Neulich habe ich mich für mein Hannover geschämt. Es war nachts um 3 Uhr und es war entsprechend dunkel und es war nass und ich habe gefroren und die ganze Situation war einfach irrational und peinlich.
Wie das kam?
Die Familienjugend war in Urlaub geflogen, das macht man so, wenn man in den Zwanzigern ist und etwas von der Welt sehen möchte, egal was die Freitagsdemonstranten zur Klimabelastung sagen. Das macht man so und ich finde das völlig in Ordnung. Und neulich Nacht kam die Familienjugend zurück, mit Verspätung, in the middle of the night. Und was machen Eltern dann? Sie holen sie mit dem Auto am Flughafen ab - denn um diese Uhrzeit fährt keine S- oder U-Bahn mehr aus der Pampa in die City Hannovers.
Hannovers Flughafen liegt vor den Toren der Stadt und vor den Toren Langenhagens, 20 Autominuten von uns entfernt. Ich kenne ihn seit meiner Grundschulzeit. Damals fand dort die ILA, die Internationale Luftfahrtausstellung, statt und wir sammelten alle Zeitungsartikel und Prospekte dazu für eine Schulmappe und natürlich waren wir dort und haben uns die Flugzeuge angeschaut. Damals war das Flughafengebäude einfach eine langgestreckte Halle und man lief übers Rollfeld zu den Fliegern und kraxelte die Rolltreppe hoch ins Flugzeug. Das war auch noch so, als ich das erste Mal zur Verwandtschaft nach England flog. Erst danach kamen moderne Terminals mit diesen Rolltreppen-Saugrüsseln, die Treppensteigen überflüssig machen. Und Hannover baute sich drei davon und aus dem alten Gebäude wurde das Frachtzentrum und dann wurde auch das durch etwas Modernes ersetzt. Nun scheint es Zeit zu sein wieder umzubauen und eines der Terminals ist deshalb gesperrt. Bis Herbst 2020.
Als wir auf der Flughafen-Webseite nachschauten, wo der Flug der Kinder anlanden würde, stand da: "Terminal D". Wo - und was - ist - Terminal - D?
Ich kannte nur A, B und C, alle in einem Gebäude miteinander verbunden und vor jedem ein schöner überdachter Parkplatz für die kurzen Wege. Dann fand ich einen Plan auf der Webseite und tatsächlich, etwas abseits von den Dreien war ein einzeln stehendes Gebäude eingezeichnet: D. Und der Hinweis, das Gepäck müsse bei Abflügen zwingend in Terminal A oder B aufgegeben werden, danach hätte man nur einen Fußweg von 10 bis 15 Minuten zu D hinüber. Aber offensichtlich ist das Vertrauen in die Fitness der Passagiere nicht sehr groß: 'Machen sie sich bitte umgehend nach dem Check-in auf den Weg.'
Wir machten uns auf den Weg und verfluchten die Nachtflugerlaubnis. Airport - Ankunft - Terminal A hier Parken - Terminal B hier Parken - Terminal C und D hier Parken. Aha. Wir parkten. Ganz am Ende. Ein Schild mit Pfeil: D. Wir liefen vom Parkplatz herunter, die Straße entlang, an einem Zaun entlang, überall Halteverbot, es nieselte, es war dunkel, es war kalt, dann ein Gebäude. 'Hier nur Abflug'.
Also noch ganz am Gebäude entlang bis zur linken Ecke. 'Ankunft'. Die Tür war geschlossen, drinnen alles dunkel. Immerhin gab es ein Vordach. Und ein aufgemotztes provisorisches Klo, aber sauber. Sitzmöglichkeiten gab es nicht. Und dann warteten wir. Von der Landung der Maschine bis zum Auftauchen der Kinder 40 Minuten. Meine dicke Jacke lag im Auto, weil ich erwartet hatte, irgendwo DRINNEN zu warten. Habe ich schon erwähnt, dass es nieselte und kalt war?
Die ersten Ankünftler, die (nach Landung, Rolltreppe hinunterkraxeln, Busfahrt, Koffer einsammeln, Ausgang suchen) zur Tür hinausstolperten, guckten verwirrt und perplex in die Dunkelheit. Es gab ein Schild, aber das stand etwas abseitig und eben nicht im Licht des Vordachs und dann sagte jemand von uns Wartenden: 'links an der Straße entlang, dann kommen sie zum eigentlichen Flughafen.' Vom Flughafenpersonal war niemand da.
Hinterher habe ich gelesen, dass dieses Terminal sonst vom englischen Militär genutzt wird - und für Abschiebungen. Das erklärt manches, rechtfertigt aber nichts. Ich sehe die Abholenden schon im Winter bei Schneesturm auf dieser entzückenden Abholfläche stehen und dann Kofferziehen bis zum Parkplatz, während die Ferien-Heimkehrer vor sich hin bibbern ... Als wäre Hannover in der Provinz.