Und eins-zwei-drei sind die ersten Tage des Jahres vorbei. Und irgendwie ist alles wie vorher. Das Wetter grau und nass und stürmisch und für Winter zu warm, die Weihnachtssachen noch verteilt und die Schränke nicht wie einmal vor Monaten geplant aufgeräumt, die Weltpolitik kein Deut besser als im letzten Jahr, der Sch...virus noch immer da - und die Arbeit stapelt sich in ihren Akten in der Ecke.
Gerade habe ich bei Herrn Buddenbohm gelesen wie er gleich im Neuen Jahr alles Weihnachtliche einschließlich Tanne raus- und aufgeräumt hat, und Abstellraum und Keller gleich mit - und war voll Staunens über so viel Aktivität, wo das Wetter doch eigentlich zum im-Bett-bleiben verlockt. Wir jedenfalls brauchten unsere Energie einfach nur zum Aufstehen ins Dunkeltrübe. Aber dann ...
Wir haben an Tag Zwei des neuen Jahres einen langen Spaziergang gemacht. Womit ich das meine, was Generationen schon als Spaziergang bezeichnet haben und nicht dieses neumodische Dings einer Bevölkerungsminderheit, die sich aber für den Nabel Deutschlands hält und dass alles sich um ihre verdrehten Ansichten drehen müsse. Wir also sind ganz normal spazierengegangen, durch Hannovers Innenstadt mit den schönen Schaufenstern zum Gucken und den noch hängenden Weihnachtslichtern. Und siehe da, auf einmal standen wir vor dem Schaufenster der Galeria Kaufhof, auch wenn das Kaufhof nun passé ist und nur noch Galeria, dem Schaufenster mit der Steiffschen Märchenwelt.
Das Märchenland war vor einigen Jahren schon einmal da. Damals allerdings ohne Faultier im Baum (aber es gab ein Krokodil), ohne roten Panda, ohne Erdmännchen, ohne in China gemachte Hasen und so. Bei all dem verständlichen Bestreben nach Umsatz sollte Steiff bedenken, dass hier der Unterschied zwischen den schönen alten Steiff-Displays und der aktuellen Produktion so sehr ins Auge fällt, dass ... das ist schon blöd, wenn der Vergleich so direkt ist.
Die Märchendisplays aber waren schön - so schön. Ganz viel Gebrüder Grimm: Rapunzel und Dornröschen, Hans im Glück und Frau Holle und Schneeweißchen und Rosenrot. Hänsel und Gretel. Aschenputtel. Und die Sieben Schwaben. Etwas Wilhelm Busch: Max und Moritz und die Witwe Bolte. Kennt Ihr sie noch alle?
Sie gehörten zu meiner Kindheit, fest und unerschütterlich, jeden Abend vorgelesen und erzählt. Sie gehörten zu meinen Kindern, ich kaufte ein wunderschönes Märchenbuch mit wunderschönen Zeichnungen - und nahm dann doch mein altes Buch in die Hand und las daraus vor.