Oktober 2018
Mi
31
Okt
2018
Und schon fast vorbei - Halloween - dieser Gnumpf bewacht heute unsere Tür - die Gedicht aufsagenden und Treats einsammelnden Hexen, Gespenster, Dämonen und Kreaturen waren von ihm sehr angetan - ja, heute hatten alle Kinder und Junggebliebenen ihren Spaß.
Heute gab es "Treats für Alle", also alle Niedersachsen. Denn unsere Landesregierung hat es tatsächlich hinbekommen und den heutigen Reformationstag (nur zur Erinnerung: das ist der Tag an dem Luther vor 501 Jahren seine Thesen an die Wittenberger Kirchentür genagelt und damit die evangelisch-lutherische Lehre begründet hat - obwohl Historiker die Sachbeschädigung inzwischen anzweifeln und meinen, er hätte die Thesen einfach mit der Post verschickt, als sei das so einfach gewesen, erst 1530 wurde die Post im Heiligen Römischen Reich für die Allgemeinheit nutzbar) zum Feiertag gemacht. Na endlich!
Nun hat sich das keltisch-irische Samhain-Halloween in den Reformationstag geschlichen. Aber ist das schlimm? Für die Menschen vor 500 Jahren waren Hexen, Dämonen, Gargoyles und der Teufel selbstverständlich, das Balancieren auf der Grenze zwischen Hell und Dunkel, Schwarz und Weiß, kein Ying ohne Yang. Auch bei Luther nicht.
Der heutige Tag ist eines der wenigen Beispiele, bei dem die regierende Politik ein Versprechen tatsächlich eingelöst hat. Nicht einfach so, bei uns hier in Niedersachsen wurde erst einmal geredet und geredet und glaubt mir, jeder hatte eine Meinung. Ungefragt. Eine Meinung, ob es überhaupt einen zusätzlichen Feiertag geben sollte und wenn, welchen Tag man nehmen sollte. Besonders die nicht-lutherischen Konfessionen hatten dazu ganz spezielle Meinungen - und die Atheisten - und die Wirtschaft - und jeder Tageszeitungsleser und -leserin. Sie alle redeten so lange, bis die anderen Bundesländer im Norden den Reformationstag als Feiertag bereits beschlossen hatten und Niedersachsen eigentlich gar nicht mehr anders konnte als mitzuziehen.
Zum Vergleich: Niedersachsen hat nun 10 Feiertage im Jahreslauf, davon sind 6 "bewegliche" Feiertage, rotieren durch die Wochentage und sind auch mal am Sonntag: Neujahr, Karfreitag, Ostermontag, Tag der Arbeit, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Tag der deutschen Einheit, Reformationstag, 1. und 2. Weihnachtsfeiertag. Die niedersächsische Wirtschaft sieht sich schon am Hungertuch nagen.
Bayern dagegen hat Neujahr, Heilige Drei Könige, Karfreitag, Ostermontag, Tag der Arbeit, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt, Tag der deutschen Einheit, Allerheiligen, 1. und 2. Weihnachtsfeiertag. Macht 13. Und Bayerns Wirtschaft feiert nicht der Pleite entgegen!
Noch drei, liebes Niedersachsen! Dann ist es gerecht!
Mo
29
Okt
2018
Eigentlich mag ich gerade das am Oktober: Kalte Nächte und sonnige Tage. Jetzt hatten wir die erste richtig kalte Nacht und die Dächer waren weiß gefroren, aber mit der Sonne am Tage haperte es. Vormittags kurz und dann vorbei. Und aus dem goldenen wurde ein grauer Oktobertag mit kaltem Wind. Wer draußen war, beim Springer Hubertusfest zum Beispiel, packte sich gut ein: Winterjacke, die ersten Fellkapuzen, Schal, Handschuhe. Handschuhe! Darauf hatte ich noch gar keine Lust. Also schnell wieder hinein.
Das gab uns die Zeit, um in Ruhe die Zeit umzustellen.
Seid Ihr brav in der Nacht um Drei aufgestanden und habt auf "Winterzeit" umgestellt? Nein? Eigentlich hätten wir das tun müssen, um diese Umstellerei auf eine Stunde zurück noch einmal richtig zu leben. Denn angeblich soll es ja das letzte Mal sein, dass wir so einen 25Stunden-Tag herbeizaubern. Aber noch glaube ich nicht daran. Seit wann halten sich Politiker an das, was sie einmal gesagt haben?
Wir jedenfalls haben diese wichtige 25igste Stunde des Tages einfach verschlafen und erst am grauen Nachmittag die Uhren gestellt. Jedes Mal graut mir davor, weil - es sind eine ganze Menge (Radio, Radiowecker - mehrere, Backofen, Videorecorder, Armbanduhren - auch mehrere, Heizungsanlage) und jede tickt anders. Bei manchen ist die Anleitung futsch und ich kann mich partout nicht mehr erinnern. Irgendwie geht's dann. Am einfachsten ist mein Radiowecker am Bett. Er hat eine Taste "Sommer/Winter", ein Druck - fertig. Eigentlich schade, dass diese Taste völlig sinnlos werden soll.
Fr
26
Okt
2018
Vor vielen, vielen Jahren ...
Ein Freund meines Vaters züchtete Pfauen und ab und zu schenkte er mir kleinem Mädchen ein Pfauenei fürs Frühstück oder eine der prächtigen Federn des Pfauenmannes. Ich habe sie lange Zeit sehr gehütet und mich immer gefragt, ob der Pfau dann eine Lücke in seinem Rad hatte ...
Die Nachbarn dieses Freundes hielten nicht sehr viel vom Zucht-Hobby. Pfauen können sehr laut schreien. Bevorzugt früh morgens oder spät abends. Oder einfach zwischendurch und das geht wirklich durch alle geschlossenen Fenster hindurch. Die nachbarliche Stimmung war nicht ... gut. Was haben wir doch für ein Glück, dass unsere Nachbarschaft sich auf Hühner (nach einem kurzen Intermezzo wieder ohne Hahn) beschränkt, die nur ganz moderat gackern.
Diese Pfauendame ist uns im Vogelpark über den Weg gelaufen - nein, nicht gelaufen, geschritten. Pfauen sind sich ihrer Würde bewusst, sie sind heiliges Nationaltier in Indien, symbolisieren Schönheit und Reichtum und Unsterblichkeit. Und auch etwas Arroganz.
Die Frauen haben nicht diese prächtigen jedoch unpraktischen Schwanzfedern, aber wunderschön sind sie trotzdem.
Wer in diesem Jahr noch nach Walsrode in den Vogelpark möchte muss sich beeilen, denn am Montag, dem 29.10.2018, beginnt die Winterruhe.
Mi
24
Okt
2018
Das Wort fiel in einer Fernsehsendung über "Gärtnern im Herbst": "Wir sind jetzt im Vollherbst." Die hinter dem Moderator stehende Kalenderuhr zeigte auf den 26. Oktober und eben auf diesen Begriff. Vollherbst.
Ich googelte. Aha, ein Begriff aus dem phänologischen Kalender, das ist ein Kalender, der sich nach Erscheinungen in der Pflanzenwelt richtet, und den ich vorher auch nicht kannte. Phänologisch gesehen kurven wir in jedem Jahr durch Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling, dann kommen Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, dann Frühherbst, Vollherbst und Spätherbst und dann Winter. Einfach nur Winter. Und keine Feiertage.
Was ich schwierig finde ist, dass dieser Kalender doch für jeden Ort unserer Erde an einem unterschiedlichen Punkt ist. Vollherbst bezeichnet die Zeit der Kartoffelernte und Laubfärbung. Wenn ich so aus dem Fenster sehen, finde ich aber, dass Hannover sich bereits im Spätherbst befindet: Allgemeiner Laubfall und Vegetationsende. Zumindest der Laubfall ist nun in vollem Gange, die Apfelbaumblätter haben den gesamten Rasen erobert, die große Stieleiche im Nachbargarten, vor 10 Tagen noch gelb-rot und vor drei Tagen rot-braun gefärbt, ist heute bereits fast kahl.
Der farbenprächtige Sonnenuntergang am Wochenende hatte den Wetterwechsel angekündigt. Nun haben wir einen Herbststurm, der alles, was nicht mehr ganz fest am Ast hängt, davonfegt. Und die Wildgänse sind schon vor Tagen in Richtung Süden gezogen.
Mo
22
Okt
2018
Das schöne Oktoberwetter hatte uns nach Herrenhausen in den Berggarten gebracht. Der schmückt sich noch bis zum 28igsten mit der "Florale", mit Kunstobjekten, die im ganzen Garten verteilt stehen/liegen/hängen. Und verleitet Hannovers Familien zu einer Art Schatzsuche. Oder schlicht gesagt, obwohl es ein ganz normaler Arbeitstagdienstag war, war es für Berggartenverhältnisse voll. Na ja, nicht so, dass wir uns gedrängelt hätten, es verläuft sich halt. Der Garten ist ja groß.
Und so begann für uns die Suche nach Kunst.
Wir stolperten als Erstes über Malerpinsel, angebliche 1.600 Stück, die im Rasen steckten, das war das "Cox Kocks Orange". Und wir überlegten lange, ob das nicht auch etwas für unseren
Garten sein könnte. Vielleicht in Lila-Blau-Tönen. Vielleicht im Vorgarten, statt Tulpen. Die Blicke unserer Nachbarn wären eine Herausforderung.
Am Eingang hatten wir einen kleinen Faltplan bekommen, auf dem die Fundstellen der Objekte eingezeichnet sind, mit Kunst- und Künstlernamen. Dass die Erklärungen zu den einzelnen Dingen auf der Rückseite stehen, fanden wir erst später heraus (denn wer faltet einen Flyer beim Bummeln schon komplett auf). Zunächst blieb es daher uns überlassen, zu rätseln ...
Ist das Sperrmüll? Nein, es war "die Farbe als florale Essenz" von Doris Hahlweg. "Einzelne Bildstücke, Farbhäute fügen sich zu einem farbigen Ganzen, eine in den spezifischen Umraum gebaute Malerei", so die Info dazu.
Sehr hübsch und, in kleiner eine Option für den heimischen Garten, die "Stielblüte" in der Heide am Moor von Klaus Madlowski. Und auch der "Schmarotzer" von Frank Brinkmann gefiel uns. Einzige Erklärung dazu: "Kreislauf-Symbol", das nenne ich mal kurz und knapp. Die goldenen Kieselsteine im "Weg zum Paradies" fanden wir nicht, die Künstlerinnen waren davon ausgegangen, dass die Besucher die Steine nach und nach aus dem Kiesweg sammeln würden - Entsorgungsproblem gelöst - und das war wohl schon geschehen.
Vor dem Welfenhaus-Mausoleum ballte sich die Kunst. Da standen "Dinge, die nicht zu sehen sind" (deshalb hier auch nicht) und ein Bilderrahmen von insgesamt Fünfen mit dem Namen "Absichten" (die ähnliches bewirken wie mein Blick durchs Kameraobjektiv), eine schwarze Farnblüte und auch ein ... hmm Dings ... eine kleiner Koffer mit präparierten Eicheln und Tannenzapfen, kleinen Väschen und eine Art zweiarmiger Leuchter mit Stecknadeln besteckt. Stand gar nicht im Faltblatt, war das also Kunst? Oder hatte eine Hexe ihre Zaubertrank-Ausrüstung vergessen? Sah aber gut aus.
Dann standen wir vor etwas, das aussah wie aufgehängte Wäsche. Es heißt "Nightmare" und darüber steht in der Pressemitteilung: "Der öffentliche Garten wird zu einem Nutzgarten mit privatem
Interieur umfunktioniert, das in künstliches Licht getaucht und in einem schwarzen Umfeld auf eine nächtliche Situation weist. Nachts, wenn die Ablenkungen des Tages wegfallen, kann sich ein
alltägliches Kleidungsstück in einen blutigen Torso verwandeln, der auf Leid und Tod verweist und dem geschützten privaten Raum gefährlich nahe rückt." Alles klar? Sowohl mein Mann als auch ich
haben beruflich Frauen mit dem Namen der Künstlerin kennengelernt und wir haben überlegt, ob vielleicht eine von ihnen ... Aber nein.
Das Spannende an moderner Kunst sind die Gedankengänge, die sie auslöst.
Fr
19
Okt
2018
Am Besten ist es, man geht schon früh am Morgen in den Tiergarten. Da ist es noch still, da erwachen Natur und Tiere - und haben erst einmal Hunger -, das Damwild zieht zum Futterplatz, da zwitschern die Vögel in den Baumkronen und Nebel steigt vom Nachts gefrorenen Boden auf.
Vor allem aber sind so früh noch keine Kindergartengruppen unterwegs, Gruppenstärke in der Regel 10 bis 12 Kinder, mehrere Gruppen, die quer durch den Garten zu hören sind, die sowieso keine Tiere sehen werden, weil sie nur toben und schreien und sich langweilen zwischen so vielen Bäumen und die begleitenden Kindergärtnerinnen viel zu sehr mit sich beschäftigt sind als pädagogisch zu wirken ... So früh sind nur einige Jogger unterwegs, Seniorjogger mit Walkingsticks, die ein gleichmäßiges Tack-Tack durch den Garten schallen. Zuerst hatte ich gedacht es wären Spechte ...
Ja, der Tiergarten ist sehr beliebt bei Allen, die etwas mit kleinen Kindern unternehmen müssen wollen. Das Wildschweingehege vor allem, da sieht Kind wenigstens etwas, auch wenn man es stressig vom Gitter fernhalten muss. Denn während das Damwild frei im ganzen Park
herumlaufen darf, sind aus rein praktischen Gründen (sie sind ziemlich groß - und schwer - und schnell - und haben große Zähne) die Wildschweine eingesperrt.
"Wenn du den Finger durchsteckst, beißt sie ihn dir ab." Ich saß mit der Kamera dicht am Gitter und ein kleiner Junge stand auf einmal vor mir. Sein Großpapa nickte bestätigend. Großmama blickte stolz auf den Enkel, der das mit dem Beißen eigentlich gern gesehen hätte. "Oh ja," sagte Großpapa, "das Schwein ist zwar richtig groß, aber das ist kein Mann, das ist Weibchen. Ein Eber hätte noch größere Zähne." Ein Angestellter des Parks stieg von seinem Fahrrad und kam ans Gitter. "Ja, das ist unser Schätzchen, aber keine Sau. Das ist ein Eber." "Dann haben sie ihm aber die Zähne gestutzt!" "Nein, nein, daran wird nichts gemacht, die sind immer so." Das konnte Großpapa gar nicht fassen. Aber es ging noch weiter. "An den Rückenhaaren, die aussehen wie eine Bürste, kann man auch sehen, dass es ein Mann ist. Und am Schwänzchen natürlich." Großmama wollte jetzt gern weitergehen, aber der Parkranger war noch nicht fertig. "Unser Eber ist schon sehr alt. 10 Jahre alt." "So alt?" wunderte sich Großpapa, "dann wird er jetzt also zum Abschuss freigegeben." "Nein, niemand wird hier abgeschossen." Einen Augenblick war Stille.
Großmama drängte wieder zum Aufbruch. Großpapa fragte, ob die Hirsche denn röhren würden oder ob sie damit schon "durch" seien. "Das Rotwild haben wir noch nicht gehört, aber die Damhirsche haben heute Morgen das erste Mal geröhrt. Da war ausnahmsweise das gesamte Rudel am Futterplatz." Damit stieg der Parkranger auf sein Fahrrad und radelte weiter (was im Tiergarten eigentlich verboten ist - und außerdem Tiere füttern und Hunde mitbringen und die Wege verlassen und Eicheln und Kastanien sammeln und vor allem: Geweihe aufsammeln). Großväter haben es nicht leicht.
Wir waren sehr früh am Futterplatz gewesen, da hatten sie alle gestanden und Kastanien geschmaust, der große kräftige Damhirsch hatte erst seine Frauen beschnüffelt und dann den Kopf zurückgelegt und geröhrt. Und wir hatten uns gar nicht bewusst gemacht, dass es ein großes Glück war, so viele Tiere auf einmal zu sehen und dann auch noch dieses Kollern zu hören. Eigentlich klingt das Geröhre so, wie das rosarote U-Boot im Film "Unternehmen Petticoat", also für menschliche Ohren ... nicht besonders toll. Aber die jüngeren Hirsche schüchterte das wohl wunschgemäß ein, jedenfalls hielten sie sich ehrfürchtig abseits.
Der Tiergarten öffnet morgens um 7 Uhr und schließt bei Anbruch der Dunkelheit. Ab dem 6.11. wird dort allerdings gejagd, denn die Wildrudel dürfen nicht zu groß werden. Dann öffnet er unter
der Woche bis Mitte Dezember erst um 12 Uhr. Der Eintritt ist umsonst.
Di
16
Okt
2018
Was war das für ein wunderbares Wochenende. Altweibersommer pur mit sich langsam färbenden Blätter, mit Sonne ohne Ende, mit blauem Himmel und warm. Wer konnte war draußen und genoss. Rund um Hannovers Attraktionen stauten sich die Autos: am Zoo, am Freibad (übrigens dem letzten in Niedersachsen, das noch offen hat, Wassertemperatur 21 Grad Celsius, Lufttemperatur 26 Grad Celsius, das lässt sich gut aushalten), in Herrenhausen und am Tiergarten in Hannover-Kirchrode.
Der Tiergarten feierte sein jährliches Kinderfest. Kinder, die vorher Eicheln, Kastanien und Bucheckern gesammelt und im Tiergarten abgegeben hatten, hatten freien Eintritt, ein Stück Kuchen und ein Getränk umsonst. Alle anderen zahlten: bis 14 Jahre 1 Euro, darüber 2 Euro. Erschwinglich. Dafür gab es Spiel und Spaß, Zirkus und Waldquiz. Angeblich 25.000 Menschen waren am Samstag beim Fest.
Immerhin mehr als 20 Tonnen an Baumfrüchten kommen so in jedem Jahr für die zusätzliche Winterfütterung zusammen. Die Förster verstecken sie im ganzen Garten unter dem Herbstlaub (denn die Bäume des Parks können nur eine bestimmte Anzahl an Tieren ernähren) und das Reh-, Dam- und Rotwild scharrt es sich wieder heraus. Das verdrückt sich beim Fest jedoch lieber. Tief in den Wald hinein, dahin, wo die Menschen nicht hindürfen, weit weg vom Festgeschehen. Der Tiergarten ist groß.
Der hannoversche Tiergarten wurde von Hannovers Herzog Johann Friedrich 1678/79 für die herzogliche Jagd und Fleischversorgung des Welfenhauses angelegt. Das bedeutet schlicht, dass in Kirchrode ein Waldstück eingezäunt und Damwild ausgesetzt wurde. Erst ab 1799 (sein Nachkomme Georg III. regierte England und Hannover) durften auch die Hannoveraner in den Garten. 1866 annektierte Preußen das Königreich Hannover, der Garten kam unter preußische Verwaltung. Und beließ erst einmal alles beim Alten. Dann aber hatte Preußen die Idee, aus dem Gelände Bauland zu machen. Hannover schäumte und kaufte 1903 den Tiergarten auf, baute ein Ausflugslokal und die Hannoveraner kamen in Scharen. In den Hungerjahren der 1940er-Jahre dann aß Hannover den Tierbestand auf.
Aber heute leben im Tiergarten wieder Dam- und Rotwild, Rehe und Wildschweine, jede Menge Vögel, Fledermäuse, Marder, Eichhörnchen, Hasen und Füchse.
Der Tiergarten ist gelenkte Natur: Aus dem ursprünglichen Waldstück wurde im Laufe der Zeit ein Waldpark mit schönen geschwungenen Wegen und Alleen, mit lockerem Baumbestand, schönen Wiesen, kleinen Teichen, mit freistehenden großen Bäumen mit großer Krone (weil sie dann mehr Früchte tragen) und vielen Bänken zum Ausruhen. Gestorbene Bäume bleiben im Park, sie bieten Lebensraum für viele Parkbewohner. Pilze siedeln auf ihnen. Spechte bauen ihre Höhlen. Eulen schuhuhen. Und es sterben immer wieder Bäume, denn viele sind Hunderte von Jahren alt. Stürme und Blitzeinschläge fordern Opfer. Am ältesten ist eine Eiche in Eingangsnähe, die heute sorgsam gepäppelt und gepflegt wird. Seit gut 680 Jahren steht sie dort, mein Gott, was hat sie nicht alles überlebt. Sogar einen Blitzeinschlag vor 40 Jahren. Als sie aus einer Eichel keimte baute Hannover gerade seine Stadtmauer.
Fast hätte ich es vergessen: die Frau im ersten Bild findet ihr auf dem Stamm der Birke.
Fr
12
Okt
2018
Bei blauem Himmel lässt die Sonne die Blätter leuchten. Nach Regentagen ist der Oktober golden geworden und hat uns in den Berggarten gelockt. Und wir sitzen im Garten, so schön warm ist es noch. Hauptsache noch etwas genießen, denn die kalten Herbsttage werden kommen und der nächste Regen auch, das ist sicher. Nachts war es schon fast frostig.
Der Brand im Meppener Moor ist dank des Regens und der vielen Feuerwehren, auch denen aus der Region Hannover, erloschen - sagt die Bundeswehr und, es gebe keine Glutnester mehr im Torf. Dafür berichten die Medien von Uranmunition, die dort gelagert worden, von radioaktivem oder quecksilberhaltigem Rauch, der vielleicht durch den Brand entstanden sei. Überbleibsel aus Zeiten, als Menschen zu sorglos waren. Aber nichts ist ohne Folgen auf dieser Welt. Über den CO2-Ausstoß denken wir deshalb lieber gar nicht erst nach.
Dann las ich Bill Brysons wunderbare Schilderung, wie er den Appalachian Trail (das ist ein etwa 3500 Kilometer langer Fernwanderweg entlang der Appalachen im Osten der USA) erwanderte. Das Buch heißt in der deutschen Ausgabe "Picknick mit Bären" und ist erheblich besser als der Film dazu mit einem viel zu alten Robert Redford. Und in diesem Buch schreibt Mr. Bryson über seine Entdeckung eines nicht löschbaren Brandes.
Denn es gibt auf unserer schönen Erde Brände, die unterirdisch Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende lang schwelen. Die sich langsam ausbreiten und weiterfressen und immer weiter: Brände in Kohleflözen, den Bändern aus Kohle, die sich kilometerlang unter der Erde zwischen anderen Gesteinsschichten entlangziehen. Kohle entzündet sich leicht von selbst, wenn sie mit Sauerstoff in Kontakt kommt. Das kann durch Erosion passieren, upps auf einmal ist sie an der Oberfläche, aber auch beim Abbau - und, oh ja, auch durch Gewitter oder schlichte menschliche Blödheit kann sie in Brand geraten, das aber seltener.
Aber auch wenn Kohle auf Halden gelagert wird oder in großen Kohlebunkern, kann sie sich spontan entzünden. Sie lässt sich dann relativ leicht löschen, früher auf den großen Dampfern wurde sie einfach in den Ofen geworfen und verfeuert, bevor sie ein Loch ins Schiff brennen konnte. Aber ein brennendes Kohleflöz?
Fast schon berühmt geworden ist das Flöz unter der Stadt Centralia in Pennsylvania, USA. Über dieses Stadtgebiet stolperte Mr. Bryson bei seiner Wanderung. Dort ist die Erde warm und kleine Rauchsäulen steigen auf, denn unter der Erde schwelt die Kohle vor sich hin. Man vermutet, dass sie 1962 durch einen Brand auf der Müllkippe in Brand geraten ist. Bis 1981 kümmerte das die Bewohner des Städtchens wenig. Dann allerdings brach in einem der Gärten die Erde ein und öffnete ein großes Loch, Rauchgase und Panik stiegen auf. Da war es zum Löschen jedoch schon zu spät. Die Einwohner Centralias bekamen Abfindungen und wurden umgesiedelt, nur wenige blieben. Bis auf deren Häuser wurde die Stadt platt gemacht, wörtlich genommen, mit Planierraupen. Straßen führen heute ins Nichts. Es wird geschätzt, dass es noch 200 Jahre unter der Erde weiterbrennen wird. Nur 200 Jahre.
Denn in Australien brennt in New South Wales ein ganzer Berg, der Kohleflöz liegt in 30 Meter Tiefe. Er brennt seit geschätzt 6000 Jahren, jedes Jahr ein Meter mehr. Niemand weiß, wie lange noch.
Auch hier in Deutschland, im Saarland, gibt es einen "Brennenden Berg", eigentlich mehr eine Anhöhe. Das Kohleflöz dort brennt/glimmt seit erst roundabout 350 Jahren, aber das kann ja noch werden. Immerhin war schon Goethe dort und hat die Sehenswürdigkeit bestaunt und die Anhöhe wurde zum Naturdenkmal erklärt und die Touristen strömen.
Mo
08
Okt
2018
Sie passen zu uns. Und sie blühen derzeit überall in Hannovers Parks und Rabatten. Und in meinem Garten auch. Zarte Herbstanemonen. Lateinisch Anemone hupehensis, nach dem Gebiet Hupeh in China, von dort stammen sie. Sie wachsen aber auch wild in Japan und deshalb nennen wir sie einfach Japan-Anemone. Das passt gut zu unserer hannoverschen Japan-Affinität.
Und sie sind einfach schön.
Do
04
Okt
2018
Ich glaube, es war in der vierten Grundschulklasse. "Das Moor" stand auf dem Lehrplan. Ich war sehr aufgeregt, denn der Lieblingsbruder meiner Mutter war Moorarchäologe und von ihm stammte der Text in meinem Schulbuch. Ich konnte alles auswendig. Ich wusste alles über Entstehung und Vegetation und Bohlenwege. Moor interessierte mich. Moor faszinierte mich.
Später habe ich entdeckt, wie viele Mücken es im Moor gibt und wie wenig Schatten, wenn die Sonne brennt. Aber da war es schon passiert und meine Liebe entstanden.
Wenn mein Onkel noch lebte ... wenn er wüsste, dass unsere Bundeswehr einfach so mir nichts, dir nichts, bei Meppen sein gelietes Moor in Brand schießt ... das Moor, das so lange gebraucht hat, um zu entstehen und das so ein einzigartiges Biotop ist ... das nun hin ist für immer ... Ich glaube, er würde ganz exorbitant in die Luft gehen.
"Natürlich" habe ich meine Familie ins Moormuseum geschleppt. Obwohl es ein warmer/heißer Tag war und die Mücken quicklebendig und obwohl mir in Dauerschleife gesagt wurde, wie laaangweilig das doch sei. Gut, wenn ich mir jetzt so meine Fotos betrachte, gebe ich zu, dass es nicht das aufregendste Erlebnis unserer Ostfrieslandtour war. Aber informativ.
Das Moormuseum befindet sich in Moordorf. Das liegt im Südbrookmerland bei Aurich, auf halber Strecke zwischen Esens und Emden und ist damit so ostfriesisch wie es nur geht.
Die Moorkolonie Moordorf wurde 1767 gegründet, da, wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagten. Damals gehörte Ostfriesland zu Preußen und Friedrich II., der "Alte Fritz", überlegte, wie er an Geld für seine Kriege kommen könnte. Das wichtigste Produktionsmittel damals war der Boden, die wichtigste Einnahmequelle die Bauern. Das Mittel der Wahl für erhoffte höhere Steuereinnahmen war deshalb die Besiedelung unbewohnter Gebiete. Was ganz einfach hieß, dass Preussen den Menschen, die als Bauern zu Wohlstand kommen wollten, Land verpachtete (Preussen verdiente gut daran) und es dann ihnen überließ, es urbar zu machen.
Im Falle von Moordorf ging das für die Siedler gründlich schief. Sie erschlossen das Land durch Brandrodung und bauten dann Buchweizen an und hielten Vieh. Die verpachteten Parzellen waren aber einfach zu klein und der Moorboden zu unergiebig, um genügend anzubauen. Es gab keine Infrastruktur, keine vernünftige Entwässerung, dabei grenzte das Siedlungsgebiet ans Hochmoor, und die Siedler hatten nicht die Mittel, etwas zu ändern. Sie waren auf Nebenverdienste angewiesen, die gab es aber kaum bei Fuchs und Hase. So lebten sie statt als Bauern vom Torfabbau, vom Besenbinden, Betteln und Hausieren. Moorkolonien waren Dörfer der Armen. Die Menschen wohnten in primitiven Hütten aus Gras- und Torfsoden, die erst später Lehmhäusern wichen. Sie bekamen viele Kinder, die waren schon jung wichtige Arbeitskräfte und konnten deshalb nicht in die Schule gehen. Ein hartes, entbehrungsreiches Leben.
Wer im Moormuseum eine Führung mitmacht erfährt so einiges darüber.
Mo
01
Okt
2018
Die Wettervorhersage prognostizierte für den hannoverschen Oktoberbeginn: Montag sonnig und kein Regen, Dienstag viel Regen und keine Sonne, Mittwoch ganz viel Regen und noch weniger Sonne. Ich beschloss, meinen freien Montag mit Gartenarbeit zu verbringen.
Beim frühmorgendlichen Aufwachen war es dunkler als erwartet und Regen prasselte gegen unsere Fensterscheiben. Ich stellte den Wecker aus und drehte mich noch einmal um.
Es regnete den ganzen Tag - immer wieder - immer wieder heftig - dazwischen Sonne- dann wieder Regen. Fast wie April. Gartenarbeit? Undenkbar. Die Wetterfrösche behaupten jetzt, am Mittwoch bliebe es nett.