Ich hatte einen festen Vorsatz: 'In diesem Jahr soll der Tannenbaum kleiner sein als sonst.' Wir haben seit über dreißig Jahren immer Tannenbäume gekauft, die bis an die Decke im Wohnzimmer reichten. Es war jedes Jahr ein Kraftakt, sie nach Hause zu bekommen, sie in den Ständer zu bekommen und auszurichten. Und ich dachte, wir könnten es uns mit einem kleineren Baum leichter machen. Na ja, nicht viel kleiner, aber ein wenig.
Wir fuhren also zum Tannenbaumhändler unseres Vertrauens (ebenfalls seit über dreißig Jahren) und wanderten durch den ausgestellten Tannenwald, das waren wirklich viele Tannenbäume jeder Größe und eine enorme Auswahl. Und da stand der perfekte Baum - nur eben nicht kleiner als sonst, sondern so groß, dass die Spitze 1 Zentimeter unter der Wohnzimmerdecke endete - und wir sagten "egal" und nahmen ihn mit. Aber im nächsten Jahr, ganz bestimmt, da wird es ein kleinerer Baum.
Das Kaufen ist immer die eine Sache. Das Schmücken dann die zweite. Ich habe das erste Mal mit 10 Jahren den Tannenbaum selbst geschmückt. Wir hatten damals immer einen kleinen Baum in unserem kleinen Wohnzimmer. Er stand dann auf dem niedrigen Bücherschrank neben der Tür. Und ausgerechnet zu Weihnachten wurden meine Eltern krank. Und der Baum stand noch im Garten. Ich überredete meinen Vater, trotz seines Fiebers die Tanne in den Ständer zu montieren und auf den Schrank zu stellen, ich würde dann schmücken. Er sah mich skeptisch an. Und ich schmückte: mit Lichterkette und Kugeln und Lametta. Danach tat ich das jedes Jahr.
In diesem Jahr kamen Bienenwachskerzen in goldenen Haltern, rote Kugeln und Zapfen, Messinganhänger, etwas Glas und Strohsterne an unseren Tannenbaum. Vor allem Strohsterne, selbstgemachte von Mutter und Schwiegermutter, von der Tante - und von mir.