Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Ach ja, gestern war ja der 5te. Und was habe ich gemacht? Terrassen und Balkon aufgeräumt. In der Hoffnung, dass nun der Frost endgültig gegangen ist, habe ich die Noppenfolie um die Kübel heruntergezogen, die Balkonkästen ausgepackt und schon einmal Frühlingsblumen verteilt.
Dann klingelte es an der Haustür. Zwei Männer in Arbeits-Sicherheitskluft standen davor. "Moin, Firma Kuhlmann, wissen Sie, der Regenwasserkanal hier im Weg ist dort (die Hand zeigt auf eine Stelle im Klinkerweg) zusammengebrochen und wir müssen reparieren." Und er wüsste gern, ob das vielleicht theoretisch am nächsten Morgen möglich sei. Und wir könnten dann bis alles fertig sei nicht an unsere Garage.
Ich sagte: "Und tatsächlich praktisch?" und dass uns die Reparatur seit September angekündigt sei, dass die nachtleuchtende Markierung auf den Klinkern, die nun nicht mehr ganz so leuchtete, zum Glück, uns täglich daran erinnern würde. Und wie lange das denn dauern würde. Also am Montag seien sie dann fertig. Ich fragte warum sie dann nicht am Montag anfangen würden, dann seien sie am Mittwoch fertig und wir könnten am Wochenende unsere Garage nutzen, die so zwei nutzlose Tage lang blockiert sei ... Ja, wenn sie früh kämen, so 7.30 Uhr, dann wären sie vielleicht am Freitag schon fertig. In diese Aussage hatte ich kein Vertrauen.
Der eine der Männer malte noch ein wenig mehr Markierung auf die Klinker, dann gingen sie. Und jetzt am Donnerstagvormittag um 10.00 Uhr ist von Arbeitern noch nichts zu sehen.
Update: Nachmittags klingelte es erneut. Der Kollege sei erkrankt, sie kämen erst am Montag im Laufe des Tages, bestimmt aber am Dienstag. Wir sind gespannt.
Am Abend waren wir dann im Theater am Aegi. Samt Taschen- und Gesichtskontrolle. "Was haben sie da in der Tüte? Medikamente?" "Ja, natürlich." Immer 'Ja' sagen. Was noch alles darunter lag - interessierte nicht. Das übrige Publikum schleppte Wasserpistolen hinein, Toilettenpapierrollen, Konfetti und Zeitungen, Partyhütchen - das alles interessierte nicht. Denn es war RockyHorrorShow und wer all diese Dinge nicht mitgebracht hatte, konnte für sagenhafte 15 Euronen die ultimative Fantasche mit eben diesem Inhalt im Foyer erwerben. Nur das Wasser musste selbst in die Pistolen gefüllt werden. Hinter uns saß eine 7köpfige Frauengruppe in den 30ern, wir hörten genaue Regieanweisungen, was wann dran war, und dann sah ich, es war ein Junggesellinnenabschied und alle hatten eine Fantasche.
Ein Teil des Publikums, vielleicht ein Fünftel, war RockyHorrormäßig angezogen, ganze Familien = Vater, Mutter, Sohn, Tochter in Straps und Netzstrumpfhose und Corsage. Und das Fernsehen war da und filmte und interviewte. Denn die Show ist schließlich 'Kult' und wird im Publikum mitgespielt und - ja - da wird man dann auch nass, nur die Schauspieler auf der Bühne nicht, denn bei denen ist der Regen nur virtuell.
Es war, bis auf die Erzählteile, alles auf Englisch, das aber war egal, denn alle können Englisch und kennen die Story ohne viel Sinn und, dank der in den letzten 50 Jahren veränderten Welt, ohne diese 'Shocking' Momente der ersten Jahre. Männer in Straps und High Heels - na und? Dafür mussten die Sexszenen, als Scherenschnitt, deftig ausfallen. Und selbst da war es kaum zum Augenbrauen-Hochziehen.
Es war unerwartet kurz, gerade zwei Stunden mit Pause, an deren Ende wir sogar eine Laugenbrezel ergatterten. Das Catering benötigt dringend eine Neuorganisation. Die Musik war gut, der Gesang war gut. Der Erzähler war eine Enttäuschung, viel zu leise vernuschelte er seinen Text. Das interagierende Publikum blieb hannoversch gebremst. Also ich fand es war ausreichend Wasser und Konfetti und Klopapiergewerfe. Aber vielleicht deshalb gab es nur einen Vorhang.
Ich weiß nicht woran es lag, aber bei mir sprang der Funke nicht über. Dieser Sog ins Geschehen hinein, der mich sonst immer im Theater erfasst, blieb aus.
Und als wir dann recht früh wieder zu Hause waren, hatten wir Hunger und wärmten uns Reste auf.