Draußen stürmt und schüttet gerade der Regen, die Regentonne läuft über, der Garten mutiert zum Teich, der Kellerschacht an der Westseite ist gottlob mit 30 Zentimeter hoher Rasenkante gesichert, dort steht das Wasser 10 Zentimeter hoch. Zeit, um noch etwas vom Museum zu erzählen. Von den Etruskern.
Das Volk der Etrusker tauchte um 1000 vor Christus in der heutigen Toskana in Italien auf. Die Historiker streiten immer noch, woher sie wohl kamen, ob sie aus einem anderen Land stammten oder ob sie aus der damaligen Bevölkerung heraus entstanden, klar ist nur, dass sie Adelsgeschlechter mit Königen hatten und jeder König eine Stadt regierte. Zwölf Etruskerstädte gab es, zu einem Städtebund zusammengeschlossen, darunter Rom.
Die Etrusker hatten eine eigene Sprache und Schrift, angelehnt an das Griechische, gelesen wurde von rechts nach links, aber sie schrieben wohl nicht sehr viel oder es wurde zerstört, zumindest wurde nur wenig gefunden. Die etruskischen Frauen hatten mehr Rechte und Freiheiten als in vielen anderen Völkern, ob sie gleichberechtigt waren ist schwer zu sagen. Angeblich wurde gern gefeiert.
Alles Griechische war IN, es wurden griechische Waren importiert und als Vorbild für das eigene Handwerk genommen, es wurde aber auch exportiert, es gab sehr schöne etruskische Keramiken
(schwarzes Bucchero oder in Zinn getauchte Kannen für den besonderen Geschmack) und hervorragenden Schmuck., wirklich hervorragend und heute noch tragbar.
Handelsbeziehungen gab es bis nach Skandinavien. Die Etrusker waren gute Seefahrer und beherrschten ab 750 vor Christus das Tyrrhenische Meer (das begrenzt wird von Elba, Korsika, Sardinien,
Sizilien und dem italienischen Festland). Militärische Auseinandersetzungen führten zu einer Ausweitung des etruskischen Gebiets, um 600 vor Christus waren die Etrusker auf dem Höhepunkt ihrer
Macht. Aber letztendlich ging das Volk in den letzten 100 Jahren vor Christus im römischen Volk unter, es wurde assimiliert (hallo Startrek), etruskische Sitten und Gebräuche wurden zu
römischen.
Die Ausstellung im Landesmuseum trägt den Untertitel "Etruskische Schätze aus der Villa Giulia", diese römische Villa war einmal eine päpstliche Sommerfrische und ist nun das etruskische Nationalmuseum. Die Ausstellung macht einen Ausflug in die Eisenzeit, vergleicht die Kunst mit der in Nordeuropa und stellt die italienische Familie Castellani in den Fokus. Schon Papa Castellani (1793-1865) war Goldschmied, gründete 1814 sein eigenes Atelier, interessierte sich für alles Etruskische und sammelte, rein nach ästhetischen Kriterien, ein Grauen für heutige Archäologen. Seine beiden Söhne führten das fort, einer in Paris, einer in Italien, und sammelten und handelten mit den Stücken... denn mit Etruskern ließ sich gut Geld machen. Jetzt waren Etrusker IN. Und der nachgemachte, pardon, nachempfundene Schmuck erst. Der Hype vor dem ägyptischen Hype. Dann kam der Jugendstil und etruskischer Schmuck war OUT.
Immerhin, Alfredo, der Sohn und Erbe von Augusto Castellani (1829-1914), stiftete später seine "Etrusker" dem italienischen Staat, fürs Museum, mehr als 6000 Stücke. Etwa 100 davon sind in Hannover: echter etruskischer Schmuck, nachgemachter aus dem 19ten Jahrhundert, ganz viel Keramik und Schalen ... hauptsächlich Keramik und Schalen.
Woher das alles kam? Ein großer Teil von Friedhöfen, alten Friedhöfen der Etrusker, aus Gräbern, die für den Hype im 19ten Jahrhundert aufgegraben und geplündert
geborgen wurden. So betrachtet waren die Castellanis Grabräuber ... Auftraggeber der Grabräuber. Es gab ja genug zum Graben. Denn die Etrusker legten bei ihren Städten große Friedhöfe an, die Mode der Urnenbestattung, ärgerlich für alle Ausgräber (obwohl durchaus schöne Urnen), wandelte sich zu Erdbestattungen mit schönen Sarkophagen und allerlei Grabbeigaben für alles, was man so braucht in der Welt nach der Welt. Grabkammern wurden angelegt und ausgemalt - eine nachgebaute steht in der Ausstellung - mit dem Flair einer Aufzugkabine.
Ich kaufte mir den Ausstellungskatalog für 15 Euronen, weil ich in einem kurzen Beitrag über Moorarchäologie den Namen meines Onkels entdeckt hatte. (Ihr könnt jetzt fragen, was Moorarchäologie mit den Etruskern zu tun hat ... ich kanns nicht sagen ... aber interessant.) Und dachte, vielleicht stünde ja im Katalog mehr über das etruskische Leben und die ausgestellten Stücke. (Äh, nein.) Ich begann schon nach den ersten Seiten mich zu ärgern: Über falsche gesetzte und fehlende Kommata, über grammatikalisch falsche Sätze, Sätze, in denen Worte vorkamen, die keinen Sinn hatten oder in denen Worte fehlten. Sätze, die keinen Sinn ergaben. Das Gefühl, dass da ein Computerprogramm aus dem italienischen/englischen/französischen übersetzt hatte .... Und niemand Korrektur gelesen.
Bereits eine der Infotafeln in der Ausstellung war so fehlerhaft ... Hannover, die Hochburg des korrekten Deutsch ... in einer Ausstellung des Niedersächsischen Landesmuseums ist das einfach nur peinlich für Museumsdirektorin und Kurator.