Martinstag. Kinder tragen Licht in dunklen Novemberdämmer und erinnern uns daran, wie Sankt Martin seinen Mantel mit einem Bettler geteilt hat. Mitgefühl und Hilfsbereitschaft müssen damals vor rund 1700 Jahren etwas sehr Außergewöhnliches gewesen sein. Nur damals?
Der Restmantel übrigens gehörte zum Kronschatz der Merowinger, die den fränkischen (der Vorläufer des heutigen Frankreichs) König stellten. Er war das Highlight, so groß war die Verehrung Sankt Martins. Damals waren Könige ständig auf Reisen, um alles im Blick zu haben und Recht zu sprechen und die Mantelhälfte reiste mit dem König und seinem Hofstaat von Residenz zu Residenz mit, bis sie Ende des 7. Jahrhunderts im Königspalast (übrigens der Vorgänger des Louvre) in Paris landete und nur noch zu Feldzügen mitgenommen wurde. Als Glücksbringer?
Martin war noch römischer Soldat gewesen, als er ihn teilte, und der Mantel war eigentlich ein Offiziersumhang der kaiserlichen Garde, wahrscheinlich weiß und mit Schaffell gefüttert. Die "Dienst"kleidung wurde damals nur zur Hälfte von Rom gestellt, die andere Hälfte musste von den Soldaten selbst bezahlt werden. Diese Hälfte verschenkte Martin.
Die Karolinger lösten die Merowinger ab, der Mantel blieb das Symbol für christliche Werte, die erfolgreich auch ins Gebiet des heutigen Deutschlands exportiert wurden...
Im 16. Jahrhundert dann wurde der Mantel während der französischen Religionskriege von Hugenotten zerstört.