Dezember 2018
Mo
31
Dez
2018
Ein bekannter Versandhändler, der mich regelmäßig mit Neuigkeiten per Mail versorgt, forderte mich nachdrücklich auf: "Bleiben Sie heute mal liegen, Frau Keese." So direkt und persönlich angesprochen zu werden, das musste ich eigentlich doch ernst nehmen, oder? Vor allem, da ich, zugegeben, angesichts des grauen trüben Himmels und seinen Regenwolken selber schon Gedanken in dieser Richtung hegte. Noch einmal richtig faul sein in 2018 um dann mit Schwung in 2019 starten zu können. Wie fürsorglich von dem Versandhändler. Und ich bekam ein kleines bisschen ein schlechtes Gewissen, weil ich bei ihm eigentlich noch nie etwas bestellt habe ...
Aber Liegenbleiben ging natürlich nicht, schließlich ist heute Silvester, die letzten Stunden des Jahres 2018 ticken herunter. Bloß nicht Mitternacht verpassen. Sekundengenau. Und auch wenn das Fernsehprogramm läuft und die Sekunden herunter zählt - je nachdem ob Satellit oder Kabel oder Internet hat das schon mal mehrere Sekunden Verzögerung, kennen wir doch vom Fußball. Wie also pünktlich sein?
Früher, da glichen wir die Uhren im Haus mit der Zeitansage ab. Frage meiner Kinder: "Was ist das denn?" Ich verdrehte die Augen: "Beim nächsten Ton ist es 23 Uhr 59 Minuten und 50 Sekunden. -- Biep!" Ich sah meinen Mann an: "Sag mal, gibt es die eigentlich noch? Im Zeitalter von Funkuhren und automatisch sich einstellenden Smartphones mit Internet in jeder Tasche?" Kopfschütteln um mich herum. Und ich sah ein Stück meiner Vergangenheits-Lebensqualität schwinden und fühlte mich sehr alt. So alt, wie sonst nur, wenn ich feststelle, dass mein schönes Geschirr nicht mehr hergestellt wird oder dass mein Besteck aus dem Programm des Herstellers genommen ist.
1909 begann die erste deutsche telefonische Zeitansage in Hamburg, dabei lasen die Frauen in der Telefonvermittlung einfach die Zeit von der Wanduhr ab. So erhielt jeder Anrufer seine individuelle Zeit. Erst nach etwa 30 Jahren wurde die Ansage automatisiert und erst in den 1970ern wirklich exakt.
Und - trara - es gibt sie noch. Es gibt in Deutschland sogar vier verschiedene Nummern, die angerufen werden können und sie sind nicht umsonst. Aber Lebensqualität. Begeisterung meinerseits. Jetzt können die Sekunden ticken und es wird Mitternacht werden. Und dann endet 2018.
Die Rosebudbears wünschen Euch Allen einen schönen Silvesterabend und einen guten Beginn des Neuen Jahres.
Sa
29
Dez
2018
Kaum ist Weihnachten da - ist es auch schon wieder vorbei.
Die Kinder sind in ihre eigenen Wohnungen zurückgekehrt und es ist stiller geworden im Haus. Aber natürlich steht der Weihnachtsbaum noch, natürlich ist trotz etwas Räumen und Ordnen noch nicht wieder Alltag eingezogen, natürlich findet Job nur ein ganz ganz ganz klein wenig statt, natürlich sind noch nicht alle Kekse gegessen.
Weihnachten ohne Kekse - das geht gar nicht. Hannover ohne Bahlsen - das geht ebenso wenig. Seit 30 Jahren veranstaltet Bahlsen in der Vorweihnachtszeit einen Keksverkauf, dessen Erlös für einen gemeinnützigen Zweck bestimmt ist. Und obwohl ich selber backe, geht es bei uns nicht ohne deren Spekulatius und ohne deren gefüllte Lebkuchen. Und ratet, worin ich meine selbstgebackenen Kekse aufbewahre ... Natürlich in alten Bahlsen-Keksdosen.
In diesem Advent fand der Keksverkauf nicht wie sonst auf dem Opernplatz sondern im Bahlsenhaus an der Podbielskistraße statt. Das ist dort, wo der berühmte Leibnizkeks zwischen den Brezelmännern am Hause hängt. Er ist aber auch ans Haus gemalt, eine Keramik von ihm hängt in der Eingangshalle, er ist everywhere. Wir gingen zuerst auf den Hof. Da hieß es Schlange stehen für das Glücksrad, einmal Drehen ein Euro für den guten Zweck, eins der Gewinnfelder brachte den Pickup-Adventskalender in die Tasche und die junge Generation war wild entschlossen ... Drei Euronen wurden investiert und ein Schokonikolaus, eine Tüte Kekse und eine Brotdose erspielt - und ein langes Gesicht. Dann kam ich, drehte einmal und erhielt den Adventskalender. Und da Pickups die bösen Allergie-Haselnüsse enthalten kam er in die Tochtertüte und der Tag war gerettet.
Aber ich wollte ja ins Gebäude. Ich fahre jedesmal auf dem Weg in die City daran vorbei, aber ich war bisher noch nie drinnen. Es wurde 1911 gebaut und ist wunderbarer Jugendstil. Drinnen wurde 3D-gedruckt: Schoko- und Marzipanverzierungen für frisch gebackene Kekse. Wir durften in die Kantine, da saßen Kinder und verzierten Kekshäuschen. Wir konnten durch eine Glasscheibe in die Versuchsbäckerei schauen und bekamen frische Kekse, noch warm und superlecker und gegen eine Spende zum Mitnehmen. Und wir durften in den ersten Stock, in den beeindruckenden historischen Saal mit den Fresken und den engen Fensternischen mit Bank und Tisch unter bunten Fenstern, in dem in der Jetzt-Zeit die Assessmentcenter für neue Bahlsenmitarbeiter abgehalten werden.
Im Foyer war eine kleine Ausstellung alter weihnachtlicher Bahlsen-Keksdosen aufgebaut. Sie wurden früher konsequent von Künstlern gestaltet, man sieht an ihnen wie sich Kunststile und -geschmack über mehr als 100 Jahre verändert haben. Sie sind kleine Kunststücke. Seit Designagenturen die Dosen gestalten, ist es nicht mehr dasselbe. Ich liebe diese alten Dosen und benutze meine "Museumsstücke" für mein unzähliges Teddybären-Material-Sammelsurium.
Manchmal auch für Kekse.
Museumswürdiges Bahlsen: 2014 gab es in Berlin die Ausstellung "Kunst und Keksdose" und 2016/2017 standen Dosen im MAK Hannover.
Mi
26
Dez
2018
Als wir den Haushalt der Tante auflösen mussten und den Wohnzimmerschrank ausräumten, tauchte er auf. Er war etwas zerknittert und platt gedrückt und fast, aber nur fast, hätten wir ihn mit dem Altpapier weggeworfen.
Ich hielt ihn in der Hand, den kleinen Kerzenleuchter, und dachte, wie ist das?
Wenn du grade mal 20 bist und nichts hast, wenn der Krieg eben vorbei ist, wenn du fliehen musstest und nur noch das hast, was zufällig in deiner Handtasche steckte, wenn dir jemand ein Nachthemd für die Nächte geschenkt hat und die Seife und das Handtuch und überhaupt das Nötigste und wenn dann Weihnachten kommt. Wie ist das? Deine Eltern sind auf der Flucht erschossen worden, aber das weißt du noch nicht, deine Brüder sind vermisst, einer gefangen, einer tot, aber das weißt du auch noch nicht. Und du bist allein. Und trotzdem kommt Weihnachten und es wird völlig anders sein als alle Weihnachten zuvor. Und dann nimmst du ein Stück Bastelpapier und faltest einen Kerzenleuchter und nimmst eine Reißzwecke und steckst sie durch das Papier als Dorn für die Kerze. Und jemand schenkt dir eine Kerze.
Und es wird Licht. Und Weihnachten.
Und darum steht nun dieser kleine Kerzenleuchter gut behütet bei uns und zu Weihnachten leuchtet seine Kerze und erinnert uns daran, dass es an Weihnachten nicht um materielle Dinge geht.
Unsere Tante und Freundin floh Anfang 1945 mit einem Fahrrad von Karwitz in Pommern nach Schleswig-Holstein. Sie wurde 92 Jahre alt.
Mo
24
Dez
2018
Mit dem Sonnenuntergang ist die Adventszeit vorbei und Weihnachten beginnt.
Alles fertig?
Die Rosebudbears wünschen Euch Allen Frohe Weihnachten und schöne Festtage.
Sa
22
Dez
2018
Er ist losge--- ja, was eigentlich? Gefahren? Geflogen? Jedenfalls - Lappland hat per Videobotschaft mitgeteilt, dass der Weihnachtsmann schon mal los ist. Samt Schlitten und Rentieren. Da können wir die restlichen Nächte bis Weihnachten nun ganz beruhigt schlafen, wenn auch nur kurz, weil ja noch so viel zu tun ist mit Essen und Kochen und Einkaufen und überhaupt.
Was ich mich allerdings frage: WAS MACHT DER WEIHNACHTSMANN NUN BIS ZUM 24IGSTEN?
Versteckt er sich irgendwo? Feilt er an seinem Schlachtplan? In Old Germany wird er bereits am Nachmittag des 24. gebraucht und muss aufpassen, das Christkind nicht umzurennen, dafür kann er die Päckchen aber einfach unter den Tannenbaum legen. Aber in allen CocaColaSanta-inspirierten Ländern darf er erst Nachts auftauchen und muss den ganzen Kram in überdimensionale Socken stopfen. Muss dann die Zeitzonen beachten. Sich durch Magie aufteilen auf sämtliche Haushalte mit Kindern und ja das richtige Geschenk aus dem Schlitten fischen, der anscheinend Harry-Potter-mäßig unendliches Fassungsvermögen hat. Aber dann ist
Do
20
Dez
2018
Wir haben es versucht, wirklich versucht. Nach all diesen Berichterstattungen über unterbezahlte und überarbeitete Paketboten - die guten Vorsätze waren da - wir wollten ihnen etwas Gutes tun, den Paketboten - wir wollten alle Geschenke vor Ort kaufen - analog - selbst durch die Ladentür gehen und Waren aus den Regalen nehmen und an die Kasse gehen und mit richtigem Geld bezahlen. Retro.
Ab in Hannovers Innenstadt.
Station 1: Buchhandlung. "Ich hätte gern das Taschenbuch X von der Autorin Y." Der junge Mann blickte einmal über seine Auslagen und sagte: "Muss ich bestellen.", blickte in seinen Computer und sagte dann: "Das gibt es nicht." Ich sagte, aber doch, denn ich hätte es bei dem großen Versandhändler A für alles angesehen und es würde 10 Euro kosten. Daraufhin suchte er es selbst bei A und sagte: "Das müssen sie bei meinem Kollegen bei A bestellen. Ich kann Ihnen das nicht verkaufen, unser Großhändler, der auch der aller Buchhandlungen Hannovers ist, führt diesen Verlag nicht. Das bekommen Sie in keiner Buchhandlung vor Ort."
Station 2: Parfümerie. Im Eingang stand ein junges Mädchen: "Darf ich Ihnen diesen Gutschein in die Hand drücken? Kaufen Sie für 100 Euro und sie bekommen einen Rabatt!!! Aber nur heute." "Oh, dann können Sie mir gleich helfen, ich brauche ... " "Nein, da müssen Sie eine Verkäuferin fragen." Überall standen Kunden bzw. -innen, viele "-innen", und probierten Parfum aus, nur Verkäuferinnen (gibt es eigentlich auch Männer in diesem Job?) fand ich nicht. Ich war schon fast ganz rum im Geschäft, da standen 2 versteckt in einer Ecke, jünger als meine Tochter. "Können Sie mir helfen? Ich suche das Produkt X von Y." "Ooh, das tut uns leid, wir verkaufen nur Dinge von Firma Z. Da müssen Sie sich eine Verkäuferin suchen." "Ich dachte, das hätte ich grad." Ich ging wieder hinaus.
Station 3: Kaufhaus K. Es war überschaubar leer. Trotzdem, wir suchten ganz alleine eine Handtasche aus. Gleich daneben war die Kasse. In großen Buchstaben. KASSE. Nur war niemand da. Dann kam ein junges Mädchen, drehte die Tasche hin und her und sagte "Ach, die haben Sie von da drüben? Ja das kassiere ich hier nicht. Hier ist nur Outlet." "Hier ist was?" "Ja, der ganze Bereich hinter mir ist Outlet und ich arbeite nur da." Wir suchten eine andere Kasse. Die Kassiererin nahm das ganze Papier aus der Tasche und sagte "Das brauchen Sie ja nicht." "Doch." "Ach." Dann tat sie es wieder hinein. Nur den Sicherheitschip ließ sie dran, das merkten wir aber erst beim Alarm beim Hinausgehen. Ich sagte "Die Tasche liegt noch einmal da, aber da ist der Schriftzug falsch angebracht." "Ja, da haben Sie ja Glück, dass Sie die richtige genommen haben ..." Es interessierte sie nicht die Bohne.
Im Klamottenladen hing ein Pullover mit dem Label Boss, dasselbe Design wie ein AnnyBlatt-Entwurf aus dem Jahre 1982, haargenau dasselbe. Ich weiß das, weil ich damals diesen Pullover für mich auf eine andere Wolle (die ich mir von meinem wenigen Geld leisten konnte) umgerechnet und gestrickt habe. Ich muss unbedingt meine alten Strickhefte suchen. Und dann komme ich groß raus.
Retro war übrigens auch die Auswahl an Dessous im großen Kaufhaus und die Nachtwäsche so mehr 60er Jahre Look. Kein Wunder, dass das große K in Schwierigkeiten steckt und fusionieren muss.
Und so haben wir dann doch einen Teil der Weihnachtsgeschenke per Post bringen lassen. Das hat hier bei uns auch so seine Tücken und ein gewisses Ärgernispotential, aber dann kann einem keiner ins Auto fahren, wenn man grade die Parkgarage verlässt ...
So
16
Dez
2018
Es ist wie in jedem Jahr im Dezember:
Auf viel zu wenige Adventstage kommen viel zu viele Aktivitäten, denn wir wollen ja immer alles und viel zu viel in der Weihnachtszeit. Weihnachtsdeko und Weihnachtsfeiern und Keksebacken und Tanne und Basteln und Geschenke und den Weihnachtsmarkt. Und Besinnlichkeit. Vor allem Besinnlichkeit.
Aber die Tage schwinden nur so dahin. Die Adventskalender dokumentieren es unerbittlich. Kinder finden das toll, Erwachsene weniger. Ich versuche in jedem Jahr von neuem eine noch frühere Planung, eine noch gründlichere Planung - und dann passiert etwas, in diesem Jahr eine Grippe, und die schöne Planung ist futsch.
Das ist das Privileg der Kinder: nichts tun müssen, nichts planen müssen, einfach Weihnachten erwarten - ungeduldig erwarten - und erleben und genießen.
Für sie entstanden um 1850 die ersten Eltern-made-Adventskalender, ein Trend zu dem die Familien in den letzten Jahren wieder verstärkt zurückgekehrt sind. Damals wurden täglich kleine Dinge entweder zu etwas (einem Bild, Zweig oder Display) hinzugefügt oder weggenommen, Strichlisten geführt oder Kerzen langsam abgebrannt. Heute baut man kleine Behälter und füllt sie mit Geschenken.
Natürlich entdeckten Verlage und Druckereien die Adventskalender für sich. Gerhard Lang brachte 1908 den ersten heraus. Ein Kalenderpionier, der die Kinder kleine Bilder ausschneiden und aufkleben ließ, jeden Tag eines. Aber es entwickelte sich. Es gab bald Kalender, in die etwas hineingesteckt wurde, Kalender, bei denen Bilder aus einem Versteck zwischen mehreren Papierlagen herausgeschoben wurden, Kalenderuhren, bei denen ein Zeiger Bild für Bild vorrückte oder bei denen zwei ineinander gedrehte Spiralen jeden Tag ein Stück verrückt wurden und ein Bild freilegten.
1920 kam die Zeit der Türchenkalender mit schön gemalten Winter- und Weihnachtsszenen, täglich war ein verstecktes Bild hinter dem aufzuklappenden Türchen zu entdecken. Und dann kam der Glitter. Alte Kalender mit Glitter sind wunderschön, aber der Glitter ist nach 24 Tagen praktisch überall im Haus.
Erst 1958 bekamen die Türchenkalender ein Schokostückchen zum Herausnehmen.
Die Firmen begannen, Adventskalender systematisch für ihre Werbung und für gute Umsätze zu nutzen. Immer mehr und immer mehr. Statt Bilder und Süßem steckten sie Spielzeuge hinein - für Groß und Klein - und köderten die "Großen" und machten Online-Gewinnspiele daraus. Mittlerweile gibt es so viele davon, dass wir locker den ganzen Tag nur mit virtuellen Adventskalendern beschäftigt sein könnten. Zum Kotzen.
Wie charmant sind doch die alten Kalender. Einen kleinen Überblick über gedruckte Adventskalender gibt es noch bis zum Dreikönigstag 2019 im Historischen Museum Hannover.
Am besten geht Ihr Freitags hin, da ist der Eintritt frei.
Mi
12
Dez
2018
Das Schneeaufkommen in Hannover in diesem Dezember bisher: NULL.
Aber einen Schneemann hat Hannover trotzdem. Gebaut aus vielen kleinen Steinchen. Er steht vor der Kestnergesellschaft, trägt trotzig einen Palmenzweig und wartet auf Schnee. Die Wetterfrösche haben die weißen Flocken schon mehrfach angekündigt und heute wieder, meine Wetter-App zeigte Schneeregen an und ich sah erwartungsvoll nach draußen - und - NICHTS.
So
09
Dez
2018
Eine der vielfältigen vorweihnachtlichen Aufgaben ist der Kauf der Weihnachtstanne. Obwohl, ich schreibe das so einfach: Tanne. Es gibt Fichten und Douglasien und Blaufichten und Nobilis - und sogar Kiefern dienen als Weihnachtstanne. Die Qual der Wahl. Unser Favorit ist die Nordmanntanne. Lateinisch Abies nordmanniana. Sie hat ihren Namen aber nicht, weil sie hoch im Norden wächst, sie kommt ursprünglich aus dem Kaukasus, also eher südlich (maniana). Nein, ganz simpel hieß ihr Entdecker Alexander von Nordmann und deshalb. Diese Tanne wächst so, wie ich mir einen Weihnachtsbaum vorstelle, hält lange die Nadeln fest - und zerpiekst beim Schmücken nicht die Finger.
Das tut die Blaufichte und wer einmal eine geschmückt hat, so wie ich, tut das nie wieder. Die Nobilistanne ähnelt der Nordmanntanne, aaaber ... sie wächst nicht so schön gleichmäßig weihnachtlich.
Ja und es gibt auch die Fichten. Mein allererster selbst gekaufter und nach Hause getragener Weihnachtsbaum war eine kleine Fichte. Fichten sind günstig in der Anschaffung und ich hatte damals nur ganz, ganz wenig Geld. Ich habe gelernt, dass Fichten unglaublich schnell und gründlich die Nadeln abwerfen, auch wenn sie in einem Ständer mit Wassertank stehen. Und ich habe gelernt, dass diese Nadeln aus einem Teppichboden mit kleinen Schlingen (der damals der letzte Schrei war) nur mit geduldigem Pulen herauszubekommen sind.
Die Zapfen all dieser Bäume sind ihre weiblichen Früchte und Weihnachten äußerst dekorativ. Manche hängen vom Zweig, manche stehen auf ihm wie eine Kerze, manche behalten ihre Zapfenform und manche, wie die der Libanonzeder, fallen in Schuppen auseinander und nur die Mittelachse bleibt wie eine Kerze stehen.
Passt gut zum zweiten Advent.
Do
06
Dez
2018
Er war natürlich nicht der Nikolaus. Er kam in meine Schulklasse, in die siebte, glaube ich, und wurde von allen Niko genannt. Nikolaus. Ich dachte damals, ach du meine Güte, wieso haben die Eltern ihn denn so genannt? Aber wisst Ihr, später, als wir Namen für unseren Sohn gesucht haben, fand ich Nikolaus gar nicht so schlecht. Aber dann haben wir es doch nicht getan.
Wenn wir Glück haben, kommt der richtige einmal im Jahr vorbei. Immer nachts, ungesehen. Streut Nüsse und Äpfel und lässt die eine oder andere Schoggi fallen. Bevorzugt in Schuhe oder daneben. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste, unser Nikolaus. Und das Bücken fällt schwer.
Mein absolutes Lieblingslied zum Nikolaustag:
Lasst uns froh und munter sein
und uns recht von Herzen freun.
Lustig, lustig, tra la-la-la-la,
bald ist Niklausmorgen da,
bald ist Niklausmorgen da.
Dann stell ich den Teller auf.
Nikolaus legt gewiss was drauf.
Lustig, lustig, tra la-la-la-la,
bald ist Niklausmorgen da,
bald ist Niklausmorgen da.
Wenn ich aufgestanden bin,
lauf ich schnell zum Teller hin.
Lustig, lustig, tra la-la-la-la,
bald ist Niklausmorgen da,
bald ist Niklausmorgen da.
Niklaus ist ein guter Mann,
dem man nicht genug danken kann.
Lustig, lustig, tra la-la-la-la,
bald ist Niklausmorgen da,
bald ist Niklausmorgen da.
Wenn ich dieses Lied singe, bin ich wieder eine kleine Erstklässlerin, mein roter Schulranzen riecht nach Leder und der Schulflur nach grüner Seife. Meine Fibel liegt vor mir und die dicken Buntstifte und Wachsmaler daneben. Jedes Mal.
So
02
Dez
2018
Im vorweihnachtlichen Hannover leuchten die Sterne vom Deckengewölbe unserer Marktkirche. Mitten in Hannover, am Rande der Altstadt. An diesem Ort stand schon im 12ten Jahrhundert eine kleine Kirche. Und wer sich in den Kirchenkeller traut und in den Gemeindesaal geht, der kann dort noch alte Fundamentsteine aus dieser vergangenen Zeit entdecken.
200 Jahre später bauten die Hannoveraner neu. Praktisch veranlagt wie man hier so ist, erst einmal um die alte Kirche drumherum, bis die neue wenigstens im Ansatz nutzbar war. Und dann erst wurde abgerissen. Der Zeit entsprechend war die Kirche natürlich katholisch, es gab viele Altäre und mittelalterliche Pracht. Mit Luther (Mitte des 16ten Jahrhunderts) wurde die Marktkirche dann protestantisch, alles Katholische flog raus, strenger Minimalismus war angesagt. Hielt sich aber nicht lange, dann wurde die Marktkirche mit einem neuem Altar und Kanzel und Stühlen im Zeitgeist des Barock ausgestattet. Auf alten Bildern ist der Innenraum weiß, die ebenfalls weiße Kanzel üppig geschnitzt, die Decke mit grauen Fresken verziert. Mitte des 19ten Jahrhunderts hatten die Hannoveraner genug Barock genossen, es wurde wieder renoviert und gemalert. Recht bunt soll es gewesen sein.
Und im zweiten Weltkrieg war dann alles hin. Von der Kirche standen nur noch die Mauern und der Dachstuhl. Aber Hannover baute wieder auf. Der Architekt Oesterlen verbannte jeglichen Schnickschnack, legte die Backsteine frei und reduzierte den Bau auf das Wesentliche. Sehr protestantisch und irgendwie modern.
Die Lichtsterne passen fabelhaft dazu. Wir waren Anfang November in der Kirche, der Tag war kalt und grau und wir konnten uns gar nicht sattsehen. Und haben eine Kerze angezündet. So wie wir das heute zu Hause auch tun werden.
Die Rosebudbears wünschen Euch allen einen schönen 1. Adventssonntag.