Mit dem Vollmond am 3. August kam die Wärme, mit dem Neumond heute am 19ten geht sie nun fort. Noch etwas zögerlich, aber das Licht hat sich schon geändert, Wolken sind herangezogen, es hat gewittert und geregnet. Ein Hauch von Herbst streift uns und ich hätte Appetit auf Kürbis. Und frisches Apfelmus. Und Zwetschgenkuchen.
Die Eichhörnchen haben beschlossen, dass es höchste Eisenbahn ist, die Pfoten an die Vorratskammern zu legen und alles hineinzustopfen, was geht. Hemmi Hermine Eichhorn, die Mama unserer Zwillinge, haben wir nun schon länger nicht gesehen, aber ihre Zwillinge dafür täglich. Harriet, das kleine Mädchen kommt früh morgens und futtert den Sonnenblumenkern-Igel leer, sie ignoriert uns meistens, ist aber recht schreckhaft und vorsichtig.
Hamilton, der so schnell durch den Garten fetzt, wie sein Namensvetter bei der Formel 1 durch die Kurven, kommt vormittags, am späten Nachmittag noch einmal und manchmal auch zwischendurch, wenn er uns im Garten hört. Er hat sich zum Ziel gesetzt uns zu seinen GNussomaten (=garantiert nussausspuckender Automat) zu erziehen. Stand der Dinge aktuell: zu 70 Prozent erreicht.
Hamiltons Methoden sind simpel und bewährt: Belohnung und Streicheleinheiten. Zunächst einmal ignorieren, mal sehen, ob Mensch ihn sieht und was Mensch dann macht. Und ob Mensch bettelt: 'Hemmi komm.' Und dann erst kommen. Sich auf die Hinterpfoten stellen und gucken und auf die Stuhllehne springen und gucken was so auf dem Tisch liegt. Und vorsichtig an Armen und Händen schnuppern. Und dann gibt der Mensch genauso vorsichtig eine Haselnuss direkt vor das Schnäuzelchen. Na endlich, endlich hat Mensch kapiert. Zur Belohnung an den nackten Füßen vom Menschen schnuppern, ist ja eigentlich eklig, bäh, aber vielleicht klappt es dann nächstes Mal schneller mit der Nuss.
Nur manchmal ist Hamilton so neugierig, dass er alle Pädagogik fahren lässt und einfach nur gucken muss. Wenn wir Äpfel pflücken oder ich ordnend und schneidend in den Beeten hocke. Dann wird alles, was in den Komposteimer kommt, genauestens geprüft. Und dann tobt er durch den Garten, die Bäume hinauf, die Bäume hinunter mit einem großen Bogen ums Planschbecken. Wasser ist nicht sein Ding.
Und wenn wir mit unseren Kindern im Schatten auf dem Rasen sitzen, dann kommt er auch zu ihnen. 'Hast du eine Nuss?' Wer kann da widerstehen?
Die Haselnüsse übrigens - und manchmal auch Walnüsse und ab und zu Erdnüsse - werden nur ganz selten gleich geknackt. Wir haben schon gesehen, dass frisch gegebene Nüsse vergraben wurden, dafür wurde eine ältere Nuss ausgegraben und gegessen. Vielleicht knackt die Schale dann leichter, vielleicht schmeckt es 'abgehangen' besser? Who knows?
Die Forscher der Universität von Berkeley haben die Futtervorratswirtschaft der Eichhörnchen untersucht und sagen, sie würden die Nüsse nach Art und Größe und wahrscheinlich Vorlieben
vorsortieren und gezielt verstecken so wie wir die Einkäufe in unseren Küchenschrank einsortieren. 'Chunking' wäre das. Eichhörnchen würden sich später an diese Plätze erinnern, von wegen sie
würden die Nüsse nur erriechen und hätten alles vergessen, alles Quatsch. Sie seien mindestens so schlau wie Ratten. Mindestens. Hamiltons Vorratslager für kleine Haselnüsse ist übrigens unser
Rasen, größere Exemplare landen im Apfelbaumbeet und die besonders großen, die Jumbonüsse, werden in den Kobel mitgenommen.
Und manche vergräbt er leider in meinen Pflanztöpfen.