November 2018
Mi
28
Nov
2018
Die Wolkendecke riss auf, die Sterne blinkten und Frost legte eine eisige Decke über unser schönes Hannover. Am Morgen war alles weiß gefroren, selbst das Wasser in unserer Vogelbadeschale ein Eisklumpen. Die Vogelschar saß aufgeplustert in der Kletterrose dicht an der Hauswand, da, wo die Heizungsrohre in der Wand hochlaufen. Der Heizlüfter im Gewächshaus kämpfte tapfer gegen Minus 6 Grad am Boden an. Zum Glück erfolgreich.
Bis mittags war es knackig kalt. Und dann begann der Weihnachtsmarkt.
Mo
26
Nov
2018
Kalt und Grau ist es in Hannover. Als hätte sich das Wetter dem Kalender angepasst. Denn in jedem Jahr wieder ist eine Woche vor dem 1. Advent Totensonntag. Gestern also. Zur Abwechslung mal ein rein evangelischer Feiertag, das Pendant zum katholischen Allerseelen. Und ungerechterweise immer am Sonntag und nie, nie an einem anderen Wochentag, während Allerseelen durch die Woche rotiert.
Der Totensonntag heißt auch Ewigkeitssonntag und das finde ich doch gleich viel netter.
Er ist ein stiller Feiertag, was heißt, dass es keine öffentlichen Feiern gibt, dass die Weihnachtsmärkte erst danach beginnen.
Und dass der Stecker zu Hannovers Adventsbeleuchtung noch nicht in die Steckdose kommt ... Unserer zu Hause übrigens auch nicht, ganz einfach weil ... ich bin noch nicht soweit.
Fr
23
Nov
2018
Am letzten Samstag sind wir am späten Nachmittag mit unserem kleinen roten Flitzer in Hannovers Innenstadt gefahren. Und haben uns durch verstopfte Straßen gerade noch so in die Parkgarage gedrängelt. Was waren das für Auto- und Menschenmassen und dabei war doch schon fast Geschäftsschluss. Unsere Kinder hatten uns schon gewarnt: "Es ist richtig voll in der Stadt, wie sonst an Silvester."
Aber es war nicht Silvester, sondern November. Und der war fünf Abende lang in Hannovers Innenstadt nicht langweilig dunkel und grau, sondern bunt und lustig, denn die Allstars Veranstaltungstechnik aus Garbsen beschenkte uns mit dem Lichtkunstfestival "Hannover leuchtet". Wir Menschen liefen in die Stadt und bummelten entspannt und schauten und freuten uns, die Stadt war voll, voller, am vollsten, und alle hatten Spaß - obwohl es, zumindest am Samstag, eiskalt war. Und der Himmel war klar und trocken. Und übrigens, das alles war ganz umsonst für uns.
Was passierte? Lichtkünstler strahlten einige öffentliche Gebäude an und tauchten sie in ungewohnte Farben und das, was wir seit Jahrzehnten kannten und wo wir schon tausendmal einfach vorbeigelaufen waren, weil es ja immer da war, das sah auf einmal ganz anders aus. Neu. Farbspiele, die sich änderten, die eine Geschichte erzählten, Lichtschläuche, Laserstrahlen, die über den Dächern zur nächsten Installation führten.
Von Opernhaus (das es einfach nicht lassen konnte, das Aufführungs-Werbeplakat herauszuhängen) zur Kriegsruine der Ägidienkirche (die Menschen standen Schlange um hineinzukommen - und wieder hinaus) zum Landesmuseum (unserem Highlight) zur Lichtdusche am Maschsee und zum NDR-Gebäude (das Fußballstadion ließen wir aus), dann zur Marktkirche (lange Schlangen vor zwei Containern, die wir auch ausließen. die Kirche war offen, eine junge Frau schleuderte uns die Frage entgegen "Hannover leuchtet oder Chorkonzert?" und ich war versucht zu sagen "mit welcher Antwort kann ich das Klo benutzen?"),
dann quer durch die Altstadt zur Basilika St. Clemens (die Krypta war geöffnet, wer war schon mal im Keller einer Kirche?), zurück zum alten Sankt Nikolai-Friedhof vor der Kestner-Gesellschaft und zuletzt zur Kröpcke-Uhr (neben der Uhr wurde gerade von mehreren LKWs die große Weihnachtspyramide abgeladen und der Aufbau begann. Dafür scheinen 10 Tage nötig zu sein?).
Zwischen den Stationen war es nächtlich dunkel, ich fühlte mich in "Men in Black" versetzt, Agent K des Nachts an der Straßenecke und die Aliens per Fahrrad, Kinderwagen, zu Fuß um ihn herum unterwegs. Denn es gab, Teil der Eventfinanzierung, Leuchtkugeln am Stab zu kaufen und überall tauchten sie auf. Und ich erwartete eigentlich den Alienschwanz aus den Winterjacken hängen zu sehen ... Oder die große Schabe.
Vielen Dank an die Allstars Veranstaltungstechnik, die all das organisiert hat, und an die Künstler der einzelnen Installationen. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr.
Und, ja, all das hat natürlich Energie gebraucht, aber die brauchen Straßenlaternen ja auch, die könnte die Stadt, die sich dieses Mal typisch Hannoversch vorsichtig herausgehalten hat und dann von der allgemeinen Begeisterung 'total, wirklich total' überrascht war, dann einfach abschalten.
Mo
19
Nov
2018
Zuerst strahlte der Himmel in allen herbstlichen Orange-Gelb Tönen, die er hervorzaubern konnte. Damit schaffte er es sogar auf die Titelseite unserer Tageszeitung - statt Fotos von Welt-, Bundes- oder Stadtpolitik.
Dann kam die Kälte. Samstag. Ein sternenklarer Himmel und Minus-Grade. Minus Vier Grad Celsius! Wir hatten es gerade noch rechtzeitig geschafft, alle Pflanzkübel und den Balkon in Noppenfolie zu verpacken und unseren Schalenbrunnen abzubauen. Am nächsten Morgen war das Wasser in der Vogelschale gefroren. Ein großer Schwarm Wildgänse zog über uns hinweg Richtung Süden. Schlaue Vögel.
Dabei sind wir alle aufgerufen, nachts die Sternschnuppen der Leoniden zu beobachten, damit wir uns etwas wünschen können. Ich wüsste da so einiges ... Ja, wenn es doch nicht so kalt wäre ... Keine Sternschnuppenmagie diesmal.
Sa
17
Nov
2018
Eigentlich vermeide ich Dosenware. Einmal wegen der Umwelt und dann weil ich eine Nickelallergie habe und das Dosenblech meistens Nickel enthält, der, wenn Dose eine Beule hat, unter Umständen und gegebenenfalls in den Inhalt übergehen kann, und dann rötet sich meine Haut. Aber jetzt war ich in Hannovers Dose: in der großen, in der, die neben dem Zoo steht. Manche sagen auch Tonne dazu, aber Dose klingt doch viel netter und erinnert auch nicht so an Per Mertesackers Eistonne (die bei der WM, als Deutschland gewonnen hat). Offiziell heißt sie aber "Panorama", ist über 30 Meter hoch und drinnen ist ein rundum gespanntes Landschaftsbild des Gebiets am Amazonas und in der Mitte ein 15Meter-Türmchen zum Raufklettern. Das "Bild" Amazonien ist eigentlich eine Fotocollage, aus vielen Fotos zusammengesetzt, die bearbeitet und ergänzt wurden, mit 3D-Effekten zum Beispiel und vielen Details. Das ganze wurde dann auf Stoffbahnen gedruckt und diese nahtlos (naja, beinahe nahtlos) in die Rundung der Dose gehängt.
Wir waren eigentlich nur deshalb im Panorama, weil wir beim Einkauf im hannoverschen Drogeriemarkt unseres Vertrauens genügend Gutscheine (jeweils 5 Euro Ermäßigung auf den immer noch zu heftigen Eintrittspreis von 11,50 Euro) bekommen hatten, um die gesamte Familie mitzuschleppen. Es war ein AnfangOktoberSonntagvormittag, es war sonnig und warm, es war der einzige Termin, denn drei Haushalte für etwas Gemeinsames finden konnten, bevor die Gutscheine verfielen. Positiv war, dass das Panorama fast leer war - und klimatisiert. Wir waren ungefähr 2 Stunden darin oder - in Amazonienzeit - etwa 14 Tage. Denn Licht und Akustikberieselung simulieren den Tagesablauf mit hellem Tag, Abenddämmerung, Nacht, nächtlichem Gewitter, Blitzen, Regen, Morgendämmerung, hellem Tag usw. fort in Endlosschleife. Die Affen schreien, die Vögel rufen und irgendwann hatte ich das Gefühl, eine große Mücke würde vor mir vorbeifliegen. Sie kam immer wieder ...
Ich brauchte einige Minuten, um mich an das Ding zu gewöhnen und bevor ich in der Lage war, Einzelheiten aufzunehmen.
Am besten setzt man sich erstmal und schnauft durch, die Sessel in der Mitte sind durchaus bequem. Dann die Treppen, die sich um einen kleinen nichtfunktionierenden Lift herumwinden, hinaufsteigen auf die verschiedenen Aussichtsplattformen, die in 6 Meter Höhe soll den besten Blick bieten, aber 12 und 15 Meter sind auch nicht schlecht und so gestaltet, dass selbst ich keine Höhenangst hatte.
Ja, und dann schaut man. Möglichst nicht zum Dosendeckel, möglichst nicht zum Boden hinunter, beides ist nicht gerade amazonienlike-prickelnd und macht jede Illusion, in der Landschaft zu sein, in nullkommagarnix kaputt. Einfach geradeaus aufs Bild. Es ist nicht nur grün und Baum und Wald. Da passiert ganz viel. Blöd, dass wir keine Ferngläser dabei hatten, unbedingt empfehlenswert - hat man nicht gerade die Adleraugen unserer Tochter. "Ich habe den Otter gefunden." "Wo?" "Da im Wasser, bei den Wellenringen." "Welche Wellenringe?"
Die vielen Details sind das Beste. Nur nervt es, wenn man etwas genauer schauen möchte und, schwupps, wird es schon wieder dunkel. Eine längere Helligkeitsphase wär schon gut: für die Vogelspinne, die das Blatt entlangkriecht, die Schildkröten, die gerade für Nachwuchs sorgen, eine Raupe, die um die Ecke schaut, wo der Vogel grade sitzt, das Krokodil im Wasser, den Tapir auf der Lichtung. Wir waren vor allem deshalb so lange in der Dose, weil wir immer wieder auf Licht warten mussten - und weil die jüngere Generation in Erinnerung an Wimmelbilder-Bilderbücher "Ich sehe was, was du nicht siehst" spielte. Aber mit kleinen Kindern würde ich nie hineingehen.
Und auch kein zweites Mal, denn ich habe mich geärgert: "Das Panorama muss im Kontext der Besucher / des Raumes aufgenommen werden." und auf keinen, gar keinen Fall in 360Grad-Optik oder gefilmt! Das erklärt, warum in der Presse ausschließlich Fotos von Personen, die gerade ein grünes Bild betrachten, erscheinen. Und das ist einfach langweilig.
Gerade steht es in Hannovers Presse: Die Dose hatte im letzten Jahr nicht annähernd so viele Besucher wie erwartet und das Defizit ist enorm, aber die Zahlen will der Zoo wegen der Verträge mit dem Bildkünstler nicht verraten. Wie bitte?
Do
15
Nov
2018
Wenn ich morgens durch unser Ostfenster zu den Nachbargrundstücken sehe, leuchten mir die Ahornblätter entgegen. Und der große Gingkobaum. Denn der Wind hat gedreht und ist kalt geworden. Und auch das letzte Blatt bunt.
Eigentlich sind Gingkos langweilige Gartenbäume und ihre sparrige Wuchsform ist auch nicht mein Highlight. Aber im Herbst färben sich ihre Blätter in ein so leuchtendes Gelb, dass ich mich kaum sattsehen kann. Deshalb besitzen nun auch wir ein Gingkochen, allerdings klein und noch im Topf auf dem Balkon. Auspflanzen sollte man sie erst wenn sie schon etwas größer sind, sagt unsere Baumschule, und so lange kann ich mir noch überlegen, wohin.
Denn Gingkobäume werden sehr alt und bis zu 40 Meter hoch, deshalb sollte der Platz im Garten gut gewählt werden. Aber sie wachsen langsam. Bis der Nachbar merkt, was da groß wird, steht der Baum schon gut eingewurzelt und lange im Beet.
Erst nach etwa 20 Jahren weiß man, ob man einen männlichen oder einen weiblichen Gingko gekauft hat. Die weiblichen Blüten sind so klein, dass sie gar nicht auffallen, die männlichen ähneln Weidenkätzchen. Wenn es wirklich mal Früchte gibt, sehen sie aus wie Aprikosen, denn sie werden im Herbst gelb und platzen dann bei Frost auf und werfen die Samen ab. Und sie stinken!
Ich hoffe sehr, dass unser Gingko männlich ist.
Der Ahorn wächst kompakter, ohne Stinkerei, und seine Blätter wechseln die Farben von grün zu gelb zu rot, in der Sonne glühen sie feuerrot. Er steht nicht in unserem Garten. Ich fühle mich ihm aber sehr verbunden, weil das abgeworfene Laub auf unsere Wendefläche vor den Garagen fällt und dann vom Wind in unseren Vorgarten getragen wird. Und ich reche es dann zusammen und trage es auf den Kompost.
Während das Laub unserer Fliederbüsche auf den Garagenhof der Nachbarn auf der anderen Seite unseres Grundstücks fällt - und von diesen zusammengerecht und entfernt wird. Das ist die alljährliche herbstliche Umverteilung. Und irgendwie gerecht ...
Und gerade habe ich gelernt, dass der Ahorn gar kein Ahorn ist sondern ein Amberbaum, der allerdings dem Ahorn sehr sehr ähnlich ist. Egal. Schön ist er.
Mo
12
Nov
2018
Ja Kinder, wo wart Ihr denn? Wir hatten ein sehr trauriges Wochenende, denn es war Martinstag, eigentlich sogar zwei Martinstage (am 10. für die Evangelischen Luthers Geburtstag, am 11. Martinstag für die Katholischen), und keiner war da!
Keine singenden Kinder, keine Laternen vor der Haustür, kein Anbieten einer großen, einer sehr großen Schale voller Leckereien und Mandarinchen und Äpfel. Woran lag es? Waren alle noch von Halloween satt? Lag's am Wochenende? Am schlechten Wetter? An uns?
Abends blickten wir traurig auf die volle Schale und dann verteilte ich den Inhalt an unsere Kinder. Die schwelgten in Erinnerungen an vergangene Kindertage mit Beutezügen durch ganze Stadtteile, die Kindergruppe durfte nicht zu groß sein, aber auch nicht zu klein, textsicher musste man sein, wenigstens zwei Martinslieder musste man können. Und Danke sagen. Und die Mutter stand im Hintergrund an der Straßenecke und passte auf alle auf.
Das war das Highlight im grauen November. Und heuer?
Der November 2018 belastet sich nicht nur mit Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Buß- und Bett-Tag. Sondern auch mit düsterer Geschichte des Hitler-Deutschlands und dem Kriegsende des 1. Weltkrieges. 100 Jahre ist das her. Und niemand mehr da, den wir fragen können, wie das war, in der eigenen Familie. Nur ein Verwundetenabzeichen, gefunden in einer alten Schachtel im Keller, mahnt uns, dass bei Krieg niemand ungeschoren davonkommt. Ich habe für mein Abitur Kriegsliteratur lesen müssen: Ernst Jünger, Erich Maria Remarque. Schrecklich.
Ein Krieg hat keine Sieger, keine Besiegten, nur Opfer. Und keine Berechtigung.
Und die Menschen in Paris und London feierten, hallo Ihr Ewig-Gestrigen Nazis, keinen Sieg, sondern dass es damals endlich zu Ende war. Für Alle. Auch für meine Familie.
Do
08
Nov
2018
Blau ist die Farbe. Das Blau der Federn unserer Eichelhäher ist wunderschön. Denn sie sind wieder da ... oder sind es immer noch und wir haben sie zwischendurch nur nicht gesehen?
Ich hatte eine Tüte voller Erdnüsse in Schale, nur leicht überlagert, geschenkt bekommen und zwei, drei Nüsse für Hemmi Hermine Eichhorn neben unsere Vogelfutterschale auf den Rasen gelegt. Ich glaube, Eichelhäher haben den Siebten Sinn für Futter, ein Radar, das sofort im Umkreis mehrerer Kilometer eine Erdnuss ortet. So schnell waren sie da. Zu Dritt.
Gibt es auch bei Eichelhähern geschwisterlichen Futterneid und Eifersucht? Eichelhäher Oskar, der größte und frechste der Drei, jedenfalls war in einem Dilemma: Da lagen drei Erdnüsse, wie konnte er sie alle für sich haben? Alle drei mitnehmen? Unmöglich. Vielleicht wenigstens zwei? Er versuchte zwei gleichzeitig mit dem Schnabel zu halten. Nein, es ging nicht. Dann probierte er, eine Nuss komplett in seinen Kropf zu schlucken um eine zweite im Schnabel mitzunehmen. Nur war Nuss Nummer 1 zu groß zum einfach runterschlucken, lag irgendwie quer und Oskar würgte, so dass wir schon Angst um ihn bekamen. Dann lag die Nuss wieder vor ihm.
Und während er noch nach Luft schnappte, tauchte Eichelhäher-Geschwisterchen auf und klaute sie ihm weg.
Nun lagen nur noch zwei Erdnüsse da und Oskar nahm eine davon in den Schnabel und hüpfte mit ihr zu zweiten Nuss. Er legte den Kopf nach links, dann nach rechts, ließ die mitgebrachte Nuss fallen und nahm Nuss 2 hoch, legte den Kopf nach links, nach rechts, ließ Nuss fallen und nahm die erste wieder auf. Dann flog er los. Und wir überlegten, ob Eichelhäher im Schnabel eine eingebaute Waage haben, damit sie nicht Peanuts, sondern die schwerste nehmen?
Ich habe gesehen wie einer der Blau-Gefiederten unserer Bande vier! Erdnüsse ausgewogen hat, ehe er seine Wahl fort trug.
Dabei dürften unsere Vögel die Erdnüsse eigentlich gar nicht kennen, Denn sie wachsen nicht bei uns, sie kommen aus Südamerika und der größte Exporteur sind heuer die USA.
Dahin übrigens ging unser Blick in der letzten Woche.
Die Blogger-Freundinnen schrieben "Vote-Vote-Vote" in ihren Posts und wurden von Tag zu Tag angespannter. Und wir dachten "wieviel gesunden Menschenverstand hat Amerika noch?" (ganz ehrlich? offenbar wenig, wenn sie jemand wählen, der nicht mehr lebt, jemand wählen, der des Betrugs angeklagt ist, jemand wählen, der sexistisch, narzisstisch, rassis...) CNN veröffentlichte einen langen, langen Artikel über uns Deutsche und die übrigen Europäer, besonders über uns Deutsche, die wir es nicht schaffen würden, den amerikanischen Präsidenten links liegen zu lassen, obwohl in unserer eigenen Politik doch wirklich genug passiere, um sich darauf zu fokussieren. Ja, bei uns ist grad ganz schön was los und die elenden Nazis haben wir auch am Hals, aber unsere Politiker haben keinen roten Knopf um alles in die Luft fliegen zu lassen und in der Regel beleidigen sie nicht Gott und die Welt und gefährden Demokratie und globale Sicherheit. CNN schrieb, wir würden es lieben Trump zu hassen.
Aber das ist ein Irrtum, wir lieben es nicht. Und wir hassen nicht, denn Hass ist das Werkzeug der Rechtsradikalen und Rechtspopulisten. Aber es ist so, dass unser amerikanischer Traum von Demokratie, Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, gegenseitigem Respekt, kurz von Raumschiff Enterprise (wobei wir zugegeben einige Defizite der USA einfach ausgeblendet haben), seit zwei Jahren in einzelne Sandkörner des Trumpschen Sandkastens resorbiert.
Aber nun gibt es einen blauen Hoffnungsschimmer.
So
04
Nov
2018
Sooo schnell ist der November da ...
Sein Einstandsgeschenk war eine fast- und eine richtige-Frostnacht.
Und etwas wehmütig dachte ich ans goldene Oktoberwetter und - oh shit - die Infa 2018 - davon wollte ich doch berichten und habe es - upps - vergessen.
Aaber - besser als verspätet als gar nicht, oder? Los geht's.
Wie schon im letzten Jahr war auf der Infa bereits Weihnachten, war die Kreativhalle enttäuschend langweilig und spätestens am Mittag alles viel zu voll mit Menschen. Wenn die Familientradition nicht wäre, ich weiß nicht, ob ich noch hinginge ...
Auf der Infa kaufen wir immer etwas Innovatives. Also etwas, das dann zu Hause in der Schublade verschwindet und nie benutzt wird. Perfekt dafür ist die "Markthalle", das ist die Messehalle mit all den Ess- und Trinkständen ("Kommen Sie! Ich lade Sie zur Weinprobe ein!" - Morgens um 10 Uhr! - und glaubt ja nicht, dass es umsonst ist) und mit der Cakeworld, die inzwischen so geschrumpft ist, dass wir sie fast nicht gefunden haben und bei der es mehr Kaffee als Cake gab. Und keinen Kuchenwettbewerb mehr.
In der Markthalle stehen auch die Verkaufsstände für alle die schönen Dinge rund um den Haushalt. Und für das Innovative. Wir tun uns nie leicht damit, wir informieren uns gründlich. Und allzu teuer darf es natürlich auch nicht sein...
Was es so alles gab: ganz spezielle Kehrbleche und -schaufeln, die (angeblich) auch Katzenhaare kehren; Putzlappen und -schwämme, die ohne Reiniger reinigen; die perfekten Pfannen für den perfekten Bratling ohne Bratfett und ohne sie hinterher abspülen zu müssen, nur auswischen - iih; Silikonformen in jeder erdenklichen Form und Farbe, davon, dass man sie erst einmal erhitzen und ausmüffeln lassen muss, sprach niemand; und Gemüsehobel. Die Zahl der Stände, an denen Gemüsehobel aller Art, Farbe und Material angeboten wurden, war im zweistelligen Bereich. Und sie wurden vorgeführt. Unmengen an Gemüsen lagen fein geschnitten in Haufen auf den Tresen, nur um hinterher weggeworfen zu werden. Wir blieben da stehen, wo es auch mal ein Häppchen gab - und eine gute Show. Denn wir hobeln seit 35 Jahren mit dem Börner, da ist ein Wechsel kein Diskussionsthema.
Eine gute Show gab es bei einem jungen Mann, der mithilfe eines Plastiktrichters, eines Gemüseschälers und eines Akkuschraubers wunderbare dünne Kartoffel-Zucchini-Möhren-Spiralen und Gemüsespaghetti herstellte. Hier standen fast nur Männer, kaum Frauen. Fast wäre ich schwach geworden, aber bei uns ist der Akkuschrauber-Akku immer leer, wenn ich ihn benutzen will und kochtechnisch wäre das .... ein Killerkriterium. Also nicht.
Wenn man in einer Familiengruppe auf Shoppingtour geht, hat immer einer Argumente dagegen. Das spart ungemein Geld, das man dann am Milchlandstand in Quarkspeise mit Himbeeren und Sahne investieren kann. Trotzdem hat es "Ricciolino" in meine Einkaufstasche geschafft, was auch am Preis im einstelligen Bereich lag. Ricciolino ist ein kleiner Metallstab mit zwei Ösen, den man in die Mitte einer Kartoffel, dicken Möhre, Apfel, Ananas oder ähnlichem hineindreht, bis er auf der anderen Seite wieder hinauskommt. Samt zwei Obst-Gemüsespiralen, wie Korkenzieher sieht das aus. Die Vorführung war klasse, selbst die Männer in der Gruppe hin und weg. Und ich dachte, das wäre nett für ein Buffet. Ich habe Ricciolino erst einmal hinten in die Küchenschublade gelegt ...