Sie kamen im August, mitten in der Trockenheits-Hitzewelle. Sie umsummten den großen Fliederbusch an der Gartenmauer. Krabbelten auf seinen Ästen und nagten an der Rinde. Hornissen.
Nein, sie haben niemandem etwas getan. Waren viel zu beschäftigt um von mir auch nur Notiz zu nehmen. Ich ging ins Haus und googelte. Was machen die Hornissen im Flieder?
Des Rätsels Lösung: Ringeln. Kennt Ihr nicht? Kannte ich auch nicht.
Es bedeutet, dass die Insekten die Rinde vom Flieder abschälen und den Saft, mit dem der Busch versucht, die Wunde zu schließen, auflecken. Der Saft ist zuckerhaltig und wird zum Hornissennest getragen, als Nahrung für den Hornissenstamm. Gerade im Spätsommer ist das wohl gang und gäbe, bei uns aber kamen die Hornissen das erste Mal zum Ringeln. Nun hoffen wir, dass der Flieder den Rindenschaden gut verkraftet und trotzdem im Frühjahr blüht.
Wenn Hornissen ihren Nachwuchs aufziehen, wird dagegen mit Fleisch, d. h. anderen Insekten gefüttert. Auch mit Wespen. Wir konnten das im Stadtpark beobachten: eine Wespe saß auf einer Blüte und naschte Nektar, eine Hornisse flog heran und - zack - stürzte sich auf die Wespe und flog mit der Beute davon.
Nach einigen Tagen war das Ringeln dann beendet und keine Hornissen mehr da. Jetzt im September, jetzt im kalten, nassen, wolkenbedeckten Frühherbst, sterben die Hornissen - die Wespen übrigens auch. Nur die Königinnen überleben bis zum nächsten Jahr. Im Oktober sind die Nester verwaist.
Auch um das große Wespennest im Kleingarten der Familienjugend ist es bereits still geworden. Ein Prachtstück. Ich war davon entzückt. Die Jugend weniger. Aber auch die Wespen haben niemandem etwas getan. Im November kann das Nest dann ohne Gefahr entfernt werden.