Die Tage waren hochsommerlich, viel Wärme bis hoch auf 34 Grad Celsius, die sich langsam und unerbittlich in die Häuser hineindrückten und sie aufheizten, Sonne, die meine schönen Rosenblüten einfach verdorrte, Nächte in denen immer noch 20 Grad Celsius waren und trotz Durchzugs keine wirkliche Abkühlung in die Schlafzimmer kam. Dann wachten wir am Samstagmorgen von einem lauten Gewitterknall auf, die Wände wackelten, eine Gewitterzelle hatte sich exklusiv über Hannover gebildet, ich fiel vor Schreck fast aus dem Bett, es schüttete 5 Minuten lang wie aus Kübeln, es knallte noch einmal - und ließ uns in schwüler Waschküchenluft zurück.
In der folgenden Nacht auf Sonntag kam wieder Gewitter, diesmal länger und blitzintensiver, mehr Regen, viel mehr Regen, und die Luft war feuchtigkeitsgeladen. Aber der Sonntagnachmittag war erträglich, nicht zu sehr warm, trocken. Die Nacht auf Montag brachte mal kein Gewitter, aber Regen satt, über Stunden, es rauschte nur so. Unser Planschbecken lief über, die Regentonne auch. Und, ach, meine schönen Rosenblüten ... Und als wollte uns Petrus eine lange Nase drehen, schüttete es am Tage immer wieder wie aus Kübeln, so von einer Sekunde auf die nächste, wo keiner eine Chance hat sich rechtzeitig ins Trockene zu bringen, und genauso plötzlich hörte es wieder auf. Ausgerechnet am Montag.
Denn ganz hochoffiziell hat gestern der Sommer begonnen. Astronomisch. Sommersonnenwende. Da denkt man doch an Sonne, Wärme, blauen Himmel und nicht an Regen, oder?
Am 21sten Juni morgens um 5.32 Uhr hannoverscher Zeit stand die Sonne senkrecht über dem nördlichen Wendekreis und machte sich auf den Weg zurück zum Äquator und dann dem südlichen Wendekreis. Denn durch die gekippte Erdachse, die Erddrehung und die Erdbewegung um die Sonne sieht es auf der Erde ja so aus als schlingere die Sonne um den Äquator in einer Wellenbewegung herum. (Dabei schlingert die Erde, aber das ist eben der Standpunkt des Betrachters.) Für uns hier in Hannover bedeutet das konkret, dass wir den Tag mit der längsten Zeitdauer von Sonnenaufgang um 4.58 Uhr bis Sonnenuntergang um 21.47 Uhr im Jahr hatten, nämlich 16 Stunden, 48 Minuten und 20 Sekunden. Danach nun wird diese Zeitspanne wieder kürzer und wir schippern dem Winter entgegen, langsam und unaufhaltsam. Der Wintersonnenwende.
Wobei für die Menschen auf der Südhalbkugel diese Dinge genau umgekehrt sind. Gestern die Wintersonnenwende, also der kürzeste Tag, und in 6 Monaten die Sommersonnenwende. Ja, es ist kompliziert, aber einfach wäre ja langweilig.
Da die Sonnenauf- und -untergangszeiten jedes Längengrades rund um die Erde unterschiedlich sind, haben nicht immer nicht alle Orte auf ihr am selben Datum den längsten oder kürzesten Tag, Zum Beispiel Vancouver, Ottawa, Toronto, Washington, San Francisco, New York, Los Angeles, Guatemala, Managua, Detroit, Chicago und Bogota, die allesamt schon am Sonntag, dem 20sten, ihre Sommersonnenwende hatten.
Und jetzt, finde ich, könnte der Regen ruhig mal wieder Pause machen.