In unserem Garten sind nicht mehr Wespen als in den Vorjahren. Und nur selten kommt eine zum Nachschauen, was wir da so essen oder verirrt sich ins Haus. Dafür sitzen sie in einer Gartenecke auf
einem halben süßen Apfel und knabbern mit Hingabe. Und trinken immer wieder Wasser am Schalenbrunnen. Ich glaube, dass die Stadtwespen vor allem an Durst leiden. Wespen ernähren sich
hauptsächlich von Pollen und Nektar, von Früchten und Obstsäften und nur die Larven bekommen Tierisches. Dafür gehen die Wespen auf Jagd nach Ameisen, Spinnen, Fliegen und Blattläusen.
Und geräuchertem Putenschinken. Den gab es eine Zeitlang bei uns zum Frühstück und der harte Rand wurde immer abgeschnitten. Eine Delikatesse für Wespchen. Sie saß auf der Tischdecke und kämpfte. Zu groß zum Ebenmalmitnehmen, schnitt sie mit kräftigen Kiefern große Stücke heraus und versuchte damit loszufliegen. Das torkelte gewaltig und der Kurvenflug war bedenklich. Unsere Kinder fanden es toll und bewunderten die Kraft, Ausdauer und Hartnäckigkeit, die in so einem kleinen Insekt stecken. Einen Sommer lang kam sie pünktlich jeden Morgen um sich ihr Schinkenstück zu holen.
Für mich sind Wespen ganz erstaunliche Insekten.
Sie leben nur einen Frühling-Sommer-Herbst lang. Nur junge Königinnen überstehen versteckt in Ritzen und Höhlen in Kältestarre den Winter und beginnen im Frühjahr ein neues Nest zu bauen. Dazu
zerkauen sie Holzfasern bis eine papierähnliche Masse entsteht und bauen daraus überaus stabile Wabennester, die sogar eine isolierende Außenhülle bekommen. In die Waben legen sie Eier, päppeln
und füttern ihren Nachwuchs, der dann als Wespenarbeiterinnen wieder neue Eier versorgt und aufzieht und mit Essen versorgt. Bis eine ganze Wespensippe mit genauer Arbeits- und Aufgabenteilung
entstanden ist. Was für eine Leistung.