Der Sommer hat seine Sachen zusammengesammelt, die Sonne hat noch einmal warm geschienen zum Abschied. Nun ist wirklich Herbst, auch kalendarisch. Wir haben den Nachmittag lesend im Garten verbracht, die Libelle kam vorbei und versuchte noch einen der Schmetterlinge zu erjagen, die Eichhörnchen kamen auf eine Nuss und die Vögel auf einen Sonnenblumenkern. Die Farben haben sich bereits auf Herbst gedreht, sind gelber geworden.
Am Samstag war passend zum Herbstanfang bei strahlender Sonne und Wärme Bothfelder Herbstmarkt, unser Stadtteilfest. Was wir sahen, war ein Schwinden der heimischen Teilnehmer, sei es Schule oder Verein, vor allem der heimischen Geschäfte, die sich die Mühe nicht mehr machen mögen. Dafür waren noch mehr Rummel-Stände da und füllten die Lücken und vielleicht deshalb kein Standplan mehr? Um mit einem Greifarm nach Plüschtieren zu fischen geht niemand auf den Herbstmarkt. Aber fürs Murmelland und ein schönes Karussell schon. Wo waren sie? Wer da war, war Herr Weil, der Ministerpräsident, aber nur ganz kurz. Er wirkte unkonzentriert, aber er hat ja auch jede Menge Trouble mit seiner selbstherrlichen Gehaltshochstufung seiner Mitarbeiterin, was dann - blöd, einfach blöd - in die Presse gelangte und diese seitdem nicht wieder verlassen hat. Und natürlich den letzten Wahlergebnissen seiner Partei.
Die Parteien waren alle da, bis auf eine, die im letzten Jahr offensichtlich verärgert hatte und ausgeladen wurde. Wer wohl? Die Nazis standen nun über die Straße hinweg, da, wo noch vor einigen Jahren auch Herbstmarktstände gestanden hatten und der Polizei-Infostand und der Kaufmann daneben beim Herbstmarkt mitgemacht hatte, wo jetzt aber kein Herbstmarktgelände mehr war. Und sie taten so, als ob. Die Leute, die an der Ampelkreuzung auf Grün warteten, wurden zugetextet, von für mich komplett unsympathisch aussehenden Männern, fast bedrohlich wirkten sie und ich glaube, das war Absicht. Beim Grünen-Stand auf dem Herbstmarktgelände gab es Sonnenblumen und Samentütchen und "Bunt statt Braun" Buttons, aber noch saßen die Leute auf dem Stand lethargisch beim Kaffee, bei der FDP war Entenangeln für Kinder, die letzte Verzweiflung (ich hätte gern eine Ente für meine Sammlung gehabt, aber ich durfte nicht und mein Kind auch nicht - zu alt), bei der CDU gab es einen Origamikraniche-Workshop, aber erst später, vorher Desinteresse und gähnende Leere, an den SPD-Stand erinnere ich mich nicht mehr (da hatte man mir vor einigen Jahren die rote SPD-Ente verweigert, sowas merke ich mir), dafür war ja Herr Weil da.
Hinterher sagte Radio Hannover, dass es Ärger mit den Nazis gegeben habe: bei den Grünen und bei den "Omas gegen Rechts" (die waren uns gar nicht aufgefallen, schade). Es wäre versuchte Einschüchterung gewesen. Und dass Jugend sich spontan zusammengetan hatte, Schilder gemalt und vor dem Nazi-Stand eine Kette gebildet hatte. Bis die Nazis - mimimi - die Polizei riefen, die allerdings von einer rechtlich erlaubten friedlichen Spontanversammlung sprach und einfach abwartete. Ja, so war das mit den Nazis. Keine Sonnenblumen für Nazis.
Wir gingen einmal die Straße hinauf und einmal herab, verglichen die Preise für Laugenbrezeln (von 1 Euro bis 4,50 Euronen war alles vertreten) und fuhren nach Hause in den Garten zu Kaffee und Kuchen.