich tue doch etwas.
Und den Maßstab setzen für den Vatertag. An dem dann der Papa nichts tun darf. Nichts!
Petrus hatte sich für Sonne entschieden. Für Sonne und Kalt! Knapp über Bodenfrost. Und deshalb gab es keinen Muttertagsausflug und außerdem waren wir alle noch erschöpft. Denn am Samstag hatten wir nur 'Kalt'. Und Wolken, Wind und etwas Regen. Wir waren trotzdem im Stadtpark bei den inzwischen 21sten Pflanzentagen, es war nicht so voll an Besuchern wie im letzten Jahr, aber voller Verkaufsstände mit fabelhaften Pflanzen, alle hatten dicke Jacken an und meine Kamera war zu Hause geblieben. Volle Konzentration auf das Pflanzenangebot. Nach fast vier Stunden keuchten wir fußlahm zum Auto zurück, die Hände voller gefüllter Taschen und Körbe, die ein ordentliches Gewicht hatten. Und mit etwas Schnupfen vom kalten Wind.
Ich war wieder bei den Gärtnern meines Vertrauens und bei noch einigen anderen. In diesem Sommer wird es wieder Tomaten vom VENStand geben - und ganz spezielles dunkelrotgrünes Basilikum vom Kräuterzwerg - und Salbei mit schönen liladunkelroten Blüten von der Baumschule Röhler.
Ich weiß nicht, ob es an mir lag, ob ich besonders auf die Farbe geachtet habe, weil mein Pullover dunkelrot war. Ich weiß nur, dass ich viele, viele liladunkelrote Blüten an den Ständen gesehen habe und dass bei den Rhododendren aus der Soltauer Heide ein junger Mann gleich alle dunkelrot blühenden Büsche auf einmal kaufte.
Sa
11
Mai
2019
88 Zentimeter. 40 Möglichkeiten ein Kreuz zu setzen. Eine Herausforderung diese Europawahl.
Wir haben uns dieses Mal wegen familiärer Verpflichtungen am Wahltag für die Briefwahl entschieden. Und so kam der Stimmzettel per Post ins Haus. "Sie haben 1 Stimme." Wir dürfen wählen. Ein Privileg unserer Demokratie: unser Recht zu wählen - und unsere Verpflichtung als Bürger. Denn das Europaparlament wird nur so gut sein wie es unsere Wahl ist. Es ist wichtig für uns Europäer.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand in die Wahlkabine setzt und diesen 88 Zentimeter langen Zettel (ja, ich habe nachgemessen) durchliest. Alle Wartenden würden sehr ungeduldig werden. Es gibt Vorschriften für die Wahlkabine: Alleine hinein und da gibt es nur wenige Ausnahmen, keine, aber auch gar keine! Fotos oder Filmchen und nur solange drinnen bleiben, wie absolut notwendig. Der Wahlleiter achtet darauf. Wie lange ist 'notwendig' bei 88 Zentimetern?
Aber nun zu Hause auf dem Sofa, da lässt es sich schmökern. Was es so alles gibt! Und wie sich die Ankreuzmöglichkeiten beim Durchlesen mehr und mehr reduzieren. Erstaunlich.
Mal abgesehen vom Üblichen ... Es gibt grau und violett und es gibt Tierschutz, ganz viel (dreimal) Tierschutz, es gibt Gesundheit, Liebe, Frauen, Öko, Menschlichkeit, Humanismus (ist das nicht dasselbe?) und offenbar Elektrizität. Raus!
Manches klingt nach Fernsehserie oder Kafka. Raus!
Was so alles für ein ernsthaftes Europa-Gestalten von vornherein nicht in Frage kommt! Die Kommunisten und Nazis in verschiedenen Verkleidungen und auf verschiedenen Wegen - raus - raus - raus!
Und was alles so ganz und gar nicht ernst zu nehmen ist. Satire - raus!
Wir wollen ernsthafte Vertreter in Brüssel, die vernünftig und selbstkritisch für Europa arbeiten. Für Quatschwählen sind die Probleme einfach zu groß.
Und dann bleibt von 88 Zentimetern gar nicht mehr so viel übrig.
Aber auch das ist ein Privileg unserer Demokratie: Sich zum Gewähltwerden auf eine Wahlliste setzen zu lassen. Egal wie bescheuert und abstrus und aus der Zeit gefallen derjenige ist, solange er sich innerhalb der Gesetze bewegt.
Bitte geht wählen. Wählt ernsthaft für ein Europa in dem noch sehr viel zu tun ist.
Termin 26. Mai 2019
Ich gehe jetzt zum Briefkasten.
Do
09
Mai
2019
Die Eisheiligen darf man wirklich nicht unterschätzen. Auch wenn wir schon im Sommerfeeling im Garten gesonnt haben.
Laut Kalender kommt Mamertus am 11. Mai, Pankratius am 12ten, Servatius am 13ten, Bonifatius am 14ten und schließlich die Kalte Sophie am 15. Mai. Aber in diesem Jahr sind sie alle schon etwas früher da (und die Frage ist, wie lange sie bleiben), denn die letzten Nächte waren richtig kalt und frostig. Der Wind kommt vom Nordpol und hat sogar Schnee gebracht, wenn auch nicht hier bei uns. Aber Hagel, der meinen Tulpen die Köpfe abgeschlagen hat. Und Regen, der den Garten in einen grünen Urwald verwandelt hat.
Wir alle hoffen sehr, dass es nun wieder freundlicher wird. Am nächsten Wochenende ist Remmidemmi im Stadtpark, die Pflanztage sind wieder da, da wäre es doch ärgerlich, wenn es noch fröre.
Die Meisen hoffen auch auf Wärme, ihre Kinder sitzen im Nest und piepsen nach Essen. Sie suchen Insekten, Käfer und Raupen, die aber in der Kälte nicht herumkrabbeln mögen. Wie gut, dass unsere Rosen wieder ein Blattlausbuffet aufgebaut haben. Die Blaumeisenmutter trägt einen ganzen Schnabel voller grüner Läuse zum Nistkasten.
Das sind meine biologischen/ökologischen Schädlingsbekämpfer, süß und zutraulich. Zum Nulltarif, abgesehen von den Sonnenblumenkernen im Futterigel und dem regelmäßig frischem Wasser in der Trink- und Badeschale. Ich brauche keine Chemie, höchstens mal im Haus gegen Schildläuse.
Als ich dann morgens Radio hörte und auf NDR2 kurz vor den Nachrichten die unvermeidliche Werbung kam - da hätte ich am liebsten mein Radio aus dem Fenster geworfen. Denn es kam Werbung für Permaclean. Tenor: 'Wenn sie wollen, dass ihr Unkraut nachhaltig bekämpft wird, bis in die Wurzelspitze, dann kaufen sie JETZT Permaclean, bevor es verboten wird. Bevorraten Sie sich damit, damit ihr Garten immer gut aussieht.'
Ja, geht es noch? Und in den folgenden Nachrichten kam dann der Bericht über das Artensterben und dass die Insekten nicht mehr fliegen mögen und nicht mehr leben mögen, dass die
Vogelpopulation zurückgeht. Wie schlimm das alles ist. Aber vorher wird für Geld Werbung für Glyphosat gesendet.
Denn genau das ist Permaclean: Glyphosat!
Die Firma Bayer schreibt dazu in der Produktbeschreibung: "Permaclean Langzeit Unkrautfrei entfaltet seine Wirkung zweistufig. Das Unkraut wird direkt vom Wirkstoff Glyphosat vernichtet. Die Wirkstoffe Flufenacet und Metosulam entfalten sich im Erdreich und beugen einer Keimung von Unkraut- und Grassamen vor. Es wächst somit kein weiteres Unkraut und Gras nach."
Glyphosat = erhöhtes Krebsrisiko für den Menschen, Erbgutschädigung, Missbildungen, Zerstörung der Artenvielfalt. Gift!
Flufenacet = ein Herbizid, Gift, giftig für Fische, Algen, Wasserpflanzen, Menschen.
Metosulam = ebenfalls giftiges Herbizid.
Offenbar ist an den NDR-Leuten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk einiges vorbei gegangen. Genauso wie vor zwei Jahren an unserem Ex-Agrarminister Schmidt von der CSU, der entgegen der öffentlichen und politischen deutschen Meinung und Weisung 2017 für die Glyphosat-Zulassung stimmte (angeblich weil die Deutsche Bahn in Deutschland der Hauptabnehmer von Glyphosat ist und damit die Bahntrassen einsprüht und angeblich weil Herr Schmidt auf einen Posten bei der DB schielte und wo er jetzt ganz aktuell im Aufsichtsrat sitzt) und der deshalb jetzt Ex ist.
Ich habe mich entschieden. Es gibt auch andere schöne Radioprogramme.
Mo
06
Mai
2019
Jeder, der Bären näht, kennt das Problem. Der Papierschnitt ist fertig, die Florrichtung des Stoffes bestimmt, jetzt müssen die Schnitteile so auf den Stoff, dass möglichst wenig Verschnitt vom teuren Mohair anfällt. Wenn man das oft macht, entwickelt sich mit den Jahren ein Gefühl dafür, wie es passen kann. Aber in den Anfängen des Bärenmacherlebens habe ich alle Teile ausgeschnitten, wirklich alle, vier Beinteile, vier Armteile, vier Ohren usw. und dann auf der Stoffrückseite gepuzzelt. Aufgezeichnet und hinterher gemerkt, dass mein Stoff falsch herum lag und dem Bären die Haare zu Berge gestanden hätten. Also noch mal von vorn.
In der Industrie nennt man das "Nesting" und übersetzen lässt es sich mit "Verschachtelung". Kluge Menschen schreiben Computerprogramme für Zuschnittmaschinen und optimieren Materialverbrauch und Abfall. Computerspieler nennen es Tetris.
Die Meisen in unserem Garten würden es wohl mit "Nestbau" übersetzen. Seit Jahren äußerst begehrter Stoff ist Kokosmatte. Ich hatte damals ein Sonderangebot beim Discounter entdeckt und mitgebracht. Und wie das so ist, dann gemerkt, dass ich es eigentlich nicht brauche und meine Kübel weiter in Noppenfolie gegen die Winterkälte einpacke. So sind die Kokosmatten als Unterlage auf den Gartentisch gewandert. Die Meisen waren entzückt. Optimal für den Nestbau, aber gar nicht so einfach, die einzelnen Fasern zu lösen.
So eine große Kokosmatte reicht übrigens für Jahre. Und ist auch für Eichhörnchenkobel eine gern genommene Ausstattung. Aber da hatten die Meisen die Matte schon reichlich zerfleddert und sie war in mehrere Teile zerfallen. Hemmi Hermine Eichhorn stopfte sich ein Teil einfach ins Mäulchen und sprang davon. Da guckten die Meisen.
In diesem Jahr hat die Meisenbande etwas Neues entdeckt. Ich hatte im Keller einen alten Mantelkragen aus Fuchsfell wiedergefunden, das Unterleder war brüchig und beim Hochheben zerfiel er in mehrere Teile. Irgendwie war er mir zum Wegwerfen zu schade ... Da habe ich diese Reste an unserer Terrassenlampe aufgehängt.
Es sprach sich schnell herum.
Fr
03
Mai
2019
Am ersten Maitag schien die Sonne und es war warm genug für einen Eisbecher und für einen kleinen Ausflug in die Umgebung. Auf der Pferderennbahn an der Neuen Bult in Langenhagen war Renntag, aber die Aussicht, uns in einer langen Autokolonne Richtung Rennbahn-Parkplatz zu schieben, war nicht verlockend. Die Menschenmassen auf dem Gelände auch nicht. Unser Sinn stand nach etwas Ruhigerem, nach "Natur".
Wir fuhren nach Isernhagen, landkartentechnisch rechts von Langenhagen gelegen, an den Hufeisensee. Dieser See und gleich daneben noch zwei weitere liegen im Wietzetal (die Wietze ist ein kleiner Fluss, der durch den Zusammenfluss kleinerer Flüsse östlich von Hannover entsteht und sich durch die Region Hannover nordwärts bis zur Aller schlängelt), sie sind aber Baggerseen und vom Grundwasser gefüllt. Überreste des Kiesabbaus. Der Hufeisensee liegt ganz nah an der Landstraße (mit Bushaltestelle). In ihm darf man baden, am Rand sonnen und picknicken und spielen. Oder in der Gaststätte neben dem Parkplatz etwas 'zu sich nehmen'. Man kann auch einfach drumherum wandern.
Auf der anderen Seite der Landstraße leuchtete uns ein Rapsfeld entgegen. Wir liefen den Wirtschaftsweg daneben entlang und fanden das Gelb wieder unbeschreiblich. Gelber Löwenzahn blühte am Wegesrand, ein kleiner Vogel umkreiste uns und piepste "Kommt meinem Nest nicht zu nahe." Und dann wehte eine Lautsprecherstimme über die Äcker. Da wurde uns bewusst, dass die Rennbahn ganz nah war, direkt hinter der Baumreihe und den Feldern. Und so waren wir doch irgendwie beim Pferderennen.
Wir waren nicht die einzigen Spaziergänger, aber vor allem waren Fahrräder unterwegs. Mich erstaunt immer wieder, wie Menschen in dem Augenblick, in dem sie sich auf ein Rad setzen, sämtliche Rücksichtnahme und Kenntnisse von Verkehrsregeln in den Wind schießen und nur noch sich selbst sehen. Und sich von allen anderen bedrängt und im Verkehr diskriminiert fühlen. Ich stand am schmalen Grasstreifen des Weges, der immerhin so breit war, dass sich begegnende Fahrräder bequem aneinander vorbei fahren konnten, und wurde angeklingelt: Platz da, wir wollen schließlich nebeneinander fahren. Hätte ich nur eine kleine Bewegung seitwärts gemacht ... was wäre das für ein Geschrei gewesen.
Dann kamen Er und Sie, zu Fuß, mit zwei Hunden, nicht angeleint, und beanspruchten die gesamte Wegbreite. Einer der Hunde schnupperte erst genüsslich unsere Beine ab (ICH MAG DAS NICHT), ehe Sie ihn zurückrief und zunächst weiterging. Dann aber drehte Sie sich um und zurück einige Schritte auf mich zu, während ich eigentlich darauf wartete, dass sie und die Hunde aus meinem Fotomotiv entschwanden. Und folgender Dialog entspann sich: "Was gucken Sie so?" "Ich dachte, Sie wissen vielleicht nicht, dass seit dem 1. April für Hunde Anleinpflicht gilt." "Der tut aber nichts." "Wir Bürger haben das Gesetz für alle beschlossen, da sollte man sich schon dran halten." "Nein, ich nicht. Das haben Menschen beschlossen, die keinen Hund haben." "Ihre Tierliebe gilt also nur Hunden und nicht für Vögel?" "Das ist typisch Niedersachsen, in Hessen gibt es sowas nicht." "Sie sind aber nicht in Hessen." Und noch im Gehen rief Er: "Aber bald. Wir ziehen weg."
Ich habe dann überlegt: Wenn in einer Straße Tempo 30 gilt und ich fahre 60 und werde angehalten, kann ich dann sagen "Das tut aber nichts? Das Tempo haben Menschen beschlossen, die kein Auto haben?"
Mi
01
Mai
2019
Gestern. Mittags beim Räumen, das Radio dudelte so vor sich hin, NDR2. Dann kam der Kurier um 12 und ich traute meinen Ohren nicht: "Das ging flott. Vergangene Woche sind die Untreue-Vorwürfe gegen Hannovers Oberbürgermeister Schostok bekanntgeworden, vor einer knappen Stunde nun ist der SPD-Politiker zurückgetreten." Das ging flott? Seit Oktober 2017 gärte diese Geschichte in Hannovers Rathaus, wurde immer größer und seit Juni 2018 ermittelte die Staatsanwaltschaft. Was ging da flott? Flott war da gar nichts. Mehr so wie NDR1 das nennt: "Er hat sich Zeit gelassen."
Wie gut, dass heute ein freier Tag war. Der Tag der Arbeit - im wörtlichen Sinn für viele Arbeitnehmer, Feiertag der Arbeiterbewegung, der 40-Stunden-Woche, des 8-Stunden-Tags, des bezahlten Urlaubs, Tag der Kundgebungen auf öffentlichen Plätzen, der Maibäume, der Ausflüge an Baggerseen und der Konzerte am Kulturzentrum Faust. Und des ersten Maikäfers. Mehr oder weniger.
Stare lieben Maikäfer. Schließlich muss der Nachwuchs gefüttert werden.