Das war ein schönes Weihnachtsfest. Die Familie war (fast) komplett, am ersten Feiertag richtig komplett, die Kerzen am Tannenbaum leuchteten, es gab lecker Essen und lecker Trinken und die Gaben fanden das Wohlwollen der Beschenkten. Natürlich war es anstrengend. Ich rätsele noch, ob das am fortgeschrittenen Alter liegt oder am geänderten Bewusstsein für diese Dinge, wahrscheinlich beides. Ich wuppe Keksbackerei, Geschenke einpacken und Kärtchen schreiben, Tanne und Haus schmücken, vor allem aber fast 7 Kilogramm Truthahn mit allem Drum und Dran nicht mehr so lässig wie vor 10 Jahren. Aber gut war er.
7 Kilogramm Truthahn im Backofen drehen und manövrieren ... nicht nur eine Bratengabel habe ich in den vergangenen Jahren am Truti verbogen. Am ersten Feiertag ging es mit ihm morgens um 9 Uhr los, das gröbste Fett entfernen, salzen, würzen, Füllung hineinstopfen, zunähen, mit Öl-Gewürzmischung einstreichen, Backofen auf 120 Grad heizen, Truthahn hinein - und abends um 18 Uhr war er fertig.
Am Heiligabend zuvor war die Familie wieder in der Kirche gewesen, unerwartet leer war es dort. Wir fragten uns, ob das an der neuen Pastorin liegen mochte. Dass die mehr oder weniger Gläubigen zu Weihnachten lieber zu jemand anderem gehen ... Die Predigt handelte von den Bundestagswahlen, "denken wir mal von der Gegenwart in die Zukunft, stellen wir uns vor, es sei Bundestagswahl und Kinder und Jugendliche stünden zur Wahl", sie wollte hinaus auf einen politischen Neuanfang, dass Jesus ein Neuanfang für die Menschen gewesen sei, schon als Kind habe er mit schlauen Männern diskutiert - bitte, wo war das Weihnachtliche? Verwundert rieben sich die Menschen in den Bänken die Augen. Ja, alle saßen in den Bänken, Stehplätze seien nicht mehr erlaubt aus sicherheitstechnischen Gründen, hieß es. Alle die zu spät kämen, müssten wieder gehen. Vielleicht auch deshalb hatte so manch Einer keine Lust gehabt.
Und der Kirche sollte mal Jemand sagen, was vertane Chancen sind.
Zu Hause aber leuchtete der Stern von Bethlehem im Nachbargarten - heller als die Straßenlaternen es je könnten.