Wenn es langsam Frühling wird und die Sonne an Kraft gewinnt, die Böden wärmer werden und das erste Grün sprießt, dann ist es Zeit, die Kamera zu schnappen und einen langen ausgedehnten Spaziergang in der Eilenriede zu machen.
Die Eilenriede ist unser hannoverscher Stadtwald.
Er ist für Hannoveraner so wichtig, wie der Centralpark für einen New Yorker - nein, das stimmt nicht, wichtiger. Denn in frostkalten Nachkriegswintern hat sein Bruchholz so manchen Hannoveraner vor dem Erfrieren gerettet. Außerdem ist er größer als der Centralpark (6,4 Quadratkilometer), hat mehr und längere Wege (130 km, auch Reitwege) und er hat Liegewiesen, Spielplätze, einen Rodelhügel, einen Trimmdichpfad, etliche Denkmäler, Brücken und so viele Bänke, dass man immer eine zum Ausruhen findet.
Und er ist viel älter.
Die Keimzelle der Eilenriede war ein sumpfiges, von Erlen bestandenes Waldgebiet, ungeeignet zum Bebauen, das 1371 "großzügig" der Stadt geschenkt wurde. Mit der Auflage, den Wald zu hegen und zu pflegen und zu erweitern. Das hat Hannover seitdem sehr erfolgreich getan und mit den Jahrhunderten ist aus einem Nutzholzwald und Viehweide ein Frischlufterholungsbereich und Naturwald für uns Hannoveraner geworden, in dem man einfach vergisst, dass man mitten in der Stadt ist. Da zwitschern die Vögel, klopft der Specht und die Blätter rauschen im Wind.
Und dazwischen wiegen die Buschwindröschen ihre Köpfe.
Seit einigen Jahren schon wollte ich zur Buschwindröschenblüte in die Eilenriede und Fotos machen. Und jedesmal war ich zu spät. In diesem Jahr hat es nun geklappt, da waren sie, und wir mussten gar nicht weit von der Straße aus in den Wald hinein gehen.
Buschwindröschen (lateinisch heißen sie Anemone nemorosa) sind Frühjahrspflanzen, die blühen, wenn die Bäume noch kein Laub tragen, und die ihr eigenes Laub schon im Frühsommer wieder einziehen. Dann ruht ihr Wurzelwerk, die Rhizome, in der Mulchschicht im Boden und wird am besten bis zum nächsten Jahr nicht gestört. Im Garten meiner Eltern wuchsen die Röschen unter unserem Kirschbaum und keiner wusste, woher sie gekommen waren.