Jetzt, wo es kälter geworden ist, wenn ich da vor unserem Haus stehe, tief durchatme und die Augen schließe ... vor meinem geistigen Auge erscheinen die Hänge des Erzgebirges, der Turm einer kleinen Kirche und die rauchenden Schornsteine der Erzgebirgshäuser. Dann mache ich die Augen wieder auf und sehe den fastschwarzen Rauch aus dem neuen Edelstahlschornstein des Nachbarn aufsteigen. Meine Augen und mein Gehirn sagen mir, ich bin in Hannover, meine Nase sagt Erzgebirge. Erzgebirge vor 25 Jahren.
Eigentlich hatte ich gedacht, wir hätten diesen Gestank nach Winter überwunden. Wir zum Beispiel haben einen supermodernen Brennwertheizkessel im Keller, der so wenige Emissionen erzeugt, dass der Schornsteinfeger Mühe hat, überhaupt etwas zu messen. Und die Nachbarn haben sicher auch entsprechendes im Keller, das Haus dick mit Styropor gedämmt, sooo Öko und Umwelt. Und dann wird Kachel- oder Kaminofen angeworfen und ordentlich Dreck aus dem Schornstein geschleudert. Weil es ja so behaglich ist. Und in Mode. Überall um uns herum tauchen jetzt diese Kaminschornsteine auf. Und es stinkt.
Während Seiffen sich inzwischen "Luftkurort" nennt und dementsprechend sauber heizt.
Schornsteinfeger sollen die Umweltverträglichkeit der "Kleinfeuerungsanlagen" prüfen, ich frage mich nur wie sie das tun, wenn sie im Sommer ihre Runde über die Hausdächer und durch die Heizungskeller machen.