Wieder feiern wir den Tag der deutschen Einheit, wobei das Feiern vor allem im Hervorkramen der DDR-Vergangenheit und der Unterschiede zwischen Ost und West besteht. Ich würde mehr Vorwärts-Gewandtheit und Blick auf die Gemeinsamkeiten der alten und neuen Bundesländer begrüßen, auf die Einheit. Aber wer bin ich schon ...
Deutschland feiert diesjährig im Saarland, weil das heuer den Vorsitz im Bundesrat hat. Länderhauptstadt ist Saarbrücken. Eine Stadt, die ich nur aus den SOKO-Folgen im Zweiten Programm kenne, jedenfalls scheint es landschaftlich schön zu sein. Der Dialekt dort (SOKO ansehen und hören), nun ja, für eine Hannoveranerin gewöhnungsbedürftig. Das Saarland liegt mit seinen Grenzen an Rheinland-Pfalz und an Frankreich und Luxemburg, in beiden Ländern war ich schon. In Rheinland-Pfalz natürlich auch, aber nicht im Saarland. Sollte ich das ändern?
Das Gebiet des Saarlands hat eine 'högscht' interessante Geschichte. Ich liebe so etwas. Es gab Grafschaften und Kurfürsten- und Herzogtümer des 'Heiligen Römischen Reichs' und immer wieder Streitigkeiten um das Gebiet, die Regierungshoheit wechselte hin und her. Ludwig XIV. beanspruchte es, Napoleon wollte es, nach dem Wiener Kongress wurde es Preußen und Bayern gegeben. Nach dem ersten Weltkrieg kam es unter die Regierung des Völkerbundes, eine Art Vorläufer der Vereinten Nationen, und französische Verwaltung, nach 15 Jahren durften die Einwohner wählen, zu welchem Land sie gehören wollten und sie wählten Deutschland, inzwischen unter NSDAP-Regierung.
Nach dem zweiten Weltkrieg gehörte es zur amerikanischen Besatzungszone. Frankreich hätte es gerne gehabt, für immer gehabt und den Kohlebergbau an der Saar gleich mit. Dem standen Absprachen der USA und Großbritanniens im Weg, die aber wollten gleichzeitig Frankreich nicht verärgern. So zogen US-Truppen ab und französische Besatzungstruppen ein.
1947 gab sich das Saarland eine eigene Verfassung und wählte den ersten Landtag. Am 31.12.1947 wurde es unabhängig vom übrigen Deutschland, war aber wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen, das auch die Außenvertretung und Verteidigung übernahm. 'Im Juli 1948 erhielten alle Saarländer eine eigene Staatsangehörigkeit." (Wikipedia) Der neue Staat Saarland nahm auch 1952 an den Olympischen Spielen in Helsinki teil. In den folgenden Jahren diskutierten die Saarländer über Autonomie, Wirtschaftsunion mit Frankreich, das damals schon regierungsbildende Schwierigkeiten hatte, und Angliederung an die Bundesrepublik, die boomende Wirtschaft dort lockte. Es gab eine Volksabstimmung. Im Dezember 1956 wurde das Saarland Teil der Bundesrepublik Deutschland. Und nur deshalb können wir dort feiern.
Das Wetter jedenfalls ist dafür noch einmal prima, trocken und Sonne und deshalb Kuchen im Garten.