Nordseestrand, Ebbe und Flut, Möwen, Wind, Muscheln, Krabbenkutter und Netze üben auf mich eine Anziehung aus, die sich nur durch genetische Vorbestimmung mütterlicher Vorfahren erklären lässt. Denn eigentlich bekomme ich vom ständigen Wind Migräne, hasse den Sand in allen Sachen und kann Heringe nicht ausstehen.
Aber so ist es, als käme ich nach Hause, wenn wir im Land zwischen Ems und Jadebusen unterwegs sind. Ein Gefühl der Vertrautheit und des Wohlfühlens. Auch wenn es stürmt und regnet.
Von Greetsiel, Norddeich (ausnahmsweise ohne "siel" im Namen), Nessmersiel, Dornumersiel, Bensersiel, Neuharlingersiel, Carolinensiel mit Harlesiel, Horumersiel bis Hooksiel reihen sich an der ostfriesischen Küste die Sielorte wie eine Kette aneinander, man kann sie prima auf der Küstenstraße abfahren und aussteigen, wo man mag.
Zum Beispiel in Carolinensiel, um im Puppencafé Ostfriesentee zu trinken.
Siel bedeutet einen Durchlass im Deich, der sich bei Flut durch den Druck der See automatisch schließt und bei Ebbe öffnet, sodass das Land hinterm Deich gleichzeitig entwässert wird. Diese Technik ist schon sehr alt. Durch das ablaufende Wasser aus den Sielen haben sich in den Jahrhunderten tiefe Wasserrinnen gebildet, die praktischerweise für Häfen genutzt werden. Große Sieltore sorgen dafür, dass die Kutter in den Sielhäfen sicher ankern können. Und die gefangenen Krabben verkaufen.
Zur Nordsee gehören Krabben einfach dazu. Ich liebe Krabben. Hier in Hannover kann ich sie kaufen, teuer kaufen, aber richtig schmecken tun sie eigentlich nur frisch gefangen und gekocht direkt vom Kutter in salziger Seeluft. Und nur, wenn man das Krabbenfleisch selbst aus den Schalen pult. Das dauert schon eine Weile, ehe es für ein Krabbenbrot reicht. Aber dann ... großes MjamMjam.