Es ist immer noch Krieg. Es wird nicht besser. Das Herz ist immer noch schwer und das Entsetzen lässt nicht nach. Der morgendliche Blick in die Zeitung kostet Überwindung. Es ist immer noch Corona, auch das wird nicht besser, auch wenn alle so tun, als sei es vorbei. Inzidenz so roundabout 1900. Diese Zahl überhaupt zu denken kostet Überwindung.
Und es ist Frühling. Den Jahreszeiten ist es egal, was Menschen sich antun, also nicht das, was sie dem Klima antun, aber ob sie sich selbst zerstören ist wurscht. Wenn wir aussterben wie die Dinosaurier, dazu brauchen wir keinen Meteoreinschlag, das schaffen wir ganz allein. Aber nun ist Frühling.
Frühling bedeutet bei uns, dass es höchste Zeit ist, die Kletterrosen zurückzuschneiden.
Und mal um die Ecke rauszufahren, da blüht es bereits, die ersten weißen Wolken aus zarten Blüten in Büschen und Bäumen.
Die Zeitung schreibt von blauen Wolken am Boden und meint damit die Scillas, die auch in unserem Garten jetzt blühen. Und natürlich am Bergfriedhof in Linden. Ich weiß nur gar nicht, ob ich hin möchte. Voll wird es dort sein nach dieser Werbung und einem Foto mit zwei jungen Männern mitten in den Scillas. Dabei soll man doch nicht auf die Scillaflächen gehen, wegen der Blüten und wegen der Toten, die drunter liegen. Es ist ja immer noch ein Friedhof und keine Selfie-Location. Ach, ich weiß noch nicht.
Außerdem muss ich ja auch in unseren Stadtwald, die Eilenriede, denn da blühen die Buschwindröschen und es wächst der Berliner Lauch. Er blüht noch nicht, aber das wird nicht lange dauern und dann hat die Zeitung ihre nächste Schlagzeile. Wenn sich da jemand mitten hinein stellte, wäre das nicht schlimm.